Ich blieb
nur jene eine Nacht in Kelowna. Am nächsten Morgen, nicht allzu früh und mit
zwei frischen Sandwiches und einigen kleinen Tomätlis aus dem eigenen Garten im
Gepäck ging es los. David and Alayna, thanks a lot for shelter, food and
advice! Schon die ersten rund
14 km enthielten eine Menge auf und ab, mehrheitlich auf schmalen Nebenstrassen
mit meist wenig Verkehr. Dafür war’s da schon öfters verflixt steil. Und das
Okanagan Valley ist ja bekanntlich berühmt für intensiven Anbau von Früchten.
Ich sah zwar keinen einzigen Pfirsich-Baum, dafür fuhr ich durch riesige
Apfel-Plantagen. Von grün über rötlich-grün, knallrot und dunkelrot war alles
vertreten, von kleinen Sträuchern mit nur wenigen Äpfeln bis zu grossen Bäumen
mit kiloweise Früchten dran. Und vielerorts standen schon riesige Mengen Kisten
bereit und warteten darauf, gefüllt zu werden.
Apfelplantage bei Kelowna. |
Irgendwann
hatte ich aber alle Orchards hinter mir gelassen und auch die fetten Häuser
reicher Typen wurden seltener. Schliesslich kam die Abzweigung in Richtung Myra
Station, die für mich den Beginn des Kettle Valley Rail Trail war. Hier würde
ich auf dem touristischsten Teil eines insgesamt um die 600 km langen Weges
einsteigen, der dem Verlauf einer ehemaligen Eisenbahn folgt. Im Jahr 1915
eröffnet, seit den 60er-Jahren aber nicht mehr in Betrieb, ist der Weg zum Velo
fahren sehr geeignet, da die Strecke keine steilen Steigungen enthält. Der 12
km lange Myra Canyon ist das bekannteste und spektakulärste Stück, das 18
Trestles, eine Art Holz- und Stahlbrücken, und zwei Tunnels enthält. Im Jahr
2003 waren die meisten der Trestles bei einem Waldbrand abgebrannt, im Juni
2008 wurde die Strecke neu eingeweiht mit sämtlichen Brücken restauriert, nur
aber auch mit Geländer und angenehm zu befahrenen Brückenboden ausgerüstet.
Wie gesagt,
musste ich aber erst gute 8 km zur 1‘270 müM hohen Myra Station hinauf pedalen.
David hatte mich vorgewarnt, dass ich vermutlich den grössten Teil würde schieben
müssen und doch am einfachsten versuchen sollte zu hitchen. Nun, der erste
Kilometer war schon so steil, dass ich nach ein paar hundert Metern japsend
abstehen und um Luft ringen musste. Meine Fresse, geht das wirklich so
weiter!?! Noch ein ganzes Stück, ja. Und als ein Pick-up mit fast leerer
Ladefläche vorbeifuhr, schaffte ich es nicht mal, eine Hand vom Lenker zu
nehmen und von sich aus kam der Fahrer nicht auf die Idee, mich mitzunehmen.
Nun ja, dann eben nicht. Irgendwann war es dann nicht mehr soooo steil, ich
meine, immer noch krass steil, aber so, dass ich einen einigermassen normalen
Rythmus finden konnte. Ich würde sagen, die Steigung war jener von San Pedro
auf den Paso Jama hinauf ähnlich, nur ohne Asphalt. Die Oberfläche war aber
meistens ok, ich blieb nur einmal in losem Kies stecken.
So ging es
hinauf, immer weiter durch den Wald den Berg hoch. Es überholten mich einige
Autos, von denen ausser einem weiteren Pick-up (mit Velos hinten dran) eh
keiner Platz für mich, mein Velo und Gepäck gehabt hätte. Dass selbst jene
Camionetta, die schon zwei Velos mittrug, jedoch problemlos Ladefläche gehabt
hätte, unbeeindruckt weiterfuhr, fand ich ein bischen schwach.Allerdings fand
ich inzwischen aber nicht mehr, dass ich unbedingt einen Ride brauchte. Solange
ich im Sattel sass, wollte ich keinen Daumen raushalten. Mit jedem Kilometer
war ich entschlossener, den Berg aus eigener Kraft zu erklimmen, auch wenn’s
anstrengend und zeitintensiv war. Die einsame Mücke, die mich unterwegs
angriff, konnte mich nicht davon abbringen und die Tatsache, dass der grösste
Teil der Strasse durch Wald führte und dadurch im Schatten lag, machte das
Unternehmen immerhin etwas weniger heiss. Inzwischen hoffte ich, dass mich
niemand mitnehmen wollen würde. Nein zu sagen, wäre vermutlich doch etwas
komisch gewesen. War aber nicht nötig, niemand belästigte mich und als die
Strasse nach knappen 7 km aus dem Wald heraus in die Sonne kam und etwas
flacher wurde, kam ich in Versuchung, anzunehmen, dass ich bald da sein müsste.
