Samstag, 30. Oktober 2010

Casa de Ciclista, Trujillo

Wie schon im letzten Bericht erwähnt, wohnen wir jetzt für ein paar Tage bei Lucho (Luis Ramirez d'Angelo) in der berühmten ersten und originalen Casa de Ciclistas in Trujillo.

Casa de Ciclista oder Casa de Amistad in Trujillo.

Ich muss zugeben, als ich auf diese Reise aufgebrochen bin, wusste ich von dieser Casa de Ciclistas noch nichts. Shame on me! Die Casa war aber etwas vom ersten, das von anderen Velofahrern erwähnt und empfohlen wurde, so dass sich mein Südamerika-Velofahrer-Allgemeinwissen bald auf dieses Must-Know erweiterte. Klar, als wir von in Argentinien und Chile waren, war dieser Velofahrer-Treff hier noch eher Theorie, das würde schliesslich Monate dauern, bis wir da ankamen.

Inzwischen haben wir es jedoch geschafft. Dank Luchos Wegbeschrieb und der Hilfsbereitschaft der Leute sind wir auch nicht lange Irrwege gefahren, sondern haben unser Ziel im chaotischen Grossstadtverkehr prompt gefunden. Totzt Beerdigung war der Empfang durch Luchos Familie herzlich. Inzwischen haben wir uns eingelebt und Lucho näher kennengelernt als er uns vor ein paar Tagen nach Chan Chan, einem riesigen archeologischen Komplex, lotste. Diese sehr persönliche Betreuung lässt einen nicht spüren, dass Martina und ich Ciclistas Nr. 1409 und 1408 sind. Lucho hat mir auch einen neuen Rückspiegel aufgetrieben, meinen alten hatte ich im Parque Nacional Huascarán verloren. Auch hat er versprochen, unsere Räder einer Spezialreinigung zu unterziehen, was ganz bestimmt nicht schaden kann.

Martina, ich und Lucho, im Hintergrund Chan Chan.

Die vielen hundert VelofahrerInnen, die vor uns da waren, haben fünf Gästebücher gefüllt, Nr. 6 ist auch schon fast voll. Für mich speziell interessant sind die Einträge von Ciclistas, die ich z.T. schon vor Monaten getroffen habe, sie auf dem Weg nach Ushuaia, ich von dort kommend. Oder die von anderen, ebenfalls nordwärts reisenden, die ich irgendwo getroffen habe, die nun aber schon viel weiter sind. Neben all diesen Normalos unter den Langzeitfahrern, haben hier auch richtige Legenden gewohnt, wie z.B. der Deutsche Heinz Stücke. Dieser Rekordhalter ist seit 1962 auf einem 3-Gang-Velo unterwegs, hat 192 Länder besucht und scheint keine Absicht zu haben, demnächst seine Reise zu beenden.

"Digitale" und "Analoge" Flamingos in Chan Chan.

Ausstattungsmässig ist die Casa sehr einfach. Es gibt zwei Zimmer für Ciclistas, eine kalte Dusche und ein Klo mit Wassertonnen-Spülung. Ich habe auch schon gehört, dass Velofahrer nicht kamen, da die Casa "in a dodgy part of town" sei. Also, sonderlich dodgig fühlen wir uns nicht, die Lage ist optimal 2 Minuten von einem Mercado entfernt. Klar, man geht nicht hierher, wenn man Luxus sucht. Man kommt hierher, weil der Austausch mit anderen Velofahrern interessant und informativ ist, und weil Lucho ein Supertyp ist, ein Original, den man einfach treffen muss.

Ausser Lucho haben wir hier natürlich noch andere, z.T. sehr spezielle Leute kennengelernt. Als wir ankamen, waren da schon Mauricio aus Kolumbien und seine mexikanische Freundin Luana, für unsere Massstäbe eher unkonventionelle Ciclistas. Beide haben recht normale Velos mit ebenso normalen Plastikkörben vorne und hinten draufgeschnallt. Sie sichern sich ihr Überleben mit Verkauf von Schmuck, Singen, Musizieren und Jonglieren auf der Strasse. Bestimmt der kreativere Lebensstil als wir normale Gringas.

Einen Tag nach uns angekommen ist Ruben Dario, ebenfalls aus Kolumbien. Ruben Dario ist mindestens einen Kopf kleiner als ich und fährt ein winziges Kindervelo. Kaum zu glauben, dass er damit von Bogatá hierher gefahren ist, und noch unglaublicher, er besitzt weder Pass noch ID oder sonst irgendwelche Papiere! Klar, alle halten ihn für einen Spinner und damit scheint er recht weit zu kommen.

Lua, Lucho Martina, Mau, Ruben Dario, Lance (Luchos Sohn) und ich.

Inzwischen ist auch noch Michela aus Italien in der Casa, eine französische Familie mit zwei Mädchen, 8- und 3-jährig, die nach einem Unfall notfallmässig nach Trujillo gekommen sind und denen es jetzt wieder gut geht, und seit heute eine weitere Familie mit zwei 15 und 13 Jahre alten Jungs. Ziemlich Full House, ist aber unterhaltsam und interessant.

Martina und ich werden auch länger als geplant hier bleiben da Lucho mich zur Teilnahme an einem Halbmarathon am 7. November "überredet" hat (als ob das schwierig gewesen wäre). Habe also gestern ein Paar Laufschuhe gekauft, für 160 Soles (ca. CHF 55) und bin eine halbe Stunde Joggen gegangen. Lief eigentlich nicht schlecht wenn man bedenkt, dass ich seit 11 Monaten kaum mehr einen Schritt gerannt bin. Mal schauen, wie fit ich mich in einer Woche kriege...

So sehen teure Salomon-Schuhe nach 11 Monate gebrauch aus,
wurde auch Zeit für einen Ersatz.


Mittwoch, 27. Oktober 2010

Huaraz - Trujillo: Aus den Bergen ans Meer

Wir haben es tatsächlich geschafft Huaraz zu verlassen. Am 22. Oktober morgens um halb sieben sind wir losgeradelt, einerseits etwas wehmütig, wir haben dort schliesslich eine gute Zeit verbracht, andererseits froh, dass es endlich weiterging. Kaum zu glauben, dass unsere Velos uns nach so langer Vernachlässigung (8 Wochen) noch kannten.

Die bepackten Velos stehen vor dem Hostal bereit.

Da Huaraz ja auf über 3'000 m und Trujillo auf Meereshöhe liegt, ging's erst mal kräftig abwärts. Die Strasse bis Caraz kannten wir ja bereits von zwei Busfahrten und wussten, dass wir eigentlich mindestens bis Yungay Aussicht auf den Nevado Huascarán haben sollten. So wäre das all die Tage zuvor auch gewesen aber wir hatten uns natürlich einen bewölkten, grauen Morgen ausgesucht, an dem rein gar nichts zu sehen war, kein einziger Berg der Cordillera Blanca zeigte sich.

Dafür kamen wir zügig vorwärts und machten bis Caraz nur wenige Fotos. Von einer hübschen Plaza etwa oder dem Friedhof von Yungay, dem einzigen Teil des ursprünglichen Dorfes, der, weil er erhöht liegt,  die aus dem Erdbeben von 1970 resultierende Schlamm-, Stein- und Wasserlawine, die vom Huascarán herunterbrauste und das gesamte Dorf unter sich begraben hatte, überlebt hatte. Ursprünglich hatten wir vorgehabt, an jenem ersten Tag nur bis Caraz zu fahren. Da wir aber schon vor 11 Uhr dort ankamen, fuhren wir weiter. Das Wetter hatte sich bis dort leicht verbessert, während unserer Mittagspause fielen jedoch schon wieder ein paar Tropfen.

Wir waren noch nicht lange weitergefahren, als es so richtig zu regnen begann und wir unser ganzes Regenzeug montierten. Kurz darauf hatten wir den Cañon del Pato, die Entenschlucht, erreicht, die eigentlich die enge Fortsetzung des Callejón de Huaylas ist. Früher führte hier teilweise eine Eisenbahn durch, die aber von dem erwähnten Erdbeben grösstenteils zerstört wurde. Dem südamerikanischen Zeitgeist entsprechend wurde die Bahn stillgelegt bzw. die Strecke in eine Strasse umgebaut. Die Schlucht ist interessant, da sie über viele Kilometer extrem eng ist und die Strasse (die richtiggehend beschissen ist) durch insgesamt 46 Tunnels führt.

Steinschlag, hier noch auf Asphaltstrasse.

Die ersten paar Kilometer im Cañon del Pato waren noch asphaltiert, bald aber holperten wir wieder über Felsen, Steine und viel Kies. Und da sich der Regen alle Mühe gab, verwandelte sich die Strasse in zwei Bäche und obwohl wir langsam fuhren, waren Velo und Taschen in kürzester Zeit wieder schmutzig wie eh und je. Dabei hatte ich in Huaraz alles pflichtbewusst geputzt, bzw. die Taschen sogar geduscht und gewaschen. Super, der Effekt hat gerade mal einen halben Tag gehalten.

Schade, jetzt hatten wir nicht nur die Cordillera Blanca nicht mehr gesehen, auch die Berge links und rechts des Río Santa wären bestimmt interessant gewesen, so enge Schluchten gibt es bestimmt nicht viele. Aber was dort zu sehen gewesen wäre, konnten wir nur erahnen. Nach etwa zwei Stunden durch den Regen strampeln, erreichten wir die Ortschaft Huallanca. Das Dorf war klein und es gab drei Hospedajes. Da kann es ja nicht so schwierig sein, eine Unterkunft zu finden. Dachten wir jedenfalls. Versuch Nr. 1: Niemand da. Versuch Nr. 2: voll belegt. Versuch Nr. 3: zu teuer. Ok, was jetzt? Es regnete immer noch in Strömen und langsam wurde uns kalt. Wir wiederholten den Versuch Nr. 1, aber es war wirklich niemand da. Ich checkte das Centro Deportivo, vielleicht kann man ja in einer Turnhalle schlafen. Es gab aber keine. In einem Lädeli fragten wir nach den Besitzern des verlassenen Hostals und erfuhren, dass die Leute weg waren. Tropf, frier, schlotter... Die Dame hatte aber offensichtlich Mitleid mit uns armseligen Gestalten und bot uns einen Raum an, wo wir unsere Matten für die Nacht ausbreiten durften. Das war nett, so konnten wir alles Nasse aufhängen, kochen, essen und ab in die Federn.

Der Nacht war überraschend warm, aber wir waren schliesslich auch noch auf gerade mal ca. 1'400 müM. Der nächste Morgen kam bald und mit ihm gutes Wetter. Die Strasse war zwar noch nass, was aber von Vorteil war, da so niemand Staub aufwirbelte. Sehr weit kamen wir aber nicht, ohne die ersten Foto-Stopps. Diesmal hatten Kakteen unsere Aufmerksamkeit geweckt.

Kaktus kurz nach Huallanca.

