Samstag, 6. Februar 2010

El Calafate und Perito Moreno

Wir sind also vom Nationalpark Torres del Paine in Richtung Cerro Castillo aufgebrochen, unsere Taschen so leicht wie noch nie zu vor (wir hatten praktisch nichts mehr zu essen). Wieder einmal genossen wir Rueckenwind auf einer Schotterstrasse und die Landschaft war immer noch abwechslungsreich und interessant. Unterwegs haben wir tatsaechlich mal ein anderes Tier als Guanacos oder Schafe gesehen. Leider wissen wir nicht, wie der Vogel hier heisst. Wer das rausfindet, ist Sieger des Tages.



Im Laufe des Nachmittags sind wir also voellig ausgehungert in Cerro Castillo angekommen und haben den angekuendigten Supermercado gesucht. Und schliesslich auch gefunden, nur dass man das winzige Laedeli nicht wirklich als Supermarkt bezeichnen konnte. Wir haben es aber geschafft, fuer die naechsten vier Tage Haferfloeckli, Teigwaren, Reis und Guetsli einzukaufen. Und es gab Empanadas! Juhuu! Wir haben sofort alle neun, die da waren gekauft und auch gleich gegessen. Die waren superfein. Darum haben wir gleich noch vier nachbestellt. Fuer Flo war das so tiptop, mein Magen fing recht bald zu rebellieren an.

Der Abend wurde entsprechend beschissen fuer mich. Wir durften in einem verwilderten Garten campen, WCs gab es aber keine und die oeffentlichen waren schlicht nicht benutzbar. Ok, kein Problem, zum kotzen braucht man schliesslich kein Klo, ein Busch reicht voellig aus. Und sobald es dunkel war, konnte man auch die andere Seite des Gartenzauns als WC missbrauchen. Das war aber ein Notfall, ehrlich!

Am naechsten Morgen besserte sich die Sache etwas, aber essen konnte ich erstmal nichts, was ein denkbar schlechter Start fuer einen anstrengenden Velotag ist. Dazu kam, dass es sehr kalt war und wir in der Nacht Schnee hatten, nun schon zum zweiten Mal. Am Morgen waermte es kaum, und die Bachbett-Schotterpiste verursachte mir ueble Magenschmerzen. Als wir endlich wieder auf die Asphaltstrasse kamen, standen wir vor einem Pass, wo wir unbedingt noch am selben Tag drueber wollten. Unterwegs campen kam eigentlich nicht in Frage, da alles voellig offen und stuermisch war. Das Kies am Strassenrand hatte eine Eisschicht, soviel zum Thema Sommer!

Nach einem weiteren, recht ereignislosen Tag kamen wir schliesslich in El Calafate an. Ereignislos heisst, natuerlich hat es gewindet und natuerlich war das Gegenwind, aber wir kamen trotzdem einigermassen voran.

Hier noch eine Empanada-Hommage

In Cerro Castillo hatte ich mir geschworen, nie mehr eine Empanada anzuruehren. Inzwischen hat sich das auf fritierte Fleisch-Empanadas reduziert. Erstens, weil ich glaube, dass das eine Vergeltungsmassnahme gegen abtruenige Vegis war, und zweitens, weil es hier in El Calafate eben auch megafeine Empanadas gibt. Und die sind nicht fritiert.

Diese Empanadas haben wir bisher angetroffen:
mit Fleisch (ueberall, fritiert oder aus dem Ofen)
mit Huhn (mehrheitlich in Argentinien, nur aus dem Ofen)
mit Kaese und Schinken (gelegentlich in Argentinien, Ofen)
mit Mais (selten in Argentinien, Ofen)
mit Kaese (in Chile, fritiert)
mit Gemuese (in El Calafate, Ofen)
mit allem moeglichen ab Speisekarte im Restaurant (Puerto Natales, fritiert)

Eine Rangliste zu erstellen, ist nicht moeglich, eigentlich sind die die besten, die man gerade isst, wenn man fast am verhungern ist. Ich persoenlich mag die aus dem Ofen lieber, Flo sieht das auch so.


Gestern haben wir wie ganz normale Turis eine Busfahrt zum Perito Moreno Gletscher unternommen. Das sind 80km von der Stadt aus, man kann dort nicht campieren und ist deshalb denkbar ungeeignet als Velotour, zudem muesste man die genau gleiche Strecke wieder zurueckfahren.



Dieser Gletscher hat sich aber auf jeden Fall gelohnt. Es ist schon eindruecklich, diese Wand aus Eis zu sehen, die das ganze Tal ausfuellt. Anscheinend ist der Perito Moreno einer der wenigen Gletscher ueberhaupt, die noch wachsen. Darum knallt und kracht es auch die ganze Zeit irgendwo und dauernd fallen kleinere und groessere Eisstuecke in den See. Manchmal sogar halbe oder ganze Waende (bis zu 60m hoch), die einfach abbrechen oder in sich zusammenstuerzen. Eine zusammenbrechende Wand liess interessanterweise einen Turm stehen, der spaeter einfach umkippte und ins Wasser klatschte.

Gemeint ist der Turm links im Bild.


Wenn so ein Stueck Eis ins Wasser fiel, gab es jedesmal einen Riesenknall, selbst wenn das Stueck Eis gerade mal fussballgross war.

Hier ein Bild vom Perito Moreno und im Hintergrund der Beginn des riesigen Inlandeises.

Unabhaengig von El Calafate, hier eine kleine Liste unserer bisherigen Verluste:

1 Seidenpyjama, Riss am Hintern, nicht reparabel, nicht ersetzbar
1 Zeltstange, kurz nach Punta Arenas beim Aufstellen zerbrochen, nicht reparabel, aber zum Glueck 3 Ersatzstangen dabei.
1 Velocomputer bzw. das Kabel, Reparaturversuch gescheitert, wird aber jetzt gerade ersetzt.
2 Platipus (faltbare Wasserflaschen), einer mit Loch, der andere mit geplatzter Naht, nicht reparabel (warum sind die Dinger so sauteuer und gehen doch gleich kaputt???)
1 Packtowel, im Nationalpark von den Maeusen gefressen, nicht reparabel, ersetzt.
1 ca. 15 Jahre alter Tagesrucksack, Reisverschluss haelt nicht mehr, wir spaeter ersetzt.

3 Kommentare:

  1. Habe Eure Neuigkeiten wieder mal mit Spannung gelesen! Passt auf und noch viele schöne Abenteuer! Liebe Grüsse Ueli

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  2. Dank der tollen Bilder von euch beneidet man euch noch mehr! Allerdings nicht die Magen/Darmprobleme...
    Der hübsche Vogel heißt übrigens Caracara und gehört zur Gattung der Falken (s. z.B. englischsprachige Wikipedia-Seite). Bin ich jetzt der Held des Tages :) ?
    Ich wünsche euch kräftige Beine, Rückenwind und einen starken Magen und freue mich schon auf neue Berichte und Bilder! Gruß, Rainer

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  3. Hoi Rainer

    Ja, klar bist Du jetzt Sieger des Tages. Inzwischen haben wir herausgefunden, dass der Vogel hier Chimango genannt wird(stand auf einer Postkarte), aber dass er sowas wie ein Falke ist, konnten wir nur vermuten.

    Danke fuer die Recherche und Gruss, Monika

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