Das letzte Stück zog sich dann aber nochmals hin und es wurde auch nochmals
steiler, irgendwann hatte ich es aber geschafft. Mit drei ganz kurzen Pausen,
ohne eine Schritt schieben und in drei Stunden ab Haus meiner Hosts. Gar nicht
so schlecht, fand ich, und als ich da auf dem Parkplatz stand, völlig
durchgeschwitzt und einigermassen kaputt, war ich nicht die einzige, die platt
war. Viele Leute hatten mich ja da raufkriechen sehen mit meinem Übergepäck und
ein Trio älterer Velofahrer lud mich kurzerhand ein, mit ihnen Zmittag zu
essen. Ich hatte zwar mein eigenes Futter, aber nein sagen kann man in so einer
Situation eh nicht. Wir fuhren ein kurzes Stück vom Parkplatz weg bis wir ein
hübsches Plätzchen fanden. Mensch, was die alles für edlen Food mitschleppten,
diverse Käse, Rohschinken, Salami, Oliven, Früchte, Brot, etc. etc. Das schlug
mein eigenes Angebot natürlich locker, was auch der Chipmunk fand, der die
Peanut, die ich fallengelassen hatte, zielsicher fand und verdrückte.
Chipmunk mit Peanut. |
Meine neuen
Freunde, die diesen Weg zuvor schon gekommen waren, fuhren zügig wieder in
Richtung Ruth Station, während ich die Sache langsamer anging. Immerhin war das
eine doch ziemlich eindrucksvolle Strecke, die nicht nur landschaftlich cool
war, sondern ein kanadisches National Historic Monument war. Und das zweifellos
zu Recht. All die Holz- und zwei Stahlkonstruktionen waren spektakulär,
zusammen mit der Aussicht in Tal hinunter. Auf dem Parkplatz hatte jemand
bemerkt, dass es von Kelowna zur Myra Station 3‘000 feet elevation sei, was in
etwa 900 Metern entsprechen würde. Nun ja, es war schliesslich auch anstrengend
gewesen, da raufzukommen und die Stadt wirkte nun schon recht klein.
Tunnel im Myra Canyon. |
Trestles-Cycling. |
Die
nächsten 12 km nahmen einiges an Zeit in Anspruch. Einerseits weil ich alle
paar Minuten stoppte um Fotos zu schiessen, andererseits, weil viele Leute, die
an mir vorbei den Berg hochgefahren waren, mit ansprachen. Einer meinte, er
sehe mich nun schon zum dritten Mal. Tags zuvor auf dem Highway, am Berg und
nun schon wieder. Was es denn mit der Aktion auf sich habe. Als es später
wurde, waren weniger andere Ciclistas unterwegs und nach der Ruth Station nur
noch ganz wenige, solche, die auch irgendwo zu campen planten.
Ziemlich beeindruckend... |
... diese Bauwerke. |
Leider war
nun auch Schluss mit schön gepflegtem Velo- und Fussgängerweg. Jetzt war der KVR
eine Logging Road, uns als solches schon fast per se hundsmiserabel. Sandig,
steinig und Wellblech, die ganze Palette in jeder möglichen Ausführung. Nun
meist nicht mehr im Wald, war die Aussicht natürlich cool, ich war aber auch
schon etwas müde und bald total genervt aber der Strasse. Viel Verkehr hatte es
zum Glück nicht und die paar Jeeps und Quads, die vorbeifuhren, machten das
alle gesittet. Trotzdem, ich war nun auf der Suche nach einem Pennplatz und war
nicht sicher, ob ich Lust hatte, bis zum von anderen Velofahrern erwähnten
Chute Lake zu pedalen. Als ich dann neben einem Seeli, von dem ich nicht
wusste, ob Chute oder nicht, ein Staub-Steinsträsschen ins Gebüsch führen sah,
ging ich dem nach und fand einen durchaus becampbaren Spot, der von der Strasse
auf der anderen Seite des Wassers zwar einsehbar war, was mir aber herzlich
egal war (54.33 km in 5:20 Stunden). Ob die Leute den Ort gemeint hatten? Keine
Ahnung. Am späteren Abend erhielt ich noch kurzen Besuch eines Quad-Fahrers und
auf der Strasse dröhnte ohnehin mehr Verkehr durch als mir lieb war, woran es
aber nichts zu ändern gab.
Eigentlich
wäre geplant gewesen, wie immer um 6 Uhr aufzustehen. Der Wecker hatte
entsprechend gepiept, ich war auch aufgewacht, dann aber ganz einfach nochmals
eingeschlafen. Eine halbe Stunde später unternahm ich nochmals einen Versuch,
aufzustehen, diesmal mit Erfolg. Ich hatte Eis am Zelt erwartet, das Tuch war
jedoch kaum feucht, obwohl es draussen um die 0°C hatte. Seltsam, aber ok. 5 km
später hatte ich dann tatsächlich den Chute Lake erreicht, und dort gab es eine
Lodge mit Restaurant und Camping. Gut, hatte ich früher gestoppt, wer hätte den
schon für’s pennen bezahlen wollen? Nach dem See war die Strasse vorerst wieder
gar nicht so schlecht, wenn auch zwischendrinn mal mit mit Rindviechern verstellt.