Ob wir hier schon alle Tunnels schon hinter uns hatten, wussten wir nicht. Beim zweiten Tunnel hatte ich mir vorgenommen, mitzuzählen. Beim dritten hatte ich das schon wieder vergessen, da meine Aufmerksamkeit woanders absorbiert wurde. Kurze Tunnels ohne Licht sind ja easy, wo sie aber länger werden und v.a. nicht mehr asphaltiert sind, wird's kompliziert. Selbst wenn man den Ausgang in der Ferne sieht, die nahen Unebenheiten, Steine und Sand sind alle schwarz. Ich hatte zwar meine Taschenlampe an, das hat aber herzlich wenig gebracht. Braucht vielleicht neue Batterien. Bei einigen Tunnels fuhr man einfach in ein schwarzes Loch ohne Ausgang, ohne Nichts. Da hätte auch ein Abgrund sein können, wir wären vertrauensvoll hinabgestürzt. Das war schon ein Bischen creepy da durchzufahren, Biegungen etc. der Strasse bekam man erst mit, wenn man irgendwo feststeckte oder fast in eine Wand fuhr. Teilweise gab es ein oder zwei "Fenster", durch die ein wenig Licht drang. Das half leider auch nicht weiter, im Gegenteil, es machte die Orientierung endgültig zur Sau.

Beim guten Wetter am Tag nach Huallanca konnen wir die Landschaft um uns herum wieder gebührend würdigen. Das Tal, das zwischen Huallanca und weiteren Dörfern recht breit und grün gewesen war, war inzwischen wieder eine schmale Schlucht, Pflanzen oder sonst irgendetwas lebendes gab es nicht, jetzt mal abgesehen von uns und ein paar Autofahrern. Wir waren am frühen Morgen glücklich gewesen über die Sonne, aber schon um acht Uhr schwitzten wir an einem kleinen Hügeli wie blöd. Sogar der Gegenwind, immer unser treuer Begleiter, war heiss und brachte keine Kühlung. Mann, wie sollten wir da Trujillo überleben, wenn wir hier schon fast verschmachteten?

In voller Regenmontur im Cañon del Pato.

Während es in der Schlucht nichts Lebendes gab, waren Zeugnisse von vergangenen Mienenaktivitäten zahlreich. Ab und zu ein schwarzer Stollen, verlassene Häuserreihen oder Schmelzöfen säumten den Strassenrand oder das andere Flussufer.

Zerfallene Mine und Schmelzofen?

Auch die Strasse selber war höchst kurzweilig. Die Oberfläche fühlte sich an wie mit festen Felsen durchsetzter Bahnschotter. Normalerweise wäre man damit beschäftigt, sich den besten Weg durch so eine Strasse zu finden. Hier stellte ich aber irgendwann fest, dass das Kies neben der Strasse, so es denn ein Neben-der-Strasse gab, bedeutend besser zu befahren war, als die offizielle Fahrbahn. Damit uns dort nicht langweilig wurde, stellten unangenehm viele Autos und Lastwagen sicher, dass wir regelmässig braun eingepudert wurden. Einzig die Begegnung mit einem Berner Päärchen mit Jeep war interessant. Von ihnen hatten wir auch etwas Wasser bekommen, was sehr erfreulich war, da das Wasser aus dem Hahn am Morgen bräunlich gefärbt gewesen war.

Im Laufe des Nachmittags kamen wir an einem für uns doch eher trostlosen Ort vorbei, einem Dorf mit Namen "Mirador, Pueblo de Fé y Esperanza", Dorf des Glaubens und der Hoffnung. Ja, Hoffnung braucht man tatsächlich, wenn man dort wohnt. Wir haben im ganzen Kaff ein Huhn, einen Hund und einen Mann gesehen, sonst bewegte sich nichts. Abgesehen von den Autospuhren und einer Blechtonne könnte der Ort problemlos als Kulisse eines Western dienen, verändern müsste man kaum etwas.

Mirador, Pueblo de Fé y Esperanza.

Es wurde langsam spät und wir hofften, den nächsten Punkt auf der Karte, Estacion Chuquicara, zu erreichen, waren aber nicht sicher, wie weit das noch weg war. Auch wurde unser Wasser knapp und sauberer Nachschub schien äusserst unwahrscheinlich. Und wie es in solchen Situationen, wenn man schneller vorwärtskommen möchte, eben ist, hatte Martina gerade jetzt einen Platten. Ihren ersten überhaupt, und sie ist seit über einem Jahr unterwegs! Ob Platten Nr. 1 oder 15, der Schlauch muss ersetzt und der Störenfried im Mantel entfernt werden. Und das dauert so seine Zeit.

Martinas erster Platten in über einem Jahr!

Aber, wie wir ja wissen ¡todo es possible! und so stiegen wir kurz vor 17 Uhr wieder auf die Sättel und kämpfen uns weiter. Von einem Lastwagenfahrer, den wir um Wasser baten, erfuhren wir, dass Estacion Chuquicara nicht mehr weit entfernt war. Schön, aber was heisst das für uns Ciclistas? Nicht mehr weit ist bekanntlich relativ. Die Information wurde von zwei Strassenarbeitern bestätigt und tatsächlich, etwa um 18 Uhr erreichen wir das Dörflein. Das aber auf den ersten Blick gewisse Ähnlichkeit mit Mirador hatte, klein und viele verlassene Häuser. Aber hier gab es Menschen, anscheinend Restaurants und sogar eine Polizeistation. Dort fragten wir nach einer Unterkuft und bald darauf quartierten wir uns in einem Zimmer ein, das zugleich als Lager- und Abstellraum eines Restaurants diente. Dusche gab es nicht, aber eine Wassertonne, wo man sich waschen konnte. Wir waren einmal mehr von Kopf bis Fuss verstaubt und auch ziemich müde obwohl es fast den ganzen Tag lang bergab gegengen war. Aber eben auf eine anstrengende Art und Weise.

Am Morgen waren wir früh startbereit, das Restaurant aber leider noch zu und wir hatten praktisch kein Wasser mehr. Super Organisation, das hatten wir abends zuvor verpennt. Zu Glück war ein Polizist schon wach und wir konnten die Flaschen bei ihm füllen. Dein Freund und Helfer, stimmt eben auch in Peru. Zu unserer Freude begann im Dorf die Asphaltstrasse und wir genossen es, schnell und ohne Geholper das Tal hinunterzufetzen. Bis zur Abzweigung zu einer Privatstrasse, die quer durch die Wüste führt und mit der man die Stadt Chimbote umgehen kann. Andere Velofahrer sind auch da durchgekommen, auch wir bogen hier ab. Es gab ein Tor und einen Wachmann aber wir wurden problemlos durchgelassen. Schon wieder fertig Asphalt. Die Qualität der Strasse war aber erst nicht schlecht, wir kamen gut vorwärts. Die Strasse wurde sogar noch besser, plötzlich fuhr es sich fast wie auf Asphalt. Juhuu, hoch leben private Strassen! Dann war der Spass mit einem Schlag vorbei, die "Strasse" hatte sich in einen nassen Schlammhaufen verwandelt. Am Rand lagen weitere Erdhaufen bereit. Offensichtlich wurde hier gearbeitet, die Reparatur war in vollem Gange. Das ist ja schön, aber leider klebte der Schlick so dick an den Rädern, dass bald die Schutzbleche vollgestopft waren und gar nichts mehr ging. Ich klaubte mein Messer aus einer Tasche und begann eine langwierige Rausgrabungsaktion.

Wie soll denn so einer fahren???

Zu unserem Glück verbesserte sich die Situation als die Strasse trockener wurde. Wir fuhren hier durch ein weites, flaches Flusstal, immer noch dem Río Santa entlang. Rechts begann die Wüste mit grau-braun-violetten Hügeln, links erstreckten sich leuchtend grüne Felder. Wir erkannten Mais und Reis, es wuchsen aber auch andere Pflanzen, von denen wir keine Ahnung hatten, was sie sein könnten. Auf der anderen Seite des Flusses führte die öffentliche Strasse den selben trockenen, vegetationslosen Hügeln entlang wie es sie auf unserer Seite auch gab.

Reisfelder in der Quebrada del Silencio.

Wir erreichten ein kleines Dorf, die Ronda Campesina Tanguche, dort drehte unsere Strasse in ein Seitental ab, wo es auch noch es noch einige Häuser und Felder gab. Und einen Haufen Mais, der dort zum trocknen ausgebreitet war.

Viel Mais!

Danach war schon bald schluss mit grün oder gelb. Wir pedalten durch eine erst mal bügelbrett-flache Wüste, hier dominierten die Farben grau, rötlich-braun, beige und braun-violett. Es war heiss und Schatten gab es keinen. Immerhin wehte ein relativ kühler Wind, wenn auch selbstverständlich ein Gegenwind. Es ging auf den Mittag zu und wir suchten eigentlich einen Platz zum essen, aber wenn möglich nicht in der prallen Sonne. Den fanden wir auch tatsächlich, unter einem feinen Bäumlein, dass ein ebenso feines und verzweigtes Schätteli warf. Pralle Sonne war das nicht, richtiger Schatten aber auch nicht.

Ab in die Wüste.

Der Käse, den wir seit Huaraz dabei hatten, hatte die letzten beiden Tag tatsächlich überlebt, auch wenn er nicht mehr so toll aussah wie zu Beginn. Leider war das Brot, das wir tags zuvor im kleinen Dorf Yuramarca gekauft hatten, schon ziemlich trocken (ich hatte es auch frisch nicht gemocht) und so brauchten unsere Käse-Zwiebel-Sandwiches kräftige Unterstützung aus der Wasserflasche, anders wären die kaum runterzukriegen gewesen.

Und weiter ging's, jetzt ein wenig auf und ab. Meine Schaltung war durch irgendetwas massiv beleidigt (könnte wohl Schlamm der Schuldige sein???) und einige Gänge quitschten ähnlich übel wie damals vor Ayacucho, wo wir sämtliche Staubrekorde gebrochen hatten. Nach 12 km Wüste kamen in der Ferne Autos und Lastwagen in Sicht und schon bald hatten wir das Wachhäuschen bei der Abzweigung erreicht. Nach einem kurzen Schwatz mit dem Wachmann bogen wir auf die PanAm ein. Die ersten paar Minuten auf der berühmten aber todlangweiligen Strasse genossen wir Rückenwind, dann war fertig lustig und der Gegenwind  pustete uns wieder frontal ins Gesicht. Immerhin gab es einen etwa zwei Meter breiten Seitenstreifen, so dass der starke Verkehr in nicht weiter beeinträchtigte. Im Gegenteil, ich hätte gerne mehr von hinten kommende Lastwagen gehabt. Deren Sog erwies sich als extrem nützlich und "Bugwellensurfen" machte so richtig Spass.

