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Sonntag, 29. Januar 2012

Lateinamerika Rückblick

Also erst mal off-topic: Ganz herzliche Gratulation an Renée und Res zur Geburt ihres Sohnes Nick! Schade, dass ich einmal mehr nur mit Fotos vorlieb nehmen muss, aber auch da sieht der Winzling mega schnüsig aus. Ich wünsche den jungen Eltern ganz viel Freude, Geduld, Ausdauer und was man eben alles so braucht in dem Moment und für die nächsten paar Jahre.



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Das Ende steht bevor. Nicht gerade das der ganzen Welt oder zumindest der Reise, aber doch immerhin unseres Aufenthaltes im Spanisch sprechenden Teil Amerikas. Das ist hart. Nicht nur, weil die Medien uns  ein Leben lang ein fieses Bild der USA vermittelt haben, sondern vielmehr weil unsere eignen Erfahrungen in den letzten zwei Jahren die meisten von denselben Medien (und Berichte anderer Velofahrer) vermittelten gemeinen Bilder so vieler Latino-Länder widerlegt haben. Ich weiss gar nicht recht, wo ich beginnen soll und bestimmt ist ein solcher Rückblick etwas unfair gegenüber schon lange verlassenen Ländern in Südamerika, einfach, weil da die Erinnerungen nicht mehr so frisch sind und von so vielen neuen Eindrücken überlagert werden. Aber ich werde mal versuchen, mich an jedes Land und die entsprechenden Vorurteile, so es denn welche gab, einzeln zu erinnern.


VORURTEILE UND REALITÄTEN

Argentinien
Die Argentinier seien sauschlechte Autofahrer, gewisse Strassen damit gefährlich für Ciclistas.

Nun, wir waren in Argentinien zum Glück nie auf so richtig grossen, vielbefahrenen Transitstrecken unterwegs, wo das vielleicht zutrifft. Ich habe die Argentinier jedenfalls nicht als speziell agressive Fahrer erlebt.

Chile
Keine negativen Bilder die es zu widerlegen galt.

Bolivien
Auch hier, hartes Klima auf den Strassen. Dass das Land sehr arm ist, war nicht in dem Sinne ein negatives Bild, sondern schlicht eine Tatsache, die sich auch bestätigt hat.

Auch in Bolivien waren wir nicht extrem viel auf stark befahrenen Strassen unterwegs, die Strecke Potosí - La Paz war jedoch verkehrsmässig relativ harmlos mit Ausnahme der Einzugsbereiche/Zentren der Städte Oruro und La Paz. Martina wurde im Busterminal in La Paz beklaut.

Perú
Die Peruaner seien Gringos gegenüber unfreudlich, werfen Steine/Kartoffel, schreien "Gringo!" und klauen viel.

Die Gringo-Rufe stimmen, je nach Region mehr oder weniger, i.d.R. sind es jedoch die Kinder, meist waren die Rufe auch nicht unfreundlich gemeint. In/um einige Dörfer wurden wir sehr reserviert behandelt, d.h. ignoriert, selbst wenn wir grüssten. Das war aber sehr regional und konnte von Dorf zu Dorf stark varieren. Oft wurden wir auch enthusiastisch von einer Schar Kinder empfangen, Grüsse wurden i.d.R. erwiedert und wir wurden auch von völlig Unbekannten eingeladen, sei es zum Mittagessen, zu einem Teller Suppe oder es wurden uns Früchte geschenkt. In Cusco versuchte eine Gruppe älterer Señoras, mich zu beklauen, hat aber nicht geklappt. Sonst gab es keine Zwischenfälle. Verkehrsmässig war Perú für uns das übelste Land in Lateinamerika, Autofahrer hupen dauernd (was v.a. nervt) und sind absolut rücksichtslos. Auch die Hunde Perús waren die agressivsten überhaupt.

Ecuador
Auch Ecuador sei nicht gerade das sicherste Reiseland, es seien schon Überfälle auf Ciclistas vorgekommen.

Wir fühlten uns in Ecuador so sicher wie überall in Lateinamerika auch. In Quito muss man aber durchaus vorsichtig sein, wie in Cusco locken die vielen Touristen auch viele unehrliche Zeitgenossen an. Martina wurde im Bus nach Otavalo Geld geklaut. Die Hunde sind z.T. so mühsam wie in Perú.

Kolumbien
Uhh, Kolumbien hatte natürlich ein superschlechtes Image, zumindest was die Medien betrifft. Schlagworte: Guerilla, Drogen, Kriminalität. Berichte anderer Velofahrer sprachen jedoch eine ganz andere Sprache, insofern hatte Kolumbien im Gegenteil ziemlich hohe positive Erwartungen zu erfüllen, was z.B. die Freundlichkeit der Leute betrifft.

Im Süden Kolumbiens sind die FARC noch immer aktiv, deshalb hohe Militär- und Polizeipräsenz. Wir haben auf diese Leute gehört und hatten nie irgendwelche Probleme. Die Kolumbianer waren fast ausnahmslos extrem nett und hilfsbereit, ja erfreut über die Anwesenheit von Ausländern/Touristen in ihrem Land. Die hohen Erwartungen hat das Land/die Kolumbianer mit Bravour erfüllt.

Panamá
Keine wirklich negativen Vorurteile. Wir hatten gehört, Panamá sei teuer und sehr amerikanisiert.

Stimmt, in Panama City dominieren amerikanische Laden- und Restaurantketten das Bild, das Land ist teurer als z.B. Kolumbien. Die überaus netten Panameños, insb. die Bomberos haben das aber relativiert, wir konnten sehr oft gratis übernachten.

Costa Rica
Das "offizielle" Vorurteil von Costa Rica ist eigentlich ein sehr gutes. Etwa 25 % des Landes sind Nationalparks, es ist neutral und hat keine Armee. Klingt eigentlich sehr sympathisch.

Das Land ist schweineteuer. Wir haben keinen Nationalpark gesehen, da wir nicht bereit waren, solche Preise zu bezahlen. Wir hatten einen äusserst schlechten Einstieg im Land, Martina wurde in Puerto Limón beklaut, viele Leute dort waren extrem unsympathisch und unfreundlich, die Hotels verhältnismässig bis sehr schlecht für recht hohe Preise. Das hat sich später etwas relativiert, zumindest was die Leute betrifft. Auch viele Ticos sind Touris gegenüber hilfsbereit und aufgeschlossen.

Nicaragua
Was haben wir da erwartet? In den Medien existiert das Land kaum, Ciclistas meinten es sei arm und darum günstig, die Leute seien freundlich.

Nicaragua ist sicher arm, im Gegensatz zu Bolivien oder Perú trotzdem nicht sonderlich günstig. Die Leute sind sicher nett, die Männer aber so aufdringlich/primitiv, dass sie unser insgesamt gutes Bild von Nicaragua ziemlich beeinträchtigt haben.

Honduras
Wird in den Medien auch kaum erwähnt. Weibliche Ciclistas fanden schon, die Männer seien nervig, wohl etwa so, wie wir die Nicas empfunden haben.

Zwei Tage in Honduras war zu wenig, um eine Aussage zu machen. Am ersten Tag kam kaum ein blöder (männlicher) Spruch, besoffene Typen in Städten sind aber auch in Honduras nicht unser Ding.

El Salvador
El Salvador wird oft als gefährlich bezeichnet, viele Gangs (Maras), Drogenkriminalität, insgesamt eher instabil und mit brutaler Bürgerkriegsvergangenheit.

Yep, vor fast jedem Laden, bei jeder Tankstelle etc. steht ein Bewaffneter mit Pump-Gun. Vermutlich nicht aus Jux, wir fühlten uns aber sicher, wurden auch nie bedroht oder dumm angemacht. Die Männer sind höflicher als in Nicaragua. Wir haben uns aber kaum in grösseren Städten aufgehalten, gerade in San Salvador  gibt es bestimmt nicht empfehlenswerte Quartiere.

Guatemala
Soll auch gefährlich sein, v.a. wegen wegen organisierten Drogenbanden und der üblichen Kriminalität und Instabilität in einem Land mit langer Bürgerkriegsvergangenheit.

Hohe Polizeipräsenz in den Städten. Auf Nebenstrassen wurden wir von Einheimischen öfters gewarnt, die Region sei nicht sicher, passiert ist nie etwas. Die Leute sind oft eher zurückhaltend (Indígena), wenn wir aber gefragt haben, wurde uns immer geholfen (z.B. Übernachtung bei Kirchen, wenn es keine Unterkünfte gab).

Belize
Ich hatte kaum ein Bild von Belize, in unseren Medien spielt das Ländli keine Rolle.

Belize war ein Preisschock nach Guatemala, betr. Sicherheit waren wir aber nie besorgt. Wie wir später hörten, ist das Land aber durchaus nicht sicherer als der Rest von Lateinamerika, was aber schliesslich auch nie jemand behauptet hat.

Mexiko
Drogenkrieg in Mexiko!!!!!! Lastwagen voller Toten gefunden, Polizeichef ermordet!!!!!! Schiesserei hier, Massaker da!!!!!!!!! Mexikaner sind die schlimmsten Autofahrer überhaupt und dazu erst noch elende Obermachos. Zwei Frauen "allein" in Mexiko muss also fast Selbstmord gleichkommen!!!

Unsere Familien hatten ihrer Sorge über unseren Aufenthalt in Mexiko durchaus Ausdruck verliehen und wir behaupten auch nicht, die Sicherheit hier nicht ernst genommen zu haben. Die Polizeipräsenz ist hier auch hoch, in gewissen Gegenden sogar extrem hoch. Polizei- und Militär-Pick-ups haben festinstallierte Maschinengewehre auf den Ladenflächen, die immer bemannt sind und schussbereit aussehen, bei Strassenkontrollen stehen auch mal Radpanzer herum. Wir wurden mehr als einmal von Polizisten oder Privatpersonen darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns in nicht sicherer Gegend aufhalten und doch bitte aufpassen sollten. Wir haben solche Warnungen nie ausser Acht gelassen, viel mehr als weiterfahren konnten wir aber eh nicht machen. Es hat uns in fast sechs Monaten in Mexiko nie jemand bedroht, niemand hat auch nur versucht, uns zu beklauen! Die Leute sind nett und hilfsbereit, zwei Chicas gegenüber sowieso. Dank den Cuotas ("Zahlstrassen") mit breiten Seitenstreifen hatten wir auf den Strassen i.d.R. keine Probleme, auch auf den normalen, engen Strassen wurde es selten kritisch (ausser auf der Baja California). Abgesehen von zwei eher speziellen Fällen waren auch die Männer i.d.R. durchaus in Ordnung.

Insgesamt lässt sich also mit supergutem Gewissen sagen, dass Lateinamerika, wenn mit etwas gesundem Menschenverstand bereist, bei weitem weniger gefährlich ist als gerne behauptet wird. Wie viel Glück da im Spiel war, können wir natürlich nicht so genau sagen, da wir aber auch von anderen Ciclistas selten (nicht nie!) negative Sachen hörten, nehmen wir an, dass positive Erfahrungen der Alltag, Negatives die Ausnahme sind. Viele Leute fragen uns auch, welches unser Lieblingsland war. Auf diese Frage gibt es schlicht keine Antwort, zu unterschiedlich sind Länder und Leute. Da es aber in fast jedem Land Highlights gab, mache ich nochmals eine Liste mit dem, was mir persönlich jeweils am besten gefallen hat.


HIGHLIGHTS ZWISCHEN USHUAIA UND TIJUANA

Argentinien
Parque Nacional los Glaciares: Gletscher Perito Moreno und Gegend um El Chaltén (Fitzroy und Cerro Torre). Paso Jama.


Chile
Carretera Austral.


Bolivien
Lagunen Route.


Perú
Machu Picchu, Trekking in den Cordilleras Blanca und Huayhuash. Casa de Ciclistas in Trujillo.


Ecuador
Cuenca, Teilnahme am Huaira Sinchi, Casa de Ciclistas in Tumbaco.


Kolumbien
Die Kolumbianer als extrem gastfreundliches, offenes und hilfsbereites Volk. Hier etwas zu verlinken würde wohl nicht viel bringen, da das vermutlich sämtliche Kolumbien-Posts betreffen würde.


Panamá
Panama-Kanal, Inseln Bocas del Toro.


Costa Rica
Intakte Natur und wilde Tiere.



Nicaragua
Cañon de Somoto.


El Salvador
Die Pazifikküste mit ihren Megawellen.


Guatemala
Lago Atitlan, Tikal.


Mexiko
Cenotes, Chichén Itzá, Palenque, Landschaft zwischen Durango und Mazatlán, Baja California.



