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Sonntag, 29. Januar 2012

Lateinamerika Rückblick

Also erst mal off-topic: Ganz herzliche Gratulation an Renée und Res zur Geburt ihres Sohnes Nick! Schade, dass ich einmal mehr nur mit Fotos vorlieb nehmen muss, aber auch da sieht der Winzling mega schnüsig aus. Ich wünsche den jungen Eltern ganz viel Freude, Geduld, Ausdauer und was man eben alles so braucht in dem Moment und für die nächsten paar Jahre.



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Das Ende steht bevor. Nicht gerade das der ganzen Welt oder zumindest der Reise, aber doch immerhin unseres Aufenthaltes im Spanisch sprechenden Teil Amerikas. Das ist hart. Nicht nur, weil die Medien uns  ein Leben lang ein fieses Bild der USA vermittelt haben, sondern vielmehr weil unsere eignen Erfahrungen in den letzten zwei Jahren die meisten von denselben Medien (und Berichte anderer Velofahrer) vermittelten gemeinen Bilder so vieler Latino-Länder widerlegt haben. Ich weiss gar nicht recht, wo ich beginnen soll und bestimmt ist ein solcher Rückblick etwas unfair gegenüber schon lange verlassenen Ländern in Südamerika, einfach, weil da die Erinnerungen nicht mehr so frisch sind und von so vielen neuen Eindrücken überlagert werden. Aber ich werde mal versuchen, mich an jedes Land und die entsprechenden Vorurteile, so es denn welche gab, einzeln zu erinnern.


VORURTEILE UND REALITÄTEN

Argentinien
Die Argentinier seien sauschlechte Autofahrer, gewisse Strassen damit gefährlich für Ciclistas.

Nun, wir waren in Argentinien zum Glück nie auf so richtig grossen, vielbefahrenen Transitstrecken unterwegs, wo das vielleicht zutrifft. Ich habe die Argentinier jedenfalls nicht als speziell agressive Fahrer erlebt.

Chile
Keine negativen Bilder die es zu widerlegen galt.

Bolivien
Auch hier, hartes Klima auf den Strassen. Dass das Land sehr arm ist, war nicht in dem Sinne ein negatives Bild, sondern schlicht eine Tatsache, die sich auch bestätigt hat.

Auch in Bolivien waren wir nicht extrem viel auf stark befahrenen Strassen unterwegs, die Strecke Potosí - La Paz war jedoch verkehrsmässig relativ harmlos mit Ausnahme der Einzugsbereiche/Zentren der Städte Oruro und La Paz. Martina wurde im Busterminal in La Paz beklaut.

Perú
Die Peruaner seien Gringos gegenüber unfreudlich, werfen Steine/Kartoffel, schreien "Gringo!" und klauen viel.

Die Gringo-Rufe stimmen, je nach Region mehr oder weniger, i.d.R. sind es jedoch die Kinder, meist waren die Rufe auch nicht unfreundlich gemeint. In/um einige Dörfer wurden wir sehr reserviert behandelt, d.h. ignoriert, selbst wenn wir grüssten. Das war aber sehr regional und konnte von Dorf zu Dorf stark varieren. Oft wurden wir auch enthusiastisch von einer Schar Kinder empfangen, Grüsse wurden i.d.R. erwiedert und wir wurden auch von völlig Unbekannten eingeladen, sei es zum Mittagessen, zu einem Teller Suppe oder es wurden uns Früchte geschenkt. In Cusco versuchte eine Gruppe älterer Señoras, mich zu beklauen, hat aber nicht geklappt. Sonst gab es keine Zwischenfälle. Verkehrsmässig war Perú für uns das übelste Land in Lateinamerika, Autofahrer hupen dauernd (was v.a. nervt) und sind absolut rücksichtslos. Auch die Hunde Perús waren die agressivsten überhaupt.

Ecuador
Auch Ecuador sei nicht gerade das sicherste Reiseland, es seien schon Überfälle auf Ciclistas vorgekommen.

Wir fühlten uns in Ecuador so sicher wie überall in Lateinamerika auch. In Quito muss man aber durchaus vorsichtig sein, wie in Cusco locken die vielen Touristen auch viele unehrliche Zeitgenossen an. Martina wurde im Bus nach Otavalo Geld geklaut. Die Hunde sind z.T. so mühsam wie in Perú.

