Donnerstag, 29. November 2012

Mahlberg – Bonstetten (CH): Daheim. Vorbei, Schluss, aus!


Als wir unsere letzte Etappe starteten, war alles wie erwartet grau und trist. Katrin, Jörg und Amelie, vielen Dank für die herzliche Aufnahme bei Euch zu Hause, die Zeit war zwar nur kurz, wir haben sie aber sehr genossen. Erwähnenswert finde ich, dass Amelie, die Jüngste der Familie, schon weg war als Martina und ich aufstanden. Sie hat öfters um 7.30 Uhr Schule und da sie immer zu Fuss geht und einen ziemlich weiten Weg hat, muss sie um 7 Uhr los. Und das in der 2. Klasse, Respekt! Wir waren nämlich nicht so früh dran, bis wir uns gebührend verabschiedet hatten, war es irgendwann zwischen 9 und 9.30 Uhr. Wir fuhren zuerst wieder nach Kappel-Grafenhausen zurück und dann mehr oder weniger parallel zum Rhein in Richtung Süden. Besonders aktionsreich war die flache Strecke nicht, das interessanteste war vielleicht, dass wir in Rust am Europapark vorbei fuhren. Dann kamen wir durch die Dörfer Rheinhausen, Weisweil, Wyhl, Sasbach und Jechtingen. Es war neblig und kühl, was beim Fahren ja noch ging, in dieser Suppe Pause zu machen, wäre aber nicht gerade toll gewesen. Weshalb Martina vorschlug, uns in ein kleines Café zu setzen, was einstimmig angenommen wurde. Wir hatten schliesslich noch genügend Euros übrig.

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Äh ja, so sah es dort aus..

Weitere Ortsnamen, die wir unterwegs sahen, waren Grezhausen, Hartheim, Bremgarten, Grissheim, Zienken und Neuenburg. Im Laufe des Nachmittags sahen wir am Horizon einen gelblichen Lichtstreifen, und das sogar in unserer Richtung. Der Lichtblick kam näher und am etwa 15 Uhr sahen wir tatsächlich etwas blauen Himmel und Sonne. Wow, unglaublich. Als wir in Steinenstadt einen Herrn nach einem Brunnen fragten, bekamen wir gleich noch einen Tipp, wo es eine günstige Unterkunft gäbe. Hmm, nicht zelten zu müssen wäre natürlich Luxus. Wir fanden den erwähnten Maienhof sogar und schauten ein Zimmer an. Mega schön, mega gross und mit viel Stil, 48 Euro fanden wir aber etwas viel. Die nette Dame meinte, in Schliengen, dem nächsten Dorf, sollte es möglich sein, etwas Günstigeres zu finden. So kurvten wir weiter durch Wiesen und Felder und guckten in der nächsten Ortschaft zwei Hotels/Gasthäuser an, die jedoch beide viel teurer waren. Hmm, blöd, so was. Nun hatten wir wertvolle Zeit verblödelt, die wir besser in die Suche nach einem temporären Nistplatz investiert hätten. Wir fuhren wieder aus der Ortschaft raus, inspizierten einen Schuppen, der jedoch mit Geräte vollgestopft war und suchten weiter.

Es ging gegen 17 Uhr und Martina wurde schon langsam etwas nervös. So entschieden wir uns, bei einem Bauernhof anzufragen und bogen von der Hauptstrasse ab. Als wir aber eine flache Wiese und ein Wäldchen entdeckten, gingen wir das auskundschaften und hatten schon bald darauf einen recht guten Platz im Wald gefunden (85.03 km in 5:08 Stunden). Interessanterweise war der Boden unter einer dünnen Erdschicht steinhart und damit einer der miesesten Camping-Böden der gesamten Reise. Machte aber nicht so viel aus, Hauptsache wir kriegten das Zelt halbwegs sicher aufgestellt. Es windete kaum und war auch nicht kälter als auch schon, insgesamt also eine recht normale Camping-Nacht.

Auch die -1°C am Morgen waren normal und da es keinen Nebel hatte, fühlte sich das Ganze gar nicht so tragisch an. Nach gerade mal knapp 2 km hatten wir Bad Bellingen erreicht und dann war fertig lustig. Wir verliessen die Rhein-Ebene und mussten nun unzählige kleinere und grössere Hügel erklettern. Und die meisten davon waren steil. Ganz schön steil. Und obwohl wir meistens auf kleinen Nebenstrassen fuhren, hatte es recht viel Verkehr. Diese Hügel waren öfters bewaldet  und die schönen Herbstwälder leuchteten im Sonnenschein rot-braun. Wir kurvten durch Hertingen, Ettingen, Holzen, Egringen Wittlingen und Haagen, wo wir uns an eine sonnige Bushaltestelle setzten und Pause machten. Lörrach wollten wir umgehen, weshalb wir einen Bogen via Schopfheim, Dossenbach und Schwörstadt schlugen. Immerhin war ein Teil dieser Strecke flach und wir kamen endlich wieder etwas zügiger vorwärts.

Steile Schwarzwald-Steigung in der Morgensonne.

Soo schwarz ist der Wald allerdings nicht.

Nach Bad Säckingen, wo wir den Rhein überqueren wollten, führte ein hübscher Radweg dem Fluss entlang. Teilweise asphaltiert, teilweise Kies bzw. Blätter, insgesamt eine gemütliche Strecke. In Bad Säckingen kamen wir zu einer Brücke, offensichtlich unseren Weg in die Schweiz. Martina, die vorausgefahren war, war nun aber plötzlich verschwunden und ich wusste nicht, wohin sie nun abgebogen war. Ich fuhr mal da durch, wo es mir logisch erschien, wenn man auf die Brücke wollte, fand sie aber nirgends. Ich fand auch einen Weg auf die Brücke hinauf, aber auch da war sie nicht. Also nochmals zurück zum Veloweg, nochmals durch die Strassen, nichts. Hmm, was nun? Ich begann, andere Leute zu fragen, ob jemand sie gesehen habe. Nein. Aber es gäbe weiter vorne noch eine Fussgänger-Brücke, vielleicht sei sie ja da. Fussgänger-Brücke? Aha, also dahin. Aber auch da war nirgendwo ein weiters bepacktes Velo, weder in Deutschland noch in der Schweiz. Nun war ich völlig ratlos. Sollte ich wieder zurück zur Autobrücke? Und auf welcher Seite am besten? Ich hatte mich gerade entschieden, in der Schweiz weiterzusuchen, als sie auch schon angefahren kam. Ebenfalls auf Schweizer Seite. Uff, Schwein gehabt, ich hatte nämlich kein Natel und somit hätte es keine Möglichkeit zur Kontaktaufnahme gegeben.

Auf Schweizer Boden!!!

Wieder zu zweit ging es weiter. Kaum richtig in der Schweiz, hatten wir Radweg-Wegweiser gefunden und folgten dem in Richtung Frick. Auf diesen Velo-Routen kurvt man zwar meistens etwas mehr im Zeug herum als auf den Strassen, man hat aber seine Ruhe und kommt selten Autos in die Quere. Inzwischen war es wieder ganz schön kalt geworden, v.a. wehte wieder ein fieser Wind. Trotzdem machten wir eine ganz kurze Express-Pause und etwas zu essen. Dann ging es weiter, wirklich aufholen konnten wir die halbe Stunde, die wir mit suchen verbracht hatten, jedoch nicht. Das Land war nun relativ flach und mehrheitlich wieder Felder und Wiesen. Wir kamen durch Eiken, Frick, Hornussen und Bözen und fragten uns, wo man hier campen könnte. Zu viele Ortschaften zu nahe beieinander und Wälder nur auf Hügeln. Extrem unpraktisch aber nicht unerwartet. Dafür wehten wieder ab und zu Schweizer Fahnen, was eben schon Stil hatte. Nachdem wir durch Effingen hindurch waren, war klar, dass wildes Campen keine Option war. So schlichen wir uns an einige Häuser ran und fragten bei sich gerade draussen befindenen Bewohnern, ob es wohl möglich wäre, irgendwo in einem Garten oder so zu campen. Das war so quasi unser Gastfreundlichkeits-Test, den die Schweiz in Form eines netten Herrn, der uns auf einem unbebauten Grundstück neben seinem Haus campen liess, mit Bravour bestand (76.1 km in 5:47 Stunden).

Der nächste Morgen war überraschend warm. Oder zumindest etwas wärmer als gewohnt. Als wir bei knappen 5°C den ersten Hügel hinaufkrochen, führte das schon fast zu Hitzeschüben. Die folgende Abfahrt hinunter nach Brugg kühlte uns aber gleich wieder ab und die Feuchtigkeit des Nebels kroch überall durch die Ritzen. In Brugg wurde es dann vorübergehend etwas komplizierter, den richtigen Weg zu finden, als wir aber den Radweg nach Baden gefunden hatten, war’s kein Problem mehr. Insgesamt war es nun wieder flach, zwischen Baden und Wettingen gab es dann aber grenzwertig steile Abschnitte. In Wettingen gingen wir ein letztes Mal miteinander Kaffee trinken und testeten Schweizer Bäckerei- und Konditoreiprodukte. Das war wie erwartet mega fein und, ebenso wie erwartet, recht teuer. Grosi, Danke für die Unterstützung!

Baden ist noch ganz hübsch.
Vor'm Café in Wettingen.

