Montag, 4. April 2011

Pasto - Popayan: Landschaft wie auf Kaua'i

In Ipiales wurde uns empfohlen, die Kirche von Las Lajas anschauen zu gehen, das müsse man einfach gesehen haben. Irgendwie hatten wir aber keine Lust, einen weiteren Tag in Ipiales zu bleiben, nur, um eine von soooo vielen Kichen zu sehen, wir wollten endlich vorwärts kommen. Also ignorierten wir jene Empfehlung und verliessen die Stadt ohne das Santuario gesehen zu haben. Im Hotel in Pasto hing dann jedoch ein grosses Bild des wirklich aussergewöhnlichen Gotteshauses an der Wand und wir bereuten unsere vorschnelle Abreise. Aber gut, so weit weg waren wir noch nicht und so stiegen wir am folgenden Tag in einen kleinen Bus, der uns von Pasto zurück nach Ipiales bringen sollte.

Sonderlich weit kamen wir allerdings nicht, konkret, gerade mal bis zum Ausgang des Terminal Terrestre. Dort war nämlich eine Polizeikontrolle angesagt und wir reiseerfahrenen Gringas hatten natürlich keine Pässe dabei. In keinem anderen Land war das bis jetzt nötig gewesen also hatten wir unsere Dokumente nie mitgeschleppt. In Kolumbien gelten aber nun mal andere Regeln und wir hatten ja unterwegs gesehen, dass da des öftern kontrolliert wurde. Auf die Idee, deshalb unsere Papiere mitzunehmen, sind wir allerdings nicht gekommen. Nun gut, erst mal aus dem Bus aussteigen, der Polizist schilderte die Situation seinem Vorgesetzten, der wiederum mit seinem Vorgesetzten reden ging. Die Herren waren super freundlich und professionell und uns war das Ganze recht peinlich. Speziell als einer der Polizisten den Busfahrer vor die Wahl stellte, auf uns zu warten bis wir die Pässe im Hotel geholt hatten oder uns den Kaufpreis der Tickets zurückzuerstatten. Der meinte dann auch, wir sollten mit den Leuten vom Schalter reden gehen, er habe da nichts zu sagen. Klar, die Situation war ja schliesslich auch nicht sein, sondern unser Fehler. Unser Policía begleitete uns also kurzerhand zum Schalter des Transportunternehmens, wo uns gesagt wurde, dass das überhaupt kein Problem sei, wir könnten jeden späteren Bus nehmen. Wir bedankten uns bei unserem netten Freund und Helfer, nahmen ein Taxi zurück zum Hotel und packten die wertvollen Dokumente sorgfältig ein und fuhren zurück zum Terminal. Dort erwischten wir gerade noch knapp den nächsten Bus nach Ipiales. Der wartete allerdings schon draussen auf der Strasse auf uns, d.h. er war schon durch die Polizeikontrolle hindurch. Was, jetzt konnten wir nicht einmal unsere Pässe zeigen und uns bei den Polizisten nochmals bedanken für ihre gute Arbeit. Ok, Pech, es würde bestimmt weitere Kontrolle geben. Dem war dann allerdings nicht so, wir sahen zwar einige Polizisten auf der Strasse, unser Bus wurde jedoch nie angehalten.

In Ipiales nahmen wir ein Sammeltaxi nach Las Lajas. So langsam war ich wirklich auf die Kirche gespannt, die quasi Teil einer Brücke über ein enges Tal/eine Schlucht ist. Auf dem Weg dorthin spazierten wir wir an hunderten kleinen Tafeln vorbei, mit denen sich die Leute bei der Señora de Las Lajas für irgendwelche vollbrachten Wunder bedanken. Offensichtlich besitzt diese Virgen durchaus spezielle Kräfte, über mindestens hundert Meter war die Wand vollgepflastert mit Dankestafeln. Endlich kam die Kirche ins Blickfeld und der erwartete Wow-Effekt blieb nicht aus.

Santuario de la Señora de Las Lajas.

Da gerade eine Messe im Gang war, überquerten wir erst die Brücke und stiegen auf der anderen Seite zum Fluss hinunter. Nach angemessener Würdingung des Gebäudes wanderten wir auch auf der anderen Seite der Schlucht hinauf um die Kirche noch von einer anderen Perspektive zu sehen. Unten beim Fluss gab es noch zwei Obiekte zu bewundern, "Monos de Piedra", Steinaffen die eindeutig um vieles älter und mysteriöser sind als die erhabene Kirche weiter oben. Leider gab es aber keinerlei Information zu diesen "heidnischen" Figuren und den Grund ihrer Anwesenheit an jenem Ort.