Kolumbien
Uhh, Kolumbien hatte natürlich ein superschlechtes Image, zumindest was die Medien betrifft. Schlagworte: Guerilla, Drogen, Kriminalität. Berichte anderer Velofahrer sprachen jedoch eine ganz andere Sprache, insofern hatte Kolumbien im Gegenteil ziemlich hohe positive Erwartungen zu erfüllen, was z.B. die Freundlichkeit der Leute betrifft.

Im Süden Kolumbiens sind die FARC noch immer aktiv, deshalb hohe Militär- und Polizeipräsenz. Wir haben auf diese Leute gehört und hatten nie irgendwelche Probleme. Die Kolumbianer waren fast ausnahmslos extrem nett und hilfsbereit, ja erfreut über die Anwesenheit von Ausländern/Touristen in ihrem Land. Die hohen Erwartungen hat das Land/die Kolumbianer mit Bravour erfüllt.

Panamá
Keine wirklich negativen Vorurteile. Wir hatten gehört, Panamá sei teuer und sehr amerikanisiert.

Stimmt, in Panama City dominieren amerikanische Laden- und Restaurantketten das Bild, das Land ist teurer als z.B. Kolumbien. Die überaus netten Panameños, insb. die Bomberos haben das aber relativiert, wir konnten sehr oft gratis übernachten.

Costa Rica
Das "offizielle" Vorurteil von Costa Rica ist eigentlich ein sehr gutes. Etwa 25 % des Landes sind Nationalparks, es ist neutral und hat keine Armee. Klingt eigentlich sehr sympathisch.

Das Land ist schweineteuer. Wir haben keinen Nationalpark gesehen, da wir nicht bereit waren, solche Preise zu bezahlen. Wir hatten einen äusserst schlechten Einstieg im Land, Martina wurde in Puerto Limón beklaut, viele Leute dort waren extrem unsympathisch und unfreundlich, die Hotels verhältnismässig bis sehr schlecht für recht hohe Preise. Das hat sich später etwas relativiert, zumindest was die Leute betrifft. Auch viele Ticos sind Touris gegenüber hilfsbereit und aufgeschlossen.

Nicaragua
Was haben wir da erwartet? In den Medien existiert das Land kaum, Ciclistas meinten es sei arm und darum günstig, die Leute seien freundlich.

Nicaragua ist sicher arm, im Gegensatz zu Bolivien oder Perú trotzdem nicht sonderlich günstig. Die Leute sind sicher nett, die Männer aber so aufdringlich/primitiv, dass sie unser insgesamt gutes Bild von Nicaragua ziemlich beeinträchtigt haben.

Honduras
Wird in den Medien auch kaum erwähnt. Weibliche Ciclistas fanden schon, die Männer seien nervig, wohl etwa so, wie wir die Nicas empfunden haben.

Zwei Tage in Honduras war zu wenig, um eine Aussage zu machen. Am ersten Tag kam kaum ein blöder (männlicher) Spruch, besoffene Typen in Städten sind aber auch in Honduras nicht unser Ding.

El Salvador
El Salvador wird oft als gefährlich bezeichnet, viele Gangs (Maras), Drogenkriminalität, insgesamt eher instabil und mit brutaler Bürgerkriegsvergangenheit.

Yep, vor fast jedem Laden, bei jeder Tankstelle etc. steht ein Bewaffneter mit Pump-Gun. Vermutlich nicht aus Jux, wir fühlten uns aber sicher, wurden auch nie bedroht oder dumm angemacht. Die Männer sind höflicher als in Nicaragua. Wir haben uns aber kaum in grösseren Städten aufgehalten, gerade in San Salvador  gibt es bestimmt nicht empfehlenswerte Quartiere.

Guatemala
Soll auch gefährlich sein, v.a. wegen wegen organisierten Drogenbanden und der üblichen Kriminalität und Instabilität in einem Land mit langer Bürgerkriegsvergangenheit.

Hohe Polizeipräsenz in den Städten. Auf Nebenstrassen wurden wir von Einheimischen öfters gewarnt, die Region sei nicht sicher, passiert ist nie etwas. Die Leute sind oft eher zurückhaltend (Indígena), wenn wir aber gefragt haben, wurde uns immer geholfen (z.B. Übernachtung bei Kirchen, wenn es keine Unterkünfte gab).