Wir kamen Mitte Nachmittag im Städtchen Chao an, wo wir uns ein Hostal suchten und so richtig glücklich waren über das Vorhandensein einer Dusche. Das Geniessen von Glacés hinterher wurde etwas komplizierter, die kamen so warm aus dem "Gefrierschrank", dass alles gleich davontropfte.

In Erwartung eines weiteren sonnigen und heissen Tages standen wir wieder früh auf und fuhren um 6.15 Uhr los. Alles war jedoch grau, die Wolken hingen bis an den Boden, von den Hügeln rechts war nichts zu sehen, gerade mal die Felder unmittelbar neben der Strasse dienten uns als Unterhaltung. Entsprechend langweilig wurde die Strecke. Meistens ging es ein wenig auf und ab, aber nichts, dass einen wirklich geweckt hätte. Fast im Halbschlaf rätselte ich, was da wohl auf diesen Feldern angebaut wurde. Mais war einfach, Zuckerrohr auch. Von anderem hatte ich keine Ahnung, Spargeln vielleicht? Um welche Jahreszeit kann man bei uns Spargeln aus Peru kaufen?

Im Laufe des Morgens stieg die Nebelgrenze ein wenig an und ein paar Hügel kamen in Sicht. Woah, umwerfend, die Landschaft hier hat ja Struktur! Eine Struktur, die folgendermassen aussah: Wo bewässert wurde, war die Ebene auf beiden Seiten der Strasse grün, wo nicht bewässert wurde, war alles braun-grau wie die Sanddünen und Hügeli rechts ein paar hundert Meter von der Strasse entfernt. Wirklich für Ablenkung sorgten nur zwei Polizeistreifen. Die eine folgte uns eine Weile, die Polizisten plauderten durchs Fenster mit uns und geleiteten uns schliesslich sicher durch eine Mautstelle hindurch. Die Streife Nr. 2 fing uns auf dem letzten Hügel knapp 15 km vor Trujillo ab und befragte uns nach woher und wohin. Sie schienen einigermassen besorgt um unsere Sicherheit zu sein und meldeten uns einer weiteren Patrouille in der Stadt an.

PanAmericana ca. 15 km vor Trujillo.

Nach diesem Hügel ging's fetzig hinab in die Vororte der Grossstadt. Hier wechselten sich Wohnhäuser, Industrie und Landwirtschaft während etwa einer halben Stunde ab bis wir uns langsam dem Zentrum der Stadt näherten. Die Vorstadt war sympatisch gewesen mit vielen Leuten, die uns gewinkt und gegrüsst hatten. Nun wurde die Gangart härter, mit Bussen und Taxis, die uns fast platt machten und einem generellen, fast unüberschaubaren Verkehrschaos. Aber die Wegbeschreibung, die uns ein Polizist gegeben hatte, funktionierte nach ein paar Mal nachfragen und wir fanden die Casa de Ciclistas von Lucho, einem peruanischen Rennfahrer, ohne Probleme.

Unangenehm wurde es für uns erst dort. Tags zuvor war Luchos Vater verstorben und die Beerdigung war gerade in Vorbereitung. Und genau jetzt kommen wir hier an! Luchos Familie schien damit aber keine Probleme zu haben, erst kam Angela, seine Tochter, und meinte, Lucho käme bald, wir sollten kurz warten. Auch Aracelly, seine Frau, begrüsste uns und versicherte uns auf meine Frage, ob wir nicht besser erst mal ein Hostal suchten sollten, dass es überhaupt kein Problem sei und wir ganz gewiss bleiben könnten. Und tatsächlich, auch Lucho schien sich über unsere Ankunft zu freuen und plante gleich unsere Hilfe ein. Martina wurde zum Filmen der Beerdigung abkommandiert, ich würde hinterher helfen, Boxen und Musikinstrumente zurück zum Haus zu bringen. Ruck-zuck, kurz und pragmatisch waren wir integriert.

Zu Glück blieb noch genügend Zeit zum duschen und umziehen. Nicht, dass wir wirklich dem Anlass entsprechende Kleidung dabei hätten, aber wir wollten die Kirche zumindest in sauberen Zustand betreten. In der Casa befanden sich ausser uns zwei weitere Ciclistas, Mauricio aus Kolumbien und seine Freundin Luana aus Mexiko. Die beiden waren schon seit einer Woche da und würden auch an die Beerdigung kommen.

Vom Gottesdienst selber habe ich herzlich wenig verstanden, aber egal, Hauptsache ich konnte mich ein klein wenig nützlich machen und beim Boxentransport helfen. Spannender wurde es am Abend als wir mit Mau und Lua im Zimmer sassen und uns gegenseitig etwas kennenlernten. Als Kolumbianer bzw. Mexikanerin hatten die beiden natürlich keine so fancy Ausrüstung und auch kein mehr oder weniger dickes Bankkonto, von wo aus ihre Reise finanziert wurde. Auf ihren ganz normalen Velos haben sie hinten und vorne ebenfalls ganz normale Plastikkörbe draufgebunden, von funktioneller Kleidung haben sie vermutlich noch nie etwas gehört. Luana stellt Schmuck her und verkauft ihn, Mauricio macht Musik und jongliert auf der Strasse um Geld für die Weiterreise zu verdienen. Krass, Martina und ich waren echt beeindruckt von dieser Art zu Leben und zu Reisen. Schliesslich tauchte noch Lucho auf, beteiligte sich an der Unterhaltung und "testete" Mauricios Trommel. So wurde der Abend noch richtig gemütlich und die Casa de Ciclista in Trujillo wurde ihrem Ruf als "Zuhause in der Ferne" schon am ersten Abend gerecht.

Angela, Luchos Tochter, Martina, Luana aus Mexiko,
Mauricio aus Kolumbien und Lucho mit Trommel.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Sucht jemand einen Bergführer in Huaraz? Is anybody's looking for a mountain guide in Huaraz?

Wir haben Victors Qualitäten als Bergführer (und Koch) hoffentlich oft genug erwähnt. Während unseren vier Wanderungen hat er uns so verwöhnt, dass wir ihn vermissen werden, wenn wir in Zukunft wieder alles selber machen müssen. Da Victor jedoch selbstständig ist, d.h. nicht für eine Agentur arbeitet, ist er auf jeden Kunden angewiesen, der ihn via Internet findet (oder den er auf der Strasse von sich überzeugen kann).

Darum, falls jemand, der dies liest, selber vorhat, in den Cordilleras Blanca oder Huayhuash zu trekken oder für irgendeine Südamerika-Tour (Ecuador, Peru, Bolivien, Chile, Argentinien) einen Führer möchte, meldet Euch doch bei Victor, ein super Service ist hier garantiert. Und falls ihr kein Spanisch könnt, Victor spricht auch Englisch.


In that ultra short summary of our four trekkings with Victor I didn't mention adequately how good a guide he is and how confortable we felt with him. We will miss him, his cooking and his jokes when travelling on. As Victor is working on his own account (not for an agency) he needs his clients to find him on the internet (or him to find his clients on the streets of Huaraz). So, if everyone reading this feels like doing a trek in the Cordilleras Blanca or Huayhuash, or needs a guide for any other trip to Ecuador, Peru, Bolivia, Argentina or Chile, please contact Victor and count on a well-organised tour. No problem if you don't speak Spanish, he speaks English.

Victoriano Julian Henostroza Torres
victorjht@yahoo.com
victorjht_ab@hotmail.com
+51 43 943 540 838 (Mobile)
+51 43 944 976 630 (Mobile)
http://www.sherpaperu.wordpress.com/ (im Aufbau, Inhalt noch ohne Gewähr / in construction, no guarantee for content)

Mittwoch, 13. Oktober 2010

English Summary No. 6

It's quite a while now since we left Cusco in the direction of Abancay. Many ciclists warned us about peruvian peoble to be unfriedly, hostile even and often shouting "Gringo!" in a not very pleasant tone of voice. As to now, we can't complain about anything. Of course, we got the "Gringo!"-calls as well, but so far it was meant friedly most of the time, and we haven't met any mean people throwing potatos or stones at us.

When we left Cusco the hills didn't let us wait and the first climb began in the city up the first pass, the Abra Arcopungo. After some flat 30 km we pedaled up the Abra Huillque which is about 3'700 m high and a bit higher than the pass before. It was hot in the afternoon and we were sweating. A small group of people sitting close to the road noticed that and invited us to a beer. Of course, we couldn'd say no but we couldn't drink a lot of beer either as we had to keep cycling for a while. But it was a very nice gesture and we really appreciated it. It was already getting dark when we arrived in Limatambo but this was a small village and we had no problems finding a nice hospedaje.

Next morning we enjoyed the second half of the long downhill ride to Río Apúrimac where our first "real" pass began. The river was at an altitude of 1'900 m and we had to make it to the 4'000 m high Abra Soraqasa. Of course, we weren't going to do that all in one day. It was very hot again and the road steep. So, when we passed a stand where we could buy delicious lucuma-icecream, we took a break, and where ever there was a creek we wettened our shirts to cool down a bit. It was still early afternoon when we arrived in Curahuasi but we decided to call it a day and found a hotel.

Obviously, another hot day on a steep road. But again, lovely people greeting us "Gringita!", kids following us in villages and we got the second invitation, this time for lunch (boiled corn, cheese and Chicha, local corn beer). After two hours more sweating we made it to the top and thouroughly enjoyed speeding down into Abancay. It would be the last fast downhill ride for quite some time. After Abancay there was no more pavement, until Ayacucho we would cycle on dirt roads, sometimes rather good, sometimes rather bad.

The next mountain turned out to be steep, the gravel road not too bad but extremely dusty. And it was even hoter then on the days before and hardly any water along the camino. Late in the afternoon we found an acceptable camp spot, but still no water. But as there was rather a lot of traffic we managed to stop a truck and its friendly driver gave us 4 liters of water for free. Our camp spot was ok, just too small for Martina's tent, so we slept beneath the stars. I quite liked it, unfortunately there was a lot of humidity in the air and our sleeping bags very wet in the morning.

The next day brought a lot more climbing but also some downhill streches. The area was densly populated, so we couldn't find a secluded camp spot that afternoon. We asked a family in a small village whether we could camp in their garden. We could. The kids were extremely curious and checkt out closely the tent and our bikes and asked about fivehundred questions. They were cute, but they were also hard work after a hard day of cycling.

In the morning, we made it up the Abra Huayllacoya, at some 4'150 m altitude. Our next coal, the town of Andahuaylas, was at 2'900 m. To our bad luck the road leading there was quite bad, so this theoretically nice 40 km long donwhill ridewas slow and bumpy. But we got into town shortly after noon and decided to stay two nights and relax one day. Although, this one-day breaks are usually filled with activity like clothes washing, blogging and shopping, so they are not really breaks but rather some sort of re-booting of the system.