Und nun wieder im Wald war es ungemütlich kalt. Und der Weg war bald wieder so
versandet, dass ich schliggernd durch’s Land driftete und es nicht mehr soo
witzig fand. Immerhin ging es nun spürbar bergab, angeblich 1.9 %. Da dies
immer noch die historische Bahnstrecke war, gab es ab und zu auch noch etwas zu
sehen, wie z.B. die steinernen Öfen, die von den mehrheitlich Italienischen,
Skandinavischen und Mitteleuropäischen Arbeitern gebaut worden waren, um trotzt
lausigen Arbeitsbedingungen zumindest täglich frisches Brot zu haben.
Steinofen der Eisenbahn-Arbeiter. |
Weiter
unten, nun wieder ohne Wald, sah man wieder bis zum Okanagan Lake und den
umliegenden Hügeln, die aber ganz schön im Dunst lagen. Später wurde der Weg
dann plötzlich wieder wunderbar zu fahren, offensichtlich gehörte er nun zum
Naherholungsgebiet von Penticton und Motorfahrzeuge waren da nicht mehr
erlaubt. So war schluss mit der Schleicherei und es ging zügig abwärts in die
Stadt. Auch hier wieder durch Apfel- und v.a. Traubenanbaugebiet. In
Penticton setzte ich mich ans Seeufer auf eine Bank und ass meine Sandwiches,
die eigentlich für den Tag davor gedacht gewesen waren. Etwas mantschig, aber
was soll’s. Für die rund 15 km bis Summerland ging’s wieder auf den HWY 97,
viel Verkehr, dafür flach und Seitenstreifen. Da es warm und der See sehr
verlockend war, sahen Campingplätze am Seeufer plötzlich sehr verführerisch
aus. Bei einem ging ich fragen, was es denn kosten würde, da zu übernachten. $
30 wenn man mit Karte bezahlt, sonst $ 25! Autsch! Ob es einen Rabatt für
Langzeit-Radler gäbe. Langzeit? Ja, etwas über 2.5 Jahre. Ok, $ 20. Da das
immer noch rund doppelt so viel war, wie ich zu bezahlen bereit gewesen wäre,
zog ich weiter. Die Steigung nach Summerland hinuf war schweisstreibend und
meine gute Laune irgendwie im Eimer. Ich kaufte Brot für die nächsten zwei Tage
und verliess das Dorf in der Hoffnung, bald einen Campspot zu finden.
Konkret,
ich wollte einfach nur kurz aus der Ortschaft raus, was sich dann aber in
ungeahnte Längen zog und zu allem Übel ging es nochmals steil in die Hügel. Da
oben gab es sogar eine Art Bahnhof mit richtigen Zügen, die glaub sogar noch
funktionieren. So tourimässig zumindest. Nun wieder auf dem KVR Trail fuhr ich
noch ein paar Minuten und pflanzte mich dann auf eine dürre Wiese zwischen ein
paar Tannen und neben das Gleis (73.57 km in 5:38 Stunden). Später kamen zwei
Reiter vorbei und meinten, ich solle vorsichtig sein, es lebe ein Schwarzbär in
der Nähe. Ja, und bei jenem Zeltplatz hatte ich gelesen, dass es auch Racoons
hat, was mich noch mehr besorgte als Bären. Eine Bärenstrategie habe ich ja,
eine Racoonstrategie würde nun wirklich bedingen, den Sack in einen Baum
raufzuhängen, und das fand ich etwas kompliziert. Dass die vorhandenen Bäume im
Falle einer Bärenattacke taugen würde, bezweifelte ich eh, da Schwarzbären
vermutlich besser klettern können als ich.
Überhitzte Schoko-Mandeln. |
Yep, hier fahren noch Züge. |
Die Nacht
war warm gewesen aber mit vielen Sternen. Und den Wecker hatte ich auf 7 Uhr
gestellt, da ich festgestellt hatte, dass wenn ich später aufstand, das
zusammenpacken deutlich schneller ging. In genau zwei Stunden war ich startklar
und genoss dann knappe 20 km einen guten Veloweg, auf dem Motoren verboten
waren. Was Quad-Fahrer aber offensichtlich nicht daran hinderte, trotzdem dort
durchzublochen. Schön flach war es immer noch, d.h. es ging einem Flüssli nach
bergauf, steil war’s aber nie. Die Schlucht, durch die der Weg führte, war eng,
die Seitenwände teilweise senkrecht und ich fragte mich, wo denn das Gleis
hingekommen war. Ich hatte geglaubt, der Trail führe hier neben dem Gleisen
her. Musste mich da aber wohl getäuscht haben, ich sah keine Spuren von Zügen
mehr, dafür ab und zu eine Strasse, die nun wirklich mehr oder weniger parallel
zum Veloweg führte.
Sehr schöne Gegend hier. |
Um’s nicht
allzulange schön zu lassen, wurde mein Wegli bald wieder ziemlich beschissen.
Steinig und sandig und so war wieder Schliggern und Driften angesagt. Mal mehr,
mal weniger. Am Nachmittag ging ich bei einem der seltenen Häusern nach Wasser
fragen, da ich den Fluss schon lange nicht mehr gesehen hatte. Das Wasser bekam
ich und gleich darauf fuhr ich auch wieder dem Fluss entlang. Der aber braun
war wie eh und je und ich froh war, die Brühe nicht trinken zu müssen. Nun
hatte ich wohl den schlimmsten Abschnitt des verda......ten Trails erreicht. So
sandig, dass ich z.T. kaum mehr vorwärts kam und dafür von Quads, die mir um
den Kopf brausten, eingestaubt wurde. Bald hasste ich mich dafür, dass ich
nicht auf die Strasse gegangen war und, obwohl noch nicht 16 Uhr, blieb ich
beim erstbesten, halbwegs versteckten becampbaren Ort und weigerte mich, den
doofen Weg nochmals zu betreten. Zumindest für jenen Tag (42.03 km in 4:40
Stunden).