Belize
Ich hatte kaum ein Bild von Belize, in unseren Medien spielt das Ländli keine Rolle.

Belize war ein Preisschock nach Guatemala, betr. Sicherheit waren wir aber nie besorgt. Wie wir später hörten, ist das Land aber durchaus nicht sicherer als der Rest von Lateinamerika, was aber schliesslich auch nie jemand behauptet hat.

Mexiko
Drogenkrieg in Mexiko!!!!!! Lastwagen voller Toten gefunden, Polizeichef ermordet!!!!!! Schiesserei hier, Massaker da!!!!!!!!! Mexikaner sind die schlimmsten Autofahrer überhaupt und dazu erst noch elende Obermachos. Zwei Frauen "allein" in Mexiko muss also fast Selbstmord gleichkommen!!!

Unsere Familien hatten ihrer Sorge über unseren Aufenthalt in Mexiko durchaus Ausdruck verliehen und wir behaupten auch nicht, die Sicherheit hier nicht ernst genommen zu haben. Die Polizeipräsenz ist hier auch hoch, in gewissen Gegenden sogar extrem hoch. Polizei- und Militär-Pick-ups haben festinstallierte Maschinengewehre auf den Ladenflächen, die immer bemannt sind und schussbereit aussehen, bei Strassenkontrollen stehen auch mal Radpanzer herum. Wir wurden mehr als einmal von Polizisten oder Privatpersonen darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns in nicht sicherer Gegend aufhalten und doch bitte aufpassen sollten. Wir haben solche Warnungen nie ausser Acht gelassen, viel mehr als weiterfahren konnten wir aber eh nicht machen. Es hat uns in fast sechs Monaten in Mexiko nie jemand bedroht, niemand hat auch nur versucht, uns zu beklauen! Die Leute sind nett und hilfsbereit, zwei Chicas gegenüber sowieso. Dank den Cuotas ("Zahlstrassen") mit breiten Seitenstreifen hatten wir auf den Strassen i.d.R. keine Probleme, auch auf den normalen, engen Strassen wurde es selten kritisch (ausser auf der Baja California). Abgesehen von zwei eher speziellen Fällen waren auch die Männer i.d.R. durchaus in Ordnung.

Insgesamt lässt sich also mit supergutem Gewissen sagen, dass Lateinamerika, wenn mit etwas gesundem Menschenverstand bereist, bei weitem weniger gefährlich ist als gerne behauptet wird. Wie viel Glück da im Spiel war, können wir natürlich nicht so genau sagen, da wir aber auch von anderen Ciclistas selten (nicht nie!) negative Sachen hörten, nehmen wir an, dass positive Erfahrungen der Alltag, Negatives die Ausnahme sind. Viele Leute fragen uns auch, welches unser Lieblingsland war. Auf diese Frage gibt es schlicht keine Antwort, zu unterschiedlich sind Länder und Leute. Da es aber in fast jedem Land Highlights gab, mache ich nochmals eine Liste mit dem, was mir persönlich jeweils am besten gefallen hat.


HIGHLIGHTS ZWISCHEN USHUAIA UND TIJUANA

Argentinien
Parque Nacional los Glaciares: Gletscher Perito Moreno und Gegend um El Chaltén (Fitzroy und Cerro Torre). Paso Jama.


Chile
Carretera Austral.


Bolivien
Lagunen Route.


Perú
Machu Picchu, Trekking in den Cordilleras Blanca und Huayhuash. Casa de Ciclistas in Trujillo.


Ecuador
Cuenca, Teilnahme am Huaira Sinchi, Casa de Ciclistas in Tumbaco.


Kolumbien
Die Kolumbianer als extrem gastfreundliches, offenes und hilfsbereites Volk. Hier etwas zu verlinken würde wohl nicht viel bringen, da das vermutlich sämtliche Kolumbien-Posts betreffen würde.


Panamá
Panama-Kanal, Inseln Bocas del Toro.


Costa Rica
Intakte Natur und wilde Tiere.



Nicaragua
Cañon de Somoto.


El Salvador
Die Pazifikküste mit ihren Megawellen.