Nun blieben noch einige wenige Minuten, dann trennten sich unsere Wege. Martina bog nach links ab und ich folgte weiterhin den Velo-Wegweisern in Richtung Zürich. Bis anhin war diese Strategie schliesslich aufgegangen. In Würenlos war ich aber etwas verwirrt. Ich hatte mir von Google den Weg nach Altstetten zeigen lassen und stellte nun fest, dass ich mich nicht auf der gewünschten Route befand. Aber ok, immer schön in Richtung Zürich radeln. Das ging durch hübsche, grüne Wiesen und Felder, vorbei an Wegweisern nach Buchs und Dällikon. Hmm, nein, da wollte ich nicht hin. Inzwischen schien immerhin ein schwaches Sünneli durch die dünner werdenden Wolken, was mich optimistisch stimmte. Später fragte ich Spaziergänger, wo ich mich denn um Himmels Willen befinde, und wie ich von da aus nach Altstetten komme. Ich war in Regensdorf, sollte am Besten noch etwas weiter in Richtung Zürich weiterfahren und dann müsse ich über den Hügel, sprich den Hönggerberg. Ja, diesen Hügelzug hatte ich auch schon bemerkt und war zur Erkenntnis gekommen, dass meine geplante Route auf der anderen Seite entlang geführt hätte. In Affoltern erspähte ich ich einen Wegweiser in Richtung ETH und Höngg. Wunderbar, von da aus würde ich den Weg finden. Also nochmals eine kurze und heftige Steigung, dann quer durch Science City und dann fast senkrecht hinunter nach Höngg. Es folgte ein langes Zick-Zack und schon hatte ich die Europabrücke erreicht, über die es praktischerweise auch einen Radweg gibt. Der war zwar teilweise gerade von einer Baustelle zugemüllt aber dank wenig Verkehr war das kein Problem.

Zum Bahnhof Altstetten hinab gab es eine Abkürzung und ab dort befand ich mich wieder in vertrautem Gebiet. Auf den letzten paar Kurven und Biegungen bemerkte ich zwar schon einige Veränderungen und ich blieb nochmals fast in einer Baustelle stecken, fand aber schlussendlich mein Ziel ohne weitere Um- oder Irrwege (51.85 km in 3:37 Stunden). Das Ziel des Tages war nicht das Haus meiner Eltern, sondern mein Grosi. Das klappte alles, das Velo durfte auf dem Balkon schlafen und das Zelt in der Waschküche trocknen. Somit hatte ich schon ein Problem weniger. Ich war kurz nach 13.30 Uhr angekommen. Der Rest des Nachmittags war obergemütlich, es gab Rösti und Rivella, Fotos zum anschauen, Routen im Atlas zu erläutern und was man bei einem Grosi eben alles so macht. Und abends natürlich ein so richtig bequemes Bett mit altbekannten Bildern darüber.

Für die letzten gut 10 km bis Bonstetten hatte Bruno, mein Götti, mir seine Begleitung angeboten. Das war mega nett und hatte den weiteren Vorteil, dass er einen Weg durch den Wald kannte und wir so ein steiles Stück Strasse umgehen hinauf zur Waldegg konnten. Via Uitikon ging’s hinunter nach Landikon, dann die letzte Steigung hinauf nach Wettswil und wieder bergab nach Bonstetten. Schon irgendwie surreal, nach all dieser Zeit nun tatsächlich per Velo zu Hause anzukommen. Und da gerade Kerzenziehen war, und ich die Mehrheit meiner Familie dort wusste, fuhren wir auch gerade hinauf zur Piazza und dem Gemeinschaftsraum des Quartiers. Dort fanden wir denn auch tatsächlich einige Leute vor, sogar das jüngste Familienmitglied, von dem ich mit grossen Augen angestarrt und richtiggehend geröntgt wurde.

Dampfwalze - das Wahzeichen der Bruggenmatt.
Nick alias Gringito.

Nun bin ich also schon seit etwa zehn Tagen zu Hause, habe inzwischen zwei Bewerbungen verschickt, bin joggen gegangen und habe Muskelkater gekriegt. Heute ist es so richtig Winter geworden, es schneit draussen und ich traure einerseits der beendeten Reise nach und bin andererseits froh, wieder daheim zu sein, eine Familie und ein warmes Bett zu haben. Auch die Aussicht auf ein Arbeitsalltag erscheint gar nicht mehr so schlimm. Im Gegenteil, es ist Zeit sich dieser Herausforderung wieder zu stellen und den letzten drei Jahren eben genau nicht nachzutrauern sondern bei Bedarf revue passieren zu lassen, als erfüllten Traum zu betrachten, den Fokus jetzt aber wieder auf ein normales Leben zu richten. Für einige Jahre zumindest.

Donnerstag, 15. November 2012

Montpellier - Mahlberg: Abstecher nach Deutschland


Wir standen also am Freitag Morgen wieder am Bahnhof von Montpellier und warteten darauf, dass das Gleis unseres TGVs angezeigt würde. Bei der Information erfuhr ich, dass wir die Velos selber verladen mussten. Soweit so gut. Das ist besser, als sie jemandem anderen anvertrauen zu müssen. Da die Gleisanzeige auf sich warten liess, wurde Martina von Minute zu Minute nervöser. Wir mussten ja schliesslich mit den Velos da rüber... Etwa eine Viertelstunde vor Abfahrt kam die sehnlichst erwartete Information schliesslich. Wir stürzten uns also ins Gewühl mit der Absicht, es nochmals mit dem Lift zu versuchen. Irgendwann hatten wir den auch gefunden und Martina war schon fast drinnen, als zwei SNCF-Mitarbeiter mit zwei Leuten in Rollstühlen kamen und sich kurzerhand vordrängten, so im Stil von „entschuldigung, wir gehen da vor euch rein“. Ich war ziemlich platt ab so viel Frechheit, Martina hatte aber schon erkannt, dass dieser Lift noch kleiner war als jener, den sie das letzte Mal probiert hatte. Also wieder Rolltreppe. Hinauf jede für sich, kein Problem und keine Absturzgefahr. Zum Gleis runter war dann nichts mit Roll- sondern nur konventionelle Treppe. Also wieder zu zweit. Ich hatte meinen Rucksack am Rücken und so mussten wir mit meinem Velo viel weniger Gewicht manövrieren. Unten gab es dann die Composition de Train-Info, die uns sagte, dass unser Wagen 18 im Sektor R halten würde. So drängten wir uns durch die Menge um uns strategisch zu positionieren, Martina immer noch im oberen Stress-Bereich. Ob der Zug wohl lange genug haltet, und wir es schaffen, alles Gepäck und die Velos einzuladen? Was er natürlich machte, wir waren sogar schon komplet verstaut, als da draussen vor anderen Türen noch zwei Meter lange Schlangen warteten.

Die Fahrt verlief dann erwartungsgemäss ruhig und ereignislos. Die Landschaft flitzte für unsere Verhältnisse fast in Überschallgeschwindigkeit vorbei. Es war mehrheitlich flach mit Landwirtschaft und schon bald hatten wir Montpelliers graue Wolkendecke verlassen und es wurde sonnig. Dijon war der vierte Stopp, wir hievten alles wieder raus und suchten den Ausgang. Dass wir uns wieder über eine Treppe „abseilen“ mussten, wunderte uns nicht mehr. Dass da vier SNCF-Typen rumstanden und nicht auf die Idee kamen, einer älteren Dame und zwei weiteren Frauen mit Kind und viel Gepäck zu helfen, schien auch niemanden zu überraschen. Ich weiss ja nicht, ob Schweizer Zugbegleiter sich da anders verhalten würden, oder ob das effektiv normal ist, nach zwei Jahren Lateinamerika ist man sich aber ganz einfach anderes gewohnt.

Edlerweise kamen wir unten dann ebenerdig raus, keine weiteren Treppen und sonstige Hindernisse mussten überwunden werden. Das Rätsel, das es zu lösen galt, war nun, den Weg zu unserem Hotel zu finden. Das lag etwas ausserhalb und wie sich herausstellte, sind in Dijon Strassen grundsätzlich nicht angeschrieben. Nach knappen 6 km, teilweise durch Industrie, entlang Einkaufszentren und anderen riesigen Läden erreichten wir Marsannay-la-Cote, orientierten uns an einem gigantischen Le Clerc-Supermarché und fanden das Hotel. Die Öffnungszeiten waren als 07.00 – 21.00 Uhr angegeben, es war jedoch keine Seele da. Auch auf unser Läuten kam keine Antwort, irgendwann entdeckten wir ein unscheinbares Zettelchen, wo draufstand, dass die Reception erst um 16.00 Uhr öffnete. Da es aber Wifi gab, war das nicht so tragisch, wir warteten schliesslich - auf was auch immer - nicht das erste Mal. 

Wir konnten dann sogar noch vor 16 Uhr einchecken und kriegten auch noch die Erlaubnis, die Velos sicher und trocken im Treppenhaus zu verstauen. Somit begann ein der Vorabend eines Ruhetages par exellance, nämlich mit rumhängen und nichts tun. Ok, stimmt nicht ganz, wir wanderten noch zum Le Clerc, ein gigantischer Supermarché ganz in der Nähe. Wir waren ziemlich platt ab der Grösse des Ladens und wollten ja nur Instant-Suppen und Brot zum Znacht kaufen. Das schafften wir sogar fast und waren dann schnell wieder im warmen Hotelzimmer. Es war in der Zwischenzeit nämlich schweinekalt geworden.

