Donnerstag, 10. Februar 2011

Training, Training, Training

Nun ja, seit ich für diesen Wettkampf zugesagt habe, trainiere ich natürlich auch. Sonderlich motivierend ist die Sache allerdings nicht immer (oder besser gesagt, meistens nicht). Jedes Training, ob Joggen oder Mountainbike zeigt mir, wie unfit ich bin. Am ersten Trainingswochenende haben wir eine Teamwanderung gemacht (zügig bergauf, bergab gerannt), danach konnte ich eine Woche lang kaum mehr gehen. Die 3-stündige Mountainbike-Tour tags darauf hat mich zwar nicht eigentlich geplättet, aber doch ziemlich ausser Puste gebracht. Die Trainings unter der Woche, v.a. Lauftrainings liefen nicht gerade super, teilweise wegen Muskelkater, teilweise schlicht und einfach, weil Belastungen, die ich vor etwa eineinhalb Jahren locker weggesteckt hätte, jetzt schlicht nicht mehr möglich sind. Z.B. war ich nach einem etwa 40-minütigen Lauf mit ein paar lahmen Sprints völlig am Ende (war allerdings schon vor dem Training nicht gut drauf).

Montag ist Ruhetag.

Am zweiten Trainings-Wochenende haben wir am Samstag eine 4-stündige Mountainbike-Fahrt gemacht, erst einige Kilometer durch Quito, danach ziemlich steil den Berg hoch. Auf Asphalt ging das ja noch, die Stein-, Kies- und Erdstrasse, die folgte, hat mich dann aber total fertiggemacht. Das viele lose Kies zwang uns dort an vielen Stellen zu extrem schnellen Pedalen, was ich überhaupt nicht gewohnt bin und meine Beine entsprechend schnell übersäuerte. Als wir endlich oben ankamen, war ich komplet kaputt, musste nach einer Pause aber noch die Konzentration für die Abfahrt auf  der gleichen Strasse aufbringen. Grundsätzlich wäre es ja nicht extrem problematisch, mit einem Mountainbike so ein "Bachbett" runterzukommen, aber nun sollte das alles ja auch noch schnell gehen und, wenn immer möglich, ohne dabei zu stürzen. Das hatte schon auf dem Hinaufweg nicht geklappt. Ich war- zum allerersten Mal - mit Clips gefahren und hatte da ein paar Mal die Füsse nicht schnell genug von den Pedalen weggebracht. Konkret heisst das, dass ich drei Mal auf meinem rechten Knie gelandet bin, was irgendwann ziemlich weh getan hat. Auf dem Runterweg hatte ich dieses Problem zum Glück nicht mehr, aber Steine, Kies und tiefe Rinnen im Weg bremsten mich ganz schön aus.Weiter unten wurde es interessant, wir landeten mitten im Zentrum von Quito mit dem bekannten dichten Verkehrschaos, Menschenmengen und einigen Treppen, die es zu überwinden galt  (zum Glück abwärts) und Einbahn-Strassen, wo wir gegen die Verkehrsrichtung fuhren.

Am Sonntag stand dann wieder eine Wanderung auf dem Programm. Da einer der Jungs eine üble Magenverstimmung hatte, wurde dieses Training eher gemütlich und ich konnte die Landschaft so richtig geniessen. Zum ersten Mal sah ich den berühmten Vulkan Cotopaxi in seiner ganzen Pracht.

Cotopaxi.

Die Reserva Cayambe-Coca liegt zwischen 3'700 und 4'400 müM, beinhaltet schroffes Gelände, diverse Lagunen und die bekannte hochandine Gras-Buschlandschaft. Höhenbedingt war es kalt, aber die Sicht war schlicht genial. Ausser Cotopaxi waren da noch die Vulkane Antisana und Cayambe zu bestaunen.

Antisana.