Der Grenzübertritt in die USA steht nun unmittelbar bevor. Für uns, wie ihr vermutlich schon erraten habt, einen viel grösseren emotionalen Schritt als der Wechsel von Süd- nach Mittelamerika. Das war mehr geographisch gewesen, aber alles in allem hat sich zwischen Kolumbien und Panama nicht so viel geändert. Jetzt wird ALLES anders werden, und beginnen wird das mit dem Durchschlupf durch den Tortillavorhang. In Lateinamerika waren Grenzübertritte meist eine kurze und unkomplizierte Sache gewesen, aber von Mexiko nach Gringolandia? Sollte das alles etwas skeptisch klingen, wir bemühen uns um eine offene Einstellung und sind bereit, uns von den Amis überzeugen zu lassen, dass auch in ihrem Fall die Vorurteile nicht gerechtfertigt waren. Aber vorerst mal: Adios amigo/as, adios Latino America, que les vaya bien!

Montag, 25. April 2011

English Summary No. 8

After some two and a half months in Tumbaco I was finally getting ready to leave. The reason why I spent so much time there was a very crazy idea of Santiago's. A few days after our arrival Martina went back to Peru for about a week. During this time Santiago got a call from a friend who was looking for a woman to race with his team in the HuairaSinchi, a 3-day adventure race in Ecuador. So Santiago began to mention that race, suggesting I should take part. In the beginning I refused, telling him he's crazy as I would visit the Galapagos when Martina would come back and then keep cycling North. He kept insisting, showing me pictures and videos of the event, realizing that this sounded quite tempting to me. He figured that I could/should talk to his friends, just to get to know them, without any obligation. I finally agreed, suspecting that this was going to cause me a lot of problems.

So, one evening José, Alfonso and Nicolas showed up at Santiagos' house. Their problem was that José's wife, who would usually be part of the team, was pregnant and, apparently, there weren't many women in Ecuador willing and capable of taking part in such a race which includes mountain-biking, trekking, kayaking and some sort of rope exercise. I mentioned to the guys that, although I'm traveling by bicycle, I've never even sat on a mountain-bike, I've done kayaking about twice in my life and, of course, wasn't trained at all in hiking/running. They figured that, as I have endurance from my trip, with good training during the next two months, I could do it (yeah, they needed a woman and had finally found a potential "victim"). I also mentioned that  my visa would run out and that I was traveling with a friend who might not want to stay here so much time, so I needed some time before I could decide.

I passed a lot of time discussing the situation with other cyclists staying at the Casa and all of them figured that, if I really wanted, I should do it. And this was a once-in-a-lifetime chance, I finally decided to stay in Tumbaco for the coming two months. As was to be expected Martina wasn't very happy when I told her but, as she didn't want to travel on alone, arranged herself with the situation taking Spanish classes and doing a trip to the Galapagos (which I would have to skip).

Training with the team startet the following Saturday with a 4-hour hike on a hill near Quito. On Sunday I did my first ever mountain-bike trip and on Monday I could hardly walk my legs were so sore from the fast descent on Saturday. During the week I trained alone or with Santiago, the weekends to come were reserved for the team. Nicolas borrowed me a pair of cycling shoes with clips which lead to some bruises on my right knee before I learned to unclip fast enough to put my foot down in any situation. The following weeks were hard for me, first because of the training, second because I was quite worried whether that race I had agreed to was too big for me. The guys of my team were all super strong cyclists who seemed to have been doing mountainbiking for all their life (or at least several years) and were used to cycling and other adventure competitions. And who am I, compared to that??? To my comfort I had some good friends in Santiago's house who cheered me up when I was exhausted after a training or otherwise depressed.

Two weeks before the race we stopped doing long or strenuous training sessions as we wanted to be rested and fit for the big day. I had done some shopping with José and Alfonso to get me the necessary equipment for the race. I also could borrow some of the things I would need from my new friends. The closer the race approached the more nervous I was. I didn't want to disappoint my team but wasn't sure whether I would be able to live up to their expectations. I was further worried by the fact that we had never trained with the whole team together. They had told me that José would pull me on the bike but we haven't trained that even once  (we finally did on the last evening before the race in Nicolas' garage).

Friday morning arrived and Alfonso came to pick me up at Santiago's. We would meet the team in Nicolas' flat and go together to the "registro", the team registration. There, we had to have the GPS and the radio  (for emergencies) checked and sealed, the compulsory equipment was to be checked, we got some stuff and information on the kayak and rope section: On the kayaks we would arrive at a bridge, "park" our boats, swim to the ropes hanging there and clip in the belay system. We would have to jumar up to the bridge and rappel down into the river againg. Then swim back to the kayaks and keep paddling.

After the registro we went back to our "base" (Nicolas' flat) to prepare the support cars together with our "abastos" our support staff. At 5 pm we would have to go to the "Congresillo Tecnico", a technical meeting where we would get more detailed information about the route as well as the maps. That meeting was interesting, with introduction of all the teams and news such as we would have to swim across rivers (with life vest, backpack and all). That evening we still spent a lot of time preparing for the race. José brooded over the maps marking his suggested route and we covered the maps with waterproof film as they would probably get wet. All this took a lot of time and it was midnight till we could go to bed. The alarm clock would ring at 3 am.

We left Quito early in the morning and drove to the village of Pintag where most of the competitors were already assembled and preparing themselves for the start. I was super nervous also because I don't like big groups of cyclists on narrow streets and here, we would be taking off all at the same time, 52 teams with four members each. Shortly after the start, José held the "jalador", the device to pull other cyclists, to me. That was going to be a bit complicated. The guys wanted to overtake others with me on the "leash". When they found that we were still too slow, Alfonso took me on his jalador as well. They were pulling side by side now what turned out to be tricky when they tried to overtake an other cyclist taking him in the middle. These kind of problems were sorted out soon and we climbed that hill way faster than I ever could have by my own. Unfortunately, some parts of the trail were so muddy that my gear changing didn't work properly anymore, which made everything even harder (I couldn't use my first gear anymore).

At one point we had do cross a creek either by climbing over some sort of aqueduct or by hauling the bikes over a small gorge. We chose the second option and continued by pushing the bikes up a very steep hillside. On the top we could cycle again but obviously had lost the correct route as, during the next several kilometers, had to lift the bikes over dozens of barbwire fences. We finally managed to find the first transition area and the point of control. We changed rapidly and took off for what was supposed to be a hike of some 25 km. José and Alfonso estimated that we should arrive at the day's finish between 5 and 7 pm.

After a few hundred meters downhill we began a long climb in the páramo, andine grassy and bushy landscape where, at one point, our compulsory gear (sleeping bag etc.) was checked. There were still many other teams close to us and, as it seemed, all of them had chosen the same direction. After a few kilometers I made a bad discovery: my water supply was almost gone. How was that possible? I had told  Gisela, my abasto, to fill it up, I had seen that she had done that and I hadn't drunk much yet. My assumption was that, as she had filled the bag when it was still in the backpack, that the pack had compressed the water bag and made it look full when there was not even one liter inside. Whatever, I had just a little water left when there were still many hours of hiking to come. That was bad but couldn't be changed.

We kept walking uphill for a few hours, Alfonso always waiting for me, José and Nicolas far ahead. So far, that at one moment we couldn't see them anymore and didn't know where they had gone. Alfonso was quite angry at them and we had to search for about half an hour till we found them. There was also a discussion about which way we should take, we wandered around a nice, dense forest for a while just to find out that there was no way we could descend to the valley through that forest. So we went back up and chose another "path" down to a lake and crossed some sort of river or part of the lake. On the other side there was a broad path up the next rigde where we knew the next checkpoint would be. So it was and we reached it by about 6 pm. We would have to hike in the darkness as there were still many kilometers ahead. We met other teams again, walked together for a while, than separated again. At nightfall we put on our headlamps and could see other lights in the dark.

We hiked up and down, following another ridge, and couldn't see other teams for quite a while. It felt weird and unreal walking through the night in a complete unknown place, at the same time it demanded concentration as the terrain was rocky and the wet stones were sometimes slippery. After a few hours we bumped into many other lost competitors, joined them and, as nobody had a clue where we had to go, at least all agreed in the direction we should take. We lost the others in a steep descent into a valley where we tried to find a way through thick bushes. We actually made it through the brush and found a broad, very muddy trail. We followed it for a while until a big group came toward us and we found out that they were led by someone of the organization who had decided to "collect the lost sheep" and drive them in the right direction, which meant showing them the river crossing which they would never have found alone in the dark.

I wondered about that. The rules of the competition said quite clear that it was strictly forbidden to enter any water after 6.30 pm, how were we going to cross that creek? By sliding astride over a tree trunk, hoping not to fall into the fast current below. We all made it safely, found checkpoint no. 4 and continued on another even muddier trail. There were some three kilometers to go. In the beginning it was easy as there was no turnoff to confuse anyone. Later we tried turning left, found a lady sitting in a Pick-up who told us that we were wrong. Her explanation of the route weren't very clear and it was hard to find the right path. But somehow we made it and after wading through knee-deep mud we reached the village of El Tablon where our abastos were waiting for us. It was 11 pm.

We tried to clean ourselves as good as possible, got a plate with hot soup and soon had to pack our stuff.  A two-hour car ride to the campamento was waiting for us. From there, we would leave early the next day. We heard people talking about the organization considering to postpone the start from 5 am to 9 am to let people sleep at least a few hours. At the new camp, just before going to sleep (in was 3 am by then) we heard loudspeakers announcing the decision. We would head out only at 9 am.

So in the morning we had enough time to have breakfast and get ready without any hurry. As the day was cut short so was the program. The first cycling leg and the orientation hike were left as planned, the second cycling was just returning to the campamento and the second trekking was canceled. My guys made it quite clear: they wanted to win that day. That day's cycling was mainly on gravel roads, no long climbs but a lot of up and down. Of course, I only kept up with them because of that famous jalador. But the last few kilometers were single trail where that bit of help couldn't be used. We were among the first who reached the beginning of the trekking, changed shoes and took off. This hike wasn't supposed to be very long or hard, but we had to find four posts hidden in the dense wood, so it was more a question of efficient navigation. The landscape was interesting, dense, beautiful forest with many bright red flowers and butterflies. Unfortunately, as this was a race, there was no time to appreciate nature's beauty.

Finding the first post was rather easy, then in got more complicated. Several teams were close to each other, we  also met teams form elite who turned out to have already spent hours and hours and couldn't find post no. 2. So we first went to look for post no. 3 which we found near a beautifull waterfall. Then we joined the search for the evasive no. 2 and, with the help of some very good friends of my guys, managed to find it (not exactly where it was marked on the map). On the way to the last post we followed a river which was flat but sometimes tricky walking in the water on slippery stones. We were close to the leading team who arrived at the post maybe a minute before us. After marking our pasaporte we chased them back to the bikes.

They made it there a maybe two minutes before us, so we would have to be faster then them. At one bridge they seemed to have taken a wrong turn, at least we caught up with them and a head-to-head race began. We overtook them in one climb, the passed us in the next. On top of every hill, Alfonso yelled a me to make me change gears and keep pedaling while my hurting legs screamed at me to do the opposite. To my amazement in the descends we were faster than the other team and finally managed to lose them. I was rather scared in these descends but went faster then ever before in my life. Alfonso's shouts made it clear that he was going to kill me should the other team win. We won. By maybe two minutes, but still. Although this wasn't going to undo the two or three hours they had won onus the day before, my friends were happy and I survived the day:-).

Because of the cancellations it was still early afternoon and we had time to relax, wash in the river and also clean our dirty shoes. Then we had to drive another one and a half hour to the next camp down in the Oriente, the rain forest. The place was hot and humid and sleeping there wasn't easy. The start of the last day had been set for 6 am so, when at 5.15 am the organization announced that we would start at 5.45 am everything went hectic, people running all over the place to get their things ready. I almost forgot my hiking shoes, another participant was going to leave without helmet and was sent back to get it. I don't know why they changed the time, to make people nervous, annoy them or whatever.

It was still dark when we took off and the first few kilometers were on a "gravel" road with lots of big, lose stones that made cycling hard and being pulled a pain. So I was happy when we reached the paved road but after a few minutes we turned into another gravel road which, fortunately, wasn't as bad as the first one. When we arrived at the point where (I think) the trekking should have started, nobody knew where we were supposed to leave the bikes and we were finally sent further on cycling until the river we would have to cross. There was another chaos going on. The river was flooded and it wasn't clear whether they would let us cross it or not. After some discussions and shouting it was decided to stop the time. We would have to wait for the responsible people to arrive and assess the situation. That was ok for me, we could sit down and eat and drink without hurrying or running someplace. I wasn't very keen on swimming across that river anyway.