Wegen dem schlechten Wetterbericht hatten wir beschlossen, zwei Nächte in Dijon zu bleiben und wegen der Lage unseres Hotels ausserhalb der Stadt konnten wir de facto nichts anderes tun als rumhängen, gamen und nichts tun. Zuerst kamen aber natürlich auschlafen und Zmorge essen. Dann gamen und nichts tun. Und das ziemlich lange. Am frühen Nachmittag marschierten wir in den strömenden Regen hinaus zu einer Mall, die zwar gleich gegenüber dem Hotel auf der anderen Strassenseit lag, wir mussten erst aber mehrere hundert Meter zu einem Kreisel latschen, um da rüber zu kommen. Nicht nur der Verkehr wäre ein Problem gewesen, aber da in der Mitte stand ein hoher Zaun. So waren wir einigermassen nass bis wir ankamen. Einkaufen in einem Riesenladen dauert aber immer lange genug um wieder zu trocknen. Den Nachmittag verbrachten wir wieder mit rumhängen, zwischendurch mal duschen, rumhängen, mit Familie skypen und nochmals nichts tun. Das war wohl das letzte Mal auf dieser Reise und darum haben wir es auch bis zum letzten ausgekostet.

Am Sonntg Morgen begann aber wieder der Ernst des Lebens. D.h. um 7 Uhr aufstehen und um 8.30 Uhr startklar zu sein. Da es genau dann zu regnen begann, verschoben wir eben diesen Start um ein paar Minuten. Dann war der Spuk auch schon wieder vorüber und wir konnten losdüsen. Via Le Clerc ging es zurück zum Kreisel, wo wir uns in den Verkehr einschlichen. Wir hatten für die ersten Kilometer die Wahl zwischen kleineren, verwinkelten Strassen durch Dörfer oder einer grossen Hauptstrasse, die gemäss Google ab da, wo wir raufwollten, keine Autobahn mehr war. Wir entschieden uns für letztere, da direkte Strassen i.d.R. einfacher und schneller sind als kleine Wirrwar-Weglein. Als wir aber auf dem doofen Teil ankamen, stellte sich heraus, dass wir auf einer Autostrasse oder Expressstrasse gelandet waren. Jedenfalls gab es da ein Schild mit einem Auto drauf. Martina meinte zwar, es sei ihr egal, da stehe nirgendwo, dass Velos da nicht existieren dürfen, mir war die Sache aber nicht so wohl. Ich hatte keine Lust auf eine Busse.

Nicht für Velos gedacht.

So nahmen wir die nächste Ausfahrt, die uns jedoch auf eine ausgewachsene Autobahn brachte. Für etwa 300 m, dann kam wieder eine Ausfahrt und schon waren wir wieder legal. Nun ging es im Zick-Zack durch kleinere und grössere Ortschaften mit immer mal wieder Zweifel, welches wohl die richtige Abzweigung war. Irgendwann hatten wir aber die gesuchte D 70 gefunden und nun war es nicht mehr kompliziert. Bei zwei Dörfern wurde die Strasse aber auch zur Autostrasse, Velos hätten wohl nicht die Umfahrung nehmen dürfen. Theoretisch. Hier war uns das aber herzlich egal und sonst schien es auch niemanden zu kümmern. In Magny-St-Médard machten wir Pause und froren dabei ganz schön. Zum pedalen waren die Temperaturen ziemlich ok, zum rumsitzen war es eindeutig zu kalt. Grundsätzlich bewölkt, unternahm die Sonne dann und wann einen Durchbruchs-Versuch, was aber erst am Nachmittag erfolggekrönt sein sollte. Eine weitere Ortschaft, durch die wir hindurchfuhren, hiess Mirebeau-sur-Beze, danach kam nichts bis zur Stadt Gray, wo wir hofften, eine Karte für die Strecke bis zu Mahlberg (D), wo Martinas Freundin wohnt, zu finden. Aber erfolglos. Der Fluss, der durch Gray hindurchfliesst, die Saone, führte Hochwasser wie alle anderen Wasserläufe in der Gegend bisher auch. Da muss es kürzlich ziemlich stark geregnet haben. Oder irgendwo immer noch regnen. In Arc-les-Gray stoppten wir zum Zmittag essen, diesmal der Sonne zugewandt, es war aber trotzdem arschkalt.

Unsere D70 war nun ein kleines Strässchen geworden und umging kaum mehr ein Kaff. Wir sahen Ortsnamen wir Montureux et Prantigny, Vereux und Dampierre-sur-Salon. Dieser letzte Ort war ein richtiges kleines Städtchen mit vielen schönen alten Steinhäusern. Und mittendrin ein gläsernes Einkaufszentrum, was ein krasser Stilbruch darstellte. Danach wurde es merklich hügeliger. In Vaite suchten wir Wasser und fanden das auf dem Friedhof. Brunnen scheinen nicht so verbreitet zu sein, bzw. sind alle eher Museumsstücke denn funktionell. Wenige Kilometer später folgten wir einem Waldweg, drehten nochmals ab und dann ein drittes Mal. Schon das zweite Wegli waren in Wirklichkeit nur ein paar Reifenspuren in der nassen Erde, danach blieben Schneisen zwischen den Bäumen. Was perfekt war, da würde niemand kommen. Nun ist es aber im Wald gar nicht so leicht, eine flache Stelle zu finden, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht. Da die Tage aber nicht mehr unendlich lange sind, mussten wir da etwas finden bzw. uns eben zufrieden geben. So war das Zelt bald aufgestellt, in der durchtränkten Erde nicht sturmsicher verankert aber es hatte den ganzen Tag über kaum ein Lüftchen geweht, also mussten wir uns diesbezüglich wohl keine Sorgen machen.

Dampierre-sur-Salon.
Da war's mal platt.
Im Wald hät's Pilzli dra, überal hät's Pilzli dra.

Die Nacht wurde sternenklar, und die sah man auch zwischen den Bäumen glitzern. Aber es wurde entsprechend kalt und zum ersten Mal seit langem hatte ich mit langer Unterwäsche geschlafen. Warum genau, ist mir nicht ganz klar, es war nicht kälter als einige Nächte in Kanada. Aber feuchter, vielleicht machte das den Unterschied. Jedenfalls dauerte es am Morgen etwas länger als bisher, bis wir aus den Federn krochen und es vergingen geschlagene zwei Stunden bis wir die Velos aus dem Wald rausschleppten. Da das aber ein bekanntes Phänomen war, waren wir davon nicht sonderlich überrascht. Der Morgen war hübsch, stahlblauer Himmel und kein Wölklein. Dafür war es eiskalt, gerade knapp über 0°C. Wir beide waren dick eingepackt in Jacken, zwei Paar Socken, doppelte Schicht Handschuhen, ich hatte sogar die Regen-Schuhschütze montiert.

Kalter Herbstmorgen.

In Fortsetzung vom letzten Nachmittag ging es nun konstant auf und ab. Bei auf wurde uns warm, bei ab froren wir. Trotzdem zog ich die warme Jacke schon bald wieder aus, und, klar, fror danach in dem, was übrig blieb. Etwa bis zum nächsten oder übernächsten Hügel, dann war ich definitiv genug aufgewärmt. D.h. die Finger blieben länger kühl, die Zehen waren noch nach Stunden kalt. Die Dörfer hiessen nun Lavoncourt und Vauconcout-Nervezain. Combeaufontaine war eine kleine Stadt, ok, oder ein grosses Dorf, aber die ersehnte Strassenkarte fanden wir aber auch da nicht. Diesmal fanden wir für die Pause einen sonnigen Spot und froren halt zusammen mit der Sonne. Weiter ging es auf einer schmalen Strasse, die nicht aussah, als eigne sie sich als Rennstrecke. Was die Franzosen aber ganz gewiss nicht vom schnellen Fahren abhielt. Wäre ja noch schöner. Ein paar Mal tauchten da auch zwei Militär-Jets auf, die man jeweils erst sah, der Krach folgte später. Flogen die nun Überschallgeschwindigkeit (wie unser TGV)? Die Landschaft erinnerte mich an die Schweiz. Felder, Hügel, Wälder, Kühe, das sah alles ruhig und gemütlich aus. Wir kamen durch Arbecay und Purgerot, dann überquerten wir die Saone, geflutet, wie alle anderen Flüsse auch.

Nach der Einmündung in eine grössere Strasse hatte es auch wieder mehr Verkehr. Wir navigierten durch Faverney und machten in Mersuay Mittagspause. Da gab es nämlich an der Lanterne ein hübsches Plätzchen mit Tisch, Bänken und Bäumen. Alles ganz idyllisch mit gelben Blättern bedeckt. Nun waren diese Blätter aber nass und der Tisch stand ausserdem im Schatten der Bäume. Das passte uns beides nicht und so setzten wir uns auf dem Parkplatz daneben auf den Boden. Die Sonne liess uns nun ziemlich im Stich und so froren wir wieder, wohl nicht zum letzten Mal. Die Mission Strassenkarte, war immer noch unerfüllt. In Conflans-sur-Lanterne taugte der Tankstellen-Shop diesbezüglich nicht und auch nicht im grösseren Ort St-Loup-sur-Semousse. Nicht einmal der gigantische HyperCasino konnte uns weiterhelfen.

Herbstlicher Rastplatz.
Jede Menge Misteln...
... und schöne Herbstwälder.

Es war nun schon recht spät geworden und wir hielten Ausschau nach einem nach Möglichkeit etwas geschützen Nistplatz. In den Wäldern waren wie schon den ganzen Tag über immer wieder grosse Pfützen zu sehen, was nichts positives ahnen liess. Wir sind schliesslich keine Enten. Das Wegli, dem wir schliesslich folgten, war wie erwartet erdig und feucht, der Platz, den wir schlussendlich wählten, ebenso (65.8 KM in 4:27 Stunden), taugte aber einigermassen. Schon bald waren zwischen den Bäumen wieder Sterne zu sehen und mein kleines Thermometerli zeigte gerade mal 5°C an. Das ist keine Temperatur, bei der man gemütlich draussen rumzusitzt. Da kam mir ein Lied von Manu Chao in den Sinn, in dem er singt „il fait tres froid dehors...“. Ich glaube zwar, dass es da nicht um Velo fahren oder zelten ging, die Aussage, dass man da friert, traf jedoch auch auf uns zu.