Guatemala
Lago Atitlan, Tikal.


Mexiko
Cenotes, Chichén Itzá, Palenque, Landschaft zwischen Durango und Mazatlán, Baja California.



Der Grenzübertritt in die USA steht nun unmittelbar bevor. Für uns, wie ihr vermutlich schon erraten habt, einen viel grösseren emotionalen Schritt als der Wechsel von Süd- nach Mittelamerika. Das war mehr geographisch gewesen, aber alles in allem hat sich zwischen Kolumbien und Panama nicht so viel geändert. Jetzt wird ALLES anders werden, und beginnen wird das mit dem Durchschlupf durch den Tortillavorhang. In Lateinamerika waren Grenzübertritte meist eine kurze und unkomplizierte Sache gewesen, aber von Mexiko nach Gringolandia? Sollte das alles etwas skeptisch klingen, wir bemühen uns um eine offene Einstellung und sind bereit, uns von den Amis überzeugen zu lassen, dass auch in ihrem Fall die Vorurteile nicht gerechtfertigt waren. Aber vorerst mal: Adios amigo/as, adios Latino America, que les vaya bien!

Donnerstag, 22. Dezember 2011

English Summary No. 10

Costa Rica
Yeah, well, let's see how much I remember from those hot days in Central America. We were quite happy to leave Puerto Limon which was by far our least favorite place so far. The rest of Costa Rica was much nicer although often too expensive for our liking. One positive thing were the numerous good bakerys and its beautiful nature with a lots of colorful flowers and birds that disapeared once we crossed the border to Nicaragua. 

Nicaragua
In Nicaragua we visited the island Ometepe, an interesting place formed of two grown-together volcanoes. What shocked me a little were the many very thin horses in that lush green area. The guide we hired for a "sight seeing" tour figured that farmers' work is hard and as the horses were farmers as well their work is eaqually hard, this is why they're thin. I couldn't really believe that, not even Peruvian horses were that bony and there is much less food there. I figure people just don't let their animls grase very often. Apart from that first rather negative impression, we liked Nicaragua. We also visited the cities Granada and Leon and did a guided tour through the Cañon de Somoto, which was well worth it. After a while in the country, the Nicas (this is how the people there are called) were getting more and more annoying. By saying that I only mean the male Nicas who we couldn't pass withough getting rude, insinuating remarks or being whistled at.

Honduras
Interestingly, that behavior stopped in Honduras. We only spent one night there and could sleep at the fire fighters' station in Choluteca. As we left the country for El Salvador the next day we didn't really get to know the people of Honduras (drunk guys are an annoyance as well). 

El Salvador
But we did so in El Salvador, and I liked them much better then the Nicas. We also liked Pupusas which seemed to be something like El Salvador's national dish. It's like a filled tortilla, usually with cheese and beans, sometimes with meat. The country is very hilly due to its many volcanoes and cycling there was brutal as it was always extremely hot and humid. We started drinking a lot of Gatorade as we couldn't stand the warm water in our bottles anymore. We had been a bit unsure about El Salvador as it doesn't have the best image where security is concerned but we never had any problems or felt threatened any more than before (never went into any big cities, though).

Guatemala
Same for Guatemala. It's sometimes said to be dangerous with lots of drug-related crime but nobody tried to shoot or kidnap us. On our second day we chose to leave the main road, had to cross a river that flooded the gravel road and had to stop in the rain because of a flat tyre. Some motorcyclists who passed figured the place was dangerous and stayed until we were ready to go again. We believe that the area wasn't the best place to be, but nobody tried to rob us all day.  We even were allowed to sleep in a church as there were no hotels nearby. 

The next day we opted for another off-road strech but didn't make it very far. In a very steep descent Martina's breaks failed and she chose the ditch to stop instead of continuing on the bad dirt road (the pavement stoped just there) and fall in the deep ravines further down. That was a good choice and although it looked very bad, she wasn't seriously hurt. Still bad enough for a break and her racks were bit bent as well so we tried to get a ride to our next destination, Antigua. There weren't many people around (and it was apparently still not very safe), so we didn't have a choice as this one guy asked USD 150 for the two-hour drive to Antigua. At least, we managed to get the price down to USD 125. Charging that much wasn't a very nice thing to do but when he claimed that he "wanted to save us because we was catholic" we nearly laughed. But ok, he finally brought us to Antigua were we spent two weeks until Martina was fit to ride again. 

