Samstag, 3. April 2010

Wald, Berge, Seen, Pampa und Vulkane

Also, erst mal vorneweg, viel passiert ist seit Bariloche nicht. Aber landschaftsmaessig sind wir auf der Ruta de siete Lagos, der Strasse der sieben Seen, wieder einmal voll auf unsere Kosten gekommen. Nach ein paar Stunden Pampa nach Bariloche befanden wir uns fuer drei Tage in bewaldeten Huegel bzw. Bergen mit jeder Menge Seen. Die auf der Karte eingezeichneten Campingplaetze stimmten zwar nicht immer genau mit deren realen Lage ueberein, aber das war auch schon unser groesstes Problem:-)



Als wir an einem dieser Seen zu Mittag assen, kamen auch Marlis und Matthias an, ein Schweizer Radlerpaar, die wir im Nationalpark Torres del Paine kurz getroffen hatten. Wir fuhren an diesem Tag gemeinsam weiter und campten auch am selben "Campingplatz". Flo und ich brachen am naechsten Morgen frueher auf, trafen uns aber abends in San Martín wieder. Dort trennten sich unsere Wege fuer's Erste wieder. Da unsere groben Routen aber aehnlich sind, ist es gut moeglich, dass wir uns nochmals begegnen werden.

Wir verliessen San Martín de los Andes in stroemenden Regen. Nach ein einigen Stunden war aber alles wieder trocken und wir konnten eine gemuetliche Mittagspause einlegen. Fuer Unterhaltung war dort auch gesorgt. Es krabelten da ein paar Blattschneider-Ameisen rum, die versuchten, kleine Blaettlein in ihr Nest zu tragen. Leider schafften das nur ganz wenige, da es wieder einmal stark windete und die Ameisen immer wieder meterweise zurueck blies. Koennen Ameisen frustriert sein?

Wir packen alles wieder ruckzuck zusammen, da es wieder zu regnen begann. Und es regnete immer noch als wir in Junín de los Andes ankamen. Das Kaff wirkte extrem trostlos im Regen und vor allem, da wir das Centro erst nicht finden konnten. Schliesslich hatten wir doch noch Glueck und fanden sogar einen guenstigen Zeltplatz. Junín ist so eine Art Zentrum des religioesen Turismus der Region und scheint ein Zentrum der Missionierung gewesen zu sein. So jedenfalls habe ich den Spruch auf der Kirche interpretiert. Was mir an der Stadt aufgefallen ist, ist, dass sie vor allem von Indígenas bewohnt wird. So wenige europaeische Gesichter habe ich schon lange nicht mehr gesehen. In der Region gibt es auch drei Mapuche Reservate.

Die Landschaft nach Junín war einmal mehr genial schoen. Ein eher enges Flusstal zwischen trockenen Pampa-artigen Huegel. Rings herum war alles felsig braun mit ein paar wenigen Bueschen, im Talboden um den Fluss leuchteten hellgruene Buesche, Grass und teilweise sogar richtige Baeume. Mit der Zeit oeffnete sich das Tal etwas und die Heugel wurden etwas weicher, der frappierende braun-gruen Kontrast jedoch blieb.



Auch fuer Ornithologen waere die Gegend besuchenswert. Wir sahen vier Kondore am Himmel kreisen, einen ganzen Schwarm schwarzer Geier, Chimangos und diese kleinen braunen Greifvoegel, die es hier ueberal zu Hauf gibt und die Abfallsaecke zerfetzen (die fressen alles, sogar Pilze und Seife). Was wir bisher noch nicht gesehen hatten, war dieser beeindruckende grosse, graubraune Vogel, der wohl ein Adler sein koennte.

Somit waere unser naechstes Vogel-Raetsel eroeffnet: Wie heisst der Greifvogel auf diesem Bild?


Je weiter wir in Richtung Paso Tromen kamen, wo wir nach Chile rueber wollten, umso grauer und bedrohlicher wurde der Himmel. Wir hatten auch einen Deutschen Radfahrer getroffen, der kurz vor dem Pass zwei Tage im Zelt auf die Sonne gewartet hatte, da er keine Lust auf einen verschneiten Passuebergang hatte und schliesslich aus der Region gefluechtet war. Wir konnten nur hoffen, dass der Wetterbericht Recht haben und das Wetter am naechsten Tag besser sein wuerde. Fuer den Moment sah es nicht gut aus, da wo wir hinwollten, sah es Mordor-maessig dunkel aus. Zu allem Uebel kaempften wir seit Stunden gegen einen fiesen, sehr boehigen Wind an, der uns unbedingt davon abhalten wollte, an jenem Tag den Pass zu erreichen.