I finally had to. One of the security guys had swam to the other side and obviously figured that we could do that too. Oh thanks, I had never swam with clothes, shoes and backpack (and life jacket!) but, of course, I followed my team in the water. At one point, I noticed that I wouldn't make it to the place where we were supposed to get out. Alfonso thought so too and told me to hold on to his pack pack. The problem was, swimming with just one arm didn't work very well either. So I let go soon, tried hard again and was lucky that José caught me and helped me out of the river. I felt weird, swimming through the brown floods seemed to have sucked all the energy out of my body. But there was no break, we started the hike right away, joining up with the leading team.

The day before we had already been in a very nice forest, this day was even better, this was real rain forest. As the area was inhabited there were many chaquiñanes, small trails going all over the place, so it was hard to find the correct one. We often followed small streams which was nice and flat, when walking through the forest it was almost always steep up and down, sometimes with mean ants biting our legs. We passed several houses, at one of which a local man offered us to lead us. After some confusion about where we wanted to go he guided us the the checkpoint where we met people of the organization and and a group of indígenas with painted faces. We soon kept going, looking for another stream where we would have to travel floating downriver for some two kilometers.

That was good fun. It took me a while to get used to this new "way of transportation" and to make sure not to bump my legs or butt in the shallower parts. Other stretches were tricky because the water was not deep enough to float and we had to wade through the strong current trying not to fall over. Still, I liked it much better then swimming across the first river and was a little sad when a guy with a flag indicated us to get back on the shore. The hike went on and on until we reached a third river. This one was flooded too and we had to swim again. And again, the current was strong and I realized I wasn't going to make it. I yelled over to the boys already on the other side what to do and was told to stand. And really, me feet reached the ground and I could take some steps towards José who was waiting to pull me out of the water again.

The sensation after swimming through that river was similar to the first crossing. My knees were weak and I felt like just lying down but instead we were told that the kayaking, which was supposed to start here, had been cancelled and replaced by a last cycling leg. Our bikes were already waiting but I could hardly open my wet shoelaces and actually needed Giselas help to get into my stubborn bike gloves. And off we went. More gravel road, more hills and more jalador. But we soon reached pavement on a rather flat road where we could go much faster. Another team, aventura, but male-only, passed us but couldn't shake us off. I sometimes wondered where the leading aventura mixed team was, they had crossed the river just bevore us but we hadn't seend them since.

The pavement stopped and we continued on a very wet dirt road. Being "on leash" I had no possibility to avoid all the dirt Alfonso's back wheel sprayed directly into my face and eyes. At one point we were stopped by a mobile checkpoint what turned out to be lucky because shortly after that we reached a turnoff and didnt't know which was our way. The checkpoint car was still close so we asked and found out we had to take the road to the left. We crossed a shallow creek and saw the finish in the distance. The male-only team was out of sight, they had missed the turnoff. So we were the first team of the whole HuairaSinchi who crossed the finish line! It was incredible. I had survived that three-day race I had been so afraid of (why had I ever said yes to that?). Everybody was happy, my team seamed to be satisfied with our result (although the exact ranking wasn't clear yet). 

The day after the race there was a price giving ceremony where our second rank was confirmed. We received a pretty trophy and a USD 600 cheque for one of Quito's outdoor shops. Wow, ¡cool! I spent the next days at Santiago's house with cleaning my stuff and trying to get myself organised and ready to leave when Martina would come back from the Galapagos. Turned out she was waiting for a parcel from Switzerland so I had a few days more to figure out what I would send home or take with me. We checked our bikes, asked for Santiagos's help one last time and soon didn't have anymore excuses. We would finally leave.

So one morning we packed our bikes again. How was it possible that we carried so much stuff? It seemed more everytime we had stayed somewhere for a while. After all the mountainbiking I had done, would I still be able to ride my heavily loaded touring bike? Saying goodby to Santiago was hard. I had spent so much time in his house, washing bikes, helping him in the kitchen, talking and training with him. After a last hug we set off. Santiago had suggested that we follow the Chaquiñan, the biketrail until a town called El Quinche. It was slow riding, the trail was more suitable for mountain bikes, but at least there was no traffic. We only did some 40 km that day staying in El Quinche.

The next day we passed the equator, something special and like some sort of landmark for our trip. We passed through Cayambe and then climbed up into the mountains again until a village called Olmedo where it started to rain hard and we found a place to stay. It was nice and sunny in the morning and the muddy and stony road took us through a idyllic valley down to Ibarra and further down into the hot valley of the river Chota. There we chose another detour and climbed another steep hill. We slept in the town of Mira and climbed again a lot the next morning to El Ángel. We had intended to take a road through the páramo but followed the advice of a police officer who warned us of lots of rain and cold up there. So we stayed on the main road, sped down to the Panam and kept going until a small town with the strange name of Julio Andrade. From that place it wasn't a very long way the Colombian border which we reached during the next morning. The border crossing was easy. Nobody cared about my three-weeks overstaying in Ecuador and we easily received a 90-day visa for Colombia.

In Ipiales I felt a bit overrun by all the curious people surrounding me and the bikes while Martina was checking out hotels. We ended up staying with Alvaro, a couchsurfing member and English teacher, who talked to me on the plaza. He has his own English school (English Institute) and we were given an empty classroom to spread out our matresses. We left early the next morning as we had a long way to go. First a 40 km descent, followed by a 25 km hot climb and another 12 km descent into Pasto. The landscape was awesome, all green hills and deep valleys. And lots of friedly cyclists on the road.

In Pasto we saw a picture of an interesting church on the wall. The Santuario de la Señora de las Lajas. Las Lajas is a small town close to Ipiales and we had been told to visit the church. Wanting to continue we had ignored that advice and now chose to take a bus back to Ipiales the next morning. It turned out to be worth it. That church is part of a brigde over a narrow valley or a gorge and its architecture is simply stunning.

After two nights we left Pasto. A short kilometer climb was followed by a 40 km descent, we crossed a bridge and started another 15 km climb which was very hot due to low altitude and daytime (afternoon). The last 15 km descent took us to the small town of Remolino where we found a hotel with cold showers (you wouldn't want a hot shower there!). The next day included 50 km of short ups and downs and brutal heat, flatish for the next 30 km and than a five km climb where we felt like we were being grilled. In El Brodo we stayed in the nice Hotel El Patía where I had time to fix a puncture in my tire and found out that this tire was about to break from the inside. Martina gave me an emergency patch and I hope I can squeez out a few hundred kilometers more before putting on my replacement tire.

For several days already Martinas Achilles tendons were inflamed and caused her a lot of pain. So we decided to cut the next day short and only did 40 km until Rosas. It was mainly uphill and mainly hot but we met very friendly people on the road who gave us sweet lemons and bananas. The town of Rosas doens't have any accommodation but a few minutes up the hill we found a hotel and a hospedaje which were both eaqually bad, meaning lousy matresses. The hospedaje was cheaper so we chose that place. The 40 km to Popayán were easier than expected, beginning with a nice descent followed by a climb of some 12 km and than lots of small ups and downs.

I don't remember the address of the hotel where we stayed in Popayán, but it was on Calle 5, is called "Pass Home" or in Spanish "Hogar del Paso". I liked it very much and can recommend it. We stayed five nights there letting Martinas tendons rest. Then we set out for Cali, now without any exact profiles or other information. It was a lot of shortish ups and downs until Santander de Quilichao, then 45 km flat. In Cali we stayed at Hernan's Casa de Ciclistas, a very nice guy and a very friendly place.

After a few days in Cali we took a bus to Bogatá where we had to pick up Martina's new credit card at the embassy (to replace the one stolen in Ecuador). We visited an interessting Salt Cathedral which is part of a huge salt mine in the town of Zipaquirá, passed some three hours in Bogatá's Museo del Oro, the Gold Museum and bought some bike parts (and I a new bike computer). We didn't see much more of Colombia's capital as it was raining nearly all the time and we didn't feel like walking around and getting wet on flooded streets. We stayed in another very nice Casa de Ciclistas where we met Paola and Igel, the German couple who owns the Casa in San Agustín. They were about to leave for Germany where they will start their next trip leading to Asia.

On our fouth day we were picked up by Julio, a friend of Martina's whom she had met down in Argentina and who had invited us to stay a few days in his home in Honda. Before we went to Honda, we spent two nights in a charming (and touristy) village called Villa de Leyva. Getting to Honda from there wasn't all that easy. We had to go back almost to Bogatá to find a road that wasn't closed down because of landslides. Honda is at very low altitude and accordingly hot and humid. The hard rain in the last few days had caused the river Magdalena to rise and flood many houses that were built too close to the water. We spent four days with Julio, visiting his farm and going for a horse ride, walking around Honda and hanging out at his pool and just chilling out.

We're now back in Cali and getting ready to leave. Martina's tendons seem to be ok, we just hope they will stay that way.

Mittwoch, 30. März 2011

Tumbaco - Pasto: Endlich in Kolumbien!

Nach so langer Zeit bei Santiago fiel der Abschied schwer. Aber es war Zeit, weiterzufahren und so haben wir eines nicht allzu frühen Morgens unsere Velos bepackt und uns von allen permanenten und temporären Bewohnern der Casa de Ciclista in Tumbaco verabschiedet. Wie von Santiago empfohlen, folgten wir die ersten ca. 40 km bis El Quinche dem Chaquiñan, dem Veloweg, der dem alten Gleis entlangführt. Als alte Bahnstrecke gibt es dort keine sehr steile Abschnitte, je weiter man sich von Tumbaco entfernt, umso schlechter wird allerdings die Qualität des Weges. Dank dem vielen Regen in den letzten Tagen waren einige Stellen sehr schlammig und die an diversen Orten hervorstehenden Gleise verlangen dauernde Konzentration, oder man riskiert, abgeworfen zu werden...

Jener erste Radeltag nach so langer Pause blieb denn auch relativ kurz. Wir fanden in El Quinche ein nagelneues und günstiges Hostal (mit einem riesen Flachbildschirm-Fernseher an der Wand), besichtigten die Kirche des Wallfahrtsortes und gingen dann wie üblich früh schlafen.

Virgen del Quinche.

Der nächste Morgen kam bald und weiter ging die Reise. Nach ein paar Kilometern erreichten wir wieder die Panam und krochen die Steigung nach Cayambe hinauf. Der starke Verkehr hier war zwar lästig aber immerhin ist die Panam mit einem breiten Seitenstreifen ausgerüstet. Kurz vor der Stadt befand sich noch eine spezielle "Sehenswürdigkeit", der Äquator. Links der Strasse fanden wir eine unscheinbare Betonkugel mit einer Art kleiner Plaza rundum, nahmen an, dass die Linie auf der Plaza den  Äquator markierte und machten ganz fasziniert Fotos.

Am Äquator?

Wir waren kaum weitergefahren, als wir ein grosses Schild sahen, das auf die Äquatorlinie hinwies. Hmm, was war denn das vorhin gewesen? Wir gingen die Sache untersuchen und fanden eine riesige Sonnenuhr und ein Monument "Mitad del Mundo". Hier war auch ein Señor stationiert, der den Besuchern Sonnenstände, Wendekreise und 1'000-jährige Observatorien erklärte. Anscheinend befand sich auch die Linie 0'0'0' hier und nicht etwa 100 Meter weiter südlich. Oh, whatever, dann ist der Äquator eben erst hier.

Hier nun wirklich auf der Äquatorlinie.

In der Stadt machten wir kurz Pause, Martina musste ihr Mail checken betr. einer Adresse, wo sie ihre neue Visa-Karte hinschicken lassen kann. Die Schweizer Botschaft in Bogatá stellt sich weniger kompliziert an als das Konsulat in Medellín. Nach Cayambe fanden wir problemlos die Nebenstrasse, die durch die Sierra nach Ibarra führt. Hier hatte es bedeutend weniger Verkehr, die paar Busse stanken aber auch hier ganz schön.

