Freitag, 12. Februar 2010

Nachtschichten und schoene Berge

Das war wieder mal eine heftig windige Etape, von El Calafate nach El Chaltén. Die ersten gut 30 km mit Rueckenwind waren ja cool, dann kam die Abzweigung auf die Ruta 40 gegen Norden und damit die erste unerfreuliche Begegnung mit starkem Seitenwind. Konkret heisst das, anstatt der gut 15-20 km/h, die man auf einer flachen Asphalstrasse machen koennte, faehrt man vielleicht noch so um die 10 km/h und versucht, sich von der naechsten Boehe nicht von der Strasse fegen zu lassen. Da stand denn auch ein entsprechendes Schild.

Was denn, Vorsicht vor krummen Palmen?


Das ging den ganzen Tag so und ein paar Stunden am Morgen darauf. So im Nachhinein gesehen, kamen wir dort gar allerdings nicht so schlecht vorwaerts. Das unterhaltsamste auf dieser Strecke war allerdings das Nachtlager. Wir durften im Windschatten eines Hauses campen, was sehr nett war. Dort gab es ein ganzes Rudel hungriger Katzen und Kaetzchen. So lange wir im Zelt waren, konnten wir die ja knapp fernhalten, wenn auch nur mit Muehe. Ist auch fies, wir essen gemuetlich Polenta waehrend draussen Buesis am verhungern sind. Bloederweise waren wir dann beide fuer eine Weile abwesend, konkret, am Mate trinken mit dem Bewohner des Hauses, und Flo hat seine Seite des Zeltes nicht zugemacht. Als wir zurueckkamen, erwartete uns ein mega Chaos im Zelt und ein Sack mit sechs Medialunas, so briocheartigen suessen Gipfeli, war ratzebuzte weggefressen. Wenigstens hatten wir nun Ruhe von den Katzen.

Am naechsten Morgen um ca. 10 Uhr erreichten wir die Abzweigung nach El Chaltén, wo wir frontal gegen den Wind anradeln mussten. Das machte ich etwa eine Stunde mit, dann weigerte ich mich weiterzufahren. Das war ja auch total krank, in dieser Stunde waren wir gerade mal 6 km weit gekommen. Ah ja, ich habe nun wieder so ein Compueterlein, darum weiss ich das so genau. Wir fanden zum Glueck einen Huegel, wo wir in einer Art Windschatten das Zelt aufstellten und den Rest des Tages verschliefen. Dafuer piepte um 2 Uhr morgens der Wecker, und ab gings, Nachtschicht. Nachts windet es weniger bis gar nicht, so eine Regel, was wir ausnutzen wollten. Eigentlich war das auch gar nicht so schlecht, glasklarer Himmel mit Millionen von Sternen, Milchstrasse und aufgehender Mondsichel, wunderschoen (spaeter regnete es natuerlich noch).

In dieser Nacht schafften wir die geplanten etwa 43 km, dann fanden wir einen weiteren Huegel und verkrochen uns fuer den Rest des Tages im Zelt, in der Absicht, in der Nacht die restlichen ca. 47 km bis Chaltén abzuspulen. Bekannterweise sind wir hier aber in Patagonien, und in Patagonien gibt es keine Regeln, was das Wetter und vor allem den Wind betrifft. Morgens um 2 Uhr pfiff und fauchte der Wind ums Zelt, und Flo fand, wir sollten es um 3 Uhr nochmals probieren. Wozu das? Aber ok, wenn Du meinst. Ich kann ja nicht immer die Spielverderberin sein. Er ist um 3 Uhr auf den Huegel gestiegen und fand, wir sollten es versuchen. Nochmals, ok, wenn Du meinst.

Bis wir zusammengepackt hatten und auf der Strasse standen, war der Wind aber zu stark um zu fahren. Aber da wir schon mal da waren, konnten wir geradesogut schieben. Was wir dann auch taten. Eine halbe Stunde lang und 2 km weit. Dann gab es wieder einmal kein Fortkommen mehr. Auch nicht schiebend. Zum dritten Mal auf dieser Reise sind wir umgekehrt und haben es tatsaechlich geschafft, hinter unserem Huegel das Zelt trotzt Sturm wieder aufzustellen. Um 6 Uhr waren wir wieder in den Schlafsaecken. Bingo, voller Erfolg!

Am spaeten Vormittag standen wir wieder auf der Strasse. Flo fand, er wolle probieren, ob er fahren koenne, ich hatte schon glasklar gemacht, dass ich einen Pick-up stoppen werde. Was aber nicht noetig war, da hielt doch einer an und bot uns an, uns mitzunehmen. Da konnte nicht mal Flo ablehnen. So sind wir zum zweiten Mal per Motor in einer Stadt angekommen.

Nach dem ersten, verregneten Tag in El Chaltén, der chaotischsten, disorganisiertesten "Stadt" bisher, erlebten wir gestern einen sonnigen Tag, wie man es gar nicht glauben kann von dieser Region. Die beiden Fotos hat Flo beim Mirador Torre gemacht, es war wirklich total surreal mit so blauem Himmel.

Cerro Torre, fuer ein paar Minuten ganz klar.


Mount Fitz Roy oder El Chaltén.


Hier mal ein paar Bemerkungen zum patagonischen Wind. Ich bin ja grundsaetzlich der Ansicht, dass die Natur aus Prinzip nicht boesartig ist. Hier habe ich aber diese Meinung geaendert. Hinter diesem Wind steckt garantiert irgend so ein sadistischer Typ, der irgendwo auf dem Sofa hockt, mit Joystick in der Hand, und schiesst Velofahrer ab wie andere Mohrhuehner. Wenn der Wind mal kurz nachlaesst und man mit dem Gedanken spielt, in einen tieferen Gang zu schalten, oder man es sogar macht, dann kommt bestimmt in diesem Moment eine Boehe, die einen fast zum Stehen bringt oder von der Strasse pustet. Oder wenn man mit Muehe eine Steigung hochkeucht und sich gerade freut, oben angekommen zu sein, bruellt einem regelmaessig ein solcher Sturm ins Gesicht, dass man wuenscht, immer noch unten zu sein.

Zum Glueck werden wir in ein paar Tagen ueber den Pass nach Chile wechseln. Das koennte zwar anstrengend werden mit Wanderweg, Velo schieben und Gepaeck schleppen, aber auf der Carretera Austral soll es angeblich nicht winden. Nur regnen, wochenlang. Schoene Aussichten...

3 Kommentare:

  1. Hoi zäme, Monika, du lässt mit deinem Deutsch langsam, aber sicher nach. Macht nichts, ich nehme an, dass das Spanisch von Florian in gleichem Masse zunimmt. Also alles nur positiv! Dass Katzen und Kätzchen alles fressen, wisst ihr ja wohl. Auch nichts neuen in Südamerika. Geniesst die sonnigen Tage. Herzliche Grüsse von zuhause (wir haben Fasnacht!)

    AntwortenLöschen
  2. Hello to the both of you!

    It looks like you have come quite a bit further than Ushuaia now. I hope the wind has treated you well and hasn't been too tough on you.

    I really liked when you wrote in English - hint, hint ;).

    Good luck on your adventures ahead. I will follow your progress here on the blog...

    /Mike from Sweden that you met in Tierra del Fuego national park

    AntwortenLöschen
  3. Hi Mike
    Nice to hear from you. The wind has actually defeated us twice, before Puerto Natales and here before El Chalten, where we finally had to hitch hike.
    Ok, now that I know we have at least one regular reader who prefers English, I'll write more often in English:-)
    Greetings from El Chalten
    Monika

    AntwortenLöschen