We left Andahuaylas on a cool early morning, had a few flat kilometers and then got nearly stuck in the steepest climb since the Carretera Austral. For some reason, the people there were quite cold and wouldn't greet us. About half an hour later they were friendly and cheerful as ever. Strange place. We had a break and an good juce in a village called Nueva Esperanza and then had to follow a "desvío", a different route, because of road works. Unlike the stories we heard about rude workers, we didn't have any problems at all. They even gave us water when we asked whether there was a creek higher up.

We ended up camping nearly on the top, at some 4'200 m and it was a very cold night. In the morning, one of the workers came over to chat and we got a lot of water again. ¡Muchas gracias!

This time againg, getting down from the pass, Abra Soracocha, was dusty, bumpy and hard work. In a small village, we stocked up our provisions and kept going down to the river. This night was warm, at 2'000 m, but very unconfortable. We hadn'd checked our chosen campspot carefully and it turned out to be full of little thorns and we didn't dare to use our mats.

As we were at a quite low elevation we had to fight off Zancudos early in the morning. Zancudos are very little beasts, look like harmless flies, but their bites itch for days and weeks. Nasty bichos! The lower part of this next climb was interesting in terms of landscape. Since Cusco, everything had looked the same: green fields in the valleys, brown and yellow fields higher up and yellow dry grass on the top of the hills. There were no fields here, but cactus, thorny trees and bushes. The land looked wild and beautifull.

Later there were fields againg, of course. And a maybe 10-year-old girl who invited us to some soup. Wow, againg! We also met her mother, aunt and grandmother, both parties eaqually intrigued by the other. We took some pictures and had them printed in Ayacucho. I hope the mail people found the girl's house. And on we cycled, always uphill, one curve following the other. In the village of Chumbes we had another juice and a nice talk with a group of French tourists. And we went on, still uphill on the same dusty road. It wasn't late yet when we arrived in Ocros, but we were quite tired and decided to stay. After all, we had just climbed 1'200 m. That was a good reason for a shower. It was even hot!

20 km more in the morning and we were almost on the top of the next pass, which actually was more some kind of high plain (with hills, of course). We enjoyed a few kilometers downhill just to climb even higher than before. Up there, we made a strange observation. Large patches of grass were burned black, some spots still smoking. What had happened there? We still don't know, but later on saw people burn their fields. We have no idea why they do that, but they do it on intention. Only, on our high plain there were no people who could have set the fire. One more mistery in this country.

We camped on 4'300 m and expected the night to be cold. Of cours it was, but not nearly as cold as the other night on 4'200 m. Not logic, but we appreaciated it. Some more small ups and downs and we reached a lot of construction vehicles. There was another "desvío", the main road would only be opened in two hours. We should have waited. This alternative "road" was the worst we have seen so far, including some riverbed-like parts on the laguna route in Bolivia. It was just as stony, but with a 5 cm thick layer of dust. We climbed down, very slowly, very dusty and very unnerved. We had lunch in a small village after which it was less dusty but eaqually bumpy. We finally reached the main road again but things weren't speeding up. We had to wait several times because of the construction works. The last kilometers to Ayacucho were very dusty again, we were completely covered when we finally arrived in the city.

We stayed three days but didn't see much of Ayacucho. We spent half a day cleaning our bikes, I spent another half day looking for a bicicletería. I was in three of them, just to have my gear changing fixed, but the people there had no clue what they were doing. The Problem was just a bit different afterwards. Of course, we also spent a lot of time writing our blogs, checking other blogs for information etc. etc.

We knew from the elevation profile that the part to Huancayo was not going to be super hard. There was pavement for some 45 kilometers, some hills and one pass, with a paved road again. Perfectly doable. What we didn't know was that the dirt road section was very bad indeed, much worse than most of the road before. The ups and downs were short, yes, but very steep and it was hot again and many careless cardrivers. Nothing new, but very annoying. The landscape was interessting, though. Desert-like, ful of cactus and our "favorite" thorn bushes. We knew there was at least on hostal in the village of Mayocc, so we counted on staying there. And we did, only that the hostal was rather bad. No running water, no working toilet and some sort of biting bichos in the beds.

We were happy to leave in the morning. The road continued like the day before but with longer and even hotter climbs. We were close to running out of moskito repellent but were unable to find new stuff in the small villages we passed. This night we camped on the rivershore, which would have been quite nice had it not been for all the trash laying around. The next day was very similar, dusty and stony, but no more steep climbs. We reached Izcuchaca and the paved road in the afternoon and found an acceptable hostal.

Now there was only one pass left bevor Huancayo, a climb of 1'000 m, and on pavement. No problems there. And the weather was good, it was hot, but not too bad. In Acostambo, a small village, we took a short break and had a chat with a nice shop owner. We reached the highest point around noon and enjoyed speeding down on the other side. What was left was a flatish stretch into the center of Huancayo where we started checking out hostales for quite a while. Huancayo was not exactly a cheap place but we found a nice hostal that didn´t break our budget.

After two days in Huancayo we left the city. The first day was easy and flat. Even in the hills we reached in the afternoon the road only climbed slowly and we didn't have any problems with crazy car drivers. After some 100 km we found a suitable camp spot in the narrow valley and decided to stay there. While the night temperature seemed to be about average, it was freezing cold in the morning and after half an hour cycling in the shade of the hills we could hardly move our fingers and toes anymore. We stopped as soon as we found a sunny spot and sat there until we were warm again. And that happend on about 3'600 masl!

The next town we reached was La Oroya, "La Capital Metalúrgica de Sudamerica" with its many mines and huge chimneys. As it was still morning, we just stopped to buy bread and drink a papaya-pineapple juce. After La Oroya begun the climb to the high plateau of Junín. It wasn's steep but we soon had the wind against us, annoying as always. For the first time for quite a while we saw Alpacas and later even Vicuñas. What a nice change to all the cattle in the last weeks.

We slept in the small but nice town of Junín and tried to make an early start in the morning. Unfortunately, it turned out not to be so easy to find fresh bread at that hour, so Martina spent a while searching the town for an open bakery. And the bread she brought was still warm and smelled deliciously. We could have eaten it all on the spot! But it was meant for lunch, too bad. So, instead of eating all the bread we set out for the day. First, the road led along the flat shores of the huge lago de Junín, later it got a bit hilly but nothing serious.

The plaza of the village of Huayre was well worth a short break as it featured a huge purple monument of a maca. Maca is some sort of local vegetable, a bit similar to potatos, which seems to be quite important for the area. After that there was not much more spectacular to see. We climbed a little pass where we nearly were hunted down by a pack of agressive dogs. Bit later we saw a large herd of fluffy, all white alpacas, and not much later reached the turn off to Cerro de Pasto. As it was still early in the afternoon, we kept going in the direction of Huánuco. That descent down through that valley was quite fun as it got narrower the farther we went. As some point we felt more like in a gorge, but soon the walls widened up again and we reached the village of Huariaca, where we spent the night.

The next day was easy as we the road went eighter downhill or flat. The only disturbance was the fact, that the pavement had a lot of holes, like it had been bombed, and in some streches was inexistant at all. Finding the way into the center of Huánuco turned out not to be as it had been in Huancayo, but after asking a few people, we finally made it. There were many hostels but most were rather expensive so I searched around for a while. The place we found was ok in terms of price and had a very nice warm shower. Awesome!

In Huánuco we were busy with the usual "break-day business". Washing clothes, writhing blog, sleeping. We also did a little trip to a temple ruin named Kotosh near Huánuco. It was interesting but not overwhelming. We planed to stay two days but ended up staying three days because Martina had some stomach problems.

When we left Huánuco we knew we would have to climb a few more hills. The first one was supposed to be on a very bad dirt road which turned out to be narrow but paved, so no problems there. Shortly after lunch we met Agustí, a Spanish cyclist and exchanged some information and chatted a while. Later in the afternoon be began wondering where it would be possible to sleep, as there were no flat spaces where we could have camped. In the tiny town of Pampa we managed to find a room with a single bed, a latrine on the other side of the street and water from a creek (and a rat from upstairs). Ok, it was better than nothing.

Next morning we had some 10 km left to the pass and were happy for the cool temperatures of the morning. Shortly after the top, we met Dave, ciclista from England and chatted for a while. Then we enjoyed the downhill ride on another narrow and winding road, got down to a river and started to climb the next hill. In the early afternoon we arrived in a small town called Tingo Chico, where we decided to stay. Martina still didn't feel very well.

During the first hours in the morning we felt like we had crossed some invisible border into another culture. Nobody called us "Gringas!", sometimes we even were greeted "Hola Señorita!". Wow, what a change.  Although, after the next hill, the Gringo-callers were back and, the closer we got to La Union, peoble didn't even return our greetings anymore. We arrived in La Union before noon and soon found a place to stay. We wanted to visit the near ruins of Huánuco Viejo.

After a rough taxi ride and a 15 minutes walk we reached the complex and were shown around by a friendly guard. Bevore the arrival of the Spanish this place used to be a city with some 30'000 inhabitants, now there are a few stone walls and doors left as well as what seemed to be some sort of plaza. In the old days the city was connected with Cusco by the well-known Inca-Trail. To Cusco it's 1'400 km, the whole system of trails leads from Mendoza, northern Argentina, to Quito in Ecuador, which is about 6'000 km. I still wonder how the Incas controlled such a big empire, messages were transmitted orally with runners as they didn't know writing and had no horses.

Here in La Union, our next goal, Huaraz, didn't seem so far away anymore. We expected to make it there within three days. Till the next town, Huallanca, the land was relatively flat with open valleys and narrow gorges. In Huallanca we did some shopping and than tackled the next pass. We wouldn't reach the top in one day, so we took it easy. The road wasn't overly steep but it was hot without any cooling wind. We passed a big mine and shortly afterwards we turned into a broader road with better pavement. We checked the map and were puzzled when we saw that this road ended with no town, there was just nothing there. Strange. When we saw the many trucks coming from and going there we figured there had to be a mine there. Isn't that typical, the road to the mine is in a perfect state, the road to the peoble isn't even entirely paved.

The afternoon grew late, we were heading up a steep mountain with a lot of zic-zacs and couldn't find a suitable camp spot. There weren't exactly many houses, but still enough to make the camp-finding task  difficult. Finally, after many zics here and many zacs there we found a flat but stony place,  nicely hidden from the street. Not perfect, but close.

Another cold morning, more zic-zacs until the turn-off into Parque Nacional Huascarán. After a few minutes on the stony dirt road that leads through the park, we saw snowy peaks for the first time since Salkantay, shortly after Cusco. Wow, finally! Ok, we had our mountains, we were in the park, but we weren't on the top of the pass by far. We kept fighting against stones, dust and sand, wind and more steep climbs. To our surprise, the Nacional Park was full of domestic animals like cows, sheep, horses and alpacas. Shouldn't a nacional park be the area of wild animals who don't have any other space left? Maybe in Europe or the US, not here. But then, where would all the people and their animals, who have allways lifed there, go when the Park was created?

