Unsere Busfahrt nach Mendoza verlief ereignislos. Landschaftsmaessig haben wir auf jeden Fall nichts verpasst. Da waren ein paar einsame Huegel, der Rest war flach wie ein Brett.
Darum nutze ich hier die Gelegenheit, einmal ein paar Dinge zu erzaehlen, die teilweise schon lange auf einen Eintrag warten. So z.B. die Ohrmueggler-Invasionen auf der Carretera Austral. Seit in paar Wochen fallen die Viecher vor allem durch Abwesenheit auf, was wir natuerlich zu schaetzen wissen. Anders auf der Carretera. Da spatzierten manchmal dutzende dieser Krabbeltierchen in unserem Zelt rum. Speziell am Rio Ñadis, da nistete sich eine ganze Kolonie in diesen verstaerkten Zeltwandenden ein, dort, wo man die Stangen reinsteckt. Gemerkt habe ich das natuerlich erst, als ich die Stange wieder rausgenommen habe und dabei die ganze Muegglerfamilie zu Mus zerquetscht habe. Auch in Cochrane lebten viele von diesen "Siechen" oder "Latschies", wir wir sie getauft haben. Siechen, weil sie nerven, Latschies, weil sie ueberall in unserem Zelt rumlatschten. Und sie moegen dunkle Orte, wie z.B. Ortliebtaschen. Ueberraschenderweise ueberleben die auch tagelanges Eingespehrtsein im eingepackten Zelt, jedenfalls tauchten nach Bariloche welche auf, nachdem wir das Zelt zehn Tage lang nicht ausgepackt hatten. Nun, hier ist es viel zu trocken fuer die Latschies und wir haben wieder unsere Ruhe.
Dann, die argentinische Post. Weiss nicht, ob ich die schon einmal erwaehnt habe. Es dauert rund einen Monat, bis Sendungen in der Schweiz ankommen. Wenn man es denn einmal geschaft hat, den Brief oder das Packet aufzugeben. Oeffnungszeiten sind in kleineren Orten wie z.B. El Chalten relativ. Und wenn es mehr als ein Brief ist, muss man damit erst beim Zoll vorbei. Der hat aber nicht immer offen. D.h. wenn man am Freitag kurz nach Mittag in Ushuaia etwas verschicken will, das vom Zoll ueberprueft werden muss, muss man bis Montag Morgen warten. Bloed fuer Reisende, die weiterwollen und wenig Platz im Gepaeck haben. Immerhin konnten wir die erforderliche Schachtel vor Ort beziehen.
Da nun unser GPS, welches wir in Ushuaia gekauft hatten, extrem launisch ist und selten funktioniert, wollten wir es zur Reparatur in die Schweiz schicken. Dazu also erst mal halb Mendoza nach einer Papeterie absuchen und einen halbwegs geeigneten Umschlag kaufen (gepolsterte haben wir nicht gefunden), alles schoen einpacken und zukleben. Auf der Post wird uns dann mitgeteilt, dass wir damit zuerst beim Zoll vorbei muessen (gleich daneben). Ok, machen wir. Dort erfahren wir, dass man Sendungen ins Ausland immer offen zum Zoll bringen muss, da der Beamte das ja untersuchen will. Und wir sollten uns einen anderen Umschlag kaufen, einen staerkeren und gepolsterten. Ja, wo denn? Netterweise erhalten wir die Wegbeschreibung zu einer anderen Papeterie mitgeliefert. Natuerlich stehen wir nach der Couvertbeschaffung wieder hinten an, fuellen eine jener gruenen Zolldeklarationen aus und werden zu einem Zollbeamten weitergeschickt. Der stempelt das gruene Zettelchen, sagt "listo", fertig, und laesst mich wieder gehen. Angeschaut hat der sich rein gar nichts. Ich will mich ja nicht beklagen, aber dieses wunderbare System ist doch ein totaler Witz.
