Samstag, 16. Juli 2011

Limón - Granada (Nic.): Feuchtigkeit, Rost und Schimmel

Puerto Limón zu verlassen fiel uns nicht weiter schwer. Die Stadt mit ihrem überdurchschnittlich hohen Anteil an unfreundlichen, ja offen unanständigen und schon fast beleidigenden Leuten, v.a. in den überteuerten und miesen Hotels hat die Stadt locker zum antipatischsten Ort der ganzen bisherigen Reise befördert. Das positivste an Limón war die Bäckrei Musmanni, die, wie sich noch herausstellen sollte, zu einer Kette gehörte, die in diversen Städten Läden hat, und die wirklich gutes Brot und andere Backsachen hat.

Umwerfend spannend wurde der erste Tag auf dem Velo nach mehreren Tagen Pause nicht. Die Strasse war immer noch schmal und ohne Seitenstreifen, was zusammen mit dem vielen schnellen Verkehr eine Dauerkonzentration erforderte. Wenn es neben dem weissen Strich noch etwa 20 - 25 cm Asphalt hat, wovon 10 cm von den reflektierenden Töggel blockiert wird, kann man nicht mehr viel anderes machen, als angestrengt auf die Strasse zu starren. Im Optimalfall schafft man es, alle paar Sekunden einen Blick in den Rückspiegel zu werfen, aber wirklich stereo zu schauen, hat bei mir meistens nicht geklappt. Immerhin war es flach, wenn auch heiss, aber es hielt uns nichts auf, die 96 km bis Guápiles bis etwa Mitte Nachmittag zu absolvieren. Da andere Ciclistas uns gesagt hatten, man könne in Costa Rica problemlos bei Bomberos schlafen, versuchten wir wieder unser Glück, leider auch hier wieder erfolglos. Die Chefetage habe verboten, Ciclistas im Cuartel schlafen zu lassen. ????? Aber ok, der Herr, der uns dies mitteilte, konnte da ja nichts dafür. Also quartierten wir uns in einem eigentlich noch ganz sympatischen Hostal ein. Die USD 10 pro Person wären noch fast in Ordnung gewesen, wenn die eine Matraze nicht totaler Schrott gewesen wäre. Zum Glück war das aber ein Doppelbett, also faltete ich die Matte einmal zusammen, was zwar eher ein Hängemattengefühl vermittelte, aber immerhin lag ich so nicht direkt auf den Latten darunter.

An jenem Abend machte ich eine eher unangenehme Entdeckung. Die neue Kette, die ich in Panama City montierte hatte, war schon rostig. Nach weniger als 1'000 km. Und das, obwohl das Velo seit der kurzen Dusche in Limón nie nass geworden war. Und damals hatten wir die Velos in der Sonne trocknen lassen und die Ketten geölt. Diese Shimano-Kette hatte ich in Ecuador einem Deutschen Paar abgekauft, eine Fälschung konnte es also kaum gewesen sein. Und Shimano sollte doch eigentlich gute Qualität sein. Was soll das also?

Meine neue Kette rostet!!

Tags darauf stand ein Reisli nach San José auf dem Programm. Ich musste bei der Botschaft meine neue EC-Karte abholen und Martina brauchte einige Ersatzteile. Wir sassen etwa eineinhalb Stunden im Bus und stellten fest, dass die Strecke durch den Regen- und Nebelwald äusserst schön gewesen wäre, wenn, wie immer, die schmale Strasse nicht so stark befahren wäre. So würde es schon fast einem deppischen Selbstmordversuch nahe kommen, via diese Strasse in die Hauptstadt der Ticos (so nennen sich die Costarricaner) zu pedalen. Im Bus war das aber kein Problem und schon bald stiegen wir im Gran Terminal del Caribe in ein Taxi um, das uns zur Schweizer Botschaft brachte. Dort dauerte es keine fünf Minuten, da hatte ich den Empfang quittiert und meine neue Karte erhalten. Nun sollte die Bargeldbeschaffung wieder günstiger werden. Die 500 Dollar, die ich in Panama per Kreditkarte erhalten hatte, hatten mich insgesamt sage und schreibe 25 Dollar gekostet. Rip-off im wahrsten Sinne! Am nächsten Cajero Automático stellte die Karte gleich ihre Einsatztauglichkeit unter Beweis. Jupiie und danke Papi!

In der ersten Bicicletería, die wir ganz in der Nähe der Botschaft fanden, dem "Ciclo  Los Ases"  (südöstliche Ecke des Sabana Parks, nahe McDonalds), schien es denn auch gute Ware zu geben. All die Specialized-Velos, die dort rumstanden, waren ganz bestimmt oberstes Preissegment, dazu wird es wohl auch entsprechende Ersatzteile geben. Ich selber brauchte eigentlich nicht viel. Ich wollte meinen grünen Bidon ersetzen, dessen zwei Flicken sich doch als nicht ganz dicht erwiesen hatten. Blöderweise scheint es hier gleich grosse Flaschen zu geben. Den Ersatz, den ich in Cartagena für den blauen Bidon beschafft hatte, den ich in Kolumbien idiotischerweise an der Strasse hatte stehen lassen, ist auch kleiner, das neue Teil von San José nun ebenalls. Zwei Deziliter weniger tönt zwar nicht nach viel, ist aber trotzdem nicht von Vorteil. Im Ciclo Los Ases gab es auch eine Auswahl an hübschen Velo-Oberteilen, und da mein Geburi nahe war, kaufte ich mir ein knallgelbes Leibchen. Das grüne Teil, in dem ich momentan fahre und das inzwischen ärmellos ist, könnte in Guatemala und im mexikanischen Hochland unangemessen sein. Und man will ja schliesslich gerade in konservativen Regionen kein negatives Aufsehen erregen und in gelb werde ich auf der Strasse zumindest nicht übersehen. Anschliessend checkten wir noch eine weitere Bicicletería (Puro MTB, 200 Este y 25 Sur del Gimnasio FIT SIMONS, Sabana Sur, San José) und den Outdoor Gear (gegenüber Pops Curridabat, Carretera Principal) ab, aber Platypus-Flaschen scheint es in Costa Rica leider nicht zu geben.

Am nächsten Tag galt unsere Landflucht nun ernst. Wir wollten so schnell als möglich aus Costa Rica raus, auch wenn die Leute, je weiter von Limón entfernt, tendenziell freundlicher wurden. Nachdem wir von der Hauptstrasse abgebogen waren, wurde auch die Verkehrssituation je länger je besser. Landschaftlich interessant war es aber nicht. Wir fuhren durch Kulturlandschaft, es wurden Bananen, Papayas und diverse andere Dinge angepflanzt und es war vornehmlich platt. Zumindest am früheren Vormittag. Gegen Mittag wurde es immer hügeliger (und natürlich heisser) bis wir in San Miguel wieder eine Abzweigung nahmen und erst mal wieder den Berg runterfetzen konnen.

Da wachsen rosarote Bananen an der Strasse...
...und sonstige Felder, kilometerweit.

Da es im eher kleinen Ort Venecia keine Bomberos gab, angeblich im 10 km entfernten Aguas Zarcas schon, ging's eben nochmals weiter. Erst schön bergab, dann, wie es sich gehört, nochmals so einige Püggel aufwärts. Das waren wieder über 100 km gewesen mit Hügel und Hitze und wir waren relativ fertig. Entgegen der Information, die ich erhalten hatte, gab es auch in Aguas Zarcas keine Feuerwehr. Was es gab, war eine Rot Kreuz-Station, die zwar ein Feuerwehrauto besass, aber keine Bomberos waren und auch keine Ciclistas aufnahmen. Was war los mit diesem verd....... Land??? Wir fanden schliesslich Cabinas, wo das Zimmer USD 15 kostet, wie mir gesagt wurde. Das war ein echt guter Preis, zwei schöne Betten, sauberes Bad (auf den ersten Blick), ja sah gut aus. Wir luden also ab, richteten uns ein und wollten schliesslich bezahlen, als es plötzlich hiess, nein, sie habe sich geirrt und nicht 15 Dollar sondern 15'000 Colones gemeint. Wir waren einigermassen geschockt, dass sich der Preis innert 15 Minuten verdoppelt haben sollte und gaben dem auch Ausdruck. Die Señoras diskutierten die Sache kurz und verlangten schliesslich 10'000 Colones. Wir waren immer noch nicht happy, es sei doch nicht unser Fehler, wenn sie sich irre. Nein, nein, es sei ihr Fehler, meinte die Dame freundlich und schien nicht zu verstehen, warum wir verärgert waren. Schliesslich einigten wir uns auf 9'000 Colones, womit wir 2 Dollar sparten. Dabei war es uns gar nicht so sehr um die zwei Dollar gegangen, sondern ums Prinzip. Sie kann mir nicht einen Preis nennen und später die Hälfte mehr verlangen. Wenn sie die Währungen nicht im Griff hat, ist das auch nicht mein Problem. Kurz darauf stellte sich heraus, dass die Klimaanlage nicht funktionierte, was vor allem mückentechnisch praktisch gewesen wäre, und das Bad seit der letzten Besetzung des Zimmers offensichtlichnicht geputzt worden war. Langsam nervte das Land.


Fikusdach, fragt mich nicht, wo genau das war.
Und Tarantel, weiss auch nicht mehr, wo genau.

Der folgende Morgen begann dafür mit einer hammergeilen Abfahrt und danach mit einem langen, flachen Stück. Irgendwann bemerkte ich, dass es eigentlich eher langweilig sei, was wohl irgend jemand mitgekriegt hatte und kurz darauf für Hügel sorgte. Im Laufe des Morgens wurden die Steigungen z.T. sogar ungewöhnlich steil. Wir hatten gerade so eine Kuppe erklommen und begannen das kurze Abfährtli, als uns eine Autofahrerin, die zuvor gewunken hatte, stoppte und uns je ein Sandwich anbot. Sie hätten zuviel und ob wir nicht Hunger hätten. Hatten wir zwar eigentlich nicht, waren aber total platt von dem Angebot und nahmen es natürlich an. Keine Ahnung, ob die Frauen auch Ausländerinnen waren oder eine spezielle Gattung von Ticos, aber meine vorhin irgendwie schlechte Laune hob sich gleich markant.

Das Sandwich war nicht so fotogen, aber schöne
Blumen am Wegrand heben die Stimmung auch.