Anyway, we kept going up and down until we reached the highest point, some 4'800 masl, then the road went downhill 200 m and uphill again. Then, finally we were looking down into the valley of the río Pumapampa and we knew that for the rest of the day it would be easy downhill riding. Well, we were right about the downhill although it wasn't exactly easy (very stony, sandy and dusty). We took a short break to see the pinturas rupestres, ancient stone painings, and then kept going. It was already late in the afternoon when we reached Carpa, the Ranger Station. To our very bad luck there was nobody there and we couldn't pay the 5 soles entry fee:-)

The next morning was extremely cold, so cold that Martina's gear changing cable froze. What a good pretext to take a break as soon as the sun had risen. This part of the road was as bad as the day before and I was quite happy when we had reached the paved road to Huaraz. Yeah well, it was paved, but had a lot of holes and parts of it looked like it had been bombed. But we made it to Huaraz in the late morning, spent quite some time looking for the hostal that had been recommended. But we found it, also found some food and then  slept for the rest of the afternoon. We were completely exhausted, I suspect more mentally than physically. We have anticipated our arrival in Huaraz for so long and planned to take a break here and do some trekking. And now, after climbing so many hills and spending hours and days on dusty roads, we were there!

Our first evening in Huaraz was going to be decisive for the next six weeks or so. We were looking for a restaurant when a guy appeared out of nowhere and offered to help us. He turned out to be a mountain guide, looking for new clients. As we planned to do a trek in the Cordillera Blanca anyway, we were interested and listend to what he had to say. Victors talk must have been rather convincing and we ended up booking a 5-day trek with him.

To be short, otherwise I'll never finish this text: Inspite of the partially bad weather we liked this first hike (Circuit Quilquayhuanca) so much that we made another trip to the Cordillera Huayhuash (11 days). This was a bit easier as we only had to carry our small daypacks, the rest of the gear and the food was carried by donkeys. The views were simply stunning and the mountains and lakes were incredibly beautiful. After this trek no. 2, we did two more hikes in the Cordillera Blanca, one of which we had bad luck with the weather (Norte de Alpamayo, 7 days), the other (Santa Cruz, 6 days) was nearly as awesome as Huayhuash and we simply loved it.

We had arrived here in Huaraz on August 25, now its mid October and we plan to leave for Trujillo soon. What a pity as the city of Huaraz, definitly not very beautiful, has become our home. It felt so good to come back here after the trekkings, to a known place, and not having to find our way in a new place. But it's time to leave now. Who knows, we can come back anytime...

Montag, 11. Oktober 2010

Santa Cruz Trek

So, das ist jetzt definitiv der letzte Trekking-Bericht, in ein paar Tagen geht's weiter in Richtung Trujillo. Diese Aussicht vom Hostaldach werden wir jedoch ganz bestimmt vermissen.

Nev. Huascarán bei Sonnenuntergang von Huaraz aus.

Am 4. Oktober sind wir wieder in einen frühen Bus gestiegen und über die uns schon bekannte Trümmer-Strasse nach Caraz geblocht. Da Martina und ich diesmal auf die beiden Sitze neben dem Fahrer verfrachtet wurden, bekamen wir mehr mit von der kriminellen Fahrweise. Im Klartext: wir fuhren mit 60-100 km/h im Slalom um die Schlaglöcher, gebremst wurde nur, wenn die Löcher Überhand nahmen oder vor jenen Abschnitten, wo es gar keinen Asphalt gibt.

Aber gut, wir haben's überlebt und warteten im ebenfalls schon bekannten Café in Caraz auf unseren Weitertransport nach Cashapampa. Dort hielten wir nicht vor dem offiziellen Trail-Start, sondern ein paar hundert Meter weiter und umgingen so die erneute Bezahlung der 65 Soles Eintrittsgebühr in den Parque Nacional Huascarán. Die Quebrada Santa Cruz war recht interessant. Zu Beginn eher eine Schlucht, die sich später zu einem breiteren Tal öffnete. Die Vegetation war schon fast tropisch, die Temperaturen waren es auf jeden Fall. Dazu stieg der Weg steil an und am Morgen wehte noch kein Lufthauch *schwitz*. Der Wetterbericht für Huaraz hatte für die ganze Woche Regen angesagt, der Himmel war jedoch strahlend blau, es war keine einzige Wolke in Sicht.

Schon um die Mittagszeit erreichten wir einen Campingplatz, entschieden uns aber nach einer langen Mittagspause, noch etwas weiterzugehen. Anstelle des überfüllten offiziellen Campings zelteten wir schliesslich alleine an der Laguna Ichicocha, der "Kleinen Lagune" auf 3'850 müM mit guter Sicht auf den Nevado Taulliraju, den wir schon seit Stunden bewundert hatten.

Quebrada Santa Cruz mit Laguna Ichicocha und im
Hintergrund Nev. Taulliraju, 5'830 müM.

Als ich meinen Rucksack auspackte, bestätigte sich eine Befürchtung. Als der in Huaraz in den Bus geladen wurde, war meine Warnung und Bitte um Vorsicht, es habe Eier drin, ignoriert worden. Resultat: sechs gecrashte Eier und eine Riesensauerei in meinem Rucksack. Zum Glück war es noch warm und ich konnte ungestört meine verschmierten Drybags waschen und trocknen. Dass Regenjacke und -hose auch verschleimt waren, sah ich erst später. Schön und gut, aber was war mit unseren Pancakes? ¡No hay problema! kam die Victor-typische Antwort. Kein Problem, wir könnten unterwegs neue Eier kaufen. Claro, ¡todo es possible!

In der Nacht hatte es ein wenig geregnet, am Morgen war jedoch alles wieder trocken und nur wenige Schleierwolken am Himmel. Es ging also weiter die Quebrada Santa Gruz hinauf, schön flach, vorbei an der blauen Laguna Jatuncocha, der "Grossen Lagune", wo ein Paar Kondore elegant Kreise zog. Bei der Abzweigung zur Quebrada Arhuaycocha machten wir eine kurze Pause und stiegen dann schwitzend und keuchend den steilen Hang hinauf. Als wir die nächste "Talhöhe" erreicht hatten, sahen wir, dass das Leben der Kühe hier auf uns vielleicht easy und gemütlich wirkt, offensichtlich aber nicht ganz so leicht und gefahrlos ist.

Tote Kuh in der Quebrada Arhuaycocha.

Nachdem wir den stinkenden Kadaver hinter uns gelassen hatten, fanden wir zwischen Büschen und Bäumen einen Platz zum Zmittagessen und zum verstecken der Rucksäcke. Wir würden wieder hier vorbei zurückkommen und hatten nicht vor, das Gepäck weiter rauf, und dann wieder runterzuschleppen. Nach einem weiteren flachen Stück durch die Quebrada mit wunderbarer Sicht auf Quitaraju und Alpamayo stieg der Pfad wieder an bis zur Laguna Arhuaycocha. Auf dem Weg dorthin kamen auch die Nevados Ririjirca, Pucahirca und Taulliraju in Sicht. Unschlagbares Panorama!

Laguna Arhuaycocha und Nev. Pucahirca 6'050 müM.

Auch vom schönsten Ort muss man irgendwann weg, also machten wir uns auf den Rückweg und gingen dabei noch kurz das Base Camp der Alpamayo-Besteiger anschauen. Das war herzlich wenig beeindruckend. Es standen zwei Zelte dort, von denen Victor meinte, sie gehörten Trekkern, nicht Kletterern (zu wenig Ausrüstung dabei). Dort gibt es auch ein paar "Gebäude", d.h. Steinmauern mit Blechdächern, die als Koch- oder Notfallunterkünfte dienen. Wirklich benutzt sah das alles aber nicht aus, Kletterexpeditionen waren auch keine dort.

An jenem Tag übernachteten wir auf dem offiziellen Campingplatz Taullipampa auf 4'250 müM, voll luxuriös mit "WC-Anlagen". Konkret heisst das, dass es dort ein rundes Häuschen mit einem halb eingestürztem Dach und zwei ebenso ruinierten Trennwänden gab. Früher waren das mal vier konfortable Klos, jetzt, so ohne Türen und fast vollem "Untergrund", war das Ganze eher unapetitlich, weshalb gewisse Gruppen ihr eigenes Klozelt mitführten. Da auf diesem sehr beliebten Trek einige ebendieser grossen Gruppen unterwegs waren, war auch dieser Campingplatz voll und wir hatten Glück, dass unser Sherpa einen etwas abgelegenen Platz kannte, wo wir unsere Ruhe hatten.

Tag Nr. 3 begann wieder mit strahlend blauem Himmel und einem steilen Aufstieg zur Punta Union, dem Pass zwischen den Quebradas Santa Cruz und Huaripampa. Dort oben, auf 4'750 müM ist der Ort, wo anscheinend sämtliche Touris (ausser uns) Fotos von sich und der Tafel mit der Höhenangabe machen. Martina und ich fanden das jedoch nicht überwältigend interessant, dieses Pässli war ja nicht mal 4'800 m hoch:-) Vielleicht war jene Tafel nicht erwähnenswert, die Aussicht auf die Lagune Taullicocha und ihren Bruder, den Nev. Taulliraju war schon eher lohnend.

Laguna Taullicocha und Nev. Taulliraju.

Witzig auch fanden wir den Stau, den die Esel und Pferde auf dem Pass verursachten. Die einen kamen aus unserer Richtung, die anderen von der anderen Seite. Anscheinend kannten sich die Arrieros der beiden Gruppen aber und nicht nur das, sie luden ihr Gepäck auf die Lasttierte des jeweils anderen Trupps um, so dass alle wieder in ihre "Heimatrichtung" zurück konnten und sich den unbezahlten, leeren Rückweg sparen konnten.

Stau am Gotthard? Nein, an der Punta Union, 4'750 müM.

Um nicht während des Abstiegs durch die Quebrada Huaripampa zwischen alle den anderen Touristen "anstehen" zu müssen und um noch ein paar Mal eine gute Aussicht zu geniessen, wählten wir nicht den Hauptweg, sondern kreuzten quer durch Grashänge und entlang weiterer Lagunen. Das war höchst unterhaltsam, da da sogar eine kleine Kletterpartie inbegriffen und der Weg kaum sichtbar war.

Panorama von der Punta Union aus, in der Mitte der Nev. Taulliraju.

Nach dem Mittagessen an der Lagune Tocllacocha ging's dann steiler abwärts durch ganz fieses Gras namens Ichu. Dieses teilweise sehr hohe Grass ist extrem hart und hat eine noch härtere Spitze, die locker durch die Haut dringt, wenn man ihr zu nahe kommt. Das geschah nun wiederholt während diverser Rutschpartien sämtlicher drei Wanderer und es wurde von zuvorderst (Sherpa) bis zuhinterst (Martina) immer wieder geflucht. In der Mitte natürlich auch. Inzwischen waren auch dichte Wolken aufgezogen, die uns grau und düster bedrohten. Ein Blick ins Seitental, die Quebrada Paria, wo die Wolken schon fast iam Talboden hingen, liess diese Drohung noch realer wirken. Bei Regen diesen Grashang runterzuklettern könnte ja heiter werden.