Strasse durch die Sierra heisst logischerweise, dass es bergauf geht. Netterweise war die Steigung aber nicht so krass absurd und wir kamen gut voran. Das Hochtal, in dem wir schon bald ankamen, war grün und idyllisch, wie aus dem Bilderbuch. Einzig bedrohlich waren die dunklen Wolken hinter uns, die keinen Zweifel aufkommen liessen, was uns an jenem Nachmittag noch erwarten würde. Bald hörten wir Donnergrollen und hofften, ein Dach über dem Kopf zu finden, bevor der Himmel die Schleusen öffnete. Wirklich daran glauben taten wir aber nicht und waren umso überraschter, als wir nach einer kurzen, steilen Bajada im Ortseingang von Olmedo standen. Auf unsere Anfrage bekamen wir auch gleich den Weg zu einer Hospedaje erklärt, da ging ja wieder einmal alles auf. Oder? Die erwähnte Hospedaje fanden wir dann nicht so schnell wie erhofft, ein netter Herr führte uns jedoch gleich zu dem Haus, dem von aussen nichts anzusehen war. Die Señora, die öffnete, schien den auch eher zögerlich und nicht wirklich geneigt, uns aufzunehmen. Als es nach den ersten Tropfen nun immer stärker zu regnen begann und wir etwas ungeduldig fragten, ob es hier denn nun eine Übernachtungsmöglichkeit gäbe, meinte sie, sie hätte keine Betten, wir könnten auf dem Boden schlafen. Kein Problem, wir hatten ja Matten. Damit war das Problem gelöst, wir wurden reingelassen und fanden sogar für unsere Bicis einen trockenen Abstellplatz.

Wir erhielten ein hübsches Zimmer und einen grossen Karton, wo wir unsere Nester draufbauen konnten. Wir waren kurz nach 15 Uhr in Olmedo angekommen und nutzten die verbleibende Zeit des Nachmittgs für ein paar Unterhaltsarbeiten. Sprich, ich putzte und ölte meine Kette, Martina tauschte ihre Kette aus. Sie hatte Probleme mit der Gangschaltung, was bei einer Rohloff eigentlich nicht üblich und eher besorgniserregend war. Von dem Kettenwechsel erhoffte sie sich nicht allzuviel, sie wollte aber ausschliessen, dass die Kette die Ursache des Ärgers war. Später erhielten wir von unserer Señora Kaffee und ein Brötchen, was natürlich sehr willkommen war. Das Brötchen diente auch als Eisbrecher gegenüber ihren Hündlis, von denen speziell ein kleiner, weisser Kläffer von unserer Anwesenheit extrem verstört war und nicht aufhörte, hysterisch zu bellen, wenn immer wir ins Blickfeld kamen.

Nach einer kalten Nacht auf über 3'000 müM kamen wir nur mit Mühe aus unseren Schlafsäcken. Das Problem hier war, dass wir ja unsere Hochgebirgs-Säcke gegen leichte, dünne Schlafsäcke getauscht hatten die auch mit Fleece-Inlets noch lange nicht für solche Höhen tauglich waren. Wir erhielten zum Frühstück nochmals Kaffee und Brötchen und pedalten etwa gegen 7 Uhr los. Bis Ibarra sei alles "pura bajada", hatten wir gehört. Obwohl wir dieser Information nicht wirklich glaubten (kein besonderer Anlass, mehr aus Prinzip), schien das einigermassen zu stimmen. Die schöne Asphaltstrasse ging zwar erst in eine recht schlammige, löchrige Erdstrasse und später in mein geliebtes "empedrada" über, aber Steigungen gab es keine nennenswerten. Es war auch sonnig und wir hatten gute Sicht auf den Cayambe.

Bus auf typisch ecuadorianischer Steinstrasse.

Nach etwa fünf Kilometern relativ flachem Weg kippte die Strasse plötzlich weg und es ging steil den Berg runter. Je weiter nach unten wir kamen, desto besser wurde die Qualität des Steinbelags, in Kurven und an anderen Stellen mussten wir aber immer noch durch tiefen Schlamm oder Pfützen manövrieren.  Die Strasse führte mal mehr mal weniger steil durch ein hübsches, grünes Tal ins Dorf Zuleta, das offenbar in gewissen Masse touristisch erschlossen war und in vielen Häusern Handstickereien angeboten wurden. Trotzt Tourismus wirkte die Gegend und die Leute noch sehr ursprünglich, die Frauen trugen ihre traditionellen, schönen Trachten und viele Leute waren zu Pferd statt im Auto unterwegs.

In La Esperanza sind die Leute offensichtlich glücklich.

 Einige Kilometer nach Zuleta kamen wir in eine weiteres Dorf, La Esperanza. Santiago hatte diesen Ort erwähnt, der früher eigenständig war, heute ein Aussenquartier von Ibarra ist. Noch bis sehr weit im Tal wirkte die Gegend ländlich, bis sich dann der Baustiel änderte und wir uns klar in Ibarra befanden. Auch die Strasse, zuvor mit normalen Steinen "befestigt", jetzt mit jenen geformten Steinplattenund mit viel Verkehr. Wir kauften ein paar Sachen ein, machten in einem Park eine kurze Znünipause, suchten dann die Panam und verliessen die Stadt so schnell wie möglich. Erst ging es ein paar Kilometer etwas auf und ab, vorbei an zahlreichen Night Clubs und Motels (in Motels werden die Zimmer stundenweise vermietet), dann begann eine lange, coole Bajada ins Tal des Río Chota, wo wir die Panam wieder verliessen um nach El Ángel hinaufzustrampeln. Im Tal war es brütend heiss und jetzt um die Mittagszeit verschmachteten wir fast. Nach etwa einem Kilometer fanden wir eine Bushaltestelle mit überdachter Bank, sprich, es gab Schatten. Also stoppten wir und assen unser übliches Brot mit Tomaten und Käse und versprührten nicht die geringste Lust, bei solchen Temperaturen die Steigung fortzusetzen.

Ich stelle jetzt mal die Vermutung auf, dass wir zwei Gringas nicht die ersten Leute waren, die in diesem Tal unter körperlicher Anstrengung in der Hitze litten. Gerade neben unserem Rastplatz stand nämlich ein Denkmal an die vielen schwarzen ArbeiterInnen, die in diesem Tal jahrhundertelang  auf Zuckerrohrfeldern gearbeitet und gelitten hatten. Gegen das, was jene Sklaven und später schlecht bezahlten Arbeitskräfte durchgemacht haben müssen, ist unsere Reise vermutlich ein Zuckerschlecken. Das Chota-Tal ist übrigens noch heute vorwiegend von Schwarzen bewohnt.

Denkmal für die Zuckerrohr-ArbeiterInnen.

Schliesslich fuhren wir aber doch weiter. Ich hatte mir in Quito neue Hosen gekauft um jene von VeloPlus zu ersetzen, deren Sitzfläche fast nur noch aus Flicken bestand, was mit der Zeit nicht mehr so bequem war. Bei diesen neuen Hosen waren schweissnasse Stellen viel sichtbarer und wenn ich mal abstieg, sah es aus als hätte ich in die Hose gemacht. Ok, also nicht mehr absteigen, immer schön weiterfahren. Da Martina jedoch mehr als ich unter der Hitze litt, musste ich ab und zu auf sie warten. Ich hatte auch von normalen Pedalen auf solche mit Clips umgestellt, ob ich damit wirklich schneller bin als vorher, weiss ich nicht, vielleicht ein kleines Bischen. Bei einer dieser Pausen erblickte ich auf der anderen Talseite nicht nur dunkelgraue Wolken, dort war ein heftiger Regenschauer im Anzug, der Regenbogen davor liess die Sache zwar schöner aussehen, änderte jedoch nicht die Tatsache, dass wir besser Regenschütze montierten.

Wo's ein Bogen hat, hat's auch Regen.

Der Regen wurde uns denn auch schon bald ins Gesicht geblasen, von dem Wind, der uns zuvor daran hindern wollte, den Hang hochzukommen. So stark wie erwartet war das Unwetter aber nicht. Das Donnergrollen, das ich zuvor gehört hatte, widerholte sich nicht. Und es war immer noch ziemlich warm und  mit Regenjacke und -hosen schwitzten wir noch mehr als zuvor. Nach einigen Kilometern war der Regen auch schon wieder vorbei und wir zogen uns wieder aus. Der Nachmittag zog sich dahin und wir erreichten nach sieben Stunden Nettofahrzeit um 17.15 Uhr das Dorf Mira, wo wir uns eine Unterkunft suchten und erst mal ein paar Minuten platt auf den Betten lagen.

Früh am nächsten Morgen brachen wir auf in Richtung El Ángel. Das Wetter war wieder sehr unentschlossen und wir wussten auch nicht recht, ob wir nun mit Regenschutz oder ohne fahren sollten. Die Steigung war etwas länger jedoch weniger steil als tags zuvor und am späten Morgen hatten wir El Ángel erreicht. Santiago hatte uns eine Nebenstrasse durch den Páramo empfohlen, die sehr schön sein soll. Gemäss Santiago gehe es nach Tulcán auch abwärts. Der Polizist, den wir fragten, meinte jedoch, dass die Strasse erstens empedrada sei, also einer jenen Oberflächen, die für Ciclistas äusserst anstrengend sind, es auch noch massiv bergauf gehe und das Wetter schlecht sei und wir mit Sicherheit dort oben verregnet würden. Diese Kombination klang nun ganz und gar nicht verlockend, wieso sollten wir uns so extrem anstrengen, wenn wir ausser Nebel ohnehin nichts sehen würden. Und falls wir es nicht bis zum Refugio schafften, würden wir campen müssen, jedoch ohne unsere warmen Schlafsäcke und dort oben war es kalt. Nöö, auf all das hatten wir wenig Lust, also blieben wir auf der Hauptstrasse und flitzten nach Bolívar zur Panam hinunter. Dort war das Wetter zwar nicht sehr viel besser aber es war nicht so kalt. Die Strasse belästigte uns zwar mit viel stinkendem Verkehr, dafür war sie alphaltiert und wir kamen einigermassen zügig vorwärts. Obwohl, der Polizist hatte gesagt, hier sei es flach. Was stimmt ist, dass man keine Höhe gewinnt, weil es nach jedem Hügeli sogleich wieder hinunter ging, da die kurzen Steigungen jedoch steil waren, war diese Hügellandschaft durchaus anstrengend.

In Bolívar gib's noch ein Mamut.

Nach einer Mittagspause unter dem nächsten Bushaltestellen-Dach ging's weiter. Schon bald wieder in strömendem Regen. In San Gabriel hätte es Unterkünfte gegeben, wir wollten aber noch weiter und hofften, dass die Information stimmte, dass es in einem Dorf etwa 20 km weiter nördlich ein Hostal gäbe. Da später am Nachmittag die Sonne wieder durchbrach, schälten wir uns wieder aus unserer Vermummung heraus. Wir erreichten Julio Andrade, den Bestimmungsort des Tages, wieder gegen 17 Uhr nach wiederum ungefähr 7 Stunden im Sattel. Der ersten Eindruck der Residencial war nicht so überzeugend, es gab jedoch keine Alternative und das Zimmer, das wir schlussendlich erhielten, war gar nicht so schlecht.

Es fehlten noch knappe dreissig Kilometer bis zur Grenze und wir freuten uns darauf, endlich Kolumbien kennenzulernen. Das vielgerühmte, schon fast legendäre Land der Ciclistas, der netten Leute und der guten Früchte. Doch zuerst mussten wir durch die Ecuadorianische Migración und ich wusste nicht, ob es dort evtl. Probleme geben würde, da ich etwa drei Wochen über mein Visum hinaus im Land geblieben bin. Gemäss Information in Quito gibt es keine Bussen mehr, blieb jedoch die Frage, wie das in der Praxis aussehen würde. Meine Sorgen waren schon fast ein Scherz. Der Beamte zuckte mit keiner Wimper, ich weiss nicht, ob er das Einreisedatum überhaupt angeschaut hatte. Ich erhielt den Ausreisestempel so problemlos, dass ich schon fast sprachlos war.

Willkommen in Kolumbien.

Von den kolumbianischen Beamten hatten wir gehört, dass sie mit der Aufenthaltsdauer eher geizig umgingen und den Leuten einen Monat zugestehen und, wenn man um drei Monate bittet, man vielleicht zwei erhalte. Nicht so hier, wir erhielten beide anstandslos die gewünschten 90 Tage Aufenthalt in den Stempel gedrückt und und konnten weiterfahren. Hier wird nicht gefragt, ob man allenfalls irgendwelche fiese Esswaren wir Früchte, Gemüse oder Käse einführt, wir wurden auch nicht (wie einmal beim Grenzübertritt von Chile nach Argentinien) nach Drogen durchsucht, das lief alles so reibungslos wie man es sich nur vorstellen kann. Um die Velos nicht unbeaufsichtigt stehen zu lassen, standen wir jeweils einzeln an, während eine bei den Bicis blieb. Schon dort erhielten wir einen Vorgeschmack kolumbianischer Offenheit und wurden von den anwesenden Geldwechslern regelrecht belagert und über unsere Reise ausgefragt.