Sich aus einem warmen Schlafsack rauszukramen wenn es draussen -2°C hat, braucht Überwindung. Wenn man aber mal angezogen und mit Bett aufräumen beschäftigt ist, dann ist das härteste vorbei. Klar, die Tür zu öffnen und festzustellen, dass es draussen nochmals kälter ist als im Zelt, ist auch nicht witzig aber nicht so tragisch. Den Kocher anzuheizen, ist i.d.R. Amtshandlung Nr. 1, dann kommen alle kleineren Packvorgänge. Während dem Frühstück heizt das Wasser, das in die Thermosflasche kommt und als letztes packen wir das Zelt zusammen. An jenem Morgen schafften wir das alles sogar unter zwei Stunden, für so kalte Verhältnisse ein gutes Resultat.

In der Sonne taut's.

Dass die Zehen bis zur Mittagspause nicht aufwärmen würden, war eigentlich klar, da musste man sich keine Hoffnungen machen. Aber unsere Hoffnungen bezogen sich ja nicht auf kalte Zehen sondern auf eine Strassenkarte. Wir wurden von Fougerolle enttäuscht, d.h. wir fanden da Brot und Pains au Chocolat, aber keine Karte. Auch im etwas grösseren Ort Le Val-d’Ajol werden keine Strassenkarten verkauft. Nun wartete eine längere Steigung auf uns, die uns sogar ins Schwitzen brachte und auf dem 640 m hohen Col du Peutet endete. Da brauchten wir nun eine Pause und Zelt und v.a. Schlafsäcke mussten dringend an die Sonne. Nasse Daunenschlafsäcke sind nämlich ecklig und taugen nicht viel.

Die Abfahrt nach Remiremont liess mich und insbesondere meine Finger fast einfrieren. Unten angekommen wollte ich pragmatisch sein und fragte einen Herrn nach einer Tankstelle. Was aber total pointless war. Er wollte mit uns Englisch reden, brachte dann aber doch kaum einen zusammenhängenden Satz raus und gestikulierte wie wild in der Welt herum. Fazit: keine Tankstelle in der Stadt. Und diejenige, die wir in der Ausfahrt fanden, hatte keinen dazugehörenden Laden. Zum Glück hatten wir noch eine gratis Avia-Karte, die zwar keine Details zeigte, uns aber wissen liess, in welche Richtung zu fahren. Darum ging es nun auf einer grösseren Strasse eine Zeit lang flach dahin und so konnten wir endlich einige Kilometer gutmachen. Es hatte Verkehr, aber öfters auch den altbekannten Holperstreifen neben der Fahrbahn. Als wir in die Nähe von Gérardmer kamen, wurde es aber wieder hügelig. Wir machten bei einer Bushaltestelle Mittagspause und hatten zum ersten Mal seit langem so richtig schön warm.

Gérardmer stellte sich als echte Stadt heraus und führte sogar die Karte, an die wir schon fast nicht mehr geglaubt hatten. Nun genossen wir eine Detailansicht und sahen auch, dass uns ein über 1‘000 m hoher Pass bevorstand. Und die Steigung liess nicht mehr lange auf sich warten. So strampelten wir also am Nachmittag langsam den Hügel hinauf und fragten uns, wo man da wohl je campen sollte. Mitten auf der Strasse etwa? Zu unserem Glück fanden wir aber ein winziges Strässlein, das da versteckt den Hang hinaufkroch. Wir klauten noch rasch Wasser von einem der zahlreichen Bäche und pedalten dann den Weg hoch. Was nochmals fast Hitzewallungen auslöste. Sage und schreibe einen Kilometer lang ging’s da steil den Berg hoch bis wir zu einem kleinen Hüttchen kamen (65.54 km in 5:27 Stunden). Drin gab es eine Feuerstelle und etwas Holz, das war’s. Wir überlegten, ob wir das alles rausräumen sollten um das Zelt darin aufzustellen, kamen aber zum Schluss, dass das viel Aufwand für einen unebenen Untergrund wäre. So pflanzten wir uns daneben, genossen die Aussicht ins Tal und auf den See und fanden, dass es ganz schön kalt sei. Als wir ankamen, waren das 5°C. Als wir uns wuschen, waren das noch 2°C und kurz darauf blieb das Thermometer bei 0°C an. Wrrrrr, brrrrrr, das sind Zustände, die einen ins Frieren bringen. Ein Schild nannte den Ort La Roche Boulard und behauptet, wir seien auf 932 müM. Kein Wunder also war es so kalt.

Höhencamp mit Aussicht.
Jetzt wird's Nacht.

In der Nacht hörten wir ganz komische Geräusche, von denen wir nicht wussten, welchem Viech das wohl zuzuordnen war. Aber gut, gross was Gefährliches spaziert ja kaum durch Europas Wälder, insofern war das nicht weiter besorgniserregend. Das waren auch die Temperaturen am Morgen nicht. -1°C, das war weniger bzw. mehr als erwartet. Und da die Luft viel trockener als im blöden nassen Wald der Nacht zuvor war, war das ziemlich unproblematisch. Nach dem ersten Kilometer abwärts bis zur Strasse folgten dann ja auch nochmals 7 km bergauf, zu Beginn sogar eher steil und somit war die Wärmeproduktion sichergestellt und die auch Sonne trug ihren Teil dazu bei. Für die insgesamt knappen 8 km bis zum Col de la Schlucht, 1‘1239 müM, brauchten wir eine knappe Stunde. Da oben standen Skilifte, Restaurants, Hotels und ein Souvenir-Shop, also ganz offensichtlich ein Skigebiet. Kaffee war aber keiner aufzutreiben. Da vermisst man manchmal schon die Kaffee-„Kultur“ der Amis. Bei denen bietet fast jedes einzelne Lädeli Kaffee an, in Frankreich braucht man dazu schon ein Café oder ein Resteraunt, die waren aber alle geschlossen. Also gut, dann eben nicht.

Die Abfahrt ins Elsass wurde neblig, eiskalt und feucht. Aber erst genossen wir eine geniale Aussicht auf die Nebeldecke im Tal. Dann mussten wir da rein, pfuiii! Erst sah es ja noch hübsch aus mit Sonnenstrahlen, die zwischen den Bäumen hindurch in den Nebel schienen, dann waren die weg, die Sicht wurde auf wenige Meter reduziert und wir konnten nur hoffen, dass die Autofahrer ihre Geschwindigkeit den Bedingungen anpassten. Bald fühlte ich meine Zehen nicht mehr, selbst meine Finger, die in meinen fettesten Handschuhen steckten, wurden klamm und Arme und Beine unterkühlten auch ganz schön. Als wir aus dem Wald rauskamen, brach auch langsam die Sonne durch und die Abwärtsfahrerei wurde etwas angenehmer. Die Landschaft sah aus wie zu Hause und auch die Ortsnahmen klangen häufig eher nach Deutscher denn nach Französischer Sprache. Soultzeren, Hohrad, Stosswihr und Munster lagen da, letzteres ein ganz hübsches Städtchen. Dort war auch die fetzige Abfahrt vorbei, ab dann ging es mal flach, mal leicht abwärts oder wellig weiter in Richtung Colmar. Nach Gunsbach, Wihr-au-Val, Walbach und Zimmerbach folgten Turckheim, Bennwihr und Beblenheim. Um Colmar machten wir einen Bogen und kurvten auf schmalen Strasse durch die Felder, inzwischen wieder mit einer dichten grauen Nebendecke über dem Kopf.

Nebel von oben...
... Nebel von innen.

In Artzheim fanden wir ein schickes Bushäuschen für eine kurze Mittagspause, ab dann ging es dem Rhein entlang in den Norden. Den Fluss selber sahen wir selten, da der hinter hohen Deichen gefangen war. Und da wir immer noch eine ganz schöne Strecke vor uns hatten, gaben wir nun ziemlich Gas. In Rhinau nahmen wir die Fähre über den Rhein, bewunderten den Sonnenuntergang, und schon waren wir in Deutschland, dem 21. Land meiner Reise, angekommen. Nun blieb noch die Ortschaft Kappel-Grafenhausen, dann irrten wir etwas durch die Wiesen und hatten schon bald Mahlberg und das Haus von Katrin, Martinas Freundin gefunden. Amelie, Martinas 7-jähriges Gotti-Mädchen, war noch scheu, Katrin und Jörg hiessen uns aber sehr herzlich willkommen. Nach vier Tagen campen in der Kälte waren wir glücklich über ein warmes Haus und eine heisse Dusche. Das gute Essen war natürlich auch sehr willkommen. Kurz gesagt, wir waren im Paradies.

Pfütze und Deich. Der Rhein liegt dahinter.
Fähre, Rhein und Sonnenuntergang.

So, das war nun definitiv der letzte Nicht-viel-tun-Tag. Morgen geht es wieder raus in den Nebel und die Kälte für die letzten paar Tage der Reise. Drückt uns die Daumen für ein paar Sonnenstrahlen auf den letzten Kilometer.

Donnerstag, 8. November 2012

Barcelona - Montpellier: En France, rien ne va plus!