Wir hatten Glück und erreichten gegen halb vier mit den ersten Tropfen den Campingplatz Paria auf nur noch 3'770 müM. Das Zelt war bald aufgestellt und die von der letzten Nacht ziemlich feuchten Schlafsäcke "zum Trocknen" ausgelegt. Dass das bei dieser Luftfeuchtigkeit kaum klappen würde, war klar. Trotzdem, der Versuch muss unternommen werden. Wieder einmal war es so richtig gemütlich, im Zelt zu sitzen, Popcorn zu essen und heisse Schokolade zu trinken. Victor hatte sich vom Regen natürlich nicht abschrecken lassen und sichergestellt, dass seine Princesas weder frohren noch "Hunger leiden" mussten.

Später am Abend trocknete es wieder, dann begann es erneut zu regnen. Viel gibt es dazu nicht mehr zu sagen, ebenso zum nächsten Tag. Am Morgen war es neblig, es blieb den ganzen Vormittag lang mehr oder weniger bewölkt. Viel zu sehen hätte es hier unten im Tal eh nicht gegeben, so kamen wir bei kühlen Temperaturen wenigstens gut vorwärts. Kurz vor dem Dorf Colcabamba befand sich ein Posten der Guardaparques, Park Rangers, wo die Tickets kontrolliert wurden. Unser Problem hier: Wir hatten unsere Tickets vor über einem Monat gekauft, somit waren sie nicht mehr gültig. Weshalb ich meines gar nicht erst mitgenommen hatte. Und neue hatten wir ja bekanntlich keine erworben. Ich hatte aber nicht mit der Kaltblütigkeit unseres Guías gerechnet. Er tischte dem Ranger kurzerhand eine Story auf, wonach ich sehr wohl ein gültiges Ticket gekauft, es aber dummerweise verloren hätte. Das natürlich in der Hoffnung, dass das Datum von Martinas Ticket nicht kontrolliert würde. Zu meiner Überraschung funktionierte der Bluff reibungslos. Der nette Beamte stellte mir sogar eine Art Ersatzticket aus, ein handgeschriebenes Zettelchen, wo die Situation geschildert wurde, und allfällige weitere Kontrolleure gebeten wurden, mich ohne Probleme durchzulassen. Hübsch mit Stempel und Unterschrift. Wunderbar.

Kurz darauf waren wir im Örtchen Colcabamba, wo wir von diversen Kindern erwartet und um Zältli und Schokolade angebettelt wurden. Wie schon früher in solchen Situationen, und aus denselben Gründen, ignorieren wir dies. Bald darauf hatten wir unsere Abzweigung erreicht und es ging wieder steil und heiss aufwärts. Im nächsten Dorf, Vaquería, machten wir kurz Pause während Victor Ersatz für die zerbrochenen Eier, und ganz wichtig, eine Flasche Coca Cola kaufen ging. Das nächste Wegstück führte teilweise der "Strasse" entlang, jener Holperpiste, auf der wir nach dem letzten Trek nach Huaraz zurückgekehrt waren. Dazwischen gab es immer wieder steile Abkürzungen um die langen Kurven der Strasse auszulassen. Während der Mittagspause nutzten wir das Bischen Sonne und legten die immer noch feuchten Schlafsäcke aus. Diesmal klappte die Sache mit dem Trocknen.

Weiter und weiter bergwärts ging's bis wir am späteren Nachmittag einen Campingplatz namens Morococha erreichten. Colcabamba, der tiefste Punkt des Tages, liegt auf 3'300 m, inzwischen befanden wir uns auf 4'600 m. Kein Wunder waren wir ziemlich kaputt. Immerhin hatten wir jetzt den grössen Teil der Steigung zum Paso Portachuelo de Llanganuco, wo wir am nächsten Tag hinwollten, schon hinter uns.

Um in aller Kürze meinen Eindruck zum nächsten Tag zu beschreiben, hier ein kurzer Auszug aus meinem Tagebuch: "Heute war ja hammergeil..." Bis wir die Passhöhe erreicht hatten, war es zwar noch recht bewölkt, die Wolken schienen es aber irgendwie nicht weit über den Pass ins andere Tal zu schaffen. Von dort oben hatten wir vermutlich eine der besten Aussichten, die die Cordiellera Blanca zu bieten hat. Nachdem wir die Situation eine Weile genossen hatten und die paar Wolken verschwunden waren, sah das zur Linken so aus.

Nev. Huascarán, 6'768 müM.

Der Nevado Huascarán ist der höchste Berg Perus. Wir hatten ihn schon von Huaraz aus oft gesehen und uns gewünscht, ihn aus der Nähe bestaunen zu können. Im Bus von Pomabamba nach Huaraz waren wir auch hier durchgefahren und hatten ihn gesehen, jedoch durch ein schmutziges Fenster und ohne sich die Zeit nehmen zu können, das gesamte Panorama angemessen zu würdigen. Ein Panorama, so beeindruckend und riesig, dass es leider nur etwa zur Hälfte in die Kamera reinpasste.

Nevs. Chopicalqui, Huascarán, Qda. Llanganuco und Nev. Huandoy.

Und hier noch die rechte Seite des Passes, wobei hier gesagt werden muss, dass der coolste Berg des Tages da noch mehrheitlich hinter dem Hügel versteckt lag und eh nicht auf die Foto gepasst hätte. Dafür ist die Passstrasse gut zu sehen. Victor hatte Martina und mir vorgeschlagen, mit dem Velo auf die andere Seite der Cordillera Blanca zu radeln, dieser Pass hier wäre der Rückweg gewesen... Martina ist aber der Meinung, dass man sich sowas mit dem Rad besser nicht antut.

Nevs. Huandoy, 6'395 müM und Pisco, 5'752 müM
und krasse Passstrasse.

Wir verliessen bald die Strasse, querten den Hang dahinter und hätten endlich freie Sicht auf den Nevado Chacraraju gehabt, ja, wenn dort inzwischen nicht Wolken aufgezogen wären, die den Berg vernebelten. Auch hier das Problem, dass das Panorama viel zu breit war um in eine Foto zu passen, es ist aber die recht genaue Fortsetzung der Panoramafoto mit Huascarán.

Nevs. Pisco, Chacraraju und Yanapaqcha.

Nun, wie immer führte der Weg in ein Tal, die Quebrada Demanda, hinunter, nur um auf der anderen Seit wieder hinaufzuklettern. Trotzt unserem Gepäck überholten wir wieder einmal Touris mit nur kleinen Rucksäcken. Gegen Mittag kamen wir auf einer flachen Ebene an, wo wir Pause machten, Zmittag assen und das Zelt aufstellten. Dann folgte ein kurzer Aufstieg zu einem der bekanntesten Seen der Cordillera Blanca, der Laguna 69. Wir hatten nun ja schon dutzende Lagunen gesehen, waren diesbezüglich recht verwöhnt und ich erwartete nicht mehr allzuviel. Irrtümlicherweise, denn das, was wir hier zu sehen bekamen, gehört wirklich zur absoluten Extraklasse. Die Lagune selber leuchtet wie nur wenige andere und gleich dahinter ragt der vergletscherte Chacraraju auf. Wenn dann noch, wie gerade in diesem Moment, kaum Wolken die Gipfel verdecken, dann ist die Sache perfekt!

Laguna 69 und Nev. Chacraraju, 6'112 müM.

Eingentlich ist der Ort viel zu schön, um von dort je wieder weg zu gehen. Leider ist es dort oben auch zu steinig, um zu zelten, d.h. wir mussten im Laufe des Nachmittages wieder runter, was ich wirklich kaum verkraftet habe. Der Vorteil daran, einigermassen früh wieder im Camp zu sein, ist der, dass man sich in Ruhe am Bach waschen kann ohne gleich Gefahr zu laufen, dabei zu erfrieren.

Das Erfrieren wurde dann am nächsten Morgen wahrscheinlicher, für Martina schon in der Nacht. Am Abend hatte es geregnet, wie so oft schon. Als sie in der Nacht kurz raus ging als gerade kaum Regen zu hören war, stellte sie fest, dass draussen etwa 10 cm Schnee lagen. Natürlich auch auf dem Zelt, das sie dann putzte und dabei ganz schön nass wurde. Und als sie wieder rein wollte, klemmte der Reissverschluss und sie wurde zusätzlich verschneit.

Hatten wir das nicht schon mal? Verschneites Camp am Morgen.

Dass unser letzter Tag kalt und grau begann, war zwar nicht sehr erfreulich, aber auch nicht weiter tragisch. Wir hatten am Tag zuvor alles gesehen, was es hier zu sehen gab, blaue Lagune, blauer Himmel und majestätische Berge. Was will man mehr? Nichts, also packten wir nach unseren letzten Panqueques alles zusammen und stiegen zur Strasse ab. Unterwegs begegneten uns ein paar Grüppchen Wanderer, die sich trotzt Wolken die Hoffnung machten, oben bei der Lagune etwas Spektakuläres zu sehen. Ausser Gringos waren da, wie immer, auch Kühe unterwegs, z.T. mit so eleganten Hörnern, dass das auch gleich verewigt werden muss.

Hier haben die Kühe noch Hörner.

An der Lagune Llanganuco warteten wir schliesslich auf einen Bus. Und da dort einige schöne Quenuales-Bäume wuchsen, war dies die Gelegenheit, einmal die einheimischen Bäume zu zeigen, die in ganz Peru langsam von australischen Eukalyptus verdrängt werden, die im Gegensatz zu dem einheimischen Holz hohe, gerade Stämme haben und sich besser für den Bau eignen als die krummen, knorrigen Quenuales.

Laguna Llanganuco und Quenuales, typische Andenbäume.

Der ersehnt Bus kam leider nicht, dafür ein Taxi. Auch gut, dann eben ein Taxi. Das war konfortabler, zumindest bevor wir die Dörfer weiter unten erreicht hatten. Dort stieg erst eine schwangere Frau zu, was soweit noch normal war. Im nächsten Dorf wandelte sich unsere bequeme Reise in einen richtigen peruanischen Massentransport. Zwei Personen auf dem Beifahrersitz, ein Mädchen zu uns drei auf den Rückbank und zwei Männer in den Kofferraum (Rucksäcke aufs Dach). Nicht mehr so gemütlich, hier in Peru aber völlig normal. Weniger normal waren die beiden Velofahrerinnen, die uns kurz darauf entgegen strampelten. Autsch, Frauen, habt ihr eigentlich eine Ahnung, auf was für einen Pass (und was für eine Strasse) ihr da zusteuert? Schade, dass wir nicht halten und schwatzen konnten, das wäre sicher höchst interessant gewesen.