Und jetzt mein Lieblingsthema der letzten Tage: Outdoor-Ausruestung und deren Hersteller. Meine fancy "wasserdichten" Goretex-Schuhe von Salomon haben etwas ueber zwei Monate durchgehalten, jetzt habe ich nach einer Viertelstunde Regen nasse Fuesse. An einer Stelle beginnt sich der Schuh von der Sohle zu loesen und zwar bei beiden Schuhen am gleichen Ort. Super Qualitaet.
Die Goretex-Regenhosen waren nie wirklich ganz dicht und obwohl sie kaum benutzt sind, scheinen auch die immer weniger gut zu funktionieren.
Unsere Exped-Daunenmatten hatten schon verschiedentlich ueber Nacht Luft verloren. Manchmal beide, meistens jedoch nur eine, und danach waren sie wieder dicht. Meine Matte leckt nun seit Wochen so heftig, dass mein Hintern am Morgen auf hartem Boden liegt. Sehr unbequem.
Und unser schoenes, teures Exped-Zelt. Vor ein paar Wochen begannen die Reissverschluesse des Innenzeltes zu zicken und liessen sich nicht mehr schliessen. Dieses Problem konnten wir in den Griff kriegen, indem wir die Verschluesse von oben nach unten schliessen. Inzwischen sind die Reissverschluesse des Aussenzeltes dran, dort geht das nicht so leicht. Zu Beginn konnten wir die Verschluesse bis auf etwa 10 cm ueber dem Boden zuziehen, innert wenigen Tagen ging kaum mehr die Haelfte zu. Flo hat nun die "Schiffchen" der Reissverschluesse mit der Zange behandelt, sprich zusammengedrueckt, was anscheinend ein Bischen genuetzt hat. Getestet haben wir die Sache aber noch nicht. By the way, dabei hat er erst mal die Zange (gekauft in Deutschland) zerbrochen. Auch super Qualitaet.
Gemaess Website, sind die Vorgaben fuer Exped-Produkte "Einsatz von Topmaterialien, die erstklassig verarbeitet und dadurch dauerhaft etc. etc. blablablah sind". Das Zelt hat gerade mal drei Monate problemlos durchgehalten, die Matten nicht mal das. Wir wissen von Exped-Zeltstangen, die im Wind zerbrochen sind, von Matten die Federn spucken oder wo die Trennwaende platzten. Eine Ersatzmatte zu Hause ist ja schoen, nuetzt hier abe eher wenig. Die Antwort auf unser Mail war, wir sollten die Matten und das Zelt zum Haendler zurueckbringen, der sich das Problem anschaut und ueber Reparatur oder Ersatz entscheidet. Nicht sehr praxisorientiert.
Alles in allem ist die Bilanz in Sachen Markenausruestung ernuechternd. Die Qualitaet gewisser Exped-Produkte ist enttaeuschend und auch Goretex hat das Versprechen "Guaranteed to keep you dry" eindeutig nicht gehalten. Nicht mal der Ruf von Ortlieb (fuehrender Hersteller von Velotaschen) ist unangetastet geblieben, bei einer von Flos Taschen ist ein Verschlussteil abgerissen. Ah ja, natuerlich, das erwaehnte Garmin-GPS war auch ein kompletter Flop. In Suedamerika gibt es keinen Reparaturservice (auch keine Landkarten!), darum ist es jetzt auf dem Weg in die Schweiz.
Jetzt hoffen wir, dass wenigstens das Verschicken der Velos nach San Salvador de Jujuy klappt. Wir mussten sie als Fracht aufgeben, weil die Busse saisonbedingt voll sind und darum kein Platz fuer Velos bleibt.
PS: Flo findet seinen Exped-Schlafsack genial!
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Hallo ihr zwei!
AntwortenLöschenDa kämpft ihr ja mit etwa denselben Problemen wie wir. Mit Exped haben wir die genau gleichen Service-Erfahrungen gemacht und seit der staubigen Jama-Überquerung spinnen unsere Hilleberg-Reissverschlüsse...
Zum Glück wollte die MSR-Benzinpumpe nach ein paar Tagen Pause wieder pumpen :-)
Liebe Grüsse aus San Pedro de Atacama
Marlis & Matthias