Nach rund 75 km hatten wir San Rafael de Guatuso erreicht und gönnten uns zum ersten mal in Costa Rica Glacés. Zu unserer Überraschung war das nicht mal so teuer. Wow, unglaublich. Nach einem kurzen Schwatz mit den interessierten Männern der Tankstelle, wo wir unsere Wasserflaschen auffüllen durften, ging's weiter. Wir hatten noch rund 40 km bis Upala vor uns, was mich nicht mega motivierte, aber gemäss Karte gab es vorher keine grösseren Ortschaften mehr. Wir würden ja sehen. Das Land war immer noch wellig, steile Subidas kamen aber keine mehr. Dafür verdunkelte sich der Himmel drohend und nach etwa 15 weiteren Kilometern fielen die ersten Tropfen. Da wir uns gerade im kleinen Dörfli Katira befanden, fragten wir bei der Schule an, ob wir allenfalls dort übernachten könnten. Konnten wir aber nicht. Hätte mich ja auch gewundert. Da entdeckten wir ein Schild, das auf Cabinas hinwies, die aber recht elegant aussahen. Aber gut, fragen kann man ja immer. Stellte sich heraus, dass das Zimmer wie immer CRC 10'000 kostete, mit zwei guten Betten und einer funktionierenden Klimaanlage ausgerüstet war und diesmal auch das Bad sehr geputzt aussah. Dazu gab es sogar genug Platz um die Velos mit rein zu nehmen und die Leute schienen das nicht sonderbar zu finden und genehmigten die Bitte sofort. Um an günstiges Futter zu kommen, fragten wir abends jeweils bei einem Restaurant an, was den Reis, Bohnen und Spiegeleier kosten würden. Das war meistens verkraftbar und manchmal bekamen wir sogar noch gebratene Bananen dazu.

An unserem zweitletzten Tag in Costa Rica schien es, als könnte sich das Land rehabilitieren. Als da am Strassenrand Kokosnüsse rumlagen und ich mich anschickte, zwei aufzusammeln, stoppte mich ein Motorradfahrer. Die seien nicht mehr gut, meinte er. Kurzerhand fragte er beim nächsten Haus nach einer Machete und hackte uns von der Palme, die vor ebendiesem Haus stand, je zwei Nüsse ab. Normalerweise kostet eine Kokosnuss CRC 250 - 300, was etwa 50 Cent oder eben ein Bischen mehr ist. Als er hörte, dass wir Schweizerinnen sind, lud er uns kurzerhand zu sich nach Hause zu einem Schwatz mit seiner Frau ein. Sie sei im Januar in der Schweiz gewesen und würde uns sicher gerne kennenlernen. So kamen wir noch in den Genuss einer Tasse Kaffee und seltsamen Käsegebäcks, das in Nicaragua typisch sei.

Wir hatten aber noch einiges an Weg vor uns und stiegen darum bald wieder auf die Velos. Bis anhin war es sehr eben gewesen, nun kam der obligatorische Bergteil. Schwitz. Coolerweise sahen wir an jenem Morgen aber auch unsere Ersten Affen. Die sassen bzw. hingen da oben hoch in einem Baum und assen Blätter. Nachdem wir eine Weile hinaufgestarrt hatten, begann einer, komische Laute von sich zu geben, als wolle er uns sagen, dass das sein Revier sei. Und als ein Lastwagen mit dem üblichen Getöse vorbeifuhr, wurde auch auf dem Baum lauter gebrüllt. Vielleicht täuscht das, aber die ganze Szene sah recht friedlich aus. Da hängt man mit dem Schwanz oder an einem Bein oder einer Hand am Ast, pflückt Blätter und hat keinen Stress. Wenn kein feines Blatt in Reichweite ist, hüpft man eben auf den nächsten Ast oder klettert etwas höher hinauf. Ja, Affe müsste man sein.

Da oben hängen sie rum.

Wir kletterten auch wieder höher hinauf, aber auf der Strasse und zünftig schwitzend. In der winzigen Ortschaft Birmania war dann Schluss mit Asphalt für die nächsten 20 km. Das zeigt die Karte so an und war uns gesagt worden, also keine Überraschung. Dass die Carretera muy mal sei, wussten wir auch, nur wie schlecht muy mal dann wirklich ist, ist oft nicht so klar. In diesem Fall hiess es aber viele lose Steine und Sand, nicht lustig also. Zeitweise hatte die Strasse eine Art Belag, der dann wieder zerbrösmelte. An einer Stelle war eine Planierraupe damit beschäftigt, das alles noch schlimmer zu machen und wir soffen fast ab in dem Acker, den sie hinterliess. Möglicherweise wird da eine Asphaltierung vorbereitet. Diese letzten Kilometer des Tages zogen sich lange hin, durch steinigen Staub zu spulen dauert nun mal seine Zeit.

Santa Cecilia war ein kleines Kaff und wir hofften auf eine letzte günstige Unterkunft. Jaja, klar, wir waren noch in Costa Rica. Die ersten Zimmer, die ich anschaute, befanden sich etwa auf dem Niveau von Limón, nur teurer. Und über einem Restaurant, wo schon am Nachmittag laut Karaoke gesungen wurde. Und es war Samstag, also würde das noch weit in die Nacht so weitergehen. Es gab aber noch einen Ort, der Zimmer vermietete, die kosteten ebenfalls die üblichen CRC 10'000, ebenfalls nur mit baño compartido. Und das Zimmer war so klein, dass wir unser Gepäck kaum reinbrachten. Gleich daneben gab es einen Partysaal, wo aber nur am Samstag Fiestas gefeiert würden, wie mir wiederholt versichert wurde. Ja, sehr schön, interessiert mich das, wenn gerade Samstag ist??? Einmal mehr hatten wir aber keine Wahl, also was soll's?

Schon in der Nacht schepperte der Regen laut auf das Wellblechdach. Am Morgen war es kurz trocken, wir waren aber noch nicht lange unterwegs, als es wieder zu regnen begann. Und da wir uns nun wieder an der pazifischen Seite Mittelamerikas befanden, wurde der Weltuntergang so richtig gut simuliert. Es schüttete  stundenlange so stark, dass die Strasse innert kürzester Zeit unter Wasser stand, und wir Velofahrer von der Strömung fast mitgerissen wurden. Wir kamen auf eine Art Hochebene, wo ganze Lagunen auf der Strasse rumspazierten und die Strassengräben links und rechts sich längst in tiefe, reissende Flüsse verwandelt hatten. Von den etwas erhöht liegenden Feldern donnerten Wasserfälle hinab und, wie es sich auf Ebenen gehört, war es ganz schön windig. In der Höhe, wo wir uns befanden, wurde es immer kälter, der Wind wurde langsam zum Blizzard upgegraded und wir befanden uns mitten in einem Schneesturm. Bis dahin in kurzen Hosen und T-Shirts gefahren, waren wir nun bis aufs Knochenmark durchnässt und zogen mit fast erfrorenen Fingern unser Regenzeug an. Gefährlich unterkühlt kämpften wir in den folgenden Stunden im wilden Hochland Costa Ricas gegen Kälte, Wind und Schnee ums Überleben. Schutz war nicht in Sicht, kein Dach, kein Baum, nichts...

:-)) Ok, im Ernst, ganz so dramatisch war es nicht. Unsere "Hoch"ebene muss sich irgendwo zwischen 250 und 300 müM. befunden haben und die eisige Kälte war in Tat und Wahrheit eine willkommene Erfrischung. Tatsache ist, dass es längere Zeit so gepisst hat, dass ich nicht mehr wusste, ob ich genervt oder amüsiert sein sollte. Die Strassengräben waren tatsächlich in Flüsse umfunktioniert worden und die Strassenarbeiter, die in ihren Autos im Trockenen sassen, bewiesen ihre Englischkenntnisse und riefen uns nach "not a good day" und "welcome to Costa Rica". Nun, wir hatten uns ja auch nicht beklagt und befanden uns auch auf dem Weg aus eben diesem Costa Rica. Ob das Wetter in Nicaragua anders sein wird?

Nach etwa 30 km bogen wir in die Panam ein, es regnete noch, aber wieder normaler. Der Verkehr nahm hier zu, Seitenstreifen waren in der Zwischenzeit aber immer noch nicht erfunden worden. Nochmals 20 km bis zur Grenze. Schon weit davor standen dutzende, ja hunderte Lastwagen auf der rechten Fahrbahn aufgereiht und warteten. Auf die Grenzabfertigung? Sah aus, als würden sie da noch lange warten. Wir fuhren an ihnen vorbei, mal links, mal rechts. Vor dem Grenzgebäude auf costarricanischer Seite befand sich eine lange Schlage und wir machten uns ebenfalls auf langes Warten gefasst. Die Sache ging dann aber unerwartet zügig, da alle Schalter offen und auch bedient waren. Wir wechselten noch unsere Colones ein und bekamen dafür Córdobas, ebenfalls bunte Plastiknoten, ausgehändigt.

Wo müssen wir jetzt durch?
Nicht extrem übersichtlich diese Grenze.

In einem Chaos aus vielen Lastern, Fussgängern, Velos und Pferdekutschen fanden wir den Weg nach Nicaragua und zur Migración. Ein netter Helfer stellte uns in die falsche Schlange, worauf uns später ein noch netterer Helfer aufmerksam machte. Obwohl die Schlange hier nicht so lange war wie in Costa Rica, warteten wir beträchtlich länger. Und erfuhren dann, dass wir USD 12 Eintritt ins Land bezahlen mussten. Klar, sowas verzögert das Prozedere natürlich, da ich erst das Geld aus einer Tasche am Velo klauben musste. Immerhin bekamen wir eine offiziell ausschauende Touristenkarte, wo der Betrag von USD 10 aufgedruckt war. Wofür die anderen 2 Dólares waren, weiss ich nicht. In Nicaragua wird die landeseigene Währung Córdoba sowie der US-Dollar akzeptiert, bei den Dollars sind sie aber so zickig wie die Peruaner. Bitte keine zerkritzelten, angemalten, zerknüllten oder generell alte Noten geben.