In Yungay stiegen wir nach einer kurzen Mittagspause in einen Colectivo, einen Minibus, um und gegen 15 Uhr waren wir schon wieder in Huaraz. Tja, sniff, jetzt ist fertig Trekking:-((

Freitag, 1. Oktober 2010

Nochmals Cordillera Blanca: Zum Nevado Alpamayo

Ich hoffe, diese Trekking-Berichte werden nicht langsam langweilig, aber so schnell werdet ihr die wohl nicht los, eine 4. Wanderung ist schon so gut wie sicher.

Wir sind also am 21. September wieder einmal früh aufgestanden um um 5 Uhr bereit zu sein. Da der Rucksack, den Martina das letzte Mal ausgeliehen hatte, nicht sonderlich gut gepasst hatte, hat sie diesmal einen Anderen erhalten. Die Träger schienen in Ordnung, dafür waren alle Reissverschüsse der Aussentaschen futsch und die Schnalle des Hüftgrutes gebrochen. Todo rotto, alles kaputt, schon fast das Motto des Trips. Mit ÖV-Minibus ging's in ca. 1.5 Stunden nach Caraz, von dort aus mit einem Taxi auf einem schmalen Schotterweg über 1'000 Höhenmeter den Berg hoch bis zum Dorf Huallcayan. Dort packten wir unsere Rucksäcke auf den Rücken und los ging's. Inzwischen war etwa 9 Uhr und es war schon ziemlich warm. Und es ging einen steilen Hang hoch ohne Schatten oder andere Abkühlungen wie z. B. Wind. Da wir sechs Tage unterwegs sein würden, waren unsere Rucksäcke relativ schwer. Das fanden zumindest Martina und ich, Fakt ist aber eigentlich, dass unser bekannter Sherpa Victor fast das gesamte Futter schleppte.

Kleiner Mann, grosser Rucksack:
Guía classe Burro bei der Arbeit.
Viel Aufregendes passierte an jenem ersten Tag nicht. Uns begegnete ein Lehrer, der auf dem Weg zum Dorf war, wo er unterrichten sollte. Wohlbemerkt, es war Dienstag. Wir wunderten uns etwas und fragten Victor, wieso der Lehrer denn wohl unter der Woche unterwegs sei. Anscheinend ist es in abgelegenen Dörfern keine Seltenheit, dass nur zwei oder drei Tage pro Woche unterrichtet wird, einfach weil der Lehrer keinen Bock hat, rechtzeitig bei seinen Schülern einzutreffen oder weil er frühzeitig is Wochenende geht. Dazu muss gesagt werden, dass gewisse Orte einen guten Tagesmarsch von der nächsten Strasse entfernt liegen und die Lehrer regelmässig in die nächste Stadt müssen um ihren Lohn abzuholen. Trotzdem, wer seinen Lohn einsacken geht, muss meiner Meinung nach auch die Leistung, für die er bezahlt wird, erbringen. Gewisse peruanische Profesores scheinen dazu allerdings eine andere Ansicht zu haben. 

Ausser jenem Herrn trafen wir niemanden mehr. Wir erreichten unseren Campingplatz, Huishcash, 4'320 m, gegen halb drei und nutzten die Gelegenheit, einmal ungestört von Wind und Wetter in der Sonne zu liegen und nichts zu tun.

Am 2. Tag, jetzt wo es etwas Schönes zu bestaunen gegeben hätte, waren natürlich wieder diverse Wolken unterwegs und damit beschäftigt, die Berge zu verschleiern. Wir hatten keinen sehr weiten Weg vor uns und konnten uns Zeit nehmen, die blaue Lagune Cullicocha und die vergletscherten Cerros dahinter gebührend zu würdigen. Leider wehte wieder der übliche kalte Wind, der uns, zusammen mit den Wolken, die Sache zum Teil etwas vermieste.

Laguna Cullicocha mit den Nevados St. Gruz und Quitaraju.
Nach der Lagune und dem 4'850 m hohen Paso Toro Pistanang trafen wir wieder Einheimische, diesmal zwei Frauen mit einem beladenen Pferd. Wieder einmal wollte ein Tier nicht so wie seine Leute und wieder einmal wunderten wir uns über den wenig einfühlsamen Umgang der Leute mit ihren Tieren. Wenn ein Pferd erschrickt und auf die falsche Seite davonrennt, muss man ihm dafür doch keine Steine anschmeissen.

Um ca. 15 Uhr kamen wir beim Campingplatz Osoruri auf immerhin 4'740 m Höhe an. Viel Platz gab es dort nicht, ein paar kleine, mehr oder weniger flache Wieslein, eine Gruppe hätte dort jedenfalls kaum hingepasst. Der Höhe entsprechend war es recht kühl und als wir nichtsahnend unsere heisse Schokolade und Canchitas genossen, schneite es zeitweise sogar etwas.

Am nächsten Morgen schien erst mal wieder die Sonne, natürlich, um uns so richtig einzuheizen bis zur nächsten Passhöhe. Angeblich ist der Paso Vientunang 4'770 m hoch, d.h. wir hatten gerade mal 30 Höhenmeter zu bewältigen gehabt. So richtig glauben konnten wir das allerdings nicht, wir waren auf jeden Fall recht ins Keuchen gekommen. Zur Abwechslung führte der Weg danach 800 m steil in die Tiefe bis zu einem Fluss namens Calinca. So eine Bajada kann man wohl durchaus als weniger schweisstreibend bezeichnen als eine entsprechende Subida, aber irgendwie war es trotzdem anstrengend, dort runterzukommen ohne auf Staub und Steinen auszurutschen.

Unten im Tal angekommen, wanderten wir noch eine Zeit lang dem Fluss entlang bis zum Campingplatz Jancarurish, 4'250 m. Unterwegs kam nach einer Biegung endlich das Objekt der Begierde in Sicht, der Nevado Alpamayo. In Peru wird der Alpamayo als schönster Berg der Welt bezeichnet. Ich als  loyale Schweizerin konnte das natürlich so nicht stehen lassen und insistierte, dass das Matterhorn mindestens so schön und weit beeindruckender sei. Wobei man nicht abstreiten kann, dass auch der Alpamayo sich durchaus sehen lassen kann.

Nevado Alpamayo, 5'974 m.
Jener Campingplatz hatte eine ganz spezielle Wasserversorgung. Während alle Camps zwar an einem Bach oder Fluss gelegen sind, gab es hier eine Quelle, d.h. ein kleines Teichlein, das von einem Loch im Boden frisch gespiesen wurde. Das war natürlich supersauberes Wasser, das wir vor dem Trinken nicht verchloren mussten. Ausserdem war es unterhaltsam, den tanzenden Sandkörnern zuzuschauen, die vom Wasserstrahl, der aus dem Boden kam, nach oben getrieben wurden. Da wir erst etwas Abfall aus dem Wasser fischen mussten, nahmen wir an, dass hier nicht alle den Wert von sauberem Wasser zu würdigen wissen. Ob das Touris oder Einheimische betrifft, lassen wir mal offen.

Da wir kurz nach dem Mittag angekommen waren, hofften wir auf wieder einen Nachmittag in der Sonne mit Blick auf einen schönen Berg, was trotzt Wolken und kühlem Wind grösstenteils auch klappte.  Dazu hatte unser Führer ein Problem mit seiner Kamera (die Fotos wurden alle gelblich), und Martina versuchte herauszufinden, woran das liegen könnte. Sie fand das Problem schliesslich auch, die Linse war kaputt. Fotoapparate sollte man eben nicht auf den Boden fallen lassen. Schlauerweise hatte er aber einen Zweiten dabei. Schon überraschend, da ist sei Rucksack zum Bersten voll und er nimmt trotzdem zwei Kameras mit.

Tag Nr. 4 war so eine Art Pausentag, d.h. das Camp blieb stehen, während wir näher zum Alpamayo rauf wollten um den Gipfel noch von einer anderen Seite zu sehen. Leider war der Himmel an jenem Tag fast dauernd bewölkt, so dass wir unseren hübschen Berg kaum je richtig sahen. Das war echt schade, dort oben wäre die Aussicht auf diverse vergletscherte Gipfel bestimmt genial gewesen. Wir konnten allerdings froh sein, dass wir weder verregnet noch verschneit worden sind.

Laguna Jancarurish und Nev. Alpamayo.
Immerhin hatten wir einiges an Unterhaltung, vor allem auf dem Weg die Moräne rauf und oben auf einer ziemlich sumpfigen Ebene. Martinas Schuhe waren noch nie wasserdicht gewesen, meine Gore-tex-Membran ist schon seit Monaten zu Sau und die Schuhe befinden sich in vortgeschrittenem Stadium des Zerfalls. Die Aufgabe, mit trockenen Füssen durch den Sumpf zu kommen, war also einigermassen knifflig. Zur Abwechslung war die Landschaft dort etwas grüner als sonst mehrheitlich, dazu gab es sonderbare, orange-rötliche Pflanzen, die etwas Farbe in das übliche grau-braun-grün brachten.

Seltsame Pflanzen wachsen da.
Auf dem Weg zurück zum Zelt stiegen wir nochmals auf die Moräne der Lagune, einfach in der Hoffnung auf eine bessere Sicht, evtl. mit etwas blauem Himmel. Sehr erfolgreich waren wir damit zwar nicht, dafür trafen wir einen weiteren Einheimischen, der unter einem Stein wohnte, den Victor in die Lagune geworfen hatte: ein etwa 2 cm grosser Skorpion. Keine Ahnung, ob das Krabbeltier giftig gewesen wäre oder nicht, es hatte überhaupt kein Interesse an uns sondern schient eher genervt, dass ihm das Dach seines Hauses geklaut worden war. Weshalb ich das dann auch repariert habe.

Scorpion an der Laguna Jancarurish.
Als wir zurück beim Camp waren, sahen wir, dass eine weitere Gruppe, luxusmässig mit Aufenthaltszelt etc. sich dort installiert hatte. Soweit kein Problem, schon tags zuvor hatte eine andere, grosse Gruppe dort gecampt. Was uns an der Sache nervte, war, dass "diese da" ihr Klozelt recht nahe bei unserem Zelt, so quasi vor unserer Haustür aufgebaut hatten. Nichts gegen Baños Portátiles, aber da wäre auf der anderen Seite des Feldes genug Platz gewesen. 

Auch das Wetter verbesserte sich an jenem Tag nicht mehr, im Gegenteil, gegen Abend begann es leicht zu regnen. Nach dem Abendessen verkrochen wir uns wie immer sehr bald (so ca. 19-19.15 Uhr) in die Schlafsäcke, nur dort ist es warm und, in diesem Falle, auch trocken. Der Regen intensivierte sich nämlich und es schiffte praktisch die ganze Nacht durch. Netterweise hörte es am Morgen kurz nach sechs Uhr auf, so dass unser Sherpa ungestört Pancakes zubereiten konnte. 