Anscheinend ist der Antisana noch scheuer als der Coto und Chimborazo und nur selten ohne Verschleierung zu sehen. Vom Cayambe heisst es, sein Gipfel sei der vom Erdmittelpunkt am weitesten entfernte Punkt der Erde. Nun habe ich das auch schon vom Chimborazo gelesen, keine Ahnung, auf welchen der beiden das nun wirklich zutrifft.

Reserva Cayambe-Coca,
links im Hintergrund der Vulkan Cayambe.

Unter der Woche sind wieder individuelle Trainings angesagt, was am Dienstag hiess, etwa zwei Stunden joggen zu gehen (mit Rucksack). Also, wirklich schlecht ist es ja nicht gegangen, aber von "gut" war die Sache auch noch weit entfernt. Beim Mountainbike-Toürchen am Dienstag bin ich in einer sandigen/staubigen Kurve wieder umgekippt bevor ich den Fuss aus dem Clip heraus hatte. Nun verzieren ein paar Kratzer mehr mein rechts Bein (ich bin immerhin nicht auf dem Knie gelandet), hoffentlich krieg ich das innert nützlicher Frist hin, langsam nervt's.

Nach einer steilen Trainingsfahrt tags darauf nach Quito hoch und einer Stunde Jogging mit Sprints (früh am Morgen, ging aber schon deutlich besser als vor einer Woche) stand dann am Samstag etwa eine Stunde Kayak auf dem Programm und anschliessend eine 5-stündige Wanderung, davon etwa 3.5 Stunden typisch ecuadorianisch-steilen "Diretissima"-Aufstieg, eine Stunde Abstieg und eine halbe Stunde Runterrennen und Marsch zurück zum Ausgangspunkt. Das war zwar anstrengend gewesen, aber mit Wandern habe ich grundsätzlich keine Probleme, also hat die Sache Spass gemacht.

Die Mountainbike-Tour am Sonntag auf den harmlos aussehenden Vulkanhügel Ilalo hat mir dann wieder schnell die Grenzen meiner Mountainbike-Fähigkeiten aufgezeigt. Erst die verhassten holprigen Steinstrassen, danach ein recht feuchter Erd-Wiesen-Stein-Weg mit diversen kurzen aber extrem steilen Abschnitten. Inzwischen habe ich die Technik, wie ich die Füsse aus den Pedalen kriege, etwas besser im Griff, was mich aber nicht davon abhielt, ein paar Mal im Schlamm zu landen oder kopfvoran in einen  Busch zu jucken. Immerhin war ich nicht die Einzige, die anschliessend aussah, als hätte sie ab und zu engen Bodenkontakt gehabt. Mehr als verschmierte Beine besorgte mich die Tatsache, dass ich auf dieser Tour so einige Male so total ausser Puste war, dass ich nur noch japsend da stehen konnte und beinahe zusammenklappte, oder dass ich auf der Abfahrt vom Hügel auf einer brutal steilen Steinstrasse mit einer dicken Staubschicht in mittlere Panik ausbrach und froh war, lebend unten angekommen zu sein. Der oberste Teil auf einem schmalen Wiesen-Erd-Waldweglein versuchte ich gar nicht erst, da ich keine Lust hatte, nochmals kopfüber in irgendwelche Büsche oder Bäume zu crashen.

Trainings-Team vom letzten Sonntag:
Juan-Manuel, Alfonso, Nicolas, ich und Santiago

Der Montag war wieder Trainings-frei und, kaputt wie ich war, konnte ich mich zu rein gar nichts motivieren, ausser dem obligaten Kleider waschen. Sonst hängte ich nur rum, was in Gesellschaft von Scott, Karen und Martin unterhaltsam genug war. Scott wartete auf seinen neuen Rahmen, der aus Holland kommen sollte und wurde langsam ungeduldig. Das Teil wäre ja schon letzte Woche geliefert worden, überraschenderweise hiess es dann aber, Scott müsse ca. USD 250 Steuern u.ä. bezahlen, was er aber nicht wollte. So nahm der Fedex-Mensch das Paket wieder mit und meinte, er würde abchecken, ob allenfalls der Absender die Steuer übernehmen würde. Klappte aber nicht, Scott musste schlussendlich selber blechen. Da die Holländer den Wert des Rahmens als USD 0.-- beziffert hatten (weil Garantie), erhoben die Ecuadorianer eben Steuern auf die etwa 400 Euro Porto. Hier muss man eben mit allem rechnen.