Der eine
oder andere Abendspaziergänger oder Quad-Brauser hatte mich gesehen, mehr als
„Hi“ hatte jedoch niemand gesagt. Die Nacht wurde deutlich kälter und der
Himmel noch klarer mit noch mehr Sternen und Milchstrassen. Diesmal hatte ich
keinen Wecker mehr gestellt, es war Sonntag, da steht man schliesslich auf,
wann man will. Um 8 Uhr war ich trotzdem am zusammenpacken und keine zwei
Stunden später plagte ich mich wieder mit der Kies- und Sandpiste ab. Ich
befand mich nun in einer Art verstreutem Dorf und überall mal wieder standen
Häuser. Die Kreuzung mit der einen Zufahrtsstrasse war recht originell, bzw.
die Strassennamen waren es. Bin aber nicht sicher, ob ich einverstanden war mit
der Annahme, dass mein Weg der Richtige und der andere der Falsche sei.
Wer richtig oder falsch ist, ist wohl Frage der Interpretation. |
Ich kam
bald zu einer weiteren Strasse und auf der anderen Seite, wo der Weg
weiterging, stand ein Schild mit der Aufschrift „Closed, trail undermined.
Danger!“ Wunderbar, das war die beste Ausrede, nicht mehr auf diesem
Elendstrail zu bleiben. Zu meiner Überraschung war die Hauptstrasse dann sogar
asphaltiert. Wenn immer ich sie am Tag zuvor gesehen habe, war es eine (breite
und gute) Kiesstrasse gewesen. Nach nochmals einigen Kilometern kam ich zu
einem Restaurant mit Cabins. Wieso auch nicht wieder einmal einen Kaffee
trinken? Das würde mir eine Art das Recht verschaffen, meinen Abfall in deren
Eimer zu schmeissen. Und weil das so fein aussah, bestellte ich mich noch einen
French Toast. Und für $ 4.50 konnte man auch duschen, was ich mir auch gönnte.
Warum habe ich auf ein Mal so zu trödeln begonnen? Nun, als ich mich mit
Martina darauf geeinigt hatte, unseren Flug zu verschieben, hatte ich damit
gerechnet, am 24. September abzufliegen. Das hätte mit ein wenig Gas geben bis
Vancouver gereicht. Als ich schliesslich die Auswahl zwischen Abflug am 24.
Oder 26. gehabt hatte, hatte ich den 26. September vorgezogen, da ich nicht
genau abschätzen konnte, wie lange ich für diese ganze Trail-Geschichte
brauchen würde. Nun, ich hatte genug Zeit und anstelle eines richtigen
Pausentages plante ich nun halt so eine Art zwei halbe Pausentage. Mit Dusche,
allerdings ohne Wäsche.
Meine weiteren
Berechnungen/Schätzungen ergaben, dass ich von Princton aus noch vier Tage bis
Vancouver brauchen würde. Und da ich meinen Blog von Banff bis Kelowna noch
immer nicht online gestellt hatte, war nun der Plan, das, zusammen mit einiger
weiteren E-mailerei in Princton zu machen. Dazu wollte ich aber lieber früh am
Tag ankommen und deshalb wollte ich mir nun ein ganz frühes Camp suchen. Dass
ich auf der Strasse blieb, hatte da natürlich den Zeitbedarf etwas verfälscht,
aber diesen Weg wollte ich mir nicht nochmals antun. Als ich kurz nach 14 Uhr
ein halbwegs verstrecktes Plätzchen neben der Strasse fand, gab’s dort eben
nicht nur Zmittag, sondern auch Siesta (22.96 km in 1.24 Stunden).
Es wurde
eindeutig kälter, in der Nacht bzw. am Morgen zumindest. 3°C um 7 Uhr war mir
jedenfalls zu kalt und so wartete ich, bis es eine Stunde später zwei Grad
wärmer geworden war. Ich hatte nochmals nichts extremes geplant und so war der
späte Aufbruch kein Problem. Rund 23 km waren es noch bis Princeton, und das
mehrheitlich bergab. Mehrheitlich heisst bekanntlich auch etwa soviel wie
„nicht nur“ und jene eine steile Steigung brachte mich schon am Morgen ins
Schwitzen. Danach ging es dann aber wirklich abwärts, und zwar ganz schön
fetzig. Kurz nach 11 Uhr hatte ich das Dorf erreicht und auch schon bald das
Visitor Center gefunden. Die hatten praktischerweise Wifi, was mir erlaubte den
Blog bis Kelowna online zu stellen und was man eben alles so macht, wenn man
Internet hat. Auch genial war, dass die mir ein Höhenprofil der Strecke nach
Hope geben konnten, was die Planung dieser Passüberquerung erheblich
erleichterte.