Der Gottesdienst war inzwischen vorüber und wir konnte das Gotteshaus noch von Innen begutachten. Es ist schön, gewiss, aber von innen weiter nicht weiter aufsehenerregend, bis auf die vordere Wand des Kirchenschiffs, die einfach aus der nackten Felswand besteht und auch dem Kircheninnern eine spezielle Individualität gibt. Bald hatten wir jedoch genug der Kirchen gesehen, namen ein Taxi zurück zum Terminal und den nächsten Bus nach Pasto. Entgegen unserer Hoffnung kamen wir auch diesmal in keine einzige Polizeikontrolle und hatten unsere Pässe also total umsonst aus dem Hotel geholt:-(

Santuario de la Señora de Las Lajas.

Am folgenden Morgen starteten wir wie immer früh und gerieten um diese Zeit logischerweise in das übliche Verkehrschaos. Erst mussten wir zwei kurze aber steile Steigungen bewältigen, dann hatten wir die Panam erreicht, die zwar breit, hier aber in überraschend schlechtem Zustand war, konkret heisst das, Schlaglöcher und holpriger, zerrissener und erodierter Belag, und das mitten in der Stadt! Bald besserte sich das alles aber, der Belag und auch die Verkehrssituation.

Steile Strasse in Pasto, nicht für Pferdekutschen geeignet.

Wir fanden die Ausfahrt nach Popayán/Cali problemlos und begannen frohen Mutes die erste, ca. 5 km lange Subida des Tages. Leider gab es auf dieser Strecke keinen Seitenstreifen, was bei all diesen grossen Lastwagen schon recht ungemütlich war. Nach rund einer Stunde hatten wir die "Passhöhe" erklommen und begannen eine 40 km lange Bajada, von etwa 2'800 m runter auf ca. 800 müM. Darauf würde eine weitere, 15 km lange Steigung folgen, dann sollte es nochmals etwa 20 km auf etwa 600 m runter gehen. Dort unten würden wir wenigstens nicht mehr frieren, soviel war klar.

Wir brausten los, mit Handschuhen und Jacken ausgerüstet. Morgens war es jeweils noch kühl, in dieser Höhe und während langen Abfahrten sowieso. Die Landschaft im Süden Kolumbiens ist spektakulär. Grüne, zerklüftete Berge mit tiefen Tälern, steilen, z.T. fast senkrechten Hängen, dazwischen eine Strasse, die sich einen kurvenreichen Weg ins Tal sucht, nur um dort gleich auf den nächsten Hügel hinaufzusteigen. Auf etwa halber Strecke wurde unsere Abfahrt mit ein paar kleinen Zwischensteigungen unterbrochen, wir fanden auch ein kleines Dorf, wo wir Brot für's Mittagessen einkaufen konnen. Die Strassenoberfläche war auch hier über weite Strecken recht lausig, Trümmerstrasse wäre wohl eine angemessene Bezeichnung. Sowas verlangsamt natürlich gezwungenermassen das Tempo, man will sich ja nicht in einem Loch oder sonst einer Delle die Felgen zerstören.

Coole Kolumbianische Landschaft.

Wir waren schon recht weit unten angekommen als uns auf der Gegenseite zwei Radler entgegen kamen. Wie es sich gehört stoppten wir für einen "kurzen" Schwatz. Die beiden Jungs hiessen Andrés und Samuel, kamen aus Bogatá und hatten dort vor zwei Wochen ihre Reise begonnen. Wie für Südamerikaner üblich, war ihre Ausrüstung eher improvisiert, mit Ortlieb-Taschen und ähnlichen fancy Gegenständen sind in der Regel nur Gringos unterwegs. Auf unseren Kommentar, es sei heiss dort unten, grinsten sie und meinten, es sei im Moment eher kühl. Ok, da mussten wir uns wohl auf etwas gefasst machen.

