Krass, wo man überall Internetanschluss hat. Wir sind hier in Susques, einem kleinen Dorf aus roten Lehmhäusern auf über 3'600 Metern Höhe. Um hierher zu kommen mussten wir die Questa de Lipan, einen 4'190 Meter hohen Pass überqueren.
Wir sind von Jujuy in einem Tag ca. 65 km und etwa 1'000 Höhenmeter nach Purmamarca gefahren. Mit Rückenwind und flachen Steigungen war das kein Problem. Kurz vor Mittag kamen wir durch Leon, einem winzigen Dorf, gerademal gross genug, um auf der Karte verzeichnet zu sein. Dort war offensichtlich eine Laufveranstaltung im Gange. Von einem der Läufer erfuhren wir, dass dort jeden Sonntag ein Lauf stattfindet und das halbe Dorf mitläuft! Unglaublich, Leon, das Läuferparadies von Argentinien!
In einem kleinen Campingplatz in Purmamarca (ca. 2'300 m) trafen wir zwei holländische Radfahrer, was immer gut ist für interessante Gespräche. Am nächsten Morgen stieg die Strasse dann ernsthaft an und wir schaften gerade noch 26 km, was über 1'300 Höhenmetern entsprach. Mit dem heftigen Gegenwind, der am Nachmittag aufkam, und dem vielen Wasser, das wir mitschleppen mussten, war das nicht mehr gerade unterhaltsam. Am folgenden Tag warteten immer noch über 500 Meter Steigung, selbstverständlich mit dem üblichen Gegenwind, auf uns. Vom Pass aus ging es dann, immer noch gegen den Wind kämpfend, auf ca. 3'400 m hinunter, wo wir schon um ca. 16 Uhr ausbremst wurden. Netterweise durften wir im Ziegen- und Schafgehege eines älteren Bauern zelten, wo es weniger windig war als in der offenen Ebene der Salinas Grandes. Dieses "Gehege" war windgeschützt, da es aus Mauern aus einer Art Blöcken aus getrocknetem Tierkot gestand. Der Staub aus diesem Material war speziell nervig, da er leicht und faserig war, überal hingeblasen wurde und dort steckenblieb. Die Übernachtung haben wir mit ein paar Voltaren-Tabletten "bezahlt". Ich hoffe, sie helfen dem Herrn gegen seine Rückenschmerzen.
Salinas Grandes
Der nächste Pass, der Mal Paso, war "nur" etwa 3'800 Meter hoch, und da wir uns schon auf 3'400 Metern Höhe befanden, konnte das unserer Meinung nach ja nicht mehr so schlimm werden. Schliesslich hatten wir an jenem Morgen sogar leichten Rückenwind. Allerdings mussten wir erst durch die weite Fläche der Salinas, was sich bis zu den nächsten Bergen als rund 45 km herausstellte. Bis dahin war Nachmittag und der Gegenwind hatte nur auf uns gewartet. Und Nomen est Omen, dieser Pass war wirklich oberfies. Drei Mal dachten wir, dass wir nun oben sein müssten, bis wir nach der vierten Steigung, schon am späteren Nachmittag, endgültig nach Susques runtersausen konnten.
Hochtal von Susques
In diesen Höhen stellen sich uns, abgesehen von den steilen Strassen, noch andere Probleme. Am ersten Tag nach Purmamarca hatte ich ab Mittag Kopfschmerzen und Martinas Erkältung war die kalte, trockene Luft auch nicht gerade zuträglich. Ich trank so viel Wasser, dass am ersten Tag schon die Hälfte meiner Ration weg war. Wir machten uns mit der Idee vertraut, Autofahrer um Wasser zu bitten, als wir zu unserem Glück gleich an zwei Orten Wasser fanden, das direkt aus dem Berg, bzw. aus einer Röhre aus dem Berg kam. Und da wir ab den Salinas die 75 km bis Susques in einem Tag schaften, hatten wir keinerlei Wasserprobleme mehr.
Ganz so unerwartet kamen diese Wasserfunde allerdings nicht. Die Landschaft ist zwar trocken, es wachsen nur noch Kakteen und kleine Büsche, aber es leben hier überall Menschen, die auch eine Art Landwirtschaft und Viehzucht (Esel, Ziegen, Schafe und Lamas) betreiben. Die grünen Flecken sieht man in den braun-gelblichen Tälern schon von weitem, die braunen Lehmhäuser sind meist gut getarnt. Auf dem Weg den Pass hinauf sahen wir mehrere Höfe, auch in weit entfernten, unzugänglichen Seitentälern, auf dem Runterweg auch mindestens einen und unten im Tal ist die Bevölkerungsdichte geradezu hoch. Konkret heisst das bei den Salinas gibt es ein kleines Dorf, sonst steht mindestens alle paar Dutzend Kilometer ein Haus. Woher die ihr Wasser nehmen, war uns in den meisten Fällen jedoch ein Rätsel.
Unsere erste Lamaherde sahen wir einige Kilometer nach den Salinas. Erst war uns nicht ganz klar, ob das wilde Lamas sind oder ob die jemandem gehören. Dann sahen wir aber, dass ein paar der Tiere mit farbigen Fäden an den Ohren markiert waren, was hier auf der Foto allerdings nicht erkennbar ist.
Die Landschaft war natürlich auch wieder einmal überwältigend. Als wir unsere ersten Kakteen sahen, zückten wir alle die Kameras, inzwischen ist der Anblick normal.
Die Berge mit ihren vielen Farben hier sind auch sehenswert. Schon vor Purmamarca glaubte man, jemand hätte die Felsen angemalt. Verschiedene Rot- und Orangewtöne, gelb, grün, violett, alles ist vertreten. In Purmamarca selber steht dieser Felsen, der Siete Colores, sieben Farben, heisst. Dort sind auf kleinstem Raum alle diese Farben vertreten, der das kleine Dorf zur Touristen-Attraktion macht.
Aber diese Hochebenen mit ihren unendlichen Weiten sind auch sonst unglaublich. Die Ebene der Salinas z.B. ist völlig platt, ohne die geringste Erhebung. Der Mal Paso ist eigentlich auch eine Art Ebene, aber hügelig und von Schluchten durchzogen, darum auch das elende Auf und Ab um auf die andere Seite zu gelangen.
Gewisse Leute sind ja schon beeindruckt, wenn sie sehen, wie sich Schweizer Pass-Strassen die Berge hinaufwinden. Glaubt mir Leute, das ist gar nichts im Vergleich zu hier. Wo die hier ihre Strasse durchbauen, ist schlicht nicht vorstellbar. Wie es sich anfühlt, dort hinaufzuradeln, allerdings auch nicht.
Dieser Ausschnitt hier ist nur ein kleiner Teil der gesamten Steigung.
Donnerstag, 29. April 2010
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Bonstetten,8.Mai 2010 Hallo ihr zwei Radler. Habe heute euren spannenden Blog gelesen. Da habt ihr ja nun wirklich schon einiges an anspruchsvollen Kilometern hinter euch gebracht und dabei viel spannendes erlebt. Hier warten wir nach einer Regenwoche auf den Frühling. Viel Spass und alles Gute auf eurer Weiterfahrt.
AntwortenLöschenLiebe Grüsse Susanne und Mira der alten Dame