Herbst-Fireweed. |
Nach einer
Einkaufstour ging es dann weiter und zwar ab der Ausfahrt aus der Ortschaft
raus steil bergauf. Nach rund 5 km folgte eine flächere Strecke, dann ging es
wieder zur Sache. Und das in der Nachmittagssonne ohne den geringsten
Windhauch. Und da wundert man sich, wenn man Salzkrusten über’s ganze Gesicht
hat? Nun, eigentlich ja nicht. Jener Pass bestand aus zwei Hügeln und der erste
davon war klar der steilere. Den grössten Teil davon hatte ich geschafft, bis
ich am späteren Nachmittag eine lange, steile aber sehr regelmässige
Strassenböschung erblickte, die flaches Gelände dahinter vermuten liess. Ich
ging das erst mal abchecken und versuchte dann, das Velo raufzuschleppen.
Vergeblich. Musste also bis auf die Hintertaschen abladen und einzeln rauffugen,
so klappte das dann. Dort oben fand ich, geschützt gegen die Strasse, einen
grossen, ebenen Kiesplatz, so wie wir das traditionellerweise mochten (45.62 km
in 3:38 Stunden). Und da der so offen war, würde ich am Morgen schnell mal
Sonne haben. Genial. Also Camp installieren, tagebüchlen und etwas lesen. Um 19
Uhr begann ich zu kochen und war happy mit dem geglückten Tag.
Mhm, bis
ein Auto aufkreuzte und der Fahrer mich fragte, was ich da mache. „Campen“, was
sollte ich schon anderes antworten. Das sei hier privates Gelände einer Mine
und ich dürfe da nicht sein. Das Gelände sei nicht sicher, es habe „Crevasses“.
Es gäbe ein Grund für das verschlossene Tor. Shit, meint der das im Ernst? Ich
sei direkt von der Strasse raufgeklettert und habe das Tor nicht gesehen. Ob
ich nun gehen müsse, um diese Zeit?!? Yep. Ok, aber ich muss nicht alles die
Böschung runterschleppen, ich kann durch’s Tor raus? Yep. Was blieb mir anderes
übrig als alles wieder zusammenzupacken. Nada. Und da das natürlich so seine
Zeit dauerte, dämmerte es schon bis ich mich auf die Socken machte. Und ja, da
war immer noch dieses Gate, d.h. ein mit einer Kette abgeschlossener
Schlagbaum. Mit Mühe und Not gelang es mir, mich unter der Kette
hindurchzuquetschen. Auf meine Frage hatte mir der Herr empfohlen, etwa 100 m
weiter oben zum Kennedy Lake zu gehen, dort könne man bestimmt campen. Sehr
hell war es nicht mehr bis ich dort ankam. Es gab ein paar Häuser und es
standen ein paar Wohnwagen rum aber mir war nicht wirklich klar, ob es da eine
Organisation dahinter gab. So ging ich zu einem Haus mit Licht und rief und
klopfte, bekam aber keine Antwort. Ich sah, dass jemand drin war, aber
offensichtlich öffnet man bei Dunkelheit Fremden die Tür nicht mehr.
Was nun? Mich
irgendwo hinsetzen auf’s Risiko hin, wieder verjagt zu werden? Nun gut, es war
so gut wie dunkel, wer würde mich also schon sehen. Ich fand ein Platz, der
unbenutzt aussah, lud ab und war gerade beim Zelt aufbauen, als ein Auto kam
und anhielt. Nicht schon wieder! Ob alles ok sei, wurde ich diesmal aber
gefragt. Jaja, alles in Ordnung, ob ich hier zelten dürfe. Kein Problem, es sei
aber sehr staubig, er habe da vorne ein Haus mit Wiese, wenn ich wolle, könne
ich da campen. Nun, das war wieder typisch Kanada, trotzdem zögerte ich einen
Moment, da ich schon alles abgeladen hatte. Das könne man ins Auto schmeissen,
meinte der Herr. Ok, also gut. Nun in totaler Dunkelheit fuhr ich dem Auto
hinterher und meine Stirnlampe erwies sich als herzlich nutzlos beim Erkennen
von grossen Steinen. So war es ziemlich holprig aber immerhin nicht weit. Im
Schein der Dunkelheit wirkte auch die Wiese hinter dem Häuschen relativ eben
und so pflanzte ich mein Zelt wieder auf. Als ich dann im Bett lag, spürte ich
einen spitzigen Gupf unter dem Rücken, da ich im Zelt aber genügend Platz
hatte, konnte ich dem erfolgreich ausweichen.
Am Morgen
bekam ich von Bob, meinem Gastgeber, etwas Benzin, so war meine Kocherei bis
Vancouver auch gesichert. Und schon war er auf und davon. Trotzdem, vielen Dank
für die Rettung in der Nacht. Der Mogen war genauso kalt wie der vorherige,
ausser, dass ich diesmal nicht auf die Wärme gewartet hatte. Die wäre zwischen
all den Bäumen wohl eh kaum je gekommen. Und da es wieder bergauf ging, frohr
ich nicht lange. Das Wetter war auch wie seit tagen: strahlend blauer Himmel,
kühl im Schatten, warm in der Sonne. Nach rund 15 km bergauf und wellig
erreichte ich den Sunday Summit mit seinen 1‘282 müM. Das war aber nur der
erste Hügel, nun sollte eine steile Abfahrt folgen und dann eine lange,
verhältnismässig flache Steigung auf den zweiten Pass.
