Yep, wir sind zu Hause. Allerdings nur für zwei Wochen, dann geht es zurück nach Oregon, dann Washington, Vancouver, Alaska und Kanada. Grund für diesen in aller Heimlichkeit geplanten Ausflug ist der 60. Geburtstag unserer Mütter und, in meinem Fall, auch Nick, den ich schon gerne kennenlernen wollte, bevor er krabbelt oder sogar schon fast läuft. Das war natürlich auch ein Grund für unser recht zügiges Vorwärtskommen an der Westküste, sonst wären wir vermutlich hier oder da einen Tag länger geblieben. Nach zwei Nächten in Seaside nahm Neil, unser WS-Host, uns mit nach Portland, von wo aus wir mit dem Greyhound nach Seattle reisten. Das war ja ein Unternehmen für sich. Wann immer wir in Lateinamerika Bus gefahren sind, war das einfach, mit dem Ticket hatte man gleichzeitig eine Sitzplatzreservation (das traf zumindest auf die Langstreckenbusse zu) und die Busse fuhren mit bewundernswerter Pünktlichkeit. So war das in den „Entwicklungsländern“. Hier in den hochentwickelten USA läuft das anders. Das Ticket kriegt man zwar auch problemlos, es garantiert aber noch lange keinen Platz. Wenn der Bus voll ist, ist er voll und wer nicht drin ist, muss auf den Nächsten warten, wann immer der fahren mag. Im Terminal ist nirgendwo angeschrieben, bei welchem Gate welcher Bus mit welcher Destination fährt, auch der Boarding Pass enthält diese Information nicht. Wenn man Glück hat, hat man den Typen beim Ticketschalter, wo man das Gepäck „einchecken“ musste, verstanden, die Wahrscheinlichkeit war da aber nicht sehr hoch. Auch der Begriff „Gepäck einchecken“ ist ein Witz, da man es trotzdem selber zum Bus schleppen muss. Der dann mit über einer halben Stunde Verspätung ankam und mit einer guten Stunde Verspätung losfuhr.
Das feucht-kalte Wetter hatte immerhin für hübsche Aussicht gesorgt. Gleich neben Portland steht der Mount Hood. Winterlich weiss zierte er die grosse Stadt. Später sahen wir den berühmt-berüchtigten Mount St. Helens, dem offenlichtlich ein grosser Teils seines Gipfels fehlt, und, etwas näher bei Seattle, den Mount Rainier, Seattles nächsten, leicht aktiven und potentiel gefährlichen Vulkan. Abgesehen davon führte die Strecke mehrheitlich durch Wald, was durchaus unserem Bild von Oregon entsprach. In Seattle wurden wir von unseren WS-Hosts abgeholt, was es uns ersparte, uns in der Nacht mit dem ÖV einer fremden Stadt herumschlagen zu müssen. Das kam dann am ersten Morgen dran bei unserem dritten Gang zum REI, der hier in Seattle seinen Hauptsitz und damit seinen riesigen, absolut genialen Flagship Store hat. Dort haben wir Sachen zurückgeben können, die die Erwartungen nicht erfüllt haben, was eine recht coole Eigenschaft der grossen Outdoor-Kette ist, und neue Dinge beschaffen, von denen wir glauben, demnächst brauchen zu können. Bei der Gelegenheit gingen wir auch auf eine winzigkleine Sightseeing-Tour und guckten die Space Needle, Seattles Wahrzeichen an. Da hinaufzugehen, wäre schon recht cool gewesen, $ 19 zu bezahlen waren wir aber nicht bereit.
Space Needle in Seattle. |
Nach vier Tagen in Seattle fuhr uns Vince zum Flughafen wo die nächste Komplikation auf uns wartete. Wir hatten ein Swiss Ticket, der Flug nach San Francisco wurde jedoch von United durchgeführt. Die in ihrem System unsere Reservation nicht finden konnten. Wir müssten zum Swiss-Schalter, hiess es. So einen gab es jedoch nicht und die Lufthansa, unsere nächste Hoffnung, war im Streik. Also zurück zu United und etwa beim dritten Versuch tauchten unsere Namen plötzlich im Computer auf. Nächstes Problem: An unseren Namen hing zwar ein Ticket von San Francisco nach Zürich, aber keins von Seattle nach SF. Das Ticket sei nicht ausgestellt worden, wir müssten mit der Swiss Kontakt aufnehmen. Hm??? Nach längerer Sucherei und den vereinten Kräften zweier United-Angestellten bekamen wir schliesslich doch noch unsere Boarding Pässe, konnten unser Gepäck abgeben und unser Gate suchen. Von nun an lief alles wie am Schnürchen. Sicherheitskontrolle kein Problem, Gate gefunden und Flieger mit nur wenig Verespätung abgeflogen. In San Francisco war der Umsteig-Weg nicht weit und wir hatten kaum das nächste Gate erreicht als schon wieder Boarding ausgerufen wurde.
Nun hatten wir zwar ein wenig mehr Platz, der zweite Flug war jedoch so ereignislos wie der erste nur eben viel länger und damit langweiliger. Eine Frage beschäftigte uns jedoch: Wir hatten nirgendwo offiziell aus den USA ausgecheckt. Abgesehen davon, dass wir auch gar keine Stempel oder irgendwelche Papierchen in unseren Pässen hatten, und wir nur annehmen/hoffen konnten, dass wir zwischen Tijuana und San Diego überhaupt korrekt eingecheckt wurden. Aber unsere Pässe waren damals gescannt worden, vor unserer Ausreise jedoch nicht. Das ist zumindest suspekt und wir können nur hoffen, dass wir bei der Wiedereinreise keinen Ärger bekommen.
Schweizerkreuz über Grönland. |
In Zürich angekommen, tauchte Martinas Tasche bald auf dem Förderband auf, mein Rucksack zeigte sich jedoch nicht. Wie sich herausstellte, befand der sich zu dem Zeitpunkt noch in San Francisco. Ok, auch gut, so musste ich ihn wenigstens nicht selber heimschleppen. Ausser meinem Vater wusste von meiner Anrunft niemand etwas und die Überraschung gelang wiederholt bei diversen Familienmitgliedern. Zwei Jahre und vier Monate sind eben schon eine lange Zeit und Kinder verändern sich bekanntlich schnell. Viel geplant hatte ich für die knappen zwei Wochen nicht. Dass bei uns im Dorf ein Geräteturn-Wettkampf anstand und dass Luki da teilnehmen würde, wusste ich und nahm natürlich die Gelegenheit wahr, dem jünsten Turner im Einsatz zuzuschauen.
Bereit für die Barrenübung. |
Die folgenden Familienbesuche und Exkursiönlis zu Outdoor- und Veloläden, Checks beim Zahnarzt und Optiker beschäftigten mich genug und ohne Stress aufkommen zu lassen. Nun sind auch Dinge aufgestockt, die ich im Amiland nicht finden konnte (wasserdichte Schuh- und Handschuhüberzüge) oder gar nicht erst gesucht habe (neue Reifen von Schwalbe). Regenhosen und -jacke sind gewaschen und imprägniert und ich somit bereit für den Regen, den wir in Washington und weiter oben wohl erwarten müssen. Nun heisst es morgen schon wieder Abschied nehmen, Alaska wartet. Hoffentlich schmelzen die über drei Meter Schnee dort oben bald!
Tschüss mitenand, es hüt mi mega gfroit, oi alli wider emal z'gseh, bis im Dezämber!
Tschüss mitenand, es hüt mi mega gfroit, oi alli wider emal z'gseh, bis im Dezämber!