Eines schönen Samstag Morgens haben wir unsere Bicis wieder beladen. Persönlich von Marsel verabschieden konnten wir uns nicht, da unser Host in Abwesenheit seiner Familie gerne lange ausschläft. Marsel, thanks a lot for the comfy sofas and the warm showers we could enjoy in your house. Abends zuvor hatte er uns beschrieben, wie man am besten aus der Stadt herauskam und schwierig war das in der Tat nicht. Wir mussten ans Meer, und das war von seinem Haus aus nicht weit, und an der Küste entlang verlief ein Veloweg. Nicht immer alle Abzweigungen waren für Ortsunkundige Ciclistas offensichtlich, im Grossen und Ganzen war es jedoch nicht allzu kompliziert. Vorerst zumindest. Als wir da am Strand entlang fuhren, zusammen mit Horden von Joggern und schneidig gekleideten Wochenend-Rennvelofahrern kam ziemliches California-Feeling auf. Dort hatte es ähnlich ausgesehen, ähnliche Leute waren unterwegs gewesen und es war sogar ähnlich warm gewesen. Was hier in Spanien fehlte, waren die recht zahlreichen öffentlichen Klos der kalifornischen Strände. Dafür gab es immer mal wieder Kinderspielplätze und auch Beach Volley-Felder sahen wir. Je weiter wir von Barcelona wegkamen, desto mehr unklare Abzweigungen, Unterbrechungen und Abschnitte auf der Strasse mussten wir finden oder erraten. Dazu hatten wir aber leichten Rückenwind und somit waren wir glücklich und happy.

Einsames Klettergerüst am Strand.

Das zumindest, bis der Strandweg eindeutig nicht mehr weiterging und wir wieder auf die Strasse mussten. Und zwar auf die N II. Wie üblich in solchen Fällen folgten wir dem Wegweiser, auf dem rot N II geschrieben stand. Was uns fadengerade auf die Autopista gebracht hätte, die, aus irgend einem Grund die N II geschluckt zu haben schien. Oder so. Da auf der Karte aber eine Strasse der Küste nach eingezeichnet war (die mit N II beschriftet war), fragten wir in einem Veloladen nach. Dort kriegten wir auch prompt die Wegbeschreibung zu jender N II an der Küste, von der wir zuvor deppischerweise abgebogen waren. Auch bekamen wir die Anweisung, auf dem Seitenstreifen zu fahren, und zwar immer schön hintereinander, nicht nebeneinander. Und mit 1.5 m Abstand für den Fall, dass die Vordere bremsen müsse. Mhm, mhm, werden wir brav so machen. Als wir ihm auf der Karte die weitere geplante Strecke zeigte, meinte der junge Mann, dass jene Strasse gefährlich sei, weil eng und kurvig und mit viel Verkehr. Dort müssen wir auf Kiesstrassen ausweichen und in Städten bleiben. In den Städten bleiben??? Aber ok, wir werden ja sehen.

Nach einem weiteren Mal nachfragen, diesmal bei einem Bullen, hatten wir unsere N II bald gefunden und von nun an ging es zügig vorwärts. Wir befanden uns zwar nicht mehr in Barcelona, ähnlich wie im Grossraum LA änderte das aber nichts daran, dass wir uns konstant in dicht besiedeltem Gebiet befanden, mit entsprechend viel Verkehr, aber nicht immer mit Seitenstreifen. Ein Bahnhof bot sich an, dort Mittagspause zu machen, danach ging es, weiterhin eher ereignislos, weiter in Richtung Norden. Dass es in so einer Region nicht einfach werden würde, ein wildes Camp zu finden, war klar. Dazu war wie gesagt Samstag, und wir befanden uns in einer sehr touristischen Region. Wohl die schlechtest mögliche Kombination. In Blanes beratschlagten wir uns diesbezüglich und einigten uns dann darauf, in Lloret del Mar nach einem Campingplatz zu suchen. Ein grösserer Ort hat da wohl die grössere Auswahl.

Costa Brava zum 1.

In Lloret fanden wir ein Touri-Büro, wo uns ein sehr netter Herr mitteilte, dass Llorets sämtliche Zeltplätze Mitte Oktober schliessen. In Blanes seien einige das ganze Jahr über offen. Super, das hatten wir ja wieder einmal perfekt geplant. Was denn die günstigste Unterkunft wohl koste. Er machte ein Telefonat und hatte schnell eine Antwort: 35.-. Euros natürlich. Er rief für uns auch einen CG in Tossa an, der nächste Stadt. Dort gäbe es Zeltmöglichkeiten, die aber 24 Euro kosteten, 8/Person + 8/Zelt. Wir hatten also die Wahl zwischen der Pension in Lloret für 35.- und einem Camingplatz in Tossa für 24.- inkl. 12 km langem Auf und ab, und das nach fast 80 km in den Beinen. Der Preis für die Pension erschien uns einigermassen angemessen, der für den CG völlig überrissen. Also liessen wir uns den Weg zur Pensiò El Amigo erklären und hatten dort bald darauf unser Zimmer bezogen (79.99 km in 4:58 Stunden). Bereuen taten wir es nicht, die Dusche war wunderprächtig und die Betten mega bequem. Wir durften sogar inoffiziell auf dem Balkon kochen, was das eh schon arg strapazierte Budget etwas entlastete.

Und weiter ging es, an einem gemütlich-warmen Morgen mit zu Beginn wenig Verkehr. Wir wussten, dass uns gute 30 km Auf und Ab bevorstanden, die aber zumindest landschaftlich interessanter sein sollten als der Tag zuvor. Dem war denn auch so, und wir sahen kurz vor Tossa auf dem Hügel sogar durchaus mögliche wilde Camp Spots. Aber das hatte man ja nicht ahnen können. So flitzten wir eben in die Stadt hinunter und kletterten auf der anderen Seite wieder in Hügel hinauf. Nach Tossa wurde es noch kurviger und z.T. auch steiler. Und nun waren auch alle anderen wach, Autos und Motorräder bis zum Abwinken. So krass gefährlich, wie jener Typ im Veloladen gemeint hatte, war es aber bei weitem nicht (Kiesstrassen zum ausweichen hätte es eh nicht gegeben). V.a. die Autos waren meist sehr rücksichtsvoll, was eigentlich fast überrascht bei der Menge Velofahrern, die da unterwegs sind. Und das nicht immer in schönen Einerreihen, sondern schon auch mal zu zweit nebeneinander oder gar als Pulk. So ging es dann weiter, immer auf und ab und auf und ab. Da gab es auch kleinere Dörfer mit öfters recht chiquen Häusern, wo wohl diejenigen wohnen, die mehr Geld haben als andere. Aber die Küstenlinie der Costa Brava ist eben schon recht cool, das muss man ihr lassen.

Costa Brava zum 2.
Costa Brava zum 3.

Die letzte grössere Stadt, Sant Feliu de Guíxols, lag natürlich auch unten am Meer, die Abfahrt dahin war aber so kurvig, dass sie nicht mehr sonderlich rasant war. Im Ort war Markt und damit alles inkl. Strassen verstopft und zu allem Übel begann es auch noch zu regnen. Sonderlich ernst sah das aber nicht aus, so stellten wir uns eben rasch unter. Nach einigen Minuten war die Luft wieder trockener und wir wieder auf der Strasse. Sehr zum Leidwesen aller anderen Verkehrsteilnehmer, denen wir nämlich den Weg versperrten. Die Strasse war so schmal, dass da ein Überholen unmöglich war, und so steil, dass wir nur ganz langsam dahin schlichen. Irgendwann riss bei einem Töfffahrer der Geduldsfaden und er blochte mit heulendem Motor an den Autos und dann uns vorbei, schliggerte kurz auf der nassen Strasse und war dann verschwunden. Ja, sorry, Kolleg, aber was sölled mir denn mache??

So lange war die Steigung nämlich nicht gewesen und schon ging es wieder hinunter nach Platja d’Aro und flach weiter nach Antonio de Calonge. Dort machten wir vor dem Touri-Büro Mittagspause und nahmen dann eine sehr verkehrsarme aber schöne Strasse über einen Hügelzug nach La Bispal d’Empordà. Nach einem ganz kurzen Gastspiel auf einer grossen Hauptstrasse bogen wir wieder in ruhigere Gefielde ab, und dazu nun mit Rückenwind, der uns nur so über die Felder blies. Ziemlich zügig ging es nun weiter durch Parlavà und nach Ultramort. Wie bitte? Sind die dort etwa ultra tot? Äusserst schräger Name. In Verges wollten wir Wasser laden, stellten aber fest, dass der Brunnen trocken war. Soweit ist das in Spanien nichts Seltenes, auf Knopfdruck kommt in der Regel aber Wasser. Hier nicht. Hmm, blöd, sowas. An einer Hauswand entdeckte ich aber eine Art Freiluft-Wasserleitung. Sah ziemlich provisorisch aus, vermutlich wurde da wegen einer Baustelle die Leitung gekapt. Gut für uns, wir konnten diese Leitung anzapfen und hatten ein Problem des Abends gelöst.

Blieb das Zweite, nämlich die Sache mit dem Pennplatz. Wir waren wieder in Landwirtschaftsgebiet, alles war flach, alles waren Felder. Wo soll sich da einer verstecken? Windschutz brauchten wir auch, der Sauhund hatte sich auf die späte Stunde sogar noch gegen uns gewandt. Wir fanden schliesslich hinter einigen Büschen einen grossen Garten, ohne Haus o.ä., aber mit einem Wiesli, wo wir unsere Hütte draufpflanzten. Unnötigerweise regnete es am Abend noch eine Weile, zum Glück aber weder stark noch lang. Kalt war es auch nicht und die Strasse verursachte auch nicht zuviel Lärm. Gar kein schlechter Platz also.