Nach drei Kilometer Steigung hatten wir Ipiales erreicht, wo wir, trotzt unserer frühen Ankunft, bleiben wollten. Martina übernahm die Hotelsuche, ich hütete die Velos auf der Plaza. Auch hier erregte unsere Anwesenheit viel Aufmerksamkeit und ich konnte mich der Leute kaum erwehren, die sehr an mir und den beiden Bicicletas interessiert waren. Hier sind Gringos offensichtlich bedeutend seltener als in anderen südamerikansichen Ländern und müssen genaustens inspiziert werden. Einer der Herren, die mich umringten, stellte sich als Englischlehrer vor, der immer gerne mit Ausländern redete um sein Englisch zu praktizieren. Er sei auch Mitglied von Couchsurfern und wenn wir wollten, können wir bei ihm in seiner Englischschule schlafen. Martina war von dem Angebot etwas überrumpelt, da sie gerade in einem Hotel zugesagt hatte. Wir nahmen das Angebot aber schliesslich doch an und gingen mit Alvaro zu seinem "English Institute".

Plaza von Ipiales, Kolumbien.

 Bei Alvaro zu Hause trafen wir auch Oliver, einen Deutschen, mit dem wir uns ein Bischen über Reisen und die Welt unterhielten. Von ihm erfuhren wir auch aktuelles über Japan, seit wir Tumbaco verlassen hatten, waren wir diesbezüglich von Information abgeschnitten und zumindest mir war nicht bewusst gewesen, wie ernst die Situation dort war:-(((

Später wanderten wir durch die Stadt, probierten kolumbianische Süssigkeiten und Fruchtsäfte und kehrten abends nochmals zu Alvaros Haus zurück um ihm ein paar Fragen zur Strecke Ipiales-Pasto zu stellen. Er hatte dabei die spontane Idee, mit uns zu einem Mirador oberhalb Las Lajas zu fahren. Las Lajas ist ein Wallfahrtsort mit einer speziellen Kirche, die anscheinend in der Nacht oft beleuchtet ist. In jener Nacht war aber nicht viel zu sehen also kehrten wir unverrichteter Dinge wieder in die Stadt zurück, Martina und ich schon fast schlafend. Wir wollten nur noch ins Bett, um am nächsten Morgen früh aufzustehen für die 84 km bis Pasto.

Nach einem schönen Sternenhimmel in der Nacht war der Himmel am Morgen wieder bewölkt und wir befürchteten schon wieder Regen. Es blieb zu unserer Überraschung jedoch den ganzen Tag trocken. Nach Ipiales führte die Strasse erst einige wenige Kilometer über sanfte Hügel, dann ging's fetzig und lange abwärts durch ein schmales, grünes Tal mit steilen Hängen und vielen Kurven. Zwischendrin  folgten einige leichte Auf und Abs, dann wieder Bajada bis in ein heisses, tropisches Tal, wieder ein paar Hügel und dann ging es auf der anderen Seite des Tals wieder hoch, etwa 25 km pura subida. Da wir hier aber nicht mehr in Ecuador waren, war auch die Steigung einigermassen vernünftig und man konnte normal fahren ohne ausser Atem zu geraten. Hier in Kolumbien waren noch mehr Rennvelofahrer unterwegs als im Norden Ecuadors. Die überholten uns gleich rudelweise, einige pedalten eine Zeit lang neben uns her und wollten alles über uns und unsere Reise wissen. Andere machten Fotos und viele, auch Motorradfahrer, streckten die Daumen im Vorbeifahren hoch. Auch wird hier wieder viel mehr gehupt als in Ecuador und auch Autofahrer winken einem zu.

Überall schwirren Rennvelofahrer herum.

Das ist alles nett und auch motivierend, den Berg hoch muss man aber immer noch aus eigener Kraft. Zum Glück war es etwas bewölkt, es war auch so warm genug. Der starke Gegenwind, der bald aufkam, war nicht wirklich hilfreich. Ist doch seltsam, auf der Südhalbkugel hatten wir schon lange kein Gegenwind mehr gehabt, seit wir uns in der nördlichen Hemisphäre befinden, fast täglich. Was soll das??? Das nervt!!! Es war schon nach Mittag, als die Landschaft plötzlich flacher wurde und ich glaubte, wir hätten die Passhöhe erreicht. Gemäss Profil gibt es, ausser zuoberst, keine flachen Abschnitte, da ist alles eine regelmässige Steigung. Nach der nächsten Kurve stellen wir zu unserem Frust aber fest, dass es da noch ein ganzes Stück den Berg rauf ging, konkret waren das noch etwa sieben weitere Kilometer.

Auf dem Pass gab es dafür einige Restaurants, wo es echt feine Sachen gab. Wir kauften je eine Art Empanada Hawaiiana und irgendein Käsegebäck mit Zuckerguss. Klingt vielleicht seltsam, schmeckt aber genial, wenn auch nicht nach Käse. Danach pura bajada bis Pasto. Wir mussten direkt am Stadion vorbei, wo der Verkehr extrem chaotisch war. Auch in der Stadt selber war die Sache nicht viel ordentlicher, mindestens so schlimm in in Peru. Die Hotelsuche war auch nicht leicht, da die Nummerierung der Strassen für uns nicht ganz logisch ist. Mit Hilfe einer netten Polizeistreife fanden wir dann zwar die gesuchte Adresse, die sich jedoch als eine Taxigarage herausstellte. Oh, vielen Dank Footprint! Die Polizisten brachten uns zu einem anderen Hotel, das aber einiges über unserem Budget rangierte. Nach einigen Verhandlungen kriegten wir ein kleines Zimmer mit Doppelbett, das sonst wohl als Einzelzimmer vermietet wird, zum selben Preis, wie ein Zweierzimmer in einem anderen Hotel gekostet hätte. Hier haben wir aber unser eigenes Bad, im anderen Hotel hätten wir für diesen Preis Baño Compartido gekriegt.

Montag, 14. März 2011

Huaira Sinchi, Kraft des Windes

Uff, ich weiss gar nicht recht, wo beginnen mit erzählen. Wohl am besten ganz einfach der Reihe nach. Letzten Freitag holte mich Alfonso in Tumbaco ab und wir fuhren zu Nicolas, wo wir den Rest des Teams trafen um zusammen zum "Registro" zu fahren. Das war so eine Art Anmeldung, wir erhielten Information, das obligatorische Material wurde geprüft, GPS und Funkgerät (für den Notfall) wurden getestet und dann versiegelt. Uns wurde erklärt, wie die Seil-Etape vor sich gehen sollte (Wir würden mit den Kayaks zu einer Brücke kommen, dort die Boote "parkieren" und zu bereithängenden Seilen schwimmen. Dort müssten wir uns in ein Sicherungssystem einklicken und dem Seil nach zur Brücke hochjumarn. Auf der oberen Seite der Brücke würden wir uns abseilen, am Ende zurück in den Fluss fallen und zurück zu den Kayas schwimmen. Netterweise konnten wir jumarn auch kurz üben.)

Equipo Tecniseguros Chevrolet: Alfonso, Nicolas, ich und José.

Um den Mittag hatten wir unseren Registro-Teil beendet und gingen zurück zu Nicolas' Wohnung, unserem Stützpunkt an jenem Tag, um unsere Ausrüstung fertig zu packen und die beiden Camionetas zu beladen. Drei unserer vier "Abastos", Support Staff (wie nennt man das auf Deutsch?) waren schon da und halfen tatkräftig mit. Abends um 17 Uhr fand der "Congresillo Tecnico", ein technisches Meeting, statt, wo die Teams vorgestellt wurden und wir genauere Information zu den Routen und Etapen erhielten. Und natürlich auch die Karten, die uns anschliessend noch lange in Beschlag nahmen. José, unser Navigador, brütete stundenlange darüber, markierte die PCs, die Puntos de Control, sowie die vermutlich optimale Route farbig. Danach verklebten wir die Karten mit Folie. Bis wir ins Bett kamen, war es Mitternacht, um 3 Uhr morgens standen wir wieder auf um rechtzeitig (6.30 Uhr) am Start zu sein.

Obwohl die Jungs wie erwartet natürlich nicht um 3.30 Uhr startbereit waren, kamen wir rechtzeitig an. Zwar verpassten wir die Foto aller Teilnehmer, als es aber so richtig ernst galt, waren alle pünktlich da. Mir selber sind solche Massenstarts extrem suspekt, ich mag es nicht, wenn so viele Ciclistas auf einem Haufen auf schmalen Wegen dahinbrausen. Josés Jalador, einer meiner loyalsten Begleiter während den nächsten drei Tagen, machte die Sache nicht einfacher. Aber ok, ich versuche jetzt mal, meine Erinnerungen zu ordnen und einen einigermassen übersichtlichen Bericht zu erstatten.

Huaira Sinchi, 5.-7. März 2011, La Ruta del Agua, Der Weg des Wassers

Tag 1, Etape 1: Mountainbike, 24.3 km
Wir starteten pünktlich um 6.30 Uhr im Dorf Pintag, wo uns erst mal ein lange Steigung auf einer jener "geliebten" Steinstrassen erwartete. Schon kurz nach dem Start streckte José mit seine Leine hin und es war klar, dass es ab jetzt ernst galt. Gezogen zu werden tönt eigentlich gar nicht so schlecht, ist in Wirklichkeit aber nicht sonderlich angenehm. Klar, man kommt schneller vorwärts, die Kadenz ist aber höher als das, was ich alleine schaffen würde und darum waren meine Beine fast konstant übersäuert oder hart am Limit und schmerzten fast ununterbrochen. Dazu kommt, dass der Abstand zum vorderen Fahrer etwa einen Meter beträgt und ich so allfällige Hindernisse wie Löcher oder grosse Steine nicht wirklich rechtzeitig erkennen konnte. Wo der Weg etwas breiter war, hatten die Jungs die geniale Idee, mich zu zweit zu ziehen. Klar, verstehe ich, so geht's noch schneller und ist weniger anstrengend für den Einzelnen. Blöd nur für mich, die so noch weniger Möglichkeit hatte, Steinen und Löchern auszuweichen, die ich jetzt zwar sehen konnte, aber zwischen den beiden Leinen "gefangen" war. Auch Überholen stellte sich so als nicht ganz einfach heraus. Wenn nämlich José und Alfonso auf je einer Seite eines Velofahrers vorbeiwollten und ich dahinter angeleint war, konnte das unmöglich funktionieren. Zum Glück realisierten die beiden das (nach meinem Stopp-Schrei) gerade noch rechtzeitig.

Wir strampelten also den Hügel hinauf und fast in die Wolken, ob die Landschaft dort interessant gewesen ist, könnte ich nicht sagen (Nebel und keine Zeit zum um mich schauen). Bei einer Abzweigung kamen die ersten Zweifel auf, ob die Richtung stimmt, wir kehrten um und nahmen den Weg nach rechts. Nach einiger Zeit meinte José aber, dass das nicht stimmen könne, also kehrten wir wieder um und nahmen schliesslich den Weg, den wir zuvor eben nicht genommen hatten. Bald wurde es schlammig und mit dem Schlamm war meine Gangschaltung, die schon immer gezickt hatte, wieder zur Sau. In der Tat ist es recht mühsam, wenn es steil bergauf geht und der erste Gang nicht funktioniert. Wir kamen an einen Bach, der überquert werden musste, was aber nicht ganz einfach war, da er sich eine kleine Schlucht gegraben hatte. Es gab so eine Art "Brücke", die glaub' aber eher ein kleiner Aquädukt war und nicht wirklich dazu geeignet, mit dem Velo darüber zu klettern. Also entschieden wir uns, ein paar Meter weiter oben die Velos über den Bach/die Schlucht zu hieven. Das war nicht unbedingt weniger kompliziert, aber für etwas hat man ja starke Männer im Team. Nach dem Bach folgten wir nicht mehr dem Weg, sondern schoben und zogen die Velos diretissima den steilen Hügel hinauf, über Grasbüschel, Steine und sonstige Unebenheiten. Weitere Bäche mussten wir an jenem ersten Tag nicht mehr überqueren, dafür mindestens ein halbes Dutzend Weidezäune, sprich Stacheldrähte. Das war einerseits zwar etwas mühsam, andererseits hat es ein hohes Tempo verhindert, was mich nicht gerade gestört hatte. Dass wir uns nicht auf der korrekten Route befanden, war klar, aber immerhin waren wir nicht die einzigen. Da waren Elite und Aventura-Teams gemischt unterwegs und alle waren gleich ratlos, wo es den langgehen könnte. Irgendwann entschieden sich José und Alfonso, einen anderen Weg zu nehmen als andere Teams vor uns, was sich als richtig herausstellte. Die Bajada in Richtung Zona de Transición war aber zumindest für mich nicht ganz ohne und bei einer Delle im Boden überschlug sich mein Velo, ich flog über den Lenker und landete auf dem Kopf. Das war zum Glück nicht weiter tragisch, die Wiese war weich. Also aufstehen und weiter talwärts "flitzen". Schon bald konnten wir die Autos der Abastos erkennen und wussten, dass wir definitiv richtig waren. Fieserweise mussten wir nochmals über ein hohes Tor klettern, erreichten dann aber schon bald den Kontrollposten 2 und danach unsere Autos, wo wir uns umzogen, Futter und Wasser nachtankten und schon gings weiter, jetzt zu Fuss. (Wie viele Kilometer wir in dieser ersten Etape abgestrampelt hatten, weiss ich nicht, es waren aber definitiv mehr als die geplanten 24 km.)