Nach insgesamt etwa einer Stunde und mit unsren neuen Stempeln im Pass und Freude über die gelungene Einreise ging's weiter. Gleich darauf wurden wir schon wieder gestoppt. Erst wurde der Pass kontrolliert, dann verlangte ein anderer Typ nochmals je einen Dollar. Für die Municipalidad. Wieder kriegten wir eine schöne, geruckte Quittung, wozu einem dieses Geld abgeknöpft wurde, wurde jedoch nicht klar. Nun waren wir also in Nicaragua, offiziell und legal. Was war anders? Nun, erstmal schien die Sonne und zweitens erschienen die Häuser links und rechts der Strasse eher wie Bretter- und Wellblechbuden, aber sonst konnten wir keine Unterschiede erkennen. Im ersten Dorf war dann auch der Baustil wieder sehr ähnlich wie auf der anderen Seite der Grenze. Interessanterweise gab es hier dafür Bäume, die mit Kakteen behängt waren, als hätten sie Bärte. Und die platte Schlange, die auf der Strasse lag, war bedeutend grösser als all die kleinen toten Schlänglis in Costa Rica. Es hatte erstaunlich wenig Verkehr auf der Hauptverbindungsachse aber die Beschilderung der Strasse war ebensogut wie in Costa Rica und besser als oft in Panama.

Sieht cool aus, nicht? Baum mit Kakteen behangen.


Aber hier, im angeblich bedeutend ärmeren Nicaragua gab es einen Seitenstreifen! Mit 50 - 60 cm nicht sehr breit, aber immerhin. Gemäss Wikipedia ist Nicaragua das zweitärmste Land Lateinamerikas. Was wir hier aber zu sehen bekamen, stimmt nicht recht mit dieser Information überein, die Geschichte des Landes war aber offensichtlich sehr bewegt. Da hat wieder einmal ein Volk lange unter Diktatoren gelitten, und als es diese endlich zum Teufel gejagt hat, zu spüren bekommen, was es heisst, eine den Amis nicht genehme Regierung zu haben. Diesen Wiki-Eintrag zu lesen, hat ehrlicherweise nicht gerade Vorfreude auf's Amiland geweckt. Nun, die Gegenwart vor unseren Augen sah eigentlich nicht so schlecht aus, die Strasse war generell in gutem Zustand, in Dörfern lag nicht mehr Abfall herum als wir es uns von den beiden letzten Ländern gewohnt waren und am Ufer des Lagos Nicaragua (oder Lago Cocibolca) standen eine Menge Windmühlen.

Yep, es war windig.

Das Restaurant, wo wir zu Mittag assen, war klar günstiger als bis anhin. In Rivas gab es teilweise abgetrennte, breite Trottoirs für Fussgänger und Velos und die Stadt wirkte generell ordentlich und sauber. Was auffiel, waren die vielen Pferde, die hier eingesetzt werden. Im Norden von Costa Rica hatte es das auch schon wieder vermehrt gegeben, hier aber bedeutend öfter. Fahrräder waren auch in Costa Rica schon verbreitete Verkehrsmittel gewesen, in Nicaragua aber noch viel beliebter. Dank guten Wegweisern fanden wir San Jorge und die Anlegestelle der Fähre, die uns auf die Insel Ometepe bringen sollte, problemlos. Komischerweise mussten wir für die Velos erst Impuestos, also Steuern bezahlen, die Tickets kauften wir dann erst an Bord. Die Fahrt dauerte etwa eine Stunde und war gemütlich, ohne dass viel passierte.

Auf der Fähre.
Insel Ometepe mit Vulkanen Conceptión und Maderas.

Um vier Uhr nachmittags legten wir bei Moyogalpa an und machten uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Die Insel ist schon recht touristisch und der Preisunterschied zu Costa Rica mussten wir erst noch finden. Tatsächlich gab es aber auch günstige Optionen, für USD 5 pro Person bekamen wir bei der Doña Chilo schliesslich ein Zimmer mit eigenem Bad, das gross genug war, um die Velos drin zu parkieren. Dass das erlaubt war, stand nie in Frage. Wie anders war doch der Empfang durch die Nicas, wie viel freundlicher die Gesichter und angenehmer der Umgangston.

Am folgenden Morgen standen wir um 7 Uhr auf und machten eine Inselrundfahrt. Bis Altagracia, wo wir ein kleines Museum besuchten, waren es um die 24 km auf guter Strasse. Wir kamen durch diverse kleine Siedlungen und überall wurde Landwirtschaft betrieben. Es scheint dort nicht üblich zu sein, Vieh tagsüber auf eine Weide zu treiben. Auch das in Südamerika weitverbreitete an der Strasse anbinden kam hier weniger vor. Die (cool behörnten) Rinder weideten zwar auch entlang der Strasse, wurden dabei aber fast immer von einem Hirten begleitet. Pferde sahen wir öfter angebunden. Was mir dabei sehr negativ auffiel, war, dass es auf der gesamten Insel kaum Pferde gab, die auch nur halbwegs gut genährt aussahen. Die waren alle knochig bis fast wandelnde Skelette. Und trotzdem wird ihnen bei der Arbeit als Last- oder Zugpferde täglich viel abverlangt.


Skelett mit Fell dran.

Affen und Palmen im "Restaurant".

Dass die Carretera auf der anderen Seite der Insel muy mala sei, war uns gesagt worden, und dem war denn auch wirklich so. Sandig, loses Kies, grosse Steine und felsiger Untergrund machten dir Route richtig technisch und ein gefedertes Mountainbike wäre ganz klar von Vorteil gewesen. Was aber nicht heisst, dass unsere treuen Mulis das nicht auch konnten, wir wurden einfach etwas mehr durchgeschüttelt. Der Name der Insel Ometepe hat übrigens keine mystische Bedeutung, sondern heisst auf Nahuatl schlicht und einfach zwei Berge. Ome: zwei, tepetl: Berge. Allerdings wird Nahuatl dort heute nicht mehr gesprochen, es sind nur noch alte Namen übrig geblieben.

"Hinterland" auf Ometepe.

Vulkan Conceptión.


Da wir mit einer Wanderung auf einen der Vulkane liebäugelten, gingen wir am Nachmittag in Moyogalpa diesbezügliche Information suchen. Wir stiessen auf das Büro der Ometepe Expeditions und liessen uns unverbindlich informieren. Für die Besteigung des höheren Vulkanes, des Conceptión, wurden 10-12 Stunden veranschlagt, für den Maderas 7-9 Stunden, wobei der Conceptión auf der trockenen Seite der Insel liegt und darum nicht so schlammig sei, der Maderas erhält bedeutend mehr Niederschläge und die Wege seien darum sehr verschlammt. Grundsätzlich regne es in Nicaragua aber bedeutend weniger als in Costa Rica, wurde uns gesagt. Ok, ok, das würden wir später noch verifizieren können. Unser Aufenthalt auf der Insel sollte aber eher ein wenig der Erholung dienen und beide hatten wir eigentlich wenig Lust auf eine harte Tageswanderung und einigten uns darum auf eine Inseltour, die den Besuch von zwei Museen, einer grünen Lagune, Petroglyphen und das Ojo de Agua, eine natürliche Badi, beinhaltete. Kostenpunkt: USD 50 für uns beide, damit sind Führer und Transport bezahlt, jedoch nicht die einzelnen Eintritte.

Am Morgen darauf um 8 Uhr waren wir bereit, zwei Minuten später kam auch Harinton, unser Guía angefahren. Ganz schön pünktlich. Die beiden Museen auf der Finca Tel Aviv stellten sich als interessant heraus. Eines war eine Ausstellung von Noten und Münzen Nicaraguas. Bemerkenswert daran ist, dass fast jeder neue Präsident des Landes seinen eigenen Satz an Noten designen lässt, oder zumindest die des Vorgängers etwas neu gestaltet, und das Volk natürlich diese Egotrips zu bezahlen hat. So werden diverse Noten von Ehegatten, Vätern oder Kinder der jeweiligen Präsis geziert und so sind jenes Mitglieder des Samoza-Clans, der Nicaragua während Jahrzehnten ausgeplündert hat, auf den Banknoten verewigt. Gemäss unserer Führerin im Museum war Nicaragua das erste Land Mittelamerikas, das die Unabhängigkeit von Spanien errang, aber das letzte, das sein eigenes Geld herausgab. Und Nicaragua hatte die allererste Latina-Präsidentin überhaupt.

Im zweiten Museum wurden unzählige archäologische Fundestücke gezeigt, darunter ein vollständiges Grab, das ins Museum verlegt worden war, viele Graburnen in verschiedenen Formen, andere Keramikgefässe in allen Grössen, die zu verschiedensten Zwecken genutzt worden waren und zum Teil auch schön dekoriert wurden. Die Señora sagte, dass bei den Funden aus 800 v.Chr. bis 300 n.Chr. ein Inka-Einfluss feststellbar sei. Bin nicht sicher, ob das stimmen kann, da die Inka um diese Zeit noch gar kein grosses Reich aufgebaut hatten und ich noch nie etwas davon gehört oder gelesen habe, dass sie bis nach Mittelamerika vorgedrungen seien. Aber egal, Inka-Einfluss macht sich immer gut. Dann gab es dort noch eine Menge an Speer- und Pfeilspitzen zu sehen, zugehauene Mahlsteine und verschiedenen Schmuck.

Gerade als eine weitere grosse Gruppe ankam, war unsere Führung beendet und wir zogen weiter. Der Charco Verde, die grüne Lagune war das nächste Ziel. Dort spazierten wir durch den Wald, sahen Affen und diverse Vögel und bekamen alle möglichen Medizinal- und sonstige Nutzpflanzen gezeigt, die heutzutage aber kaum mehr verwendet werden. Weiter ging's zu den Petroglyphen auf der anderen Seite der Insel beim Vulkan Maderas. Dort, mitten im Wald, hat man viele grosse Lavafelsen mit hübschen und vor allem rätselhaften eingeritzten Bildern gefunden. Und natürlich gibt es diverse Theorien darüber, wie die Leute sowas fabriziert hatten. Die Naheliegendste ist wohl mit Steinwerkzeugen. Da alle Rillen jedoch genau und gleichmässig fingerbreit sind, wird das von einigen Forschern in Zweifel gezogen. Fancy klingt die Idee, sie hätten mit speziellem Pflanzensaft den Stein so weit aufweichen können, um mit den Fingern, allenfalls noch mit Sand, die Rillen ziehen können. Noch viel fancier finde ich die Vermutung, sie hätten das, notabene auch einfach mit den Fingern, kurz nach einer Eruption gemacht, als die Steine zwar genug abgekühlt aber noch weich genug gewesen seien. Meiner Meinung nach mehr Fiction als Science, aber ich weiss schliesslich auch nicht alles.