Der Morgen war warm und wir darum schon um punkt 8 Uhr startklar. Der Rückenwind war aber eindeutig passé und das, wie es sich herausstellen sollte, nicht nur vorübergehend. Dafür schien immer noch die Sonne und es war vorerst flach. Die Strasse, die auf der Karte als eher schmale Nebenstrasse eingezeichnet war, war in Wirklichkeit eine verkehrsreiche, aber auch gut mit Seitenstreifen ausgebaute Verkehrsachse. Je näher wir der Stadt Figueres kamen, umso mehr Lastwagen dröhnen an uns vorbei, und mit dem Einbiegen auf unsere gute alte N II änderte sich daran natürlich nichts. Dass wir uns immer noch in Catalunya befanden, wurde immer mal wieder mehr oder weniger subtil klargemacht und ich fragte mich, ob das wohl in França sein würde.

Man spricht immer noch katalanisch...
... und yep, und das muss auch nochmals gesagt sein.

In Grenznähe gab es aber noch sonderbarere Dinge zu sehen, wie z.B. leicht bekleidete Prostituierte, die sich am helllichten Tag an der Strasse „zum Kauf“ anboten. In Jonquera, Spaniens Grenzstadt gab es davon gleich mehrere, dazu auch eher Alltägliches wie riesige Einkaufszentren und Läden aller Art. Die Tatsache, dass da schon das Meiste auf Französisch angeschrieben war, machte klar, wer das Zielpublikum der Konsumtempel war. Nun stieg die Strasse auch an und die braunen Felder wurden von lichten Wäldern abgelöst. Sehr steil war der Anstieg zur Grenze zum Glück nicht und der breite Seitenstreifen sorgte dafür, dass wir immer schön glücklich und zufrieden waren. Die Grenze an sich bemerkte man kaum, und schon befanden wir uns in Frankreich.

Das französiche Grenzkaff namens Le Perthus war seinem spanischen Gegenstück recht ähnlich. Hier waren es aber weniger grosse Zentren, sondern unzählige Supermarchés, die um Kunden buhlten. Wir wählten den Ort für unsere Mittagspause, und weil es sich so anbot, leisteten wir uns eine Crepe zum Dessert. Danach ging es zügig auf einer neu asphaltierten Strasse wieder aus den Pyrenäen raus. Nach einer ewig erscheinenden Zeit auf der Hauptstrasse bogen wir ab in Richtung Thuir. Wir wollten die Stadt Perpignan grossräumig umfahren, und Campingmöglichkeiten sind neben kleineren Strässlis jeweils auch leichter zu finden. Zu unserer Überraschung fanden wir ausserhalb Thuir einen McDonald’s, so leer, wie wir das noch nie gesehen hatten. Es war aber auch nicht der Ort, wo man einen solchen Laden erwarten würde. Da gab es für uns aber Wasser und, naja, wenn schon, auch Pommes Frites. Und natürlich Wifi, was immer gut ist, wenn man auf Antwort möglicher WS wartet. Anschliessend fuhren wir vom Dorf weg, drehten auf immer kleinere Strässlis und Weglis ab und fanden eine recht geeignet aussehende Wiese, wo sogar jemand am Holz zersägen war. So fragten wir in holprigem Französisch, ob wir da allenfalls campen dürften. Da es nicht seine Weide war, machte der Herr ein kurzes Telefonat und gab uns dann das Ok zum übernachten. Die Wiese war zwar von schweren Regenfällen der Woche zuvor noch recht nass aber was gehen muss, geht auch. Als wir das Zelt aufgestellt hatten, sah ich, dass einer der letzten drei Flicken von Exped sich nun auch auf und davon gemacht hatte. Das brachte so wohl nichts, ich riss auch die beiden letzten Patches ab und verpflasterte die Löcher mit Duct Tape. Dabei fragte ich mich, ob der Erfinder von Duct Tape wohl je den ihm gebührenden Nobel-Preis erhalten hatte. Was würden wir ohne das unscheinbare graue Klebeband auch machen? Die Welt würde ja ganz schön schief in den Angeln hängen wenn es das nicht gäbe.

In der Nacht hatten wir Besuch eines grossen Hundes, der über eine Zeltschnur stolperte und dann mit seinem Gebell sämtliche weiteren Hunde der Umgebung rebellisch machte. Und die gaben dann ewig lang keine Ruhe mehr. Der Morgen war kühler als auch schon, aber nicht so richtig kalt. Die verschneiten Berge, die wir schon von Spanien aus gesehen hatten, leuchteten nun in der Morgensonne und stellten eine echte Verschönerung der Welt dar. Unser Holzsäger-Freund vom Vorabend und der Herr, dem wir die Camping-Erlaubnis verdankten, waren wieder bei der Arbeit als wir startbereit waren. Und luden uns kurzerhand zum Kaffee ein, so dass sich unsere Abfahrt um etwa eine Stunde verspätete. Ich kämpfte immer noch mit meinem Französisch, nun da ich die Sprache höre, kriecht sie aber auch langsam wieder aus meinen hintersten Hirnwindungen heraus.

Hübsche Schneebergen am Morgen.

Wieder kurvten wir durch ein Netz von kleinen Strasse, die durch kleine Dörfer führten. Nun liess sich die Feststellung nicht mehr verleugnen, dass die Franzosen einen klar anderen Fahrstil „pflegen“ als die Spanier. Von Individualdistanz und sonstigen Abständen hat man hier noch kaum je etwas gehört und überholt wird regelmässig auf verantwortungslose, ja gar kriminelle Art und Weise. Wäre ja noch schöner, wenn wir hier, so quasi fast vor unserer Haustüre, von der Strasse gefegt würden. Erschwerend hinzu kam ein starker WNW-Wind, den wir, je nach momentaner Richtung der Strasse, frontal ins Gesicht oder voll in die Seite kriegten. Zwischendurch vielleicht auch mal kurz von hinten. Wir navigierten durch Ortschaften mit Namen wie St. Féliu d’Avall, Pézilla-la-Rivière, Baixas und Espira-de-l’Agly. Bei einem grossen Supermarché stoppten wir, kauften frisches Brot und nutzten die Gelegenheit, windgeschützt Pause zu machen. Irgendwo setzten wir uns dann wieder auf die grosse Hauptstrasse, die einigermassen parallel zur Autobahn dahinblocht. Mal mit, mal ohne oder mal mit miesem Seitenstreifen und äusserst unterhaltsamen windigen Verhältnissen erkämpften wir uns stundenlang unseren Platz im Verkehr. Ah, und in Frankreich sind sämtliche Schilder u.ä. auf französisch, katalanische Eigenheiten, mal abgesehen von einer einsamen Fahne, gibt es hier nicht.

Für unsere Mittagspause fanden wir ein einigermassen windstilles Plätzchen bei einem verlassenen (oder nicht fertiggestellten?) Gebäude nahe einer Tankstelle. Als wir uns wieder auf die Velos setzten und uns in den Verkehr einschlichen, stellten wir sehr schnell fest, dass der Wind während unserer Pause nochmals ganz schön zugelegt hatte. Im Detail geht das Spiel mit Wind(böen) und Verkehr so: Der Wind bläst von links, also gibt man Gegensteuer nach rechts um nicht im Kies neben der Strasse zu landen. Lässt der Wind nach, schwankt man erst mal in die Strasse hinein, bis man das wieder aufgefangen hat, nur um von der nächsten Böe wieder von der Fahrbahn gepustet zu werden. Wenn sich da nun noch Autos, oder schlimmer, Lastwagen einmischen, wird’s extremer. Man steuert wie gesagt gegen den Wind an, wird von der Druckwelle des Lasters trotzt Gegensteuer fast ins Gebüsch geschmissen und vom Sog desselben gleich darauf wieder in Richtung Strassenmitte gerissen. Der Wind, der nun wieder freie Bahn hat, nutzt das daraus resultierende Geschwanke sofort um einen wieder von der Strasse zu pusten. Dank Rückspiegel hat man das ja kommen sehen und ist eigentlich gefasst. Was nicht viel nützt, die von der Kombination von Lastwagen und Wind kreierten Schub- und Zug-Kräfte kann man unmöglich kontrollieren. Nun stehen die Chancen gut, dass der Lastwagen nicht alleine kommt, die Wahrscheinlichkeit, dass der Fahrer des nachfolgenden Vehikels das Verhalten von Druckwellen, Sog und Wind kennt, ist aber praktisch gleich Null. Selbst Lastwagenfahrer, die ja meist Berufschauffeure sind, scheinen sich dessen nicht bewusst zu sein (oder es ist ihnen schlicht scheissegal). Bei solch starkem Seitenwind heisst das also de facto, dass wir mit jedem Laster riskieren, vor den nachfolgenden Verkehr geworfen zu werden. Das finden wir nicht nötig, weshalb wir beide sehr rasch die Notbremse zogen, bei der Tankstelle die Strasse wieder verliessen, die Situation besprachen und uns innert kürzester Zeit einig waren, dass bei solchen Verhältnissen weiterzufahren einem extrem mies konzipierten Selbstmordversuch gleichkommen würde.

Etwa so zerzaust fühlten wir uns auch.