Truckdrivers, bitte Bremsen überpfüfen. |
Runaway Lane, für den Fall, dass die Bremsen versagen. |
Ja, diese
Runaway Lanes habe ich nun schon ein paar Mal gesehen. Zum ersten Mal sahen wir
etwas ähnliches in Chile, vom Paso Jama nach San Pedro hinunter. Was dort
hübsch frisierte, flache Kiesstreifen waren, sind hier schlichte Kies- und
Dreckstrassen, die wieder den Hang empor gehen. Das wäre ja ein rechtes
Spektakel, einen Lastwagen dort hineindonnern zu sehen. Nur allzuschnell war
ich unten am Similkameen River, dem die Strasse nun bis zum Pass hinauf folgen
sollte. Erst steil, dann flacher ging es durch das Tal und schneller als
erwartet hatte ich den Manning Park erreicht, der im Bike Buch als sehr schön
beschrieben wird. Ich fand, es sähe ziemlich ähnlich aus wie überall, hier
allerdings ohne die Ranches mit ihren allgegenwärtigen Zäunen. Insgesamt fast
eher langweilig. Ehrlicherweise musste aber gesagt sein, dass das nicht so mein
Tag war. Mir fehte die Motivation, ich war müde und hatte keinen Bock mehr. Es
war auch bald klar, dass es nicht leicht werden würde, ein wildes Camp zu
finden, abgesehen davon, dass ich keine Ahnung hatte, wie legal oder illegal
das im Park war. Im Visitor Center fand ich jedoch keinen Hinweis auf ein
Verbot und allzu direkt fragen schloss sich von selbst aus. Am Nachmittag
checkte ich sogar die Preise der CGs ab, bei aller Lustlosigkeit war ich aber
doch nicht bereit, die üblichen $ 21.- zu bezahlen.
Nur wenige
Kilometer später entdeckte ich eine Strassenböschung ähnlich jener vom Vortag und
ging mir die Sache mal anschauen. Dahinter fand ich eine recht ebene Fläche mit
ein paar Bäumen. Perfek. Ich schaffte es diesmal sogar, das Velo
hinaufzuwuchten, es war aber auch nicht wirklich hoch oder steil (53.06 km in
3:59 Stunden). Ein sehr gemütlicher Ort, obwohl ich die ganze Zeit nervös war
und fürchtete, dass jeden Moment jemand kommen würde, der mich wegschickt. Bis
jetzt (19.26 Uhr) ist das nicht passiert. Habe aber glaub‘ Gesellschaft von
Eichhörnchen oder etwas ähnlichem, bis jetzt hört es sich aber weder nach
Menschen noch Bären an (19.28 Uhr und immer noch da).
Und ich
wurde auch für den Rest des Abends/der Nacht nicht verjagt. Ich fand auch die
Nacht nicht kalt, hatte am Morgen 7°C im Zelt, obwohl es draussen wiederum 0°C
hatte. Sollte einer die Logik dahinter verstehen. Mir lieben noch rund 7 km bis
zum Allison Pass mit seinen 1‘342 müM, dann ging es erstmal ganz schön fetzig
den Berg runter. Und das eine ganze Weile lang. Zwischendurch war es mal ein
Stück flacher, dann flitzte das Velo wieder ohne mein Zutun davon. Bis ich dann
gegen Mittag auf einem längeren flachen Abschnitt einen fiesen Westwind ins
Gesicht geschmissen kriegte, was die ansonsten eigentlich gute Laune etwas
trübte. Ich machte im Laufe des Vormittags aber einige Pausen und genoss den
schönen Ort im Wissen, dass nun bald Schluss sein würde mit Wältern und
Wilderness. Dazu gab es wieder einmal eine „Historic Site“ zu sehen, die
Überreste eines um 1860 erstellten Wagenweges.
Überreste des Wagon-Trails. |
Crowsnest HWY im windigenSunny Valley. |
Der Verkehr
auf dem HWY 3 war erträglich gewesen, nach der Einmündung des aus dem Norden
kommenden Yellowhead HWYs nahmen v.a. Lastwagen stark zu. Einige Kilometer vor
Hope beförderte sich der Highway dann zum Freeway, aber immer noch mit
offizieller Velo-Erlaubnis. Und obwohl es nun einen Seitenstreifen gab, war ich
froh, als endlich die Ausfahrt nach Hope kam. Auch hier war das Visitor Center
äusserst hilfsbereit und mit Wifi ausgerüstet. Es war um die 15 Uhr, als ich
via HWY 1 den Fraser River überquerte und dort auf den Lougheed HWY abbog. Das
war nun wieder verhältnismässig konfortabel mit Seitenstreifen und weniger
Verkehr. Der Plan war, noch 10-15 km weit zu fahren und dann ein letztes wildes
Camp zu finden. Wie viel Optionen ich da haben würde, wusste ich nicht. Die
Strasse war zwischen Fluss und steilen Bergen eingeklemmt, viel Platz für Ebene
blieb nicht und wo es sie gab, war sie meistens verbaut. Ein Friedhof wäre
äusserst gut geeignet gewesen, durch Bäume geschützt und mit Wiese zum campen.