Bald setzten die beiden ihren Aufstieg nach Pasto, wir unsere Abfahrt ins Tal fort. Nach nicht allzulanger Zeit kamen wir bei einer Brücke an, flitzten darüber hinweg und begannen die nächste Steigung hochzustrampeln. Und ja, es war hier unten bedeutend wärmer als oben auf dem Pass. Und es ging langsam aber sicher auf den Mittag zu und es meldeten sich die ersten Hungergefühle. Also hielten wir beim erstbesten Haus, das mit gekühlten Getränken lockte. Ganz so kalt, wie man hoffen könnte, war die Bebidas dann zwar nicht, aber noch längst kälter als die lauwarme Brühe in unseren Bidons. Es gesellten sich zwei Lastwagenfahrer zu uns und es begann die übliche Unterhaltung betr. was wir machen, wie lange wir schon unterwegs seien  etc. etc. und, seit Peru war das nicht mehr vorgekommen, ob wir nicht einen Kolumbianer heiraten und mit nach Hause nehmen wollten. Nun, es gibt in diesem Land ja durchaus einige herzige Jungs, aber beleibte Camioneros, die sich vor uns ihre dicken Bäuche kratzten, wirkten nun mal nicht gerade sexy.

Nach etwa einer Stunde verabschiedeten wir uns und traten wieder in die Pedalen. Anscheinend wurde auf jener Strecke mein Gehirn ziemlich gegrillt, ich erinnere mich nämlich (zumindest jetzt gerade) von jener Steigung nicht mehr an viel. Dass mich die zerklüftete Landschaft während der Talfahrt  an Hawai'i und speziell an die Na Pali Coast auf Kaua'i erinnerte, ist jedoch sehr wohl hängen geblieben. Wir kamen etwa um 15.15 Uhr im Tal unten an und entschieden uns, in der kleinen Ortschaft eine Unterkunft zu suchen. Es war war unglaublich heiss und wir wussten nicht, ob wir es bis in nächste Dorf schaffen würden. Das erste Hotel erschien akzeptabel, also luden wir unsere Bicis ab und stellten erst mal den Ventilator im Zimmer an.

Hier sind die Flüsse nicht kanalisiert (Rïo Patía).

Nach einer kalten Dusche spazierten wir durchs Dorf und suchten den Polizeiposten. Davor hängte eine ganze Gruppe uniformierter Jungs herum, denen eine Unterhaltung mit zwei Gringas gerade recht zu kommen schien. Wir fragten sie aus über Strassenzustand und Sicherheitslage bis Cali (Samuel hatte von vom Regen zerströrten und unpassierbaren Strassen berichtet), worauf die Polizisten meinten, sie hatten keine Meldungen von Unterbrüchen, was sich mit der Aussage der beide Camioneros vom Mittag deckte. Und solange man tatsüber unterwegs sei, hätte man auch keine Sicherheitsprobleme, wobei man in grossen Städten natürlich immer aufpassen müsse. Gut, da konnten wir ja unbesorgt nach Cali radeln, dass wir dort nicht auf der Plaza campen würden, war ja klar.

Wieder einmal Tagwach um 5 Uhr. Uns erwarteten etwa 55 km diverse kurze, z.T. recht steile Steigungen, 30 km flach und zum Schluss 5 km steile Steigung bis zum Dorf El Bordo. Die Landschaft gefiel mir auch hier sehr gut. Das Tal wirkte wild und ungezähmt mit dichten Büschen, Bäumen und Kakteen bewachsen und über viele Kilometer hinweg unbewohnt. Wir befanden uns zwar "im Tal", die Strasse führte jedoch über diverse Hügel, in Schluchten hinab und auf der anderen Seite wieder rauf. Es war schon am frühen Morgen warm, um nicht zu sagen heiss. Dutzende Schmetterlinge flatterten uns um die Köpfe und ab und zu donnerten stinkende Lastwagen an uns vorbei.

Grün, grün, grün, soweit das Auge reicht.

Martina schien die Sache nicht mehr sonderlich geniessen zu können. Einerseits machte die Hitze ihr zu schaffen, andererseits waren ihre Achillessehnen entzündet und taten trotzt massivem Schmerzmitteleinsatz äusserst weh. Zum Glück brannte die Sonne meist nicht prall herunter, im Laufe des Morgens zogen leichte Wolken auf, die uns die Temperaturen etwas erträglicher machten. Kurz nach 11 Uhr kamen wir durch eine kleine Siedlung, wo am Strassenrand Wassermelonen verkauft wurden. Die konnte man nicht nur ganz kaufen sondern auch in Schnitzen, was für uns natürlich perfekt war und einen guten Vorwand für eine Pause bot. Vor uns war da schon ein Haufen Soldaten um den Melonenstand versammelt, die wir immer bis auf die Zähne bewaffnet waren.