Obwohl es von oben nun trocken war, war das gesamte Feld voller Pfützen und natürlich war der Pfad den 4'830 m hohen Paso Caracara hinauf, sowie alles Gras und Büsche entlang des Weges pflutschnass. Naheliegenderweise blieben auch wir bei unserem Aufstieg weder trocken noch sauber. Viel geschneit hatte es auch dort oben nicht, gerade soviel, dass alles nass und glitschig war, aber nicht genug, dass alles hübsch weiss geworden wäre.

Aussicht vom Paso Caracara auf unseren Weg.
Auf der anderen Seite hatte es offensichtlich noch weniger geschneit, nass und rutschig war der Weg ins nächste Tal aber noch lange. Unten angekommen folgte schon der nächste Aufstieg zum zweiten Pass des Tages, dem Paso Mesapama, der mit seinen 4'500 m Höhe eigentlich nur ein Pässli war. Wieder einmal hätten wir eine Superaussicht gehabt, wenn eben diese fiesen Nubes nicht alles futsch gemacht hätten. Da schwitzt man so und strengt sich an, nur um auch von zuoberst das Gleiche zu sehen wie von unten im Tal: graue Wolken. Phaa, Schweinerei!

Aussicht vom Paso Mesapampa, weiss nicht,
wie die vernebelten Gipfel heissen.
Nach einem kurzen und steilen Abstieg befanden wir uns in der Quebrada Huillca, der wir noch ca. eine Stunde lang abwärts folgten. Dort unten empfingen uns dunkelgraue Gewitterwolken und bald auch ein paar Regentropfen und ich war überzeugt, dass wir noch so richtig verregnet werden würden. Der "Campingplatz" jenes Tages war einfach ein riesiges, flaches Feld, das von einem Bach durchzogen wurde. Erstes Problem, wie kommt man über den Bach? Zweites Problem, wo ist das Klo auf diesem platten Teller? Wir folgten dem Wasserlauf ein paar Minuten abwärts und fanden eine natürliche Brücke. Ok, schön, erstes Problem gelöst. Wir fanden auch einen ganz leicht erhöhten Platz, nur so für den Fall des erwarteten Regens, und es gab in unserer Nähe sogar auch eine Art Vertiefung im Boden, die ganz offensichtlich schon von anderen Campern als Toilette gebraucht worden war. Perfekt.

Nicht ganz perfekt war der Boden, der sich als hart weil steinig erwies und wir eigentlich nicht alle Heringe krumhauen wollten. Aber ganz nach Victors Motto "¡Todo es possible!", alles ist möglich, schafften wir es auch hier, unsere Hütte aufzubauen. Wir hatten schliesslich schon auf schlimmeren Böden gecampt. Entgegen unseren Erwartungen kamen die fast schwarzen Wolken nicht näher und mehr als die paar Tropfen belästigten uns an jenem Nachmittag nicht mehr. Dafür wurde eine andere Erwartung bestätigt, nämlich die, dass man nicht in Sichtweite eines Hauses übernachten kann, ohne dass die Einheimischen Zältli, Schokolade oder  was auch immer wollen. Schon bald kamen ein Mann, ein Mädchen und ein etwa 3-jähriger Junge bei uns an. Anscheinend sprachen die drei nur Quechua, was die Verständigung mit Touris natürlich extrem erschwert. Aber für solche Fälle haben wir ja einen Führer, der mit dieser Sprache aufgewachsen ist und der sich eine Weile mit dem Herrn unterhielt. Das Wort "pastilla" fiel und wir schlossen daraus, dass irgendjemand krank war oder Schmerzen hatte und ein Medikament wollte. Victor schien aber nichts geben zu wollen, was wir auch verstanden, als er uns hinterher erklärte, dass der Junge Zahnschmerzen habe und er einem so kleinen Kind nicht einfach ein Schmerzmittel für Erwachsene geben wollte. Das hat man dann davon, wenn wohlmeinende Ausländer den Kindern hier Süssigkeiten verteilen. Nicht nur liegen danach überall Verpackungen rum, auch kriegen die kleinen Empfänger Karies, da Zahnbürsten und Zahnpasta ja nicht gleich mitgeliefert werden.

Wir schafften es trocken durch den Tag und die Nacht und auch der Morgen war ein Gemisch von Wolken und blauem Himmel. Da waren nochmals zwei Pässe, die überwunden werden wollten, leider habe ich es verpennt, Höhen und Namen aufzuschreiben, jedenfalls war es ganz schön windig und kalt dort oben. Wenn ich mich richtig erinneren, was der letzte Pass etwa um die 4'600 m hoch, von dort ging es dann unterschiedlich steil runter bis auf 2'950 m, was ganz schön viel war, wobei wir einen Teil  davon mit Bus absolvierten. Bis wir aber bei der befahrbaren Strasse ankamen, dauerte es ein paar Stunden und galt es, noch ein paar Zwischensteigungen zu bekämpfen.

Weiter unten, kurz vor der Strasse ist Anfang Jahr eine grössere Menge Erde abgestürzt und der schmale Ausgang der Quebrada war über ein paar hundert Meter zugeschüttet. Der Bach hatte sich natürlich inzwischen sein Bett wieder durchgefressen, es gibt eine neue Brücke darüber und einen neuen Weg über den ganzen Schutt und zwischen entwurzelten Eukalyptus durch. Trotzdem war ich ziemlich beeindruckt von diesen "Derrumbes", die in Peru nicht ganz selten zu sein scheinen.

Darüber, dass es in dieser entlegenen Region inzwischen einige Busse gibt, waren wir dann aber schon sehr froh. Diese Bajada hatte sich recht in die Länge gezogen und wir fühlten uns einigermassen geplättet (zumindest Martina und ich). Dass Martina wieder einmal ihre Beine nicht zwischen Sitz und Lehne des Vordersitzes brachte, war nicht weiter schlimm, da nicht viele Fahrgäste im Bus waren und sie sich problemlos quersetzen konnte. Als wir in Pomabamba ausstiegen, bestätigte sich eine andere Vermutung, nämlich, dass Victors Rucksack auf dieser Tour zum widerholten Mal total überladen war. Zack, Träger abgerissen und Rucksack am Boden, todo rotto eben. Wir lachten, mussten aber zugeben, dass wir nicht gerade überrascht waren.

Pomabamba war ein kleines Kaff mit einigen, wie sich herausstellte, ziemlich überteuerten Hostales. Es war zwar cool, an der Plaza zu hängen und zu warten, bis unser Sherpa eine passende Unterkunft gefunden hatte, aber als wir den Preis erfuhren, waren wir eher geschockt. Victor meinte, er werde die 25 Soles noch herunterhandeln, wieviel er schlussendlich bezahlt hatte, wissen wir nicht, aber mehr als 10 Soles waren die Bunkerzimmer aber ehrlicherweise nicht wert. Was an Pomabamba interessanter war, waren die Termas, die heissen Quellen. Leider gab es dort nicht einfach einen warmen Pool, sondern kleine private Abteile, so quasi die Dorfdusche. Da gerade Sonntag war und sich das halbe Dorf waschen wollte, mussten wir fast 1.5 Stunden warten. In der Kammer gab es dann eine Art grosse Badewanne mit Dusche, die  jedoch nicht funktionierte, auch hier, todo rotto. Aus dem Wasserhahn, irgendwo zwischen Knie- und Hüfthöhe, kam dafür jede Menge fast zu heisses Wasser, waschen ging also schon. Theoretisch, irgendwann in der fernen Vergangenheit, muss es auch einmal einen Stöpsel für die Wanne gegeben haben, hier behalfen wir uns eben, indem wir den Abfluss mit den Füssen verstopften. Vielleicht nicht sehr bequem, hat aber funktioniert.

Beim Abendessen lehnten wir uns (nicht zum ersten Mal) gegen Victors Plan der totalen Überfütterung auf. Wir hatten noch ein Päcklein Suppe übrig und ein paar Brote, die er in der Bratpfanne toastete. War genau richtig. Als er dann fand, er gehe zum Mercado Reis kaufen, mussten wir ihm klarmachen, dass wir genug gegessen hatten und auch ganz gewiss nichts mehr brauchten. Dass er lieber zu viel als zu wenige Essen mitnimmt, ist ja lobenswert, aber irgendwo ist ein Limit erreicht, wo man einfach nicht mehr essen kann (auch keine Schoggi und Guetslis mehr).

Am Tag darauf wartete eine 8-stündige, holprige und staubige Busfahrt auf uns. Glück hat, wer klein ist, Pech hat, wer gross ist, bzw. lange Beine hat. Wirklich bequem fand ich die Zeit im Bus zwar auch nicht, Martina schien sie aber ausgesprochen unbequem zu finden. Ausser uns waren noch drei Österreicher auf dem Rückweg nach Huaraz und natürlich eine ganze Menge Peruaner, die sich auf Sitzen und im Mittelgang drängten. Nach viereinhalb Stunden gab es eine kurze Pause, dann ging die Holpertour weiter. Erst später, als es wegen Radwechsel nochmals einen Halt gab, realisierte ich, dass unser Bus inzwischen zum Gefangenentransport umfunktioniert worden ist. Beim ersten Stopp hatte ich die wartenden Polizisten schon gesehen, nicht aber, dass einer von ihnen und ein Mann in Handschellen eingestiegen sind. Aber ok, warum auch nicht.

Diese Fahrt hatte einige landschaftliche Ähnlichkeit mit der Fahrt von Pocpa nach Chiquian in der Cordillera Huayhuash. Auf und ab, auf und ab auf schmalen, steinigen Weglein. Bemerkenswert war der letzte Pass, wo die Strasse zwischen mehreren beeindruckenden Nevados durchführte. Victor nutzte die Gunst der Stunde, uns genaustens zu erklären, dass diese Bergen Teil des Santa Cruz Treks seien. Er fand schon länger, wir sollten diesen Trek auch noch machen, Martina und ich waren bisher aber eher der Meinung, dass wir langsam aber sicher weiter sollten. Dummerweise hatten sich Huascarán und Co. als extrem überzeugende Argumente erwiesen (wie Victor natürlich haargenau wusste), also ist Trekking Nr. 4 de facto schon beschlossene Sache. Starttermin ist voraussichtlich der 4. Oktober, da am 3. in Peru Wahlen sind und die Teilnahme daran obligatorisch ist.

Wahlkampf in Huaraz.
Dass diese Wahlen anstehen, haben wir ja schon seit Längerem bemerkt, die Hälfte der Hauswände Perus sind mit Parteisymbolen bemalt. In letzter Zeit hat sich die Sache aber intensiviert mit Umzügen in den Strassen, Spots am Radio, Autos mit Parteifahnen, Feuerwerk, Konzerten etc. etc. Seit ein paar Tagen ist eine der grössten Strassen durch Huaraz teilweise gesperrt, da die Kandidaten dort ihre Bühnen aufgebaut haben, von denen man dauernd beschallt wird, entweder mit Musik oder irgendwelchen Reden. Es ist Zeit, dass die Wahlen vorbei sind und hier wieder Ruhe einkehrt.