Ok, aber was tun? Stöpplen? No way, hier fuhren nur PWs oder Lastwagen vorbei, und die können uns entweder nicht mitnehmen (im Fall von PWs), oder werden es, möglich oder nicht, auch sonst nicht tun (Lastwagen). Pick-ups gibt es in Europa kaum, darauf hoffen, ist also pointless. So untersuchten wir das Gestrüpp neben der Tankstelle und fanden da zwischen den Olivenbüschen einen recht flachen Ort, wo es interessanterweise nicht stark windete. Da könnte man ein Zelt aufstellen. Nun war aber erst 14 Uhr, so gingen wir ins Tankstellen-Shöpli und fragten, erstens ob wir da in den Büschen zelten dürften, und zweitens ob wir zuvor noch eine Weile da drin auf den Stühlen rumhängen könnten. Il n’y a pas d’souci. Das war dieselbe Antwort wie tags zuvor als es ums campen auf der Pferdeweide ging. Kein Problem also. So liessen wir zwei Kaffees aus der Maschine, pflanzten uns auf die Stühle mit der Absicht, die nicht so bald wieder herzugeben.

Im Laufe des Nachmittags erhielten wir noch Gesellschaft eines Autofahrers, dem die Velos draussen aufgefallen waren und der meinte, dass man bei diesem Wind doch nicht Velo fahren könne. Eben, darum sassen wir ja da drinnen. Und schon war eine Unterhaltung im Gange und als der Monsieur hörte, dass wir schon seit drei Jahren unterwegs waren, konnte er sich kaum mehr fassen. Von Leuten wie uns höre man sonst im Fernsehen oder lese in Zeitschriften, meinte er. Ob wir nicht auch einen Kaffee wollten. So plauderten wir durch den Nachmittag und stellten einmal mehr fest, dass das, was für uns inzwischen völlig normal ist, andere Leute fast umhaut. Hmm, hätten wir ja eigentlich ahnen müssen. Später stellten wir unser Haus zwischen die Oliven und hofften, dass der Wind einigermassen seine Richtung beibehalten und uns nicht aus den Angeln heben würde. Übrigens: dieser Wind heisst Tramontane und scheint hier eine Art Institution zu sein, wie die vielen Eoliennes, Windmühlen, hier beweisen.

In voller Kältemontur beim Tagebuch schreiben.
Neue Mitreisende seit Lloret de Mar.

Mit dem sturmsicher verankerten Zelt überstanden wir die Nacht aber problemlos. Der Morgen war kühl aber immerhin mit etwas weniger Wind. So strampelten wir bald wieder neben Autos und Lastwagen dahin und mühten uns mit dem miesen Seitenstreifen ab, so es denn etwas gab, das den Namen verdiente. Dieses jämmerliche Streifchen neben der Fahrbahn war holprig, zerlöchert, verkiest und überwachsen, bewahrte uns aber mehrheitlich davor, uns auf die Rennstrecke der Motorisierten begeben zu müssen. Der Wind machte das alles nicht unbedingt einfacher, er pustete uns aber immerhin nicht in den Strassengraben. Speziell spannend oder unterhaltsam war die Strecke nach Narbonne jedoch nicht. Erst flach, danach leicht hügelig, z.T. mit etwas weniger Wind, dann wieder mit mehr. In einem kleinen Dorf setzten wir uns vor eine geschlossene Beiz, wo es schön sonnig und windstill war. Dann ging es auch schon weiter und gegen 11.30 Uhr hatten wir Narbonne erreicht und den Bahnhof gefunden. Dort fanden wir heraus, dass man Velos problemlos in den regionalen Zügen mitnehmen kann und das erst noch gratis. Wow, da macht die SNCF der SBB ziemlich etwas vor.

Als wir dann aber versuchten, die Velos zum Gleis zu kriegen, änderte sich der gute Eindruck schnell. Da gab es nur Treppen, steil und relativ lang. Auf Nachfrage wurde uns bestätigt, dass das der einzige Weg zum Gleis war, einen anderen gäbe es nicht. Natürlich hätten wir die Velos abladen können, das ist jedoch jeweils mit recht viel Aufwand verbunden, weshalb wir alles dransetzten, das zu vermeiden. Zu zweit seilten wir die Velos die Treppe hinunter ab, in einem Fall sogar mit der freundlichen Hilfe eines vorbeigehenden Herrn. Auf der anderen Seite hinaufzukommen, war dann logischerweise nicht ganz so leicht. Das fanden wohl auch die Zuschauer, es regte nämlich keiner auch nur einen kleinen Finger um uns zu helfen. Wir schafften aber auch das, und als beide Velos da oben waren, kam mir in den Sinn, dass wir die Billete noch kompostieren mussten. Kein Problem, ich ging schnell zurück in die Bahnhofshalle, stempelte die Dinger und flog auf dem Rückweg zum Gleis unten an der Treppe voll Gas auf die Schnautze. Oder besser gesagt auf’s Knie. Clipschuhe mit völlig abgelatschten Profilen, wo der Clip hervorsteht, eignen sich eben nicht für glatte Steinböden und schnelles um-die-Kurve-biegen. Dass jener Zeigefinger, der schon auf dem Dempster arg vermöbelt wurde und erst in den letzten paar Wochen etwas an Beweglichkeit zurückgewonnen hatte, zwischen Boden und Knie gecrusht wurde, half auch nicht.

Im Zug hätte es dann genug Platz gehabt, beide Velos hintereinander an die Wand zu lehnen. Hätte, wenn nicht einer jener Klappsitze besetzt gewesen wäre. Die Dame, die da sass schnitt die Situation nicht mit und kam nicht auf die Idee, sich auf einen der vielen anderen leeren Plätze umzuplatzieren. So versperrte mein Hinterrad eben etwa die Hälfte der Tür. Was aber niemanden zu belasten schien. Später setzten sich zwei Leute auf weitere Klappsitze bei der Tür obwohl es noch andere freie Plätze gegeben hätte. So war diese Tür nun ziemlich elegant zugesperrt, ob das ausser uns jemanden wunderte, werden wir nie erfahren. In Montpellier stellte sich uns dann das bekannte Problem, dass wir wieder vom Gleis weg wollten. Da gab es aber Lifte und Rolltreppen. Der Lift war aber zu klein für die Velos, blieben die Rolltreppen. Die Fahrräder hinaufzukriegen klappte soweit recht gut. Auf der anderen Seite wieder runter endete in meinem Fall fast in einem Sturz zusammen mit dem Bici die Treppe hinunter. Ganz knapp konnte ich das noch verhindern, die Aussicht darauf war aber etwas GAU-mässig. Martinas Velo haben wir dann wieder zu zweit zurückgehalten.

Den Weg zur Adresse unseres Warmshower Hosts fanden wir ohne Probleme und da er uns mitgeteilt hatte, dass er ab 14.15 Uhr zu Hause sein würde, und wir um 14 Uhr angekommen waren, ging das perfekt auf (33.55 km in 2:45 Stunden). Nach einer Weile warten stellten wir das Natel an und kriegten die Meldung, er komme erst um 15.15 Uhr. Ok. Inzwischen mussten wir auf’s Klo und hatten Hunger, weshalb sich ein Café um die Ecke zum Verweilen anbot. Beim zweiten Versuch war Lukas dann da und schon bald hatten wir all unser Zeug in seiner Wohnung verstaut. Dass wir, anstatt wie im Profil beschrieben, anstelle eines Zimers zwei Sofas im Wohnzimmer zugewiesen kamen, war soweit ok. Dass in der Wohnung geraucht wurde, empfanden wir als ungewöhnlich, aber ok, es ist ja schliesslich seine Wohnung. Dass ein Student abends Besuch hat, ist auch normal und dass dabei lautstark diskutiert wird auch. Die äusserst starke Raucherei (die man in seinem WS-Profil erwähnen sollte) empfanden wir aber schon als nicht ganz optimal und eigentlich auch die Tatsache, dass man, obwohl müde, de facto keine Chance zu schlafen hat, war etwas frustrierend.

So hatten wir eigentlich schon vor, eine andere Unterkunft zu suchen, je nach dem, wie erfolgreich wir mit unserem Vorhaben, ein Zugbillet in den Norden zu kaufen, sein würden. Lukas hatte uns gewarnt, TGVs nähmen keine Fahrräder mit. In der Woche zuvor habe ein Ami alles unternommen, habe aber als Antwort immer "Nein" erhalten. Wir gingen darum am Donnerstag Morgen als erstes bei der SNCF vorbei und schilderten einer freundlichen Dame unsere Situation. Es komme auf den Zug an, wurde uns gesagt, gehe aber prinzipiell schon. Für unser Wunschdatum, den 9. November, spukte ihre Computadora gleich drei Züge nach Lyon oder Dijon aus, die Velos mitnehmen. Als wir uns geeinigt hatten, nach Dijon zu fahren, ging das dann ruck-zuck und schon hatten wir unsere Billete, wo schwarz auf weiss draufstand, dass wir mit Velos reisen und für deren Beförderung je 10 Euros bezahlt hatten. So einfach kann das sein, so schnell kann es gehen und so günstig kann es sein. D.h. wir bezahlten je 68 Euro für uns, was wohl ok ist, ab den 10 zusätzlich für die Räder zucken wir mit keiner Wimper.


Place de la Comédie et Fontaine des Trois Graces

Als nächstes stand dann die Touri-Info auf dem Programm, von der wir uns eine Lavamática, oder Laverie, wie das hier heisst, auf der Stadtkarte markieren liessen. Mit der sauberen Wäsche im Schlepptau spazierten wir anschliessend durch Montpelliers enge Strässchen und Gässchen, assen Panini avec Frites und eine Crepe au Creme de Marron. Also, so französische Goodies sind zwar nicht ganz billig, dafür meistens aber sackfein. Dann gibt es natürlich auch in Montpellier ein paar historische Dinge zu sehen und auch Martina fand, die Stadt sei noch ganz hübsch. Mein Verhältnis zu Montpellier ist natürlich eh etwas voreingenommen nach meinen Sprachaufenthalten hier in 2002 und 2003. Konkret, ich fand es recht cool, in eine bekannte Stadt zu kommen und ein paar Erinnerungen aufleben zu lassen. Eigentlich hatte ich vorgehabt, bei meiner Sprachschule vorbeizugehen und salut zu sagen, nun, da wir schon morgen wieder gehen, fällt das ins Wasser.