Tag 1, Etape 2: Trekking, 25.7 km
Die ersten paar Meter des ersten Trekkings führten bergab, schon bald aber verliessen wir den Weg und stiegen einen steilen, buschbewachsenen Hang hinauf. Weiter oben erreichten wir eine Art Ebene, die mit jenem, seit den peruanischen Trekkings bestens bekannten, hohen, dichten Gras bewachsen war, das einem das Vorwärtskommen nicht gerade leicht machte. Dort wurden wir kurz von einem Kontrolleur gestoppt, der die obligatorische Ausrüstung sehen wollte. Auf diesem Trek mussten wir neben Erste Hilfe-Set und Stirnlampen auch einen Schlafsack und ein Bivaksack mittragen. Da das natürlich bedeutend mehr Gewicht bedeutete, könnten gewisse Leute wohl in Versuchung kommen, diese Weisung zu missachten, also wurde das eben kontrolliert.

Viel passierte in den nächsten Stunden nicht, wir wanderten durch Gras- und Buschlandschaft, José und Nicolas voraus, Alfonso wartete netterweise immer wieder auf mich, da ich logischerweise Josés Expresstempo nicht mithalten konnte. Allerdings machte ich schon bald eine äusserst unangenehme Feststellung: mein Wasservorrat war schon fast aufgebraucht! Was, das konnte doch nicht sein, ich hatte Gisela, meinem Abasto, gesagt, bitte ganz auffüllen! Fakt war, ich hatte vielleicht noch einen halben Liter und mich erwarteten noch mehrere Stunden Trekking!! Scheisse, was ist da schiefgelaufen??? Ich hatte doch gesehen, dass Gisela den Camelbak aufgefüllt hatte. Sie hatte dabei den Wassersack jedoch nicht aus dem Rucksack herausgenommen und der Rucksack hat den Wassersack vermutlich so zusammengedrückt, dass er, obwohl er voll aussah, nur wenig Wasser enthielt. Oh Shit, das war ein ernsthaftes Problem. Nicht nur, weil ich gewöhnlich viel trinke, auch weil die Sandwiches, die ich dabei hatte, eher trocken und nur mit genügend Wasser geniessbar waren.

Weiter oben auf jenem Rücken, dem wir seit einiger Zeit gefolgt waren, wartete Alfonso wieder auf mich, da ich in den Büschen sonst bald den Anschluss verloren hätte. Als ich zu ihm aufgeschlossen hatte und wir den Weg suchten, waren José und Nicolas jedoch ausser Sicht und wir wussten nicht, in welche Richtung sie weitergegangen waren. Wir suchten eine Weile und riefen gegen den Wind an, erhielten aber keine Antwort. Alfonso war extrem genervt und ich wunderte mich auch ziemlich. Vor dem Start hatte José mir gegenüber erwähnt, dass es das Wichtigste sei, dass wir immer zusammen blieben. Ja klar, machte Sinn, aber das heisst nun mal, dass er ab und zu auf mich warten musste. Nach einer Weile erfolgloser Suche gingen wir wieder zurück und suchten den Hang in andere Richtungen ab bis wir die beiden superschnellen Typen schliesslich fanden. Alfonso, immer noch einigermassen sauer, schnautze die zwei kurz an, insistierte aber nicht, man will ja dem Teamfrieden nicht gefährden.

Der ursprüngliche Plan, von hier auf eine Ebene abzusteigen und auf der anderen Seite einen steilen Hang wieder hochzuklettern, wurde geändert, da die Ebene extrem sumpfig und der Hang extrem steil aussahen. So suchten wir erst mal einen anderen Weg ins Tal zu einer Lagune, von wo aus wir ein Strässchen sahen, das zwar einen um einiges weiteren, dafür einfacheren Weg auf den nächsten Bergrücken versprach, wo der Kontrollposten Nr. 3 auf uns wartete. Einen Abstieg zur Lagune zu finden war jedoch nicht ganz so leicht wie angenommen. Wir irrten einige Zeit durch ein Wäldchen bis die Jungs schliesslich wieder zur Umkehr bliesen und wir nach einigen weiteren Umwegen doch noch im Tal ankamen. Dort mussten wir durch eine Art Ausläufer der Lagune waten, hatten dann aber den Weg erreicht, wo wir leichter vorwärts kamen. Oben auf dem Rücken trafen wir einen Señor mit Pferd, der meinte, wenn wir dem "Grat" folgten, würden wir bei dem Checkpoint ankommen, es sei aber eine gute Stunde zu Fuss.

Ich fühlte mich inzwischen einigermassen kaputt. Da ich kaum mehr Wasser hatte, ass ich auch fast nichts mehr, was zwischendurch für unangenehme Hungerschübe sorgte. Interessanterweise verging dieses Hungergefühl auch immer wieder und ich war froh, dass die lange Veloreise meine Fettverbrennung offensichtlich gut trainiert hatte. Ab und zu bekam ich von Alfonso ein paar Schlucke Gatorade (nicht zuviel, er brauchte es schliesslich auch), und so konnte ich mich immer in Gang halten. Weiter oben trafen wir zwei Rucksackträger, die anscheinend auf dem Weg zum PC 3 waren, als Ablösung für die dort Stationierten. Noch weiter oben turnte einer des Rescate-Teams herum, einer der Jungs, die für die Sicherheit und allfällige Hilfeleistungen zuständig waren. Und irgendwann, so gegen 18 Uhr, schafften wir es sogar, den Punto de Control zu finden, unseren Pasaporte stempeln und uns den ungefähren weiteren Weg erklären zu lassen. Einige Zeit später trafen wir diverse andere Teams, die ebenfalls recht verloren wirkten, aber immerhin waren sich alle über die ungefähre Richtung, die wir einschlagen mussten, einig.

Schon bald wurde es dunkel und wir montierten die Stirnlampen. Der Regen, der uns seit Stunden mehr oder weniger treu begleitet hatte, schien nun endgültig nachzulassen. Der Boden war aber natürlich noch nass, die Steine schlipfrig und die Dunkelheit machte die Sache auch nicht einfacher. Die anderen Teams verschwanden mit der Zeit wieder, respektive manchmal sahen wir einige Lichter in der Entfernung, dann waren wir wieder alleine. Links, weit unten im Tal sahen wir die orange Beleuchtung diverser Dörfer und Strassen, aber wo genau wir hinmussten, wussten wir nicht. Während José und Alfonso über der Route rätselten, wunderte ich mich über einige weisslich-gelblich-grünlich-rosa glänzende und glitzernde Dinge am Boden, die mich an irgendwelche märchenhaften Wesen erinnerten. Was war das??? Leider hatte ich nie mehr als etwa fünf Sekunden Zeit, die Dinger zu bestaunen, sonst hätte ich bald wieder den Anschluss verloren. Erst einige Zeit später, als wir eine Pause machten und uns setzten, konnte ich die rätselhaften, perlenbesetzten Wesen genauer unter die Lupe nehmen. Die Lösung war recht simpel: Pflanzen, auf denen Regentropfen sassen, die das Licht unserer Stirnlampen reflektierten und darum so hübsch glitzerten. Und denen ich die Regentropfen nun absaugte, das war schliesslich Wasser und das konnte ich im Moment gerade gut gebrauchen. Zu meiner Verwunderung fühlte ich mich inzwischen jedoch nicht mehr sonderlich müde, auch nicht hungrig oder durstig. Ich musste weiter, voraussichtlich noch ein paar Stunden und das mit oder ohne Wasser oder Essen. Zwischendring fühlte sich das Ganze etwas unwirklich an, als ob das gar nicht ich wäre, die da durch die Dunkelheit stolpert. Ziemlich abgespaced, dieses Feeling.

Weiter ging's. Wir trafen wieder diverse andere Gruppen und schlossen uns erst mal zusammen. Weiter unten, während dem steilen Abstieg in eine Quebrada verloren wir die anderen jedoch wieder. Wir landeten in einer dichten Buschlandschaft und kämpften uns einen Weg durch die Arbolitos, die ihr bestes gaben, uns aufzuhalten. Auf mich wirkte die Sache zeitweise wie eine etwas missglückte Pfadi-Nachtübung, aber diese Buschdurchquerung war eigentlich ganz amüsant. Der Weg, auf den wir weiter unten stiessen, war nicht mehr so unterhaltsam. Bei Trockenheit wäre er wohl staubig, nun war er schlammig und wir rutschten und glitten nur so dahin. Auf der anderen Seite des Flusses hatten wir schon länger Lichter umherirren sehen. Irgendwo musste es deshalb eine Möglichkeit geben, zum Fluss zu gelangen und den zu queren. Problematisch dabei war u.a., dass die Wettkampfbestimmungen es strickte verboten, nach 18.30 Uhr im Wasser zu sein. Also mussten wir eine Brücke finden. Wir folgen dem Schlammweg bis uns eine grosse Gruppe Lichter entgegenkam, die von einer Señora mit Leutweste angeführt wurde. Anscheinend hatte die Organisation beschlossen, die Verirrten Schafe zu sammeln und zur Flussquerung zu führen. Wir schlossen uns an und gingen ein Stück zurück bis zu einer "Abzweigung" durch eine Weide, die man auch bei Tageslicht wohl nur mit Glück gefunden hätte. Die "Brücke" war ein Baum, der quer über den Fluss wuchs und über den wir rittlichs rüberrutschen mussten, immer die reissenden Fluten unter uns im Blick. Vor der Querung übersah ich noch einen der unzähligen Stacheldrahte, die hier die Landschaft zieren, die Konsequenz davon ist ein grosser  rechteckiger Riss und ein Loch in meiner loyalen und schweineteuren North Face-Regenjacke. Scheisse!!!

Auf der anderen Seite fanden wir bald den PC 4. Angeblich waren es danach noch ungefähr drei Kilometer bis zum Ziel des Tages bzw. der Nacht, dem Dorf El Tablón. Mit anderen Worten noch drei Kilometer Schlamm, schlammiger am schlammigsten. Solange es nur diesen einen Weg gab, war das ja kein Problem. Die ersten Abzweigungen führten dann aber schon bald wieder zu einigem Hin und Her, mal links runter, dann wieder zurück. Eine junge Dame, die irgendwo in der Dunkelheit in einer Camioneta stationiert war, erklärte uns den Weg nach El Tablón. Wirklich klar war die Route danach aber noch immer nicht, nach einigen weiteren Vueltas schienen wir jedoch den richtigen Sumpf erwischt zu haben. Hofften wir wenigstens. Vom Desafío de los Lagos hatte ich ja gesagt, ich hätte in meinem ganzen Leben nicht so viel Schlamm gesehen wie dort in einem Tag. Nun, dieses erste Huaira-Trekking schlägt jenes Rennen um Längen. Während ich den Dreck damals vielleicht bis zu den Knöcheln hatte, sank ich hier teilweise bis über die Knie ein! Und das ist keine Übertreibung, das war Tatsache!!!

Wenige Minuten nach diesen schlimmsten Dreck-Übungen hatten wir aber das Dorf erreicht, fanden den PC 5 und unsere Abastos, die dort seit etwa 17 Uhr gewartet hatten. Das war die Zeit, die die  Organisation für die schnellsten Teams veranschlagt hatte und die die Jungs unseren Helfern eingeschärft hatten. Jetzt war es etwa 23 Uhr und wir waren das dritte Team, das das Ziel erreicht hatte! Mateo, einer der Abastos, stellte uns einen Eimer mit Wasser hin, in den wir uns mit samt Schuhen reinstellten um uns halbwegs sauber zu kriegen. Wir kriegten warme Suppe, zogen uns um und hörten, dass die Organisation in Erwägung zog, den Start am folgenden Morgen von 5 Uhr auf 9 Uhr zu verschieben. Ok, würde Sinn machen, wir hatten schliesslich noch etwa eineinhalb Stunden Autofahrt bis zum Campamento vor uns. (Auch hier, keine Ahnung, wie viele zusätzliche Kilometer wir da oben im Páramo umhergeirrt waren, es waren aber offensichtlich mehr als programmiert.)

