Im Parque Nacional Torres del Paine hatten wir drei Deutsche Motorradfahrer getroffen und eine Einladung nach Villarrica erhalten. Damals schien das noch weit weg und wir wussten nicht, ob wir auch nur in die Naehe dieser Region kommen wuerden. Sind wir dann aber und wir haben auch Ulis Einladung angenommen und von Elkes Kochkuensten profitiert, von denen wir schon so weit unten im Sueden gehoert hatten. Wir verbrachten zwei entspannte und interessante Tage bei den beiden und tauschten Reisestories aus und studierten Karten fuer weitere Reisetipps. Uli und Elke: Nochmals ganz vielen herzlichen Dank fuer Eure Gastfreundschaft!
In Villarrica trafen wir wie verabredet Martina und Fazl, ein Schweiz-Pakistani Radlerpaar. Fazl hatte festgestellt, dass er Velofahren doch nicht so toll findet wie erwartet und wird Ende April wieder nach Hause fliegen. Martina steht nun vor der Frage, ob sie mit dem Bus alleine weiterreisen oder sich uns anschliessen moechte. Wir sind nun so eine Art am Probefahren.
Landschaftlich war die Strecke nach Villarrica nicht umwerfend, wir wurden auf der ueblichen Kiesstrasse gehoerig eingepudert. Am Abend fanden wir ein Fussballfeld mit einer Art Clubhaus, wo wir uebernachten durften. Cool. Am naechsten Tag genossen wir noch mehr Schotterstrasse, abends fanden wir kein Clubhaus, dafuer jede Menge reifer Brombeeren. Auch cool. Tags darauf sparten wir uns etwa 15-20 km und etliche Hoehenmeter als wir einen Ride angeboten bekamen und annahmen. So konnten wir die Landschaft, die wieder bergiger wurde, und die Araukarienwaelder so richtig geniessen. Am Morgen darauf erwartete uns noch eine heftige Steigung, diesmal aber asphaltiert. Der Pass war der Rueckweg nach Argentinien.
Diese Grenzuebertritte sind immer wieder interessant. Erstmal war der schone Asphaltbelag bei der Grenze schlagartig fertig, auf argentinischer Seite war nur noch Ripio, mies wie immer. Das Chile sehr restriktive Regeln hat, was die Einfuhr von Lebensmitteln betrifft, wussten wir ja, aber dass Argentinien auch "so drauf ist", war uns nicht bewusst. Wir kamen gerade mit unseren gestempelten Paessen aus dem Gebaeude als ein Grenzbeamter begann, Fazl "auseinanderzunehmen". Danach kam Martina dran, dann Flo und ich. Unsere Zwiebel, die ich in Chile erst gerade gekauft hatte, wurde konfisziert, den Honig durften wir freundlicherweise dort noch essen. So genau, wie dieser Beamte jedoch Jacken- und Lenkertaschen durchsuchte, war der nicht nur auf der Suche nach illegalen Fruechten und Gemuesen. Sehen wir denn aus wie Drogenschmuggler?!?
Etwas interessantes beim Grenzposten: Araukarien, die direkt auf Fels wachsen.
Die lang ersehnte rasante Abfahrt auf der anderen Seite des Passes wurde erst mal ein ziemlicher Murks. Vor dem Zoll wegen der bloeden Strasse, danach wegen dem bloeden Wind. Das war auf diesem Chiletrip krass, ganz egal, in welche Richtung wir fuhren, wir hatten immer Gegenwind. Und auf schlechten Schotter- oder steilen Passstrassen ist das gar nicht mehr spassig. Auch bergabwaerts war das frustrierend, vor allem, da die momentane Windrichtung eine Ausnahme war, was an der "Blickrichtung" der Grassbueschel klar zu erkennen war.
Wir schafften es an diesem Abend doch noch nach Las Lajas, einem kleinen Kaff mitten in der Pampa. Dort fanden wir eines der schoensten und saubersten Campings von ganz Argentinien und erst noch extrem guenstig. Die Leute dort waren supernett und die Empanadas saugut. Einziger Nachteil, irgendwelche Wuermer liessen einen klebrigen Saft von den Baeumen tropfen, dass wir am naechsten Morgen erst mal die Zelte waschen und umpflanzen mussten.
Fuer einmal hatten wir Glueck, was das Timing betraff. An jenem Wochenende fand in Las Lajas eine Fiesta statt, organisiert von der Agrupación Gaucha El Pegual, der oertlichen Gaucho-Vereinigung. Am Freitag standen Umzug durchs Dorf und Festreden auf dem Programm. Dieses Fest scheint in der Region recht wichtig zu sein, jedenfalls nahmen auch Gauchos aus anderen Provinzen teil, beim Umzug haeufig mit ihren Kindern mit auf dem Pferd. Die Wettkaempfe haben wir leider verpasst, da wir am Samstag weiter mussten.
Nach Las Lajas war wieder Pampa angesagt, teilweise schon fast eher Wueste. Zum Glueck gab es da noch ein paar Huegel und Berge runderum, das gab der Landschaft etwas Strucktur. Gruen war bald nur noch im fast ausgetrockneten Flusstal zu sehen, ein paar Meter weiter war alles braun. Kaum zu glauben, dass dort noch Menschen leben, ist aber so. An einigen Stellen fuehrten "Wege" von der Strasse weg zu Estancias, die trotzt der grossen Entfernung einfach zu erkennen sind. Bei Haeusern werden Papeln und andere Baeume gepflanzt, das sieht man in der Pampa von Weitem.
Die angekuendigten ca. 72 km bis zum naechsten Dorf, Chorriaca, dehnten sich schliesslich zu 91 km aus. Distanzangaben sind hier eben genauso relativ wie die Zeit. In Chorriaca angekommen, dauerte es etwa eineinhalb Stunden, bis wir einen Schlafplatz gefunden hatten, der dafuer umso konfortabler war: die Turnhalle. Sonst haetten wir auch vor dem Polizeiposten campen oder in der Zelle schlafen koennen, der Polizist war mega nett und die Abwechslung schien ihm willkommen zu sein. Interessante Details zum kleinen Dorf: Chorriaca ist eine Reserva Indigena, Weisse duerfen dort weder wohnen noch Land kaufen. Fliessend Wasser gibt es nur morgens fuer etwa eine Stunde, in der die Tanks der Haeuser gefuellt werden, dann ist Schluss. Schluss ist auch morgens um ein Uhr, naehmlich mit Strom. Und bis sieben Uhr morgens bleibt es dunkel. Auch gut, dort steht wohl eh keiner frueher auf.
Gestern Nachmittag sind wir in Chos Malal, einem etwas groesseren Dorf angekommen. Der Camping Municipal hier koennte von dem in Las Lajas noch einiges lernen in Sachen Sauberkeit und Freundlichkeit. Und warum jemand auf einem Campingplatz die ganze Nacht volle Beleuchtung braucht, ist uns allen schleierhaft. Heute geht es weiter in Richtung Mendoza.
Ruta 40 in die Unendlichkeit
Montag, 12. April 2010
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In Villarrica war ich mal für einige Tage, hast du es auch dorthin geschafft?
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