Wir wurden zwar nass an diesem Nachmittag, am Abend machte Flo aber schon wieder Fotos mit blauem Himmel im Hintergrund. Diese Baeume sind Araukarien, anscheinend eine uralte Spezies auf dem Entwicklungsstand von Baeumen vor 250 Mio. Jahren. Viele davon gibt es nicht mehr und der Araukarienwald dort ist eine Turistenattraktion. Selbstverstaendlich ist es verboten, die grossen, essbaren Samen mitzunehmen.



A propos essen, da hatten wir doch in San Martín endlich einmal in einer richtigen Chocolatería Artesanal Schokolade gekauft, die auch wirklich mega gut war und logischerweise nicht gleich alles gegessen, sondern das meiste davon gespart. Und ich habe mich an jenem Abend im Araukarienwald so richtig auf den Dessert gefreut. Und was teilt mir Flo da mit? Dass er die Schoggi an unserem Mittgspausenplatz vergessen habe!!!!!!!!! Autsch, das habe ich inzwischen (drei Tage spaeter) noch immer nicht ganz verkraftet.

Wegen den Wolken hatten wir ihn am Nachmittag kaum gesehen, am Abend und am Morgen war er dafuer umso schoener. Der Vulkan Lanín, nachdem der ganze Nationalpark benannt ist.



Am Morgen darauf hatten wir ein Problem. Wir hatten noch Trockenfruechte und einen feinen Honig, die wir natuerlich mitnehmen wollten, jedoch nicht nach Chile eingefuehrt werden durften. Wir hatten schon Oregano, Zwiebeln und Knoblauch weggeworfen und die getrockneten Aprikosen und der Honig waren einigermassen teuer gewesen. Da wir aber keine Busse riskieren wollten, deklarierten wir die Sachen und hofften, mit dem Zoellner diskutieren zu koennen. Was aber leider nicht geklappt hat. Der Mann war zwar nett, hat die Aprikosen jedoch weggeworfen und den Honig konfisziert. Flo hat dafuer noch eine Acta de Interceptión erhalten. Juhui:-(

Auf der chilenischen Seite ging's dann wieder einmal absurd steil den Berg runter, alles auf der ueblichen Sand- und Schotterstrasse. Da taten mir bald mal die Haende weh vom Bremsen. Und auf einmal, viel frueher als erwartet, fuhren wir auf ganz neuem Asphalt. Das krasse daran, diese Strasse war etwa so breit wie eine vierspurige Autobahn. So ganz im Sinne von, wenn schon, denn schon. Auf jeden Fall wurde das bergabfahren mit einem Schlag extrem spassig. Irgendwann waren wir natuerlich unten im Tal angekommen und was blieben, waren noch 50 km platt und schnurgeradeaus bis Pucón.

Vulkan Villarrica von Pucón aus.


Hier mal eine kleine Bemerkung zu den Campings libre, den Orten, wo man gratis campen darf. Davon gibt es doch einige, Infrastrukturen gibt es keine aber meistens einen Fluss oder Bach in der Naehe. Die meisten dieser Plaetze sind (oder waeren) schoene Orte fernab von Staedten und anderem Krach, wo man eigentlich die Natur geniessen koennte. Ich sage "koennte", da viele Argentinier und Chilenen anscheinend analphabeten sind und Schilder nicht lesen koennen, die einen dazu auffordern, seinen Abfall wieder mitzunehmen. Es ist widerlich, wie viel Buechsen, Glas- und Petflaschen und sonstige nicht mehr benutzbare Dinge auf diesen Campingplaetzen entsorgt werden (und auch sonst ueberall entlang den Strassen). Auch Feuerverbote werden oft ignoriert, als Konsequenz davon sieht man die quadratkilometerweise abgebrannten Waelder, und das in Nationalpaerken!!!

1 Kommentar:

  1. Hallo Flo und Moni, wir sind seit dem 3.4. in Villarrica. Wegen Krankheit besteigen wir erst am 8.4. den Vulkan Villarrica und werden etwas später als gewünscht, am 9.4. per Bus nach Santiago und weiter nach Mendoza fahren. Was sind eure weiteren Pläne? Wünschen euch weiterhin gute, unfallfreie Fahrt und vielleicht trifft man sich ja wieder irgendwo :-) Grüessli Marlis & Matthias

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