Porte du Peyrou.
Aqueduc Saint Clément, der zum Chateau d'Eau,
Montpelliers höchstem Punkt, führt.

Morgen nehmen wir nun also den Zug nach Dijon und werden dort eine Nacht bleiben. Via welche Route wir schlussendlich in die Schweiz zotteln werden, ist im Moment noch nicht entschieden, aber Pläne haben bis jetzt ja kaum je viel getaugt, besser, wir basteln da nichts allzuweit im Voraus.

Mittwoch, 7. November 2012

Barcelona: Massen-Schock


Am Dienstag Abend haben wir also unser temporäres Zuhause gezügelt. Abends im Stossverkehr, schon dunkel und bald auch mit Regen. In Barcelonas Zentrum gibt es viele, meist recht brauchbare Velowege, die auch rege genutzt werden. So kurvten wir also zwischen anderen Ciclistas, Fussgängern und zwischendrin auch Autofahrern herum. Ein rotes Katzenauge für hinten habe ich seit Beginn der Reise dabei (wenn auch kaum je benutzt), an die Lenkertasche ran kam die Stirnlampe und so waren wir auch ganz legal beleuchtet. Dass 7 km Stadtverkehr mehr Zeit in Anspruch nehmen als dieselbe Distanz draussen „auf dem Feld“ war klar, Spass machte die Aktion aber nicht wirklich. Besonders als der Regen so richtig aufdrehte und wir rausfanden, dass wir die Abzweigung verpasst hatten, weil die Strassennamen auf Google Maps nicht immer zu 100 % mit der Realität übereinstimmt, fanden wir das Ganze nicht mehr so lustig. Ziemlich nass fanden wir dann die richtige Adresse aber doch und stellten auch schnell fest, dass wir uns einen krassen Upgrade ausgehandelt hatten. Der Holländer Marsel, der seit zehn Jahren in Barcelona lebt, wohnt äusserst zentral in einer umgebauten alten Wohnung mit interessantem Mix aus aus alten Elementen, wie z.B. Bodenplättli, und modernen Möbeln und Installationen. Ein eigenes Zimmer haben wir zwar nicht mehr, dafür zwei Sofas im grossen Wohnzimmer. Trotzdem, José, muchas gracias por dejarnos dormir en tu habitacion, era mucho mejor que una tienda de campo fria y mojada.

Auch unser zweite Tag in Barcelona verbrachten wir ohne Aktivitätswahn. Am Morgen regnete es immer noch, am Nachmittag wanderten wir etwas durch die Strassen, sassen einige Zeit im McDonald’s (Marsel hat kein Wifi) und gingen im Carrefour einkaufen. Nichtstun ist bei mir immer hoch im Kurs, auf Sofa sitzen und in „Climbing“ Zeitschriften rumzustöbern, war da also genau richtig. Für den 1. November war dann Sightseeing geplant, in Spanien ein ungeschicktes Datum wie sich herausstellte. Der 1. November ist hier ein Feiertag und entsprechend viele Leute sind unterwegs. Anders ging das nun mal aber nicht, und so kauften wir uns ein Metro Ticket und machten uns auf in Richtung Park Güell. Dahin führte uns eine richtige Bergwanderung, der Park liegt nämlich auf einem steilen Hügel. Dort angekommen waren wir trotzt mentaler Vorbereitung einigermassen schockiert über die Touristen-Herden, die den Gnu-Wanderungen in Afrika locker Konkurrenz machen könnten. Wir bezeichnen das Gefühl inzwischen als Athabasca Falls-Effekt. Das war einer jener Orte in den kanadischen Rocky Mountains, wo wir alle (auch der Biciclown) jenen Fluchtimpuls verspürten als wir die Menschenmassen sahen und da auch noch rein mussten bzw "wollten".

Menschenmassen im Park Güell.

Als ziemlich krass hätte man das auch hier bezeichnen können. Wir waren aber faszinierenderweise auch in der Lage, die eine oder andere Foto ohne oder fast ohne Leute zu schiessen. Teilweise hing das natürlich damit zusammen, dass die Decke das Ziel des Interessens war und da hängen Menschen nun mal eher selten rum.

Einsamer Junge im Park Güell.
Decke im Park Güell.
Populäre Eidechse, ebenfalls Park Güell.

Auf dem Rückweg aus dem Park heraus verirrten wir uns erst mal. Die Beschilderung ist unserer Meinung nach eher schlecht und die Tatsache, dass alles nur auf katalanisch angeschrieben ist, half auch nicht. Grundsätzlich unterstütze ich es ja, wenn Minderheiten an ihren eigenen Sprachen festhalten, aber den Touris zuliebe könnte man gewisse Orte ja auch mit Infos auf Englisch versehen. Ok, schlussendlich fanden wir unsere Metrostation aber wieder und gingen erst mal „nach Hause“ um etwas zu essen und uns vor all den Leuten zu verstecken. Am Nachmittag wagten wir uns nochmals in die Strassen und Gassen, schauten uns die Kathedrale (von aussen) an und fanden auch sonst einige hübsche Orte, die jedoch auch fast ausnahmslos immer voller Leute waren.







Am Freitag war dann die zweite Stadt-Anschau-Tour geplant und zwar standen die Sagrada Familia und ein oder zwei Gaudí-Gebäude auf dem Programm. Wobei wir offen gelassen hatten, ob wir die nur von aussen oder allenfalls auch von innen bestaunen wollten. Als wir aber zur Sagrada Familia kamen und die Warteschlange sahen, die kurzerhand einmal um die gesamte Kirche herumreichte, verging uns sehr schnell die Lust, auch nur an ein Anstehen zu denken. No way, absolutely not! Auch von aussen beeindruckte uns die berühmte Kirche nur beschränkt, sie war nämlich fast zur Hälfte in Gerüste und Plastik eingepackt und zwei Kranen machten den Türmen da oben Konkurrenz. Schade, ist aber wohl so, wenn sich ein Gebäude noch im Bau befindet und da die Sagrada Familia nur von Spendengeldern finanziert wird, könnte es wohl auch noch eine Weile dauern, bis die fertiggestellt ist. Geplant ist das angeblich auf das Jahr 2026, ziemlich lange, wenn man bedenkt, dass im Jahr 1882 mit dem Bau begonnen wurde.

Sagrada Familie, moderne Seite.
Sagrada Familia, ältere Seite.
Heilige Familie meiner Gallions-Figur.

Interessant ist, dass es bei dieser Kirche nicht wirklich ein hinten und vorne gibt, sondern zwei total verschiedene Stiltypen, offensichtlich die eine Seite bedeutend älter, die andere modern und schon fast futuristisch. Nach einer Umrundung der heiligen Familie sind wir dann aber eben weitergewandert auf der Suche nach weiteren Gaudí-Gebäuden. Was wir vorfanden als wir zur Casa Milá (La Pedrera) kamen, war als erstes wieder eine Warteschlange. Ok, ok, wir hatten verstanden. Wir würden all die hübschen Sachen eben von aussen begutachten, uns da anzustellen und uns dann wie Schweine in Massentierhaltung zu fühlen, kam aber nicht in Frage. Noch schöner als La Pedrera fand ich die Casa Batlló. Aber auch da drängten sich viel zu viele Leute um/in den Eingang.

La Pedrera.
Casa Batlló.

So spazierten wir halt zurück zur Rambla (grosse Touri-Strasse), gingen für die nähsten Tage einkaufen und zogen uns dann zurück, wohin uns niemand hin folgen konnte. Unterwegs kauften wir noch Bretzel, die aber nicht ganz so fein waren wie sie aussahen. Um das Mittagessen zu vervollständigen, gingen wir danach wieder raus und assen im Cafe Valor vermutlich die letzten Churros con Chocolate in Spanien. Nun sitzen wir (wegen Wifi) wieder im McDonald’s neben einer einheitlich überfetteten Familie mit quengelnden, plärenden Goofen. Angesichts dieses Ameisenhaufens wird die Vorstellung von einsamen, wilden Camps wieder sehr verführerisch. Es ist eindeutig Zeit, Barcelona wieder zu verlassen.

Touris überall, sogar in den Schaufenstern.
Catalunya, Espanya, Barcelona.

Hier noch eine Bemerkung zu Catalunya. Wie wir in Pamplona schon erfahren hatten, sind die Katalanen ebenso patriotisch mit Hang zur Unabhängigkeit von Spanien wie die Basken. Sie sind deswegen weniger in den Schlagzeilen, weil sie diplomatischer sind und subtiler vorgehen. Schlussendlich haben sie aber die gleichen Absichten und Ziele. Auffällig wird diese Haltung, wenn man sich hier in Barcelona umschaut und kaum spanische Beschriftungen findet. Weder Strassenschilder, noch Restaurants oder Läden. Selbst Ge- und Verbote sind konsequent katalanisch, wenn Touristen angesprochen werden sollen, lässt man sich dazu herab, englisch, evtl. gar französisch oder deutsch zu sprechen (bzw. schreiben), spanisch scheint jedoch tabu zu sein.