Am Montag Abend musste ich dann notfallmässig Velolehrerin spielen. Santiago gibt ja zweimal wöchentlich Tatj, einem behinderten Mädchen Unterricht. Das hat er aber diesmal verhängt und ist nach Quito rauf um Ersatzteile zu besorgen. Wir waren gerade gemütlich am Zmittag essen als er anrief und mich über mein Glück informierte. Super. Und dazu kam, dass auf der Wiese, die normalerweise als Velofahr-Platz dient, drei Zelte standen und die Fahrstunde auf einen langweiligen Kiesweg ausweichen musste. Aber immerhin, ein paar Mal hin und her, dann mit Slalom war der Herausforderung genug.

Am Dienstag Morgen kreuzte um 6.15 Uhr, pünktlich wie versprochenum, Alfonso wieder auf und wir unternahmen nochmals eine Trainingsfahrt zum Ilalo. Er wählte eine andere Route als am Sonntag, nicht so technisch, dafür aber ganz schön steil. So steil, dass ich, wenn ich mal halten musste, oft nicht selber wieder anfahren konnte. Brauchte Hilfe wie ein kleines Kind, das gerade Velo fahren lernt. Zum Glück pedalten wir nicht bis zum Gipfel hoch, ich war auch so schon wieder total platt. Wenn der "Aufstieg" weniger schlammig gewesen war als am Sonntag, so war dafür die Abfahrt umso rutschiger und ich kam natürlich nicht sauber unten an. So langsam wird die Umstürzerei etwas mühsam, ich lande fast immer auf dem rechten Bein, gleich unterhalb dem Knie. Auch wenn Schlamm grundsätzlich weich ist, floss diesmal sogar etwas Blut. Entsprechend froh war ich, als ich einigermassen heil wieder im Dorf ankam. Nach einer Velodusch-Aktion schickte mich Alfonso noch auf eine Jogging-Runde. Interessanterweise war ich nach einer Stunde super lockerem "Trote", wie das hier heisst, weniger erschöpft als zuvor.

Heute Morgen war wieder ein Mountainbike-Training geplant, diesmal wieder mit Santiago, Start um 8 Uhr. Cool, so konnte ich bis um 7 Uhr ausschlafen. Nicht ganz unerwarteterweise legten wir schliesslich erst um etwa 9.30 Uhr los. Mist, d.h. ich hätte locker bis 8 Uhr schlafen können... Die heutige Route war zwar nicht so "nur steil" wie gestern, aber auch relativ flach kann anstrengend sein, insbesondere, wenn einem die Beine von der ersten Minute an wehtun (das war gestern auch nicht anders gewesen). Das steile Auf und Ab kam natürlich auch noch, aber immerhin nicht kilometerlang und nicht so rutschig. Auch nach diesen guten zwei Stunden fühlte ich mich total fertig, nach einer Stunde anschliessendem Jogging sah die Welt wieder etwas besser aus.

Für das kommende Wochenende sind nun zwei Wettkämpfe geplant. Am Samstag ein Duathlon, am Sonntag ein Bike-Rennen. Werde mich melden, falls ich das überlebe.

1 Kommentar:

  1. Ganz schön tapfer! Also, den lockeren "Trotte" sagt man aktive Eholung!. Was meinst du, warum Flo sogar nach einem 800mLauf zum Auslaufengeht?
    Nach dem ganzen Türck kannst du wohl drei Tage auslaufen. Trotzdem viel Vergnügen, Mami

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