Nach der Melonenpause strampelten wir noch etwa eine halbe Stunde weiter und stoppten schliesslich am Strassenrand unter einem Baum. Im Schatten war es eigentlich ganz gemütlich und die Motivation, nach einem Stopp weiterzufahren, war jeweils recht gering. Aber wir mussten nach El Bordo, vorher gab es keine Unterkünfte. Nach fast 80 km in der Hitze waren das letzte Stück mit etwa 300 Höhenmetern speziell hart. Wir waren klatschnass, die Kleider klebten an der Haut und die Arme waren so schwarz vor Russ, der einem aus den Auspuffen angeblasen wird,  dass einem die Vorstellung graust, wie da wohl die Lungen nach so einem Tag aussehen müssen. Ich hatte meinen Vorderreifen schon seit eingier Zeit etwas besorgt beobachtet, kurz nachdem die letzte Steigung begann, musste ich halten und pumpen. Das schien noch anstrengender zu sein als den Berg hochzufahren, jedenfalls provozierte die Pumperei einen erneuten Schweissausbruch. Blieb nur zu hoffen, dass der Schlauch bis El Borde durchhielt.

Er hielt. Wir fuhren etwa um 14.30 Uhr auf die Plaza von El Bordo und waren innert kürzester Zeit von neugierigen Männern und ein paar wenigen Frauen umringt. Ich entzog mich der Situation indem ich mögliche Schlafplätze anschauen ging. Die ersten beide Häuser, Residencias genannt, erschienen mir nicht sonderlich geeignet. Die waren zwar billig, sonst hatten sie nicht viel, das für sie sprach. Das Hotel Patía war da schon bedeutend besser geeignet und schon bald konnten wir ein Zimmer beziehen. Während Martina die kalte Dusche genoss, machte ich mich daran, meinen Schlauch zu flicken. Beim üblichen Mantelcheck stellte sich heraus, dass der innerlich etwas angerissen war und diese Reise vermutlich nicht mehr allzulange mitmachen würde. Martina gab mir zwar einen ihrer Notfallflicken, der wird aber auch nicht für immer halten. Weiter tragisch ist das ja nicht, ich habe einen Ersatzreifen, aber noch ganz interessant ist das schon. Von aussen wirkt der Reifen nämlich nicht extrem abgenutzt im Sinne von abgefeiltem Profil, die feinsten Rillen sind immer noch sichtbar. Allerdings ist das Material einigermassen gelöchert und zerfetzt und ich habe mich schon in Tumbaco gefragt, wie lange dieser Mantel wohl noch durchhalten würde. Und immerhin, zwischen Pasto und El Bordo habe ich irgendwo meinen 10'000. Kilometer abgespuhlt. Grund zur Klage wegen einem bald kaputten Reifen habe ich da wohl nicht.

Da wir uns in El Bordo auf 1'000 müM befanden, wurde die Nacht angenehm kühl. Leider wohnte in unserem Zimmer auch eine Schar Mücken, die die Gunst der Stunde nutzten und ungefragt so einiges an Gringablut raubten. Am folgenden Tag erwarteten uns insgesamt gute 40 km. Wir hatten uns entschlossen, die etwa 80 km bis Popayán in zwei Tage aufzuteilen, da die Strecke doch so einige fiese Steigungen enthielt, heiss sein würde und es zwischen El Bordo, Rosas und Popayán nicht nach weiteren Übernachtungsmöglichkeiten aussah. Ausserdem wollten wir Martinas Sehnen mit zwei eher kurzen Etapen schonen.

Die ersten etwa 25 km waren zwar warm aber sonst eigentlich ganz in Ordnung. Die etwa 15 km lange, z.T.  recht steile Steigung vor Rosas war dann ziemlich hart und teilweise schon fast grenzwertig heiss. Wir mussten wohl ein recht klägliches Bild abgegeben haben, als wir am Strassenrand im Schatten sassen, offensichtlich hatte ein Herr Mitleid mit uns und schenkte uns drei süsse Zitronen. Ist doch eine unglaublich nette Geste, die Leute der Region sind zwar nicht gerade mausarm aber ganz bestimmt auch nicht reich und trotzdem beschenken sie die beiden weissen Ciclistas. Um die Mittagszeit stoppten wir an einem Ort, wo es eine Art Garage für einen Lastwagen, d.h. ein Dach und damit Schatten gab. Ein vielleicht 15-jähriges Mädchen, das mit einem kleinen Jungen auftauchte und etwas mit uns schwatzte, kam später nochmals zurück und brachte uns vier Bananen aus ihrem eigenen Garten.