War mir aber noch etwas zu früh und so pedalte ich noch ein paar Kilometerlis
weiter.
Faser-Überquerung. |
Mein letztes Wild-Camp vor Abbotsford. |
Das sandige
Camp, das ich schliesslich wählte, war längst nicht so hübsch, was sich nun
aber nicht mehr ändern liess (78.65 km in 4:14 Stunden). Ich hatte unterwegs
ein totes Racoon gesenen und gab mir nun umso mehr Mühe, einen Baum zu finden
um meinen Food zu erhängen. Was mir mit Perfektion gelang, dank jenem Baum wäre
der Sack sogar Grizzly-sicher gewesen. Im Sand hatte ich Spuren von kleineren
Viechern gesehen und wusste nicht, ob ich in der Nacht mit Besuch rechnen
musste. Diese Sorge erwies sich als unnötig, mit jener Attacke anderer Art
hätte ich hingegen nicht gerechnet. Um 2.30 Uhr begann es nämlich so zu
stürmen, dass ich mich nach einer halben Stunde entschloss, rauszugehen und das
Zelt besser zu verankern, da die Heringe im Sand vermutlich nicht sturmfest
waren. D.h. ich spannte die beiden dem Wind entgegengesetzten Ecken mit schweren
Steinen ab. Dabei stellte ich fest, dass der Wind aus dem Osten kam und in
Richtung Westen lies. Das war ungewöhnlich und für mich grundsätzlich positiv.
Das Zelt war nun zwar sicher, das Tosen des Windes war allerdings aber noch
lange nicht abgestellt.
So wurde
das eine eher unruhige Nacht mit wenig Schlaf. Am Morgen war das Gepuste immer
noch in vollem Gange, und alles imVorzelt war von einer Sandschicht bedeckt.
Wäh, pfui! Der Wind blies immer noch vom Osten her, ich konnte es kaum glauben.
Das hiess Rückenwind für mich und widersprach damit jedem Prinzip. Während ich
packte, musste ich das eine oder andere Ding, das davonfliegen wollte, wieder
einfangen und als ich endlich auf der Strasse stand, blies der Wind immer noch
Immer noch vom Osten in Richtung Westen. Was war da wohl der Haken? Wie würde
ich dafür bezahlen müssen,? Rückenwind ist nie gratis. Kaum sass ich im Sattel,
wurde ich vorwärts geschoben, dass es eine wahre Freude war. Wenn das so
weitergeht, dann bin ich in .......... Stunden in Abbotsford. Theoretisch, aber
wann war es je schon so weitergegangen wie man sich das gewünscht hätte?
Grundsätlich nie, und auch an jenem Morgen war der Spuk bald vorbei als der
Wind ein paar Kilometer ganz einfach verschwand. Schluss, aus, weg. Hatte den
Eindruck, als sei das ein sehr lokales Phänomen gewesen. Tja, Pech, aber
immerhin hatte ich den ganzen Tag lang nie allzu fiesen Gegenwind.
Morgenstimmung im Fraser Valley. |
Die Strasse
führte mehr oder weniger dem Fraser River entlang und war mehrheitlich flach.
Mit Ausnahme eines ganz gemeinen, absolut obersteilen Hügels, wo es natürlich
vorübergehend nicht mal mehr einen Seitenstreifen hatte. Das brachte mich ganz
schön ausser Puste und bescherte mir eine kurze, ebenfalls steile Abfahrt
zurück ins Tal hinunter. Dann war’s wieder flach, nun Landwirtschaft, v.a.
Rindviecher und nochmals einen Fluss, den Harrison River zu überqueren. Die
Strecke zog sich dann eher ereignislos durch’s Tal in die Länge, viel
aufregendes passierte nicht. Als ich Mission erreichte, muss wohl so um die 14
Uhr gewesen sein, war ich auf einmal, so richtig zack-bum und ohne Vorwarnung
in einer quirrligen Stadt. Etwas geschockt navigierte ich durch den Verkehr,
kaufte im Safeway Brötchen und war zum ersten Mal etwas nervös da ich das Velo
unbeaufsichtigt draussen lassen musste. Abschliessen ist ja gut und recht, aber
das gesamte Gepäck kann jeder nehmen, der will. Ist nicht passiert, und der
komische Typ, der sich ganz nahe daneben auf die Bank gesetzt hatte, verschwand
auch bald wieder nachdem ich zurück war.
Eine
autobahnartige Auffahrt brachte mich auf die Mission-Bridge über den Fraser
nach Abbotsford. Auf der Brücke selber gab es sogar einen abgetrennten
Velostreifen, was äusserst willkommen war. Der war zwar mit einer Menge
Scherben bestreut, aber für etwas hat man schliesslich Schwalbe-Reifen. Ein
paar Kilometer und ein, zwei Hügel weiter hatte ich Brians und Taraleighs
Adresse und damit meine Bleibe für die Nacht gefunden. Wie eigentlich alle Warmshowers
waren die beiden sehr sympatisch und die winzige, 4-monate alte aber fünf
Wochen zu früh geborene Ella war absolut oberschnügge (81.98 km in 4:44
Stunden). Ich war schon lange nicht mehr sooo glücklich über eine Waschmaschine
gewesen. Während ich zwischendrin ja mal geduscht hatte, waren meine Kleider
nun von 8 Tagen Staub und Schweiss so widerlich, dass der Ekelfaktor das
Anziehem am Morgen jeweils ziemlich erschwert hatte.