Von der Autofahrt zum Campamento kriegte ich nicht viel mit. Um etwa 3 Uhr Morgens waren die Zelte bereit und wir zügelten im Halbschlaf von den Autos auf die Matten. Gerade um diese Zeit wurde ausgerufen, dass der Start tatsächlich auf 9 Uhr festgelegt worden war. Wunderbar.

Tag 2, Etape 3: Mountainbike, 16.8 km
Wir standen um 7 Uhr auf und hatten genügend Zeit, uns für die nächste Etape bereitzumachen. Mit vier Stunden weniger Zeit konnte logischerweise nicht das gesamte Programm durchgezogen werden. Also strich die Organisation einen Teil der zweiten Veloetape und das zweite Trekking des Tages. Konkret hiess das, mit dem Velo zum Trekkingstart, dort mussten wir vier PCs finden, dann die gleiche Strecke zurück zum Camp. Die Jungs machten auch gleich klar, dass wir den heutigen Tag gewinnen mussten. Ja, perfekt, kein Problem...

Immerhin, das Kiessträsschen war in gutem Zustand, die Hügel teilweise zwar steil aber nicht krass lange und insgesamt hielten sich die Höhenmeter einigermassen in Grenzen. Trotzdem, gezogen wurde ich allemal. Diesmal hatten die Jungs aber die gute Idee, sich nicht wie ein Zweiergespann vor mich zu spannen, sondern in einer Reihe, José zog Alfonso, Alfonso zog mich. Wir befanden uns auch nicht mehr im Páramo, d.h. nicht mehr in extremen Höhen, sondern nur noch plus-minus auf etwa 2'000 müM. Und der "Orientierungslauf" würde in dichtem Wald stattfinden, der die Navigation nicht gerade leicht machen würde. Nach der Kiesstrasse überquerten wir eine Hängebrücke, danach führte die Route einem Singeltrail entlang durch den Wald, über eine weitere Brücke bis zu einem Refugio, wo wir die Velos abstellten und die Schuhe wechselten.

Tag 2, Etape 4: Trekking/Navigation, 13 km
Bei dieser vierten Etape war nicht die Distanz ausschlaggebend, sondern, wie schnell man die PCs finden würde, die einigermassen gut versteckt im Wald warteten. PC Nr. 1 befand sich am Waldrand in einem Flussbett und war nicht so schwierig zu finden. PC Nr. 2 war de facto unauffindbar, also verfolgten wir erst mal die Nr. 3, die wir nach einigem Hin und Her und langem durch den Wald wandern (sehr schön, viele leuchtend rote Blüten und interessante Bäume) schliesslich bei einem beeindruckenden Wasserfall auch fanden. PC Nr. 4 würden wir auf dem Rückweg suchen, also war jetzt wieder die Nr. 2 dran. Bei dieser Orientierungsübung waren wir natürlich nicht alleine. Alle paar Minuten trafen wir andere Teams und wenn die anderen Kategorien angehörten, wurden auch rege Informationen ausgetauscht. Zumindest unter den ecuadorianischen Teams, die sich fast alle gut kannten, funktionierte das problemlos. Es waren auch etliche Elite-Teams schon seit Stunden hier und verzweifelten fast bei der Suche nach dem PC 2. Auch wir klapperten die Wegränder langsam und sorgfältig ab in der Hoffnung, irgendwo ein weiss-oranges Fähnchen zu sehen. Welches Team als erstes den verflixen Posten fand, und wie die das geschafft hatten, weiss wohl niemand. Jedenfalls erhielten wir tatkräftige Hilfe von Freunden von José und Alfonso, die anscheinend selber nicht mehr als Team im Rennen waren, diesen Navigationsteil jedoch zur Unterhaltung noch mitmachten und uns kurzerhand zum PC 2 hinführten.

Auf dem Rückweg folgten wir längere Zeit einem Bachbett, wo wir wieder auf das iStore-Team trafen, den Siegern des Vortages. Wir stempelten unsere Pasaportes beim PC 4 fast gleichzeitig, danach begann eine Jagt zurück zu den Velos und von dort zurück zum Campamento.

Tag 2, Etape 5: Mountainbike, 16.8 km
Da unsere Konkurrenten schneller den richtigen Rückweg gefunden hatten, waren sie vor uns bei den Velos und fuhren etwa eine bis zwei Minuten vor uns los. Auf dem blöden Singeltrail waren sie bestimmt auch schneller als ich, die nach dem Sturz tags zuvor bei einigen Hinternissen recht vorsichtig und langsam war. Wir holten sie jedoch bei einer der Brücken ein, wo sie erst die richtige Treppe finden mussten (weiss nicht genau, was da das Problem war). Danach pedalten wir wieder Kopf an Kopf. Bei der ersten Steigung überholten wir sie, beim nächsten Hügel überholten sie uns. Wir standen alle ziemlich unter Stress, Alfonso schrie mich dauernd an "Monika, !pon plato, pon plato!", was heisst, ich solle in einen höheren Gang schalten und immer dann kam, wenn wir die Kuppe eines Hügels erreicht hatten und ich, noch total ausser Atem und mit übersäuerten Beinen, noch nicht raufgeschaltet hatte um schnell weiterzubrausen. Zum Glück war die Strasse recht fest, ausser am Rand lag da nicht viel loses Kies herum. Ich bin bestimmt noch nie in meinem Leben so schnell eine Kiesstrasse hinuntergefetzt, und dass ich das schneller machte, als die Chica des anderen Teams, hat mich ziemlich überrascht. Aber Alfoso hätte mich vermutlich umgebracht, wenn ich hier die Tussie gespielt hätte. Also hoffte ich auf meinen Schutzengel, raste den Jungs hinterher und dankte dem Schutzengel für die Überstunden als wir heil den Alphalt erreicht hatten. Wenige Minuten später bogen wir wieder ab und kamen gleich darauf als erste beim Camp an. Uff, überlebt.

Die Jungs waren zufrieden und der Wettkampftag zu Ende. Da das zweite Trekking gestrichen worden war, hatten wir nun Zeit, uns (und unsere Schuhe) im Fluss zu waschen und schmerzende Knie ins Wasser zu halten. Später packten wir alles zusammen und fuhren etwa zwei Stunden zum Startort des dritten Tages. Am Abend wurde uns mitgeteilt, dass der Start  von 5 Uhr auf 6 Uhr verschoben wird. Wieso wussten wir zwar nicht, aber eine Stunde mehr Schlaf konnte bestimmt nicht schaden.

Tag 3, Etape 7: Mountainbike, 22.6 km
Morgens um 4.45 Uhr piepte der Wecker. Die Nacht war schwül gewesen, wir befanden uns jetzt im Oriente, sprich im Urwald. Es hatte auch geregnet, wohl um sicherzustellen, dass alle Flüsse Hochwasser führen und alle Wege verschlammt sein würden. Die ersten sieben Kilometer würden über eine miese Schotter-Steinstrasse führen und das natürlich im Schein der Stirnlampen. Netterweise wurden wir um 5.15 Uhr informiert, dass der Start um eine Viertelstunde, also auf 5.45 Uhr, vorverschoben wurde. Diese Ankündigung löste einiges an Hektik aus, alle rannten von hier nach da und versuchten, ihre Sachen extraschnell beisammen zu kriegen. Ich bemerkte im letzten Moment, dass meine Trekkingschuhe nicht im Rucksack steckten, ein anderer Fahrer stand ohne Helm am Start und bekam mitgeteilt, dass er so nicht starten könne.

Und schon ging es wieder los, wieder in einem jener mir verhassten Massenstarts. José hatte angekündigt, dass gewinnen für ihn heute keine Priorität habe, ankommen sei das wichtigste (er musste um Mitternacht einen Flug in die USA erwischen). Diese Ankündigung änderte jedoch relativ wenig am Tempo, das von Beginn weg angeschlagen wurde. In der Halbdunkelheit auf dieser miesen Strasse gezogen zu werden war denn auch nicht sehr amüsant. Da es aber die ganze Zeit auf und ab ging und die Jungs nach jeder Bajada voraus waren, durfte ich mich einige Steigungen alleine raufkämpfen. Das dauert zwar länger, war für mich aber angenehmer. Nach den ersten sieben Kilometer folgte ein Stück auf Asphalt, dann kam wieder Kies, jedoch bedeutend besseres. Wie und wo der Übergang zum Trekking hätte vor sich gehen sollen, habe ich nicht verstanden. Wir kamen bei einem PC an, wo die Pasaportes gestempelt wurden und die Leute aufgeregt fragten, wo wir die Velos zurücklassen sollten. Es wusste jedoch niemand Bescheid und so wurden wir angewiesen, bis zum Fluss weiterzufahren. Ganz so einfach war es jedoch nicht, den richtigen Weg zu finden, nach dem üblichen Hin und Zurück fanden aber auch wir den Ort.

Tag 3, Etape 8: Trekking, 14.4 km
Wegen des Hochwassers war jedoch nicht klar, ob der Fluss offen sei, d.h. ob wir hier drübergelassen würden. Nach einigen heftigen Diskussionen und hektischen Forderungen nach "Tiempo Muerto" wurde die Stoppuhr angehalten und wir setzten uns erst mal und warteten ab. Die Vorstellung, durch diese braune Brühe zu schwimmen, fand ich nicht wirklich witzig, andererseits, wenn das der Weg ist, kann man ja wohl kaum den Schwanz einziehen. Bald tauchte einer der Sicherheitsverantwortlichen auf und funkte mit was-weiss-ich-wem und diskutierte die Situation. Schliesslich wurde entschieden, den Fluss freizugeben. Anscheinend gab es weiter unten ein Sicherheitsseil um jene abzufangen, die es nicht bis zum geplanten Landeplatz über den Fluss schafften. Wir montierten also unsere Schwimmwesten und steckten alles andere in die Drybags und verschlossen die Rucksäcke sorgfältig. Dann wurden wir in der Reihenfolge, in der wir beim letzten Kontrollposten angekommen waren, in den Fluss geschickt, mit der Anweisung, flussaufwärts zu schwimmen. Leicht gesagt, die Strömung war stark, ich war noch nie mit Weste, Rucksack und Schuhe geschwommen und sah bald, dass ich es vermutlich nicht bis zum Landeplatz schaffen würde. Alfonso sah das auch so und wies mich an, mich an seinem Rucksack festzuhalten. Was ich natürlich auch tat, mit nur einem Arm zu schwimmen, half aber auch nicht viel. Also liess ich bald wieder los und José fing mich weiter unten ab und half mir aus dem Wasser. Wrrrrr, zitter, bibber, so was kann einem ganz schön die Kraft absaugen (das Wasser war warm, daran lag es nicht).

Jetzt befanden wir uns entgültig im Regenwald. Hier solle es jede Menge Chaquiñanes, kleine Pfade, in alle möglichen Richtungen geben, wir sollen also immer die Richtung gemäss Kompass beibehalten. Wir schlossen uns von Beginn weg mit unserer Konkurrenz, dem iStore-Team, zusammen und blieben während des gesamten Trekkings beieinander. Die Landschaft war echt beeindruckend, riesige, uralte Bäume, schöne Blumen und Schmetterlinge, wie schon am Vortag aber leider aber keine Zeit, das alles angemessen zu würdigen. Es ging meistens auf und ab, kurz und steil, oder schön flach einem Bachbett entlang. Ab und zu kamen wir bei ein paar Häusern vorbei, wo die Leute, und vor allem die Kinder, uns anstarrten, als seien wir Aliens. Bei einem Haus erhielten wir tatkräftige Hilfe eines Señors, der uns kurzerhand führen wollte. Das war noch interessant, er, anscheinend betrunken und in Gummistiefeln, kletterte den supersteilen, rutschigen Pfad schneller und sicherer hinab, als wir alle fit-trainierten Leute in fancy Trekkingschuhen. Nach einigem Hin und Her wegen Unklarheiten, wo wir eigentlich hinwollten, brachte er uns tatsächlich zum gesuchten PC 17, wo wir von einer Schar Indígenas mit schwarz bemalten Gesichtern und einem interessanten Getränk empfangen wurden.