Wir sind zwar nicht mehr am Äquator, einen langen
Schatten werfen wir trotzdem nicht.

Angeblich seien es noch etwa zwei Kilometer bis nach Rosas. Das Profil meinte zwar, es müssten noch mehr sein, in letzter Zeit waren aber die Ortschaften meist nicht ganz korrekt markiert, so auch diesmal. Wir fuhren durch die paar Strässchen und stellten dabei fest, dass es im Dorf keine einzige Unterkunft ab. Wir fragten nach und erfuhren, dass es etwas weiter oben auf dem Hügel ein Hotel gab. Also weiter bergauf und tatsächlich, da stand zumndest ein Schild, das auf ein Hotel nach 300 m hinwies. Und tatsächlich fanden wir  das Haus "El Viajero" sogar, passender Name für ein Hotel an der Panam. Das, was ich für die 20'000 kolumbianischen Pesos dort aber zu sehen bekam, überzeugten überhaupt nicht und ich sehnte mich nach El Bordo und das hübsche Hotel für ebenfalls  COP 20'000 zurück. Danaben gab es noch eine Hospedaje, die zwar nicht wirklich besser war, das Zimmer aber nur 12'000 Pesos kostete. Ok, wenn schon auf miesen Matratzen schlafen, dann wenigstens nur für wenig Geld.

Frieden ist der Respekt vor der Meinung anderer.

Hier oben auf etwa 1'750 m war es, v.a., da es nun bewölkt war, bedeutend kühler geworden, natürlich gab es aber trotzdem nur eine kalte Dusche. Und da es noch früh am Nachmittag war, mussten wir irgend eine Beschäftigung suchen, in dieser Hospedaje rumzuhängen war keine Option. So brausten wir auf leichten Velos zurück ins Dorf, kauften Brot und setzten uns damit an die Plaza. Die Internetverbindung war dann zu unserer Überraschung auch durchaus schnell. Dafür kostete abends das Essen mehr als die Übernachtung in der "Hospedaje". Die Verhältnisse sind manchmal schon seltsam.

Es wäre nun ja ohnehin nicht mehr brütend heiss gewesen, an folgenden Tag war es auch noch bewölkt und die morgendlichen Temperaturen eigneten sich perfekt zum Velo fahren. Da erst eine fetzige Bajada auf dem Programm stand, hätte man fast frieren könen. Die 10 km lange Subida danach verhinderte solches aber und schon bald wurde uns wieder warm. Wie schon am Vortag war die Strassenoberfläche an diversen Stellen beschädigt, teilweise war der Asphalt sogar ganz weggeschwemmt. Einige dieser Dellen mögen schon älter gewesen sein, viele sind aber bestimmt die direkte Folge des vielen Regens im letzten Dezember.

Beschädigte Strassen überall.

Wir hatten erwartet, etwa zwei Stunden lang den Hügel hinaufzukriechen, nach etwa 1.5 Stunden waren wir aber schon oben. Ich wagte das erst nicht recht zu glauben, es wäre schliesslich nicht das erste Mal, dass ich meine, oben zu sein, dann biegen wir um eine Kurve und sehen nochmals eine Steigung vor uns. Diesmal stimmte es jedoch, die Strasse führte bergab, auch noch ein paar Biegunge später. Jedoch nicht für lange, nach vielleicht zwei Kilometer folgten nochmals ein paar Höhenmeter. Aber auch diesen Gupf bewältigten wir schneller als erwartet und schon steckten wir wieder in den Wolken. Hier regnete es und war unangenehm kalt. Da Martinas Sehnen nicht in einem sehr guten Zustand waren, beschlossen wir, im nächsten Restaurant eine Pause einzulegen und etwas zu trinken. Aus diesem "etwas trinken" wurde de facto ein zweites Frühstück mit u.a. den von Martina schon lange ersehnten Spiegeleiern.