Am Morgen
begleitete Brian mich ein kurzes Stück und schickte mich dann auf der richtigen
Strasse in Richtung Vancouver. Vielen Dank für den angenehmen Abend/Nacht in
Abbotsford. Entgegen dem Wetterbericht, den ich nur kurz zuvor angeschaut
hatte, und der Sonne versprochen hatte, war alles grau und trist und es regnete
ganz leicht. Nicht stark genug um irgendwelche Regenschütze zu montieren und
nicht mal stark genug, um so richtig nass zu werden. Aber es hätte mich ja
gewundert, wenn ich hätte nach Vancouver fahren können, ohne dabei wenigstens
nur feucht zu werden. Es war platt, abgesehen mal von der einen oder andere
leichten Welle im Gelände. Es gab da viele Gärtnereien, die Büsche und Bäumli
und ähnliches verkauften, sonst gab es nicht sehr viel zu sehen. Der Fraser
Highway hatte mit wenigen Unterbrüchen einen Velostreifen, was ich zu schätzen
wusste und was mir das Leben deutlich erleichterte. Ein anderer Velofahrer
verursachte mir fast einen Herzinfarkt als er mich überholte und gleich darauf
fast von einem schnell aus einer Ausfahrt kommenden kleinen Lastwagen über den
Haufen gefahren wurde. Genau, ist das nicht der Albtraum eines jeden Ciclistas,
sei er Sonntagsausflügler, Pendler oder Tourero?!?
Als ich via
Patullo Bridge über den Fraser River musste, wurde es dann aber auch für mich
unangenehm. Vierspurig mit non-stop Verkehr und keinen Seitenstreifen mehr. Ein
genervter Autofahrer schrie mich irgendwann an, es gäbe einen Sidewalk, was ich
bis dahin auch gesehen hatte. Leider war der aber auf der anderen Seite, vor
der Brücke nicht signalisiert gewesen und nun unerreichbar. So blieb ich halt
auf meiner Seite kleben und hoffte, die über einen Kilometer lange Brücke
unbeschadet überqueren zu können. Was auch klappte, nur wurde es danach erst
mal nicht besser. Ein steiler Hügel wartete auf mich und von einem
Seitenstreifen träumte ich immer noch vergeblich. Ich schlüpfte mal kurz von
der Strasse weg in einen Park um Pause zu machen und hatte danach ja eigentlich
keine Marathon-Strecke mehr vor mir. Auf dem Kingsway fragte ich zwei
Polizisten nach einer Strasse, die sich erfolgreich meiner Entdeckung entzog,
erhielt auch Wegbeschreibungen, suchte danach aber trotzdem noch einmal da die
blöde Strasse nur ein ganz winziges Namensschild mit Pfeilchen hatte. Gegen
halb vier Uhr hatte ich dann aber McGregor Street erreicht und kurz darauf
Billies Haus gefunden. Damit ist der Amerika-Teil der Reise abgeschlossen. Aus,
vorbei, fertig! Diese Tagsache wurde von der Ankuft im Haus von Freunden sehr
gut vertuscht, Tatsache ist aber, dass die Amerikas hiermit echt abgeschlossen
sind, was nichtgerade für Freudenschreie sorgt.
...
Spiral-Kartoffel am Night Market. |
Habe nun einige Tage in Vancouver verbracht, ziemlich busy mit Velo waschen, Sachen flicken, im Gepäck Ordnung schaffen, packen etc. etc. Gemäss telefonischer Auskunft beim Flughafen kann man dort keine Bike Boxen kaufen, habe also bei einem Bike Shop eine besorgt. Die war aber überraschend klein, so dass ich nicht nur das Vorderrad rausnehmen konnte und fertig. Musste den Lenker rausnehmen, Lowrider und Schutzblech abmontieren und auch den Sattel rausnehmen damit alles passt. Der Vorteil davon ist, dass diese Box leichter in's Auto passen wird, was am Flughafen einiges erleichtern wird. Habe gerade den Wetterbericht für Madrid gecheckt, sieht für den Rest der Woche gar nicht toll aus, ab Montag besser. Wäre ja nicht ernst zu nehmen, dass wir in Kanada kaum je nass wurden und dann in Spanien non-stop verpisst werden. Aber gut, wir werden ja sehen. Jetzt heisst es erst mal Abschied nehmen nicht nur von meiner Gastfamilie hier in Vancouver sondern von den Amerikas überhaupt. Das ist schon ein komisches Gefühl, viel extremer als der Wechsel von Lateinamerika in die Staaten. Es fühlt sich an, als sei nun Schluss, die vielleicht etwa zwei Monate, die wir bestenfalls in Europa rumkurven werden, zählen irgendwie kaum. An den Alltag, an den man sich danach wieder wird gewöhnen müssen, möchte ich im Moment noch gar nicht denken...