Was immer das darstellen mag.

Hier werden Banänlis geboren.

Nach dem Mittagessen in einem Restaurant fuhren wir zum Ojo de Agua. Dort gibt es einen natürlichen Pool mit glasklarem Wasser, das dort aus dem Boden an die Oberfläche dringt und sich damit wunderbar zum baden eignet. An einem heissen Tag perfekt, an einem eher kühlen, regnerischen Tag war uns das Wasser schon fast zu kalt. Als letztes besuchten wir die Punta Jesus Maria, eine kleine Landzunge, die in den See hinaus zeigt und früher ein Indígena-Friedhof gewesen sein soll. Anlass zu dieser Vermutung geben die vielen Keramik-Scherben, die dort fröhlich herumliegen.

Am Morgen darauf regnete es natürlich wieder, weshalb wir uns auf der Fähre zurück auf's Festland schnell ins Schiffsinnere verzogen. Hätte ich besser nicht gemacht. Offenbar wollen um 6 Uhr morgens nicht nur viele Leute, sondern auch Autos und kleinere Laster mitfahren, da bleibt wenig Platz für Velos. Darum haben die Idioten meins kurzerhand unter den Lastwagen geschmissen, was ich natürlich erst auf der anderen Seite festgestellt habe. Bei einem solchen Umgang muss sich ja keiner mehr wundern, wenn die Haken der Taschen vor die Hunde gehen. Fazit: Lass Dein geliebtes Velo nie aus den Augen und vertraue den Einheimischen nicht, was den Umgang damit betrifft (eigentlich ja nicht wirklich eine neue Erkenntnis).

Die Strecke bis Granada war dann nicht weiter ereignisreich. Es regnete zuerst noch, später trocknete es, aber wirklich sonnig wurde es zum Glück nicht. Erst war es lange flach, dann hatten wir ein gemütliches Hügeli zu überwinden und konnten so eine hübsche Bajada runter nach Granada geniessen. In einem Aussenbezirk assen wir für 30 Córdobas (ca. CHF 1.50) Zmittag und suchten dann ein Hostal. Auch hier waren die Unterkünfte gar nicht so billig, dafür die Leute anständig und die Qualität gut. Fanden mit dem La Mexicana ein neues Hostal in einem kolonialen Haus, das gerade einen Precio de Promoción anzubieten hatte. Für USD 6 erhielten wir ein Zimmer mit bequemen Betten und Gemeinschaftsbad. Wohl kein schlechter Deal.

Wenn's heiss ist, muss man baden.


Granada ist typisch lateinamerikanisch chaotisch und es gibt interessante Gegensätze zu beobachten. An der Plaza steht eine elegante, renovierte Kathedale, während diverse andere Kirchen wo aussehen, wie man annehmen muss, dass ein Gebäude aussieht, das seit Zeiten der Spanier nicht mehr unterhalten und gestrichen worden ist. Auch stehen häufig schöne, gut unterhaltene Häuser neben welchen, die dringend neu verputzt werden müssten.

Kein Geld für neue Farbe.

Bunte Häuser, mehr oder weniger gut unterhalten.

Heute Morgen haben wir nachträglich meinen Geburtstag gefeiert und uns im ChocoCafé an der Calle Atravesada ein All-you-can-eat-Breakfast für USD 7.50 geleistet. Das war eine echt geniale Sache, wir waren von 9-12 Uhr mit Essen (und Routenplanung durch Mittelamerika) beschäftigt. Dort hat es auch ein Schokolade-Museum, es gibt Workshops, wo man lernt, Schokolade herzustellen und sie bieten Tours durch ihre Plantagen an. Wer sich also für Schokolade interessiert, ist dort an der richtigen Adresse.

Hier nochmals einige Bemerkungen dazu, was dieses Klima für Auswirkungen auf uns und unserer Ausrüstung hat und wie wir versuchen, damit umzugehen. Also, einerseits haben wir uns auf dem Weg nach Granada fast (d.h. ich fast, Martina ganz) einen Sonnenbrand zugezogen, und das obwohl die Sonne kaum je prall geschienen hat. Das Bischen Regen scheint die Sonnencreme gerade genug abgewaschen zu haben, um so eine leichte Hautrötung zu verursachen. Die Aussage unseres Guías auf Ometepe, dass es hier weniger regnen soll als in Costa Rica, scheint sich nicht zu bestätigen, bis jetzt hat es viel öfter geregnet. Vielleicht hat sich das ja auf die Pazifikseite Costa Ricas bezogen. Dass Veloketten hier auch ohne Regen rosten, wurde uns in den Bike Shops in San José bestätigt, hängt mit der Luftfeuchtigkeit zusammen. Wirkliche Abhilfe gibt es nicht, man muss aber öfters ölen.

Wir hegen auch den Verdacht, dass bald auch unsere Kleider und wir selber vielleicht nicht zu rosten, aber eben bald zu schimmeln beginnen werden. Entweder ist alles schweissnass oder regennass. Die Kleider sind nicht mehr sauber zu kriegen, weder für die Augen noch für die Nase. Mein Leibchen riecht fein nach Waschmittel, solange es vom Waschen nass ist, sobald es trocken ist, stinkt es wieder nach Schweiss. Die frühere Taktik, Top und Hose alle paar Tage zu waschen, taugt hier nicht mehr, solchen Gestank "frisch gewaschener" Kleider ist schlicht nicht mehr zumutbar. Seit ich jeden Abend wasche, ist die Situation etwas besser geworden. Leider favorisieren die Hände diese Lösung nicht, müssen aber vorerst damit leben.

Wer in einem Autounfall stirbt, kriegt ein Herz mit
Heiligenschein, was für eine Art Denkmal gibt es für jemanden,
der bei lebendigem Leib verrostet/verschimmelt/verrottet?


Meine Uhr, die normalerweise am Lenker baumelt und der schon länger zwei Knöpfe fehlen, scheint den Abschiedsregen von Costa Rica nicht überlebt zu haben. Anfänglich war nur das Display unter Wasser aber die Anzeige noch vorhanden, jetzt ist alles tot. Auch die "wasserdichten" Ortlieb-Taschen sind solchen Regenattacken nicht gewachsen. In beide Vordertaschen sind mehr als nur einige wenige Tropfen eingedrungen und sogar eine Hintertasche, auf denen ja der Rucksack liegt, war innen feucht. Der dauerne Kampf gegen blutsaugende Insekten ist auch längst noch nicht gewonnen, hier müssen wir uns noch was einfallen lassen...

Montag, 4. Juli 2011

English Summary No. 9

Hi folks, I know these English texts are getting rare, it's just that they take so much time that I think I will have to cut them a bit shorter.

After leaving Cali we cycled up North towards Medellin where we were invited to stay with friends. After two days on flat roads we reached the Zona Cafetera and we were back in the hills. (The bomberos in Buga were very helpfull and even gave us a bedroom with private bath. The ones in Cartago couldn't/didn't want to take us in.) After several hot days in beautiful countryside we reached la Pintada where the last long climb up to Las Minas began. We also stayed in Sta Barbara which is a bit more than halfway up the mountain.

After some ten days in Medellín we were happy to be on the road again. Somehow, Colombian hospitality seemed to be too much for us. One and a half years of travelling made us feel like we were up to surviving by our own and being treated like little children made us want to escape back to freedom. Another big mountain was waiting for us just a few kilometers after Medellín. It would have been nice and cool there, with rain  in the afternoon it was rather cold and annoying. We found a cheap room in Don Matías after a long and steady climb. The next day was full of long and short ups and downs together with some rain until Yarumal, where bomberos don't have room for cyclists. Another day was rather eventless. More ups and downs until La Ventana, then a long and fantastic descent down to the river Cauca where we felt we were getting boiled. It was just brutaly hot. From now on it was going to be flat with only very few hills for a long time.

Following a tip from Scott we visited Mompóx and were very impressed by the positive attitude of people who lived in an area that has been flooded for several months. We also liked the pretty colonial town and the sandy path that finally brought us back to a bigger gravel road that brought us to the main road leading to Sta Marta. We had planned to do a trip to the Tairona National Park, but when we found out how much they carge we skipped that. We didn't like Sta Marta much. When it rained half the city was flodded and smelled  nasty. So we left soon and made it to Cartagena in two days, setting a new record of 136 km in one day. Information about that city had been correct. It has a beautiful colonial center but was quite expensive. We spent two weeks there before boarding the Stahlratte, a relatively big sail ship, to take us to Panama. The four days on the ship and swimming in the Caribean sea were fun. The fun ended on the road from the little port of Cartí to the Panam where the climbs were so incredibly steep that we gave up pushing after 5 km and hitched.

Arriving in Panama City wasn't exactly entertaining, way too much chaos and traffic. We spent two days there, visited the Canal and the historic center and then set out again. We managed to find the Avenida de los Mártires which is supposed to be the safer route to the Puente de las Americas. The fist day was hilly, the second mostly flat, the third very hilly again. The only thing worth mentioning during these days were my three flat tires. We slept at the bomberos' in San Carlos, Natá, Santiago and Gualaca. The day after Gualaca was finally different. We crossed the mountains from the Pacific side to the Atlantic on a typical panamanian road: absurdly steep. Before noon, now up in the mountains, it startet to rain and got cool, so we stayed at the restaurant Brisa de Hornito in La Mina, drank a hot chocolate and had lunch. As the rain didn't stop, the nice lady offered us a room in ther house for free. There were no beds, but two old matresses and we were gratefull for not having to get out into the rain to look for accommodation.

The next day started cool but dry. We had another 22 km of steep ups and downs until the descent to the sea began. Racing down the mountain was big fun. Bad luck only in Palma Real, where there was no place to sleep. We finally found somebody who gave us permission to camp in the comedor of the local school. Panamanians have always been very helpfull, we really liked this country (also for its cheap stuff in supermarkets). Next morning we rode the remaining 46 km to Almirante and took a boad that brought us to the Bocas del Toro islands. We figured we deserved a few days to relax.

And that's what we did. Our first afternoon on the island was filled with siesta. The second day was so rainy that we had a good excuse to not do much more than laundry. Then we made a nice boat trip with snorcheling and fun with big waves on the red frog beach. On the last day we did a little bike tour and found the Playa de las Estrellas, a beach with a lot of cute starfishes.