Die Strecke Rosas-Popayan war echt untypisch. Auch die letzten 20 km dauerndes leichtes Auf und Ab waren überraschend schnell besiegt und schon sahen wir die Stadt vor uns. Da jedoch ein Unglück (entzündete Sehnen) nur selten alleine kommt, stürzte Martina an einer blöden, unasphaltierten Stelle, wo ihre Vordertasche eine kleine Mauer touchierte. Ein blutendes Knie und weitere Schmerzen waren die Folge. Wir putzten das Bein vor Ort oberflächlich und machten uns dann auf die Suche nach einem geeigneteren Ort für eine weitere Verarztung, sprich ein Hotel. Und da wir hier schliesslich in Kolumbien sind, dauerte es nicht lange, bis uns ein velofahrender Einheimischer seine Hilfe anbot (die aufdringlichen Typen an einer Kreuzung hatten zum Glück keine Bicis und konnten uns nicht folgen). Die Unterkünfte hier in Popayán sind teurer als die, die wir bis jetzt in Kolumbien gefunden hatten, Hotel Nr. 2, der "Hogar del Paso" oder auf Englisch "Pass Home" an der Calle 5 hat uns aber überzeugt und wir haben uns für ein paar Tage einquartiert. Dieses Hotel wird mir übrigens täglich sympatischer und ich kann es anderen Reisenden wärmstens empfehlen.

Hier nun noch ein paar Fragen, die uns anlässlich vielen Schwitzens durch den Kopf gegangen waren. Vielleicht ist ja jemand, der/die dies list, anatomisch oder sonstwie schweissmässig gebildet und weiss eine Antwort. 

  • Welchem Zweck dient das Salz im Schweiss, das einem ab einer bestimmten Konzentration fast die Haut verätzt?
  • Welcher Weg ist für das Wasser schneller/kürzer, vom Magen durch die Blase unten raus oder vom Magen durch die Haut als Schweiss wieder raus? Wie kommt der Schweiss da überhaupt hin und wie lange dauert es bis ein Schluck Wasser wieder rausgeschwitzt ist?
  • Dass man, wenn man viel schwitzt, nicht aufs Klo muss, ist soweit logisch. Womit hängt es denn nun zusammen, wenn man am nächsten Tag trotzt affenmässigem Schweissverlust trotzdem des öfteren pinkeln muss?
Und noch ein paar Beobachtungen hier in Kolumbien und Vergleiche mit anderen Ländern:

  • In Kolumbien gibt es offensichtlich weniger Ausländer, Gringo/as erregen hier bedeutend mehr Aufmerksamkeit bei den Einheimischen.
  • Die Kolumbianer sind neugieriger und kontakfreudiger als Ecuadorianer. Es wird hier auf der Strasse wieder mehr gehupt und gewinkt, ähnlich wie in Peru (dort wurde nur gehupt, wenig gewinkt). Wenn man in einem neuen Ort ankommt, kann man sich der vielen neugierigen Männer  (sehr wenig Frauen) kaum erwehren. Es gibt aber auch welche, die schon sehr unanständig aufdringlich sind.
  • Die Polizei- und Militärpräsenz hier ist auffallend, in Städten sowie auf der Strasse zwischen Ortschaften. Die Polizei ist immer sehr freundlich und hilfsbereit und führen verlorene Ciclistas auch schon mal zu einem Hotel.
  • In Städten ist der Verkehr so chaotisch wie in Peru, auf Überlandstrassen sind die Chauffeure (mehrheitlich) rücksichtsvoll gegenüber Ciclistas.
  • In Pollerías (Restaurants, die nur Hühner servieren) gibt es kaum Servietten sondern Plastikhandschuhe.
  • Die meisten Leute sind extrem nett und interessiert und wir wurden auf der Strasse schon wiederholt mit Früchten beschenkt.
  • Es gibt hier, im Gegensatz zu z.B. Ecuador, viele Pferdefuhrwerke. Leider sind recht viele der Zugtiere ziemlich mager, was auf uns einen schlechten Eindruck hinterlässt.
  • Bis jetzt gibt es hier kaum agressive Hunde!
  • Die Panam hat in Kolumbien oft keinen Seitenstreifen.
  • Man kriegt auch in billigen Unterkünften ein Handtuch und Klopapier.
  • Jedoch hat es in WCs von Restaurants oder Cafés öfter kein Papier.

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