Schon ging es aber weiter, diesmal in Richtung eines grossen Flusses, in dem wir uns für zwei Kilometer treiben lassen mussten. Das brauchte erst etwas Überwindung und Übung im Auslotsen der Tiefe um  nicht mit Knien oder dem Hintern in Steine zu prallen, machte dann aber super Spass. Zwischendrinn musste man wieder die stärkste Strömung suchen oder teilweise, wo das Wasser sehr flach war, waten, was eher mühsam war. Insgesamt fand ich diese Treib-Übung aber entspannend und unterhaltsam.  Zwei oder drei Mal gabelte sich der Fluss und wir musten sicherstellen, dass wir uns den richtigen Arm hinabtreiben liessen. Den zu finden war kein Problem, da stand immer jemand mit Fähnli, aber wir mussten immer noch die Abzweigung erwischen. Anscheinend hatten aber nicht alle denselben Spass an der Sache wie ich, einige frohren nach so langer Zeit im Wasser sogar. Plötzlich schwamm da etwas blaues an uns vorbei, was sich als Nicolas' Sonnenschutz erwies. Offenbar war sein Rucksack nicht richtig verschlossen und einige Dinge machten sich selbstständig. Einer unserer freundlichen Konkurrenten half ihm jedoch sicherzustellen, dass sein Drybag und damit unser Pasaporte noch da war und schloss den Reisverschluss, der einer von uns nicht richtig zugemacht hatte.

Schon allzubald war der Spass vorbei und wir wurden wieder aus dem Wasser gewunken. Jetzt hiess es wieder marschieren, immer hügelauf-hügelab, auf flachen Strecken wurde jetzt auch gejoggt. Plötzlich standen wir wieder vor einem Fluss und es hiess wieder, Schwimmwesten anziehen und sich in die braunen Fluten werfen. Auf der anderen Seite warteten viele Zuschauer, all die Abastos waren dort versammelt und warteten auf ihre Teams. Auch in diesem Fluss war die Strömung stark und es war bald abzusehen, dass ich "die Kurve" nicht kriegen würde. Verzweifelt schrie ich zu meinen Jungs, dass ich es nicht schaffen würde und was ich tun soll. Es sah nämlich nicht so aus, als gäbe es hier so etwas wie ein Rettungsseil oder sonstige Einrichtung, die abgetriebene SchwimmerInnen retten könnte. Schliesslich rief mir jemand zu, ich solle abstehen, was auch ganz knapp klappte. So konnte ich in letzter Minute ein Abgetriebenwerden verhindern und auch diesmal zog José mich aus dem Fluss.

Tag 3, Etape 9: Mountainbike, ungefähr 20 km
Zum zweiten Mal an diesem Tag sass mir der Schreck noch in den Knochen als ich schon wieder Gas geben musste. Wir wurden informiert, dass die Kayak und Seil-Etape wegen des Hochwassers abgesagt und durch eine letzte Mountainbike-Strecke ersetzt worden sei. Unsere Velo-Ausrüstung lag auch schon wieder bereit und Pause gab es nicht die geringste. Mit weichen Knien und noch geschockt von der blöden Flussquerung und der Ankündigung, nochmals aufs Velo zu müssen, saugte ich das von Nicolas verordnete Gel ein und versuchte vergeblich, die Schuhe im Eiltempo der Jungs zu wechseln. Gisela musste mir sogar in die Velo-Handschuhe helfen, die waren noch feucht, klebten an meinen Händen und waren auch sonst überhaupt nicht kooperativ. Und los ging's wieder los, hop hop, oder auf Castellano "¡dale, dale!", erst wieder über diverse Hügel auf einer zum Glück nicht allzuschlechten Kiesstrasse. Anschliessend folgte ein längeres Stück auf Asphalt, meist flach, teilweise mit leichten Steigungen oder Gefälle. Um mich auch ja nicht abreissen zu lassen, war ich fast immer bei Alfonso angeleint. Wir wurden von einem anderen Team eingeholt, zu meiner Erleichterung war das jedoch ein reines Männerteam, also keine direkte Konkurrenz. Wir liessen sie überholen, hängten uns aber gleich an. Ich wunderte mich schon länger, wo den das iStore-Team, unsere Begleiter während dem Trekking blieb. Schon war der Asphalt wieder zu Ende und die Kies-Sandstrasse war nass und ich bekam sämtlichen Dreck von Alfonsos Hinterrad direkt ins Gesicht geschleudert. In der Eile in der Zona de Transición war keine Zeit geblieben, die Brille aufzusetzen, so fuhr ich zwischenzeitlich fast blind weil ich Sand in den Augen hatte. Wir erreichten die Brücke, wo die Seil-Übung geplant gewesen wäre, flitzten durch, bogen wieder ab und bretterten weiter und weiter. Irgendwann wurden wir von einer Camioneta eingeholt, die sich jedoch immer schön brav hinter uns hielt, obwohl wir Platz machten. Wieso, was war den los? Nach ein paar Minuten stoppten sie uns und informierten uns, dass sie eine Art mobiler Kontrollposten waren und den PC auf der Brücke ersetzten (zumindest war das das, was ich verstanden habe). Inzwischen überholte uns das Männerteam wieder und war schon bald ausser Sicht. Kurz darauf kamen wir zu einer Abzweigung, wo wir nicht sicher waren, ob das der Weg zu Campococha, dem Ziel, war. Da unsere mobilen PC-Freunde immer noch in der Nähe waren, fragten wir kurzerhand nach, hielten die Bestätigung und bogen ab. Wir durchquerten einen Bach und sahen ein paar hundert Meter weiter vorne das Ziel. Auf den letzten paar Metern blieb ich fast in der nassen Wiese stecken, dann jedoch hatten wir es geschafft, wir hatten als erstes Team überhaupt das Ziel des HuairaSinchi erreicht!!!

Ich konnte es erst mal kaum glauben, das Rennen war tatsächlich vorbei, überlebt, vorüber. Wir wussten, dass wir das Gesamtrennen nicht gewonnen hatten, dafür hatten wir am ersten Tag zuviel Zeit auf das erste Team verloren, die wir nicht wieder gutmachen konnten, aber wir waren die Tagessieger vom zweiten und dritten Tag. Was folgte war das, was man sonst im Fernsehen sieht. Umarmungen, Fotos, aufs Podest und mit Champagner herumspritzen (brennt mega in den Augen). Ein paar Minuten nach uns kam auch das andere Team an, das uns zwar überholt, aber offensichtlich die Abzweigung verpasst hatte. Während für dieses Team die ganze Show von vorne begann, suchten wir unsere Abastos, die aber noch nicht angekommen waren. Da die Autos die gleiche Strecke wie die Wettkämpfer nehmen mussten, liess die Organisation jeweils nur wenige Autos aufs Mal durch. Bald kamen aber auch unsere Freunde an und mit ihnen die Möglichkeit, sich zu waschen und umzusiehen. Ich fühlte mich komisch. Die letzten drei Tage waren so angefüllt gewesen mit Anspannung, Emotionen und Sorgen, nicht zu reden von den Wochen davor, die noch schlimmer gewesen waren. Jetzt war alles vorbei, was blieb war erst mal ein fieser Schmerz im Knie, aber sonst war eigentlich alles ok. Klar war ich müde, aber nicht wie erwartet total erschlagen (das sollte später noch kommen). Obwohl ich unterwegs nicht viel gegessen hatte, war ich nicht einmal sonderlich hungrig. Wir schauten zu, wie andere Teams, u.a. iStore, die Sieger in unserer Kategorie, ankamen und machten uns bereit, heimzufahren, José wollte schliesslich seinen Flug nicht verpassen. Mateo und Nico, zwei unserer Abastos, äusserten den Wunsch, noch etwas zu bleiben und den Elite zuzuschauen, so blieben auch Nicolas und ich, die anderen fuhren zurück nach Quito.

Wir vier machten uns auf den Weg zurück zur Brücke. Das Kayak und die Seil-Übung waren nur dern Aventura-Kategorien gestrichen worden, die Elite würden diese Etapen absolvieren und das versprach interessant zu werden. Wir mussten etwa 10-15 Minuten warten, dann kam auch schon das führende Team, die schwedischen Thule, angepadelt. Was offensichtlich geändert worden war, war dass sie nicht von den Kayaks aus zu den Seilen schwimmen mussten, sondern am Ufer anlegen, zu Fuss auf die Brücke kommen, erst abseilen und dann wieder auf die Brücke hochjumarn. Was bei den Erklärungen anlässlich des Registros am Freitag relativ leicht getönt hatte, erwies sich in Realität als extrem anspruchsvoll. Mit einer Hand das Seil packen, sich mit der anderen ins Sicherungssystem einklicken und dann dem Seil nach hochsteigen war offensichtlich schwierig und anstrengend, vor allem für die Frauen. In fast jedem Team, dem wir zuschauten, brauchten die Chicas mehr oder weniger Unterstützung der Männer, teilweise hiengen sie eine gefühlte Ewigkeit am Seil ohne vorwärts zu kommen. Die Thules meisterten die Sache noch relativ souverän, andere hatten erheblich mehr Schwierigkeiten. Ich war erst enttäuscht gewesen, dass uns dieser Teil gestrichen worden war, nachdem ich aber den Elite zugeschaut hatte, musste ich zugeben, dass ich froh war, hier nicht nochmals ins Wasser geschickt worden zu sein.

Wir hatten uns gerade entschlossen, nach Hause zu fahren, als Team Ecuador angepaddelt kam. Natürlich blieben wir noch um den Nationalhelden beim Abseilen und Heraufjumarn zuzuschauen. Santiago Miño und seine Männer wirkten vom Ganzen nicht sehr beeindruckt, die Australierin im Team jedoch schien am Ende ihrer Kräfte zu sein. Einer der Jungs blieb lange bei ihr und half ihr so gut als möglich das Seil hoch, was mir jedoch äusserst negativ auffiel, war, dass jene, die auf der Brücke angekommen waren, nicht auf die anderen Teammitglieder warteten. Sämtliche anderen Teams, die ich gesehen hatten, hatten aufeinander gewartet und die Brücke gemeinsam verlassen. Nicht so Team Ecuador. Der erste Typ kam an und spazierte ab, so der Zweite und ebenfalls der Dritte. Und schliesslich die Frau des Teams, die etwas verlassen wirkte und ebenfalls alleine zu den Kayaks zurückmarschierte. Auch wenn ein Wettkampf nicht wunschgemäss läuft und die Frau evtl. nicht so stark wie erwartet war, für mich ist solches Verhalten unsportlich und unsozial und weg war meine Bewunderung für dieses angeblich so professionelle Team Ecuador. Da wundert man sich auch nicht mehr, dass diese drei keine Frau finden, die sich für längere Zeit ins Team integrieren will/kann.

Am Dienstagabend fand dann die Rangverkündigung und Preisverteilung statt. Wir waren nicht ganz sicher, ob wir zweite oder dritte geworden waren und wurden von längerem Blabla, vielen Fotos und dem offiziellen HuairaSinchi 2011-Film noch etwas auf die Folter gespannt. Die Freude war aber gross, als wir erfuhren, dass wir tatsächlich zweite waren. Wir erhielten hübsche, handgemachte Trophäen mit dem Huaira-Logo,  fancy Sonnenbrillen, einen Check über USD 600 für Explorer, einen Outdoor Laden in Quito und ich als Frau des Teams ein HuairaSinchi-Armband. Nicht schlecht, ab besten gefällt mir aber die hölzerne Trophäe, die ist echt edel.


Ich muss mal nachfragen, ob jemand von unseren Abastos allenfall ein paar Fotos gemacht hat. Ich hatte meine Kamera zwar dabei in der Absicht, in den Camps zu föteln, kam aber nicht dazu, bzw. habe schlicht nicht daran gedacht. Für weitere Fotos verweise ich auf die Huaira-Site, in der Hoffnung, dass die bald wieder normal funktioniert.

Anscheinend hat jemand vom drittplatzierten Team Einspruch erhoben und die Organisation hat irgendwelche Zeiten neu berechnet und ist zum Schluss gekommen, dass wir in Wirklichkeit Dritte sind (es wurde das Trekking des zweiten Tages gestrichen weil einer der PCs falsch platziert gewesen war). Und da es anscheinend auch Einsprüche gegen diese Änderung gegeben hat, weiss ich nicht, was jetzt die offizielle Version ist und auf welchem Platz wir schlussendlich gelandet sind. Während es für mich persönlich nicht so wichtig ist, finde ich es schon nicht ganz fair, nach der Rangverkündigung noch solche Entscheidungen zu treffen, zumal ja alle Teams die gleichen Voraussetzungen hatten und den blöden, fehlplatzierten Posten finden mussten.

Aber was soll's. Inzwischen sind die Kratzer verheilt, die blauen Flecken werden langsam gelblich und das Knie schmerzt kaum mehr. Morgen kommt Martina, vom Tsunami unbeschadet, von den Galapagos zurück und unserer baldigen Weiterreise in Richtung Kolumbien steht nichts mehr im Weg.