Already the next day we headed for Costa Rica. That meant 20 km of more steep hills until Changuinola, then another 30 km flat to the border. There was no sign whatsoever but the friendly locals pointed the bridge out to us. We had to pay USD 3 each to get the passports stamped in Panama, but no payments were necessary in Costa Rica. From what we had heard about Costa Rica it was suposed to have a rather high standard and was more expensive than other Latin American countries. The many gravel streches on the road mad us doubt the thing with the high standard but we should soon find out that the country is, in fact, very expensive. It was extremely hot again, so after 30 km we tried to find a place in the town of Bribri. Bad luck again, no bomberos, no room at the red cross, schools full until 10 pm and the padre  of the church wasn't there either. Happy or not, we went on to Cahuita, a touristy town 20 km further. The hill we had to climb was neither high nor steep, but the road was gravel and all the traffic made sure we weren't only sweaty but also dusty.

In Cahuita we encountered Costa Rican prices for the first time and wished to be elsewhere. As there were no bomberos and we couldn't camp at the police station we had to find a hostel, where they charged USD 7 for an unconfortable dorm bed. Things didn't get any better the next day in Puerto Limón. Couldn't stay at the bomberos' and nearly despaired when seeing hotel prices and quality. In all South America I have never seen so crapy hotels that were so expensive. Not to mention the good ones...

Finally we decided to stay at the Continental which was the cheapest but not the worst. Only bad thing was that we weren't allowed take the bikes inside the house. There was a supposedly locked parking lot guarded by a poor lonely pitbull. Next morning when we went to find a car wash to wash the bikes, Martina's saddle cushion was gone. So much about a secure parking lot. Then they charged us a dollar each for for not even a five minute shower for our bikes. So far, we never had to pay anything, sometimes we even got free soap. When we told the ladies from the hotel that some stuff was stolen from our bikes they didn't seem to be particularly bothered. And we still didn't get permission to park the bikes inside inspite of lots of room. We tried the hotel International across the street, but it's the same administration, so no luck either. I asked at the Hotel Ng but the lady was about the unfriendliest person I've met on my whole trip. What's wrong with this country??? In the end we moved to the Hotel King which is not superfriendly but the bikes are now (hopefully) safe on the balcony.

Martin's package from home, the only reason why we even stay here, has arrived. It seemed to have been complicated to receive it from customs, but no expensive taxes were raised. Now we are waiting to get some bad bugs out of our stomachs and then try to get out of the country as fast as possible.

Panama City - Puerto Limón: En Costa Rica todo cuesta rica.

An einem frühen Sonntag Morgen bepackten wir wieder unser Drahtesel und suchten den Weg aus einer riesigen Stadt heraus. Nach einer Extrarunde, wohl weil wir die Erklärungen eines Polizisten missverstanden hatten, fanden wir aber tatsächlich die Avenida de los Mártires, die uns direkt zur Puente de los Americas führte. Wir wussten, dass uns der Weg durch eher schlechte Quartiere führen würde und dass es zwei Möglichkeiten gab, zur Brücke zu kommen. Da die bösen Jungs aber um diese Zeit noch schliefen und "Los Mártires" angeblich das geringere Übel sei, kamen wir ohne irgendwelche Probleme zur der riesigen Stahlkonstruktion, die als Brücke über den Kanal dient. Einen Seitenstreifen gab es natürlich nirgendwo, auf der Brücke aber ein schmales Trottoir, auf dem wir ungefährdet fahren und halten konnten.

Wir haben die Puente de las Americas erreicht.

Aussicht auf den Kanal.

Coole Konstruktion.

Wir stoppten denn auch einige Male um Fotos zu schiessen. Nach der Brücke gab es dann nicht mehr so viel sehenswertes und auch oft keinen Seitenstreifen, oder einen so holprigen, den wir lieber nicht benutzen wollten. Dafür waren da einige Baustellen, die den Verkehr etwas verlangsamten und uns eben doch ins Kies zwangen. Mühsame Betonplatten machten die Sache auch nicht gerade amüsanter. Ausserdem war das Land hügelig genug, um wiederholt wahre Sturzbäche von Schweiss auszulösen. Als witzige Abwechslung gab es entlang der Strasse ein paar Talleres, Werkstätten, die aus Altmetall Tiere und Figuren herstellen. Die waren noch cool, so einen Saurier, Cowboy oder Adler würde sich bestimmt in jedem Garten gut machen.

Ok, diese Blechviecher waren noch ganz interessant.

Den ganzen Tag lang passierte herzlich wenig. Da Panamá ein eher teures Land ist, hatten wir beschlossen einen rigorosen Sparkurs zu fahren und wenn immer möglich bezahlte Unterkünfte zu vermeiden. Im Klartext: bei den Bomberos anklopfen. In San Carlos klappte das so reibungs- und umstandslos, dass wir schon fast verblüft waren. Wir kriegten ein Büro als Zimmer zugewiesen und eine kurze Wegbeschreibung zum Strand, wo wir natürlich noch baden gingen. Wie üblich durften wir auch die Küche der Feuerwehrleute gebrauchen und gaben so auch für's Essen nur wenig Geld aus.

Der nächste Tag verlief ähnlich. Das wohl aufregendste, das passierte, war mein Platten. Inzwischen hatte ich aber das Schlauchwechseln bis zum Abwinken geübt, eine grosse Sache war das also auch nicht mehr. Es gab am Morgen noch einige Hügelis, dann war alles platt. Einmal wurden wir von einem Polizisten gestoppt, der wissen wollte, warum wir auf der Fahrbahn und nicht auf dem Seitenstreifen fahren, das sei extrem gefährlich. Ich erklärte ihm, dass die "Banquina" voller Glassplitter und Drahtstücke sei, die mir dauernd die Schläuche kaputt machten. Damit war die Sache gegessen. Am späteren Nachmittag führte unsere Taktik zum gleichen lockeren Erfolg, "¿como no?" war die Antwort des Feuerwehrmannes in Natá auf meine Frage, ob wir im Cuartel übernachten könnten. Wir kriegten gleich noch ein Gästebuch, wo wir feststellten, dass der letzte Ciclista, der hier geschlafen hatte, Chrigi gewesen war, ein Schweizer, den wir in San Pedro de Atacama und danach in Cusco nochmals getroffen hatten. An jenem Abend war nichts mit baden, dafür konnten wir dem Regen zuschauen, der vom Himmel donnerte, als wolle er die ganze Welt ersäuffen. Meine Fresse, das hat ja unglaublich gepisst!!!

Der dritte Vormittag seit Panama City war fast so ereignislos wie die beiden vorhergehenden. Einige Seigungen und flache Abschnitte wechselten sich ab. Freude hatte ich aber an den Mangobäumen am Strassenrand, wo ich einige Mangos aufsammelte. Und ich hatte schon wieder einen Platten und zupfte insgesammt vier kleine Drähtlis aus dem Mantel und einen aus dem Schlauch. Der Seitenstreifen, den es hier nun gab, war übersäht mit Teile von zerfetzten Autopneus und so winzige Drahtteile sieht man einfach nicht und kann ihnen ergo nicht ausweichen. Wir assen in der Stadt Santiago Zmittag und entschieden dort über die weitere Route. Wir wollten runter nach Montijo und dort auf einer Nebenstrasse dem Verkehr auf der Panam entgehen. Die Strassenbeschilderung machte uns aber einen Strich durch die Rechnung. Nach dem letzten Wegweiser nach Montijo fuhren wir gerade aus, so wie der Pfeil es anzeigte. Dass wir kurz danach hätten rechts abbiegen sollen, konnten wir nun wirklich nicht ahnen.

Es ging einmal mehr unglaublich steil auf und ab und wir hatten es gerade knapp auf ein Hügeli geschafft und der Schweiss sprudelte uns nur so aus den Poren, als Martina sich bei einem Lastwagenfahrer vergewisserte, dass wir auf der richtigen Strasse waren. Waren wir aber nicht. Wie bitte??? Wir waren doch dem Wegweiser gefolgt. Nun, diese Strasse führte nach La Colorada und nicht nach Montijo, wir hätten beim Friedhof rechts abbiegen müssen. Ja, ok, wie auch immer. Nicht mehr so gut gelaunt pedalten wir nach Santiago zurück und entschlossen uns, zu bleiben und unser Glück bei den Bomberos zu versuchen. Es war noch früh am Nachmittag und der Chef war gerade nicht da. Wir sollten doch warten. So, wie die Herren uns aber gleich in ihren Aufenthaltsraum einluden, nahmen wir an, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Chef "nein" sagen würde, eher klein war. Wir füllten den Nachmittag produktiv aus, Martina mit  Ritzel wechseln, ich mit neuer Pumpe kaufen und Schläuche flicken. Später erhielten wir ein kleines Zimmer zugewiesen, praktischerweise mit eigenem Bad.

Da wir keine Lust hatten, noch mehr solche übersteile panamesische Hügel hochzujapsen, blieben wir  schliesslich auf der Panam, deren Steigungen bisher immer moderat gewesen waren. Ab Santiago wurde zwar auch die Hauptstrasse bedeutend welliger, aber wirklich tragisch war das alles nicht. Als viel mühsamer stellten sich die sehr ungenauen Kilometerangaben heraus. Klar, einen Autofahrer interessiert es wenig, ob die geplante Strecke 83 oder 93 km beträgt. Wenn's sehr hügelig und heiss ist oder gerade regnet, als wolle es uns von der Strasse schwemmen, dann sind 10 km mehr oder weniger für uns durchaus relevant. Auch die Informationen, die wir von Leuten unterwegs erhielten, waren nicht gerade vertrauenswürdig. Völlig durchnässt, zum Glück aber nicht kalt, erreichten wir das Kaff Tolé, das auf der Karte als grösseres Dorf markiert war, in Realität aber sehr klein war. Bomberos gab es keine und die einzige Unterkunft war für das, was sie bot, nicht gerade günstig. Wir hatten aber keine Wahl und brauchten nun mal ein Dach über dem Kopf.

Die Panam, hier recht hügelig.

Wieder ein früher Morgen. Der Himmel war trotzt einer durchgeregneten Nacht um 6 Uhr klar und so blieben keine Zweifel. Es war seit in paar Tagen morgens schon wieder dunkler geworden, obwohl die Sonnenwende noch bevorsteht. Aber hell genug zum velofahren war es allemal und es ging sogar erst mal einige Kilometer fetzig den Berg ab. Wow, mir war gar nicht bewusst gewesen, wie viel wir tags zuvor hochgestrampelt waren. Je weiter wir kamen, umso platter wurde die Landschaft. Vor der nächsten Ortschaft, Chiriquí, warteten aber dann doch noch ein paar Hügel. Es war nun kurz nach Mittag, sonnig und extrem heiss. Wir fragten also nach einer Unterkunft oder Bomberos, erfuhren aber, dass es im Ort nichts dergleichen gab. Nun, die Karte hatte zwar nicht gerade ein Hotel versprochen, aufgrund der Schriftgrösse, mit der das Dorf markiert ist, hatten wir aber angenommen, dass es sich um ein nicht ganz kleines Kaff handelt und wir bestimmt etwas finden würden. Aber schon im Fall von Tolé hatte Schrift- und Dorfgrösse nichts miteinander zu tun gehabt. Diese Panama-Karte ist eine der unzuverlässigsten, die wir bis jetzt hatten.

Gezwungenermassen fuhren wir weiter nach Gualaca. Zu unserer Überraschung stimmten die 17 km der Karte mit der wirklichen Distanz überein und sogar die Information zur Strasse, die wir in Chiriquí erhalten hatten, nämlich dass es flach sein sollte, stellte sich als korrekt heraus. Unglaublich. In Gualaca gäbe es Bomberos, war uns gesagt worden, und tatsächlich, wir fanden sie sogar ohne Probleme und wurden ebenso ohne Umstände eingelassen. Die Feuerwehrleute dort haben einen eigenen Theatersaal, den wir ganz für uns alleine hatten. So schliefen wir in jener Nacht zur Abwechslung eben auf der Bühne.

Der folgende Tag würde anstrengend werden, soviel war klar. Wir wollten die Berge überqueren, von der Pazifik-Seite an die karibische Küste und dazwischen befanden sich über 1'000 m hohe Berge. Nicht, dass uns ein solcher Aufstieg prinzipiell schreckte, in Peru, Ecuador und auch Kolumbien hatten wir öfters mehr Höhenmeter an einem Tag absolviert. Aber wir hatten gesehen, was Panamesen für Strassen bauen und ausserdem ist es hier um vieles wärmer als in den peruanischen Anden. Wir sollten nicht enttäuscht werden. Die Strassenqualität war zwar gut, der Verkehr hielt sich einigermassen in Grenzen und so hinderte uns nichts daran, quer über die gesamte Strassenbreite im Zick-Zack zu fahren. Es war schlicht verdammt steil.

Wie erwartet war das keine schön regelmässig ansteigende Strasse, was bei diesen Steigungen äusserst effizient gewesen wäre, nein, es ging selbstverständlich auch immer wieder ein gutes Stück runter, so dass wir jeweils massig an Höhe verloren. Aber dennoch, langsam aber sicher ging es aufwärts und wenn wir mal auf einem flachem Abschnitt Pause machten und uns umblickten, stellten wir fest, dass die Aussicht eigentlich recht cool geworden war.

Echt bergig, dieses Land.

Und weiter, rauf, rauf, rauf. Dort oben wurde es langsam bewölkt und kühler. Wir befanden uns nun in der Reserva Forestal Fortuna, ein Schutzgebiet mit schönem, dichten Wald, der den ganzen Cerro Chorcha bedeckte. Wir machten in einem Bushaltestellen-Häuschen Pause und beobachteten den Nebel, der immer dichter und dichter wurde. Kaum waren wir weitergefahren, begann es auch schon zu regnen. Um uns in Sicherheit zu wiegen, liess der bald darauf nochmals nach, nur um nach einigen Minuten wieder einzusetzen, diesmal noch viel stärker als zuvor. Auf Meereshöhe hat uns das ja nicht weiter gestört, hier oben war nass sein eher unangenehm. Solange wir den Berg raufpedalten, ging es ja noch, aber irgendwann und irgendwo würden wir Zmittag essen müssen und das völlig durchnässt. Nicht so tolle Vorstellung.

Man glaubt's kaum, aber kurz vor dem Mittag hatten wir so etwas wie ein vorläufiges Ende der Steigung erreicht. Jedenfalls ging es wieder abwärts und wir frohren dabei ziemlich. Bei einer Peaje-Station fragten wir nach möglichen Unterkünften oder Restaurants und sassen bald darauf im Cafe Brisas de Hornito in der Ortschaft La Mina bei einer heissen Schokolade im Trockenen. Wir nutzten die Gelegenheit und bestellten auch gerade ein Mittagessen. Für USD 2 kriegten wir einen guten Teller warmes Futter und waren erst mal happy. Auch sah es des öfteren aus, als ob es bald wieder aufklaren würde und wir informierten uns über den weiteren Verlauf der Strasse. Viel höher rauf sollte es nicht gehen, aber noch mindestens 8 Kilometer auf und ab bis zu einem Stausee, danach nochmals etwa 5 Kilometer bis es endgültig wieder runter gehen sollte.

Wir werweissten lange, sollten wir, sollten wir nicht. Und wenn nicht, müssten wir hier ein Hotel oder Hostal finden, was aber nicht das grösste Problem darstellen sollte. Aber wir würden wieder in den Regen raus müssen, der nun wieder sein Bestes gab. Wir mussten ein zimlich klägliches Bild abgegeben haben, die nette Señora des Restaurants bot uns schliesslich einen Raum in ihrem Haus an, wo wir übernachten könnten. Es gab dort zwar keine Betten, aber zwei Matratzen. Und sie verlangte nichts dafür. Angesichts des Wetters und der Tatsache, dass uns je länger je kälter war, nahmen wir das freundliche Angebot an, räumten unsere Sachen rein und zogen uns um. Auf die Dusche verzichteten wir, der Regen hatte das schon übernommen.

Da es dort oben nicht so viel zu tun gab, verschliefen wir fast den ganzen Nachmittag. Selbstverständlich assen wir auch bei unser Gastgeberin zu Abend, genossen nochmals ein heisses Getränk und gingen dann wie immer bald schlafen. Der frühe Start wurde uns am nächsten Morgen von Martinas Platten vermiest. D.h. erst alles war ok, sie belud das Velo und pumpte dann (wie schon die beiden vorhergehenden Morgen)  den etwas weichen Schlauch nochmals auf. Gerade als wir aufsteigen wollten, bemerkte sie, dass nun alles platt war. Also abladen und neuen Schlauch montieren. Den sie mit den Reifenhebern dann aber leider quetschte, also nochmals tauschen. Ich war inzwischen wieder ins ganz wenig wärmere Haus geflüchtet und kriegt nicht mit, wieviele Schlauchwechsel Martina vornahm, da mit dem einen oder anderem ihrer Ersatzschläuche etwas nicht stimmte.

Unsere "Gastfamilie".


Kurz vor 8 Uhr verabschiedeten wir uns ein zweites Mal von unserer Gastfamilie und stiegen auf die Sättel. Also, 8 km sollten es bis zum See sein. Dass es viel auf und ab ging, stimmte. Gemäss meinem Bikecompüterli waren es aber eher 12 km, immerhin ohne Regen, sogar bald einmal bei angenehmem Sonnenschein. Etwas oberhalb des Sees gab es eine Art Mirador, wo wir stoppten, die obligatorischen Znüni-Guetslis und Cracker assen und den See begutachteten. Und in meinem Fall die Wäsche, die ich vor zwei Tagen gewaschen hatte, und die noch immer nicht trocken war, an die Sonne hängte.

Stausee Lago Fortuna.

Wäsche trocknen unterwegs.

Ok, und wie weit sollte es jetzt noch so weitergehen? 5 km? Wir glaubten das nicht mehr wirklich und mit Recht, mein Kilometerzähler zeigte 22 km seit La Mina an, also etwa 10 km nach dem See, als wir die Grenze zur Provinz Bocas del Toro überrollten und wo wir die letzte kurze Steigung bewältigten. Dort oben wäre (gleich neben der Strasse) sogar campen möglich gewesen. Es gab dort zwei Kiesplätze und auf der anderen Strassenseite kam ein kleiner Bach aus den Bergen. Das zu wissen wäre nicht schlecht gewesen. Dann begann aber endlich die ersehnte Bajada, die wir gleich darauf zweimal unterbrachen um die Wasserfälle Cabello de Angel No. 1 und 2 zu bewundern. Dann gings weiter, um viele Kurven, darum nicht übermässig schnell aber trotzdem extrem spassig.

Wie unsere Señora in La Mina erzählt hatte, wohnten auf jener Seite der Bergen vor allem Indígena. Einige davon in hübschen Holzhütten mit Strohdach, andere in Bretterbuden mit Wellblechdach, praktisch alle dieser Häuser standen aber auf Stelzen. Und ein grosser Teil davon hatte vermutlich kein fliessendes Wasser oder Strohmanschluss. Ein kleines Häuslein fiel uns auf (ganz bestimmt ohne Wasser und Strohm), dass zum Verkauf ausgeschrieben war. Falls also jemand auf der Suche nach einem gemütlichen Ferienhaus im Grünen ist:

Haus zu verkaufen...

...hier die dazugehörige Dusche.

Indígena-Häuser.

Wie immer hatte auch die schönste Bajada ein Ende und wir befanden uns wieder in brütend heissen, tiefen Lagen. Im kleinen Dorf Punta Peña kauften wir gekühlte Pipas, Kokosnüsse, die wir genüsslich austranken. Bei einem Haus durften wir unsere Wasserflaschen auffüllen und schon ging's weiter. Wären wir tags zuvor nicht vom Regen gestoppt worden, hätten wir hier übernachten wollen. Und tatsächlich, es gab auch eine Hospedaje, hübsch und möglicherweise nicht günstig. Nun hiess der Plan weiterfahren bis nach Palma Real und dort weiterschauen.

Das Weiterschauen wurde dann aber erst mal etwas schwierig, da es in Palma Real weder ein Hotel/Hospedaje oder sonts etwas gab, nicht einmal Bomberos. Da uns nichts anderes mehr einfiel, fragten wir nach einem Lehrer oder Direktor der Schule und kriegten schlussendlich auch wirklich die Erlaubnis, im Comedor zu übernachten. In dieser Schule gab es leider kein fliessend Wasser, so füllten wir im Garten der netten Leute unsere Flaschen und gingen uns später am Fluss waschen. Pflichtgetreu begann es am späteren Nachmittag zu regnen und das wieder so richtig auf panamesisch, d.h. schlimmer als eine Dusche. Der Hof der Schule war innert kürzester Zeit unter Wasser und bald begann es im Comedor vom Dach zu tropfen. Zum Glück nut in der Mitte, dort hatten wir keine Sachen stehen oder liegen. Unsere Matten hatten wir eh auf Tische gelegt und dort blieb auch während der Nacht alles trocken.

Schlafen im Comedor der Schule in Palma Real.

Am nächsten Morgen uns hatten war die Stadt Almirante das Ziel. Von dort aus wollten wir eine Lancha nach Bocas del Toro auf den gleichnamigen Inseln nehmen. Sonderlich weit war das nicht mehr, etwas mehr als 45 km, die Hügel waren aber wieder so blödsinnig steil, dass die Ankunft im Dorf hart erkämpft war. Dort stürzten sich, wie anderswo auch schon, gleich eine ganze Menge "Aasgeier" auf uns, die uns unbedingt behilflich sein wollten. Da mir diese unerwünschten "Helfer" langsam aber sicher auf den Geist gehen, versuchte ich denen klar zu machen, dass wir ihre Dienste nicht brauchten. Bei allen bis auf einen klappte dies auch, möglicherweise hatte dieser eine auch einfach den "Kampf" um uns gewonnen. Wir parkierten erst mal vor einem Supermercado, setzten uns, assen Guetslis und besprachen unsere Einkaufsliste. Es nützte alles nichts, wir schienen sein Eigentum zu sein und der Typ liess sich nicht mehr abschütteln.

Als wir wieder aufbrechen wollten, machte ich der Nervensäge in recht gereizten Tonfall klar, dass wir seine Hilfe nicht brauchen und er uns in Ruhe lassen könne. Über meinen Ton seinerseits genervt, entgegnete er, er  wolle unser Geld nicht, er werde von der Regierung bezahlt um Touristen zu führen und vor Dieben zu schützen. Ah ja, klar. Mach, was Du willst. Wir konnten ihn eh nicht daran hindern, bis zur Bootsanlegestelle vor uns her zu laufen, dort die rumstehenden Leute aus dem Weg zu scheuchen und beim einladen unseres Gepäcks zu helfen. Als er mir etwas von einer Propina, einem Trinkgeld vorschwafelte, ignorierte ich ihn, er hatte ja klargestellt, dass er nicht hinter unserem Geld her sei. Als ich schon im Boot sass, ging er aber offensichtlich Martina so auf die Nerven, bis sie ihm einen Dollar gab. Tja, Glück für ihn, von mir hätte er nichts gekriegt.

Die etwa 20-minütige Fahrt nach Bocas del Toro war extrem holprig und nicht sehr gemütlich. Dort wurden wir schon wieder von jemandem angesprochen, diesmal aber auf viel angenehmere Art und Weise und der Señor, der uns ein günstiges Hostal zeigte, forderte dafür auch kein Geld. In der Residencial "Cayo Zapatilla" bezahlten wir USD 7 pro Person für ein etwas dunkles aber sonst gemütliches Zweierzimmer mit eigenem Bad. Es gab eine Küche, die jedoch nicht sehr gut ausgestattet war. Aber was soll's, wir konnten selber kochen und mussten nicht in den überteuerten Gringo-Restaurants essen.

Den ersten Nachmittag verbrachten wir mit ausgiebigem Siestahalten. Der nächste Tag begann grau und verregnet, die beste Ausrede zum weiterhin nicht viel tun. Kleider und Schlafmatte waschen, Internet und am Nachmittag Strand und baden füllten den Tag bestens aus. Von einem der vielen "Vertretern" wurden wir für eine Bootstour am folgenden Tag rekrutiert. Wir bekamen die Tour für USD 15, der normale Preis sei angeblich USD 25. Ob's stimmt, weiss ich nicht, die 15 Dollar waren aber auf jeden Fall ein guter Preis.

Wir wurden am folgenden Morgen kurz vor halb zehn abgeholt, dann ging's mit einer Lancha raus in eine Bucht, wo einige Delfine wohnten. Die waren echt herzig, die vielen Boote, von denen sie immer wieder eingekreist wurden, fand ich aber etwas pervers. Offensichtlich gibt es dort keine Vorschriften betr. Mindestabstand o.ä. Nach etwa einer halben Stunde ging's weiter. Die vielen Inseln und Inselchen, die zum Archipélago de Bocas del Toro gehören, sind grossenteils (noch) mit dichten Mangroven bewachsen, was mir gefiel, aber natürlich die Frage aufwarf, wie lange das wohl noch so bleiben würde.

Mangroven in Bocas del Toro.

Wir stoppten kurz bei einem Pfahlbau-Restaurant, damit die Leute, die dort zu Mittag essen wollten, schon vorbestellen konnten. Danach fuhren wir weiter zu einem Korallenriff, wo wir schnorcheln konnten. Das war noch ganz interessant, was es dort so alles zu sehen gab. Fische natürlich, in allen Regenbogen- und Streifenvarianten, grosse und kleine, und rote, orange, violette, gelbe, schwarze und grüne Pflanzen und Korallen in den komischsten Formen. Etliche davon waren von fluffigen, langgliedrigen gelblich-grünen oder violett-schwarzen Seesternen überdeckt, deren Haare mit der Strömung hin und her wehten. Anschliessend war Zmittag angesagt, was für uns natürlich nicht teure Krebslis oder Crevetten hies, sondern billiges Brot.

Nach dem Essen brausten wir auf die Insel Bastimento, wo wir USD 3 Eintritt in eine Art Nationalpark bezahlen mussten. Dort gingen wir an die Red Frog Beach, wo viele Indígena-Kinder kleine rote Fröschlis auf grossen Blättern als Fotosujets anboten. Ein Dollar für ein Foto war uns aber zu viel, wir amüsierten uns lieber mit den hohen Wellen, die dort ganz nahe am Strand für Unterhaltung sorgten. Der Spass bestand darin, sich am richtigen Ort zu platzieren und wenn eine hohe Welle kam, kurzfristig zu entscheiden, ob man untendurchtauchen oder obendrüberschwimmen soll. Wenn man falsch entschieden hat, oder der Zeitpunkt nicht ganz gestimmt hat, dann wurde man gröber durcheinandergewirbel und eingesandet. Mit der Zeit hatten wir das Spielchen natürlich etwas besser im Griff, aber über 1.5 Meter hohe Wellen waren immer noch ziemlich Action für uns. Zum Abschluss fuhren wir an ein anderes Riff, wo wir nochmals etwa eine halbe Stunde schnorcheln konnten. Am besten gefallen haben mir dort kleine dunkelblau bis schwarze Fischlein mit leuchtend hellblauen Flecken. Damit war der Ausflug auch schon zu Ende und um Viertel nach vier waren wir wieder daheim.

Für den nächsten Tag war eine Velotour zum Strand Bocas del Dragon geplant. Gemäss jenem Herrn, der uns nach unserer Ankunft angesprochen hatte, war es mehrheitlich flach, gemäss anderer Auskunft erwarte uns "mucha loma", viele Hügel, und mit dem Velo brauche man für die knapp 17 km schon zwei Stunden. Das war wohl grosszügig berechnet, dass wir für eine solche Strecke ohne Gepäck zwei Stunden brauchen würden, konnten wir uns schlicht nicht vorstellen. Es war zwar tatsächlich sehr hügelig, mit den leichten Velos machten wir aber aber wieder einmal die faszinierende Feststellung, dass man nicht immer gleich zu schalten braucht, etwas stärker in die Pedalen treten reicht auch.

Nach genau einer Stunden hatten wir denn auch unser Ziel erreicht. Wie es sich gehört, wurden wir  auch hier gleich angejuckt. So eine Art Guía wollte uns einen Trip zur Isla de Pájaros verkaufen. Er hatte schon einen Kunden und wenn wir auch mitgingen, würde den die Sache günstiger kommen. Wir fühlten uns etwas überfahren und argumentierten erst mal, dass wir kaum Geld dabei hatten. Das ist immer das beste Argument, um jeden Preis runter zu kriegen. Wir einigten uns auf USD 5 für einen Weg von 15-20 Minuten und etwa eine Stunde Aufenthalt bei der Insel. Also gut. Als wir dort ankamen, hinderten uns jedoch gefährliche Wellen daran, an Land zu gehen, der Guía drehte einige Runden und wir fuhren schon wieder zurück. Da uns das etwas mager erschien, forderten wir einen Preisnachlass. Nun stellte sich heraus, dass man die Insel, weil Vogelschutzgebiet, sowieso nicht betreten darf. Nun waren wir erst recht angepisst. Wieder einmal war uns etwas angedreht worden, ohne uns überhaupt zu erklären, was für eine Katze im Sack wir da kauften, und fünf Dollar nur für hin und zurück fanden wir etwas viel. Dass der Bootsmensch Kolumbianer war und das einzige Missverständnis in Panamá einen Kolumbianer involvierte, überraschte uns irgendwie nicht. Er zog sich dann auch elegant aus der Affaire, indem er dem jungen Argentinier, der mit dabei war, sagte, er wolle von ihm einfach die USD 15, wer wieviel davon bezahlte, war ihm egal. Und da das alles ja nicht der Fehler des Argentiniers war bezahlten wir eben.

Isla de Pájaros.

Der Horizont vom Boot aus.

Hinterher spazierten wir mit unserem neuen Freund zur Playa de las Estrellas, einem etwas abgelegenen hübschen Strand, wo es Seesternen gab. Das sah richtig schnusig aus, wie die da im hellblauen Wasser sassen, man hätte meinen können, man habe sich in in Disney-Film verirrt. Natürlich gab es eine ganze Menge Schilder, die darum bitten, die Sterne nicht zu berühren, was aber bei so deppigen Touris vergebene Müh ist. Unsere lieben Sterne wurden zu Fotozwecken sogar willkürlich umgepflanzt. Diesney-Film ja, aber nicht Disney Land, bitte.

Seesterne.

Am folgenden Morgen standen wir extrafrüh auf und erwischten die Lancha um 6 Uhr. Bis Changuinola, der nächsten grösseren Stadt, waren es noch etwa 20 mächtig hüglige Kilometer. In Changuinola schaffte ich es sogar, das Postbüro zu finden, das dazu noch offen war. Dummerweise verpassten wir aber die grossen Supermercados und damit die letzte Chance, nochmals billig einkaufen zu können. Nach weiteren knapp 30 km, diesmal flach und vorbei an riesigen Bananenplantagen, hatten wir Guabito, das Grenzkäffli erreicht. Interessanterweise gab es in Panama nirgendwo auch nur den geringsten Hinweis auf den Grenzübergang zu Costa Rica, wenn einen die Leute nicht in die richtige Richtung geschickt hätten, hätte man den nicht gefunden. Keine Ahnung, ob das an irgend einem gestörten Verhältnis der beiden Länder liegt oder aus welchem Grund man eine Grenze nicht signalisieren würde.


Als wir endlich die richtige Schotterstrasse gefunden hatten, war die Sache nicht mehr kompliziert. Wir mussten USD 3 bezahlen um den Ausreisestempel zu kriegen und durften dann die Velos über die ehemalige Eisenbahnbrücke schieben. Sehr stabil kann die Brücke nicht sein, es ist nicht mehr als ein Fahrzeug darauf erlaubt, kreuzen ist sowieso nicht möglich. Den Einreisestempel auf der anderen Seite erhielten wir ohne komische Zahlungen. Wir stellten sicher, dass die Pässe auch wirklich gestempelt wurden, bei anderen Ciclistas wurde das auch schon unterlassen, was dann bei der Ausreise zu wirklich obskuren Geldübergaben geführt hatte.

Auf der Grenzbrücke Panama - Costa Rica.


Irgendwie hatten alle Berichte zu Costa Rica uns zur Annahme verleitet, dass das Land einen höheren Standard hat als andere lateinamerikanische Staaten. Die Strasse, die immer wieder von Schotterabschnitten unterbrochen wurde, liess erste Zweifel an diesem Vorurteil aufkeimen und erweckte eher den Eindruck von Bananenrepublik, was auch stimmte, links und rechts befanden sich Bananenplantagen soweit das Auge reichte. Wir kamen am frühen Nachmittag in der Ortschaft Bribri 30 km nach der Grenze an. Da es extrem heiss war, beabsichtigten wir, dort zu bleiben. Das Dorf war nicht gerade klein, Bomberos gab es aber nicht. Das Rote Kreuz hatte keinen Platz, in den Schulen wurde angeblich bis 22 Uhr unterrichtet und der Pfarrer war gerade nicht da. Teure Cabinas wollten wir uns nicht leisten und da alle anderen Strategien fehlgeschlagen waren, blieb nichts anderes übrig als die 20 km bis Cahuita abzustrampeln. Da wir wieder ein Höhenprofil ausgedruckt hatten, wussten wir, dass uns gleich nach Bribri ein Hügel erwartete, der aber nicht riesig war. Darür war gerade über diesen Hügel die Strasse nicht geteert und wir wurden von allen anderen Verkehrsteilnehmern von oben bis unten eingestaubt.

Schon vor Cahuita machten diverse Schilder am Strassenrand klar, dass es hier eine Menge fetter Hotels gab. Wir hofften aber auf die Bomberos in der Stadt, die es dann zu unserer Überraschung aber nicht gab. Bei der Polizei konnte man ebenfalls nicht zelten. Wir waren langsam aber sicher genervt darüber, wie kompliziert uns in diesem Land das Leben gemacht wurde und suchten wohl oder übel ein Hostal. Was wir  im Secret Garden fanden, war ein Dorm-Bett für sage und schreibe 3'500 Colones, was USD 7 pro Person entspricht. Autsch, und die Betten waren nicht mal bequem. Dafür hörten wir draussen Brüllaffen Krach machen und jemand machte uns auf einen Tucan aufmerksam. Trotzdem, Costa Rica hatte uns noch lange nicht von sich überzeugt.

Was auch immer für "Blüten" da sind.

Im 45 km entfernten Puerto Limón erwartete Martina ein Paket von zuhause, also würden wir dort einige Nächte Station machen. Die Strecke dorthin war platt und ereignislos, das einzig Erwähnenswerte war ein fieser Gegenwind einige Kilometer vor der Stadt. Die Suche nach einer Unterkunft verlief ähnlich mühsam wie tags zuvor. Bei den Bomberos war der erste Kommentar, das sie kein Hotel seien, je länger ich mit dem Herrn aber redete, umso freundlicher wurde er. Eine Anfrage bei seinem Chef ergab aber, dass sie keinen Platz hatten, da einige auswärtige Handwerker da waren. Also begann die wohlbekannte Hotelanschauerei, die extrem ernüchternd war. So schlechte Qualität zu so hohen Preisen war mir in Südamerika nie begegnet. Klar, es gab auch gute Hotels, die aber schlicht unser Budget gesprengt hätten.

Dank Reiseführer fanden wir doch noch ein annehmbares Hotel, leider waren dort, obwohl genügend Platz vorhanden, keine Velos im Haus erlaubt. Daneben gab es aber einen Parqueo, einen eingezäunten Parkplatz, der von einem einsamen angeketteten Pitbull vewacht wurde. Die Señora des Hotels hatte Angst vor dem armen Tier, das sich so darüber freute, dass endlich einmal jemand mit ihm redete und es streichelte. Dummerweise hatte Martina aber ihr Sattelpolster nicht mit ins Haus genommen, als wir am Morgen darauf die Velos waschen gingen, war das weg. Hier gleich zwei neue Gewohnheiten im neuen Land. Erstens mussten wir je CRC 500, sprich einen Dollar für eine kurze Velodusche bezahlen, während wir in Cartagena gratis so lange waschen durften wie wir wollten und noch kostenlos Seife dazu gekriegt hatten. Zweitens wurde unseren Bicis den Zutritt ins Haus verweigert und den Leuten vom Hotel war es scheissegal, dass wir auf ihrem Parkplatz, der tagsüber eben nicht abgeschlossen war, beklaut worden sind.

Darum, Ciclistas, das Hotel Continental und das gegenüberliegende International sind nicht empfehlenswert weil eure Stahlrösser im Parqueo Dieben ausgesetzt werden, im Hotel Ng wurde ich so unfreundlich behandelt, dass ich gar nicht wusste, wie darauf reagieren (wir sind eben nicht mehr in Kolumbien, "a la Orden" gibt es hier nicht mehr). Wir sind schliesslich ins Hotel King gezügelt, die Velos stehen jetzt dort auf dem Balkon und die Señoras sind halbwegs anständig (dafür hat es Kakerlaken, in einem Hotel für CRC 5'000!). Martina hat es inzwischen geschafft ihr Paket beim Zoll auszulösen, nicht gegen viel Geld aber nach einer längeren Geduldsübung. Vielleicht urteile ich jetzt zu schnell, aber unser Eindruck von Costa Rica nach nur wenigen Tagen ist so mies, dass wir nur noch weg wollen.

Leider haben uns hier irgendwelche fiesen Viecher überfallen und unser Verdauungssystem massive durcheinandergebracht, so dass wir zwei Tage länger als geplant in Limón rumhängen. Hoffen aber, morgen weiterfahren zu können.

Grosse, weinrote Heuschrece auf der Strasse.

Hier noch in paar Bemerkungen off topic: Nach über eineinhalb Jahren auf Achse ärgern wir uns je länger je mehr mit kaputten oder nicht mehr richtig funktionierenden Ausrüstungsgegenständen herum. Z. B. meine Kamera, die ich in Trujillo "professionel" putzen liess, hat seither keinen digitalen Zoom mehr. Leider habe ich dass erst recht spät bemerkt, reklamieren ging also nicht mehr. Ein anderes Problem sind unsere Packtaschen, die an den Gepäckträgern reiben und effektiv daran sind, den Stahlrahmen meines teuren ToutTerrain-Velos durchzuscheuern. Um das zu vermeiden, habe ich Schlauchstücke um den Rahmen gewickelt, was aber die Montage der Taschen jeweils erschwert. Beim Lowrider ist dort, wo die Hacken den Gepäckträger berühren, längst alle Farbe weg und das Teil rostet nun gemütlich vor sich hin. Habe darum Nagellack und ebenfalls Schlauchteile drübergemacht, funktioniert aber nicht gut, die Einsätze der Hacken bleiben oft hängen und gehen so verloren. Teilweise liegt das glaub aber auch daran, dass die Hacken etwas ausgedehnt sind und die Einsätze darum leichter rausfallen. Habe ToutTerrain nun ein Mail geschrieben und gefragt, was den ihr Lösungsvorschlag zu diesem Problem sei. Dann leckt mein grosser Platypus, den ich nun mit Tape zu flicken versucht habe, das Resultat ist aber auch sehr relativ. Dass ich am Hinterreifen öfters Platten habe, liegt vermutlich daran, dass der Mantel schon ziemlich abgenützt ist und Draht nun mal leichter dünneres Material durchstechen kann.

Positiv sind die Kleber mit den Landesflaggen, die in jedem Land neu hinzukommen und die Velos immer bunter werden lassen. Viele neue Länder, viele neue Kleber, jupiiee.

Was betreffend Leute auffällt, ist, dass besonders seit Panama immer mehr Leute, aber vor allem Frauen, immer fetter werden. Klar, dicke Zeitgenossen sind uns schon immer begegnet, Fettleibigkeit scheint aber je länger je mehr um sich zu greifen. So, wie's aussieht, werden hier keine BHs hergestellt, die gross genug für gewisse Oberweiten sind und auch so einige Hinterteile möchte ich im Zug nicht neben mir haben. In Panama hätten wir das ja noch verstanden, da gab es Snickers und Co. extrem billig, aber hier...??? Nun, um zu vermeiden, dass wir auch bald wie die einheimischen Señoras aussehen und auch unserem Budget zuliebe, haben wir den Konsum von Süssigkeiten gekappt.

@ Flo: Stimmt, ich weiss zwar nüme genau, wie das deet gange isch, aber ich glaub, damals bini zum Schluss cho, dasses ide Höchi nöd eher en Sunebrand git als i tüffe Lage. De momentani Stand vo de Erkänntnis isch ganz klar, dass d'Suneebrandgfahr nöd i de Bärge höch isch, sondern uf Meereshöchi.