We didn't chose a direct route through the country but did a detour to Quetzaltenango and Huehuetenango. We had been told that the countryside there was stunning. All right, we don't acutally disagree but we didn't find it all that special. Still, it was nice. Less so were the fleas that hitched a ride after we spent a night at a cuartel de bomberos. Once in Coban, we had to spray all our stuff with poison to get rid of them. I also had to see a doctor there because a nasty fever (with headache etc.) attacked and scared me. After about a week in Coban we set out again. 

Our next goal was Tikal, an ancient Maya city deep in the jungel of El Petén. On our way there we saw how an area looks after all the trees are cut down but nothing is cultivated. It was just brown grass, some bushes and nothing else. Looked like a bad future for the area. Tikal is still in the jungel, probably only because it's in a National Park, though. The ruins are impressive, lots of tall pyramids, wow!

Belize
One day later we stood at the border to Belize, a small and funny country. It's inhabited mostly by black, English speaking peoble and has gained its independence from England only in 1981. It's much more expensive than Guatemala, eaqually hot but we couldn't find any Gatorade. It's a well-known place for snorcheling and diving but we didn't want to spend much time or money there. The only place we visited was some sort of a bird sanctuary. 

Mexico
After four days we had reached the border to Mexico and were surprised to find that Mexico wasn't much cheaper. Ok, it depends, but we've never bought Gatorade for example because that's way too expensive, which is a pity because Yucatán is as hot and humid as Central America. We wanted to visit some more Maya sites, starting with Tulum on the Caribbean coast. Getting there meant cycling on a broad, straight and extremely boring road for hundreds of kilometers. Luckily there were distractions like a Cenote Azul (a very blue lake) or a beautiful Laguna Azul, otherwise we would probably have died from boredom. Finally, the ruins of Tulum were nice but not spectacular. What indeed was spectacular was its location on the coast with the deep blue water. The next archeological site, Chichén Itzá, was way more impresive, again with big pyramids and tempels. 

To leave the hot and expensive peninsula we chose the shortest route on the map, only to find out that we had to take a detour of about 100 km because one road marked on the map didn't exist in reality (we didn't want to get stuck on muddy dirt tracks). After being stared at a lot by Mennonites in Hopelchén we cycled as fast as we could to Palenque. On the way there we set a new record of over 150 km in one day. The town of Palenque wasn't very nice and it was hot and humid again. Its ruins on the other hand were beautiful although by now we figured we had seen enough Maya buildings for a while. On the way to San Cristóbal de las Casas, we felt like being back in Guatemala, the landscape looked so familiar (we were close after all).

The city of San Cristóbal was pretty and we also liked the hilly countryside surrounding it. On the way to Tehuantepec we got lost on a road not marked on the map. Luckily, we're always equiped to camp so it wasn't that big of a problem. We just ended up in different town the nex day, but no big detours this time. When leaving Belize we had left the political Central America, now after the Isthmus of Tehuantepec we also left the geographical Central America and entered North America. Wow, sounds more impressive than it was. We're still in Latin America and nothing has changed since. The fact that my rear rim broke was not due to North America but to stupid speed bumbs you have no chance to see as they are as grey as the pavement of the roads. We still had to take a bus to Oaxaca where I could find a decent enought new rim.

Since Oaxaca we are in the highlands again with much cooler temperatures and therefore much less sweat than before. It's also a most densly inhabitated area with many huge cities that create thick and ugly clouds of smog. To avoid the capital, Mexico City, we went from Puebla (big but beautiful) to Cuernavaca (expensive, didn't like it much) and to Querétaro. We were to meed friends from Ecuador in Querétaro and looked forward to it. The landscape was basically flat plains with some hills now and then, often it was rather boring. To avoid the usually not cheap hotels we camped more often now which had been virtually impossible in Central America because of the heat (who would like sleeping in a sauna?).

We had "chosen" a good moment to arrive in Querétaro. Martina was quite ill that day, was feeling dizzy and couldn't even see normally anymore. Having to cycle straight through a busy city in such conditions is no fun at all and I was relieved when we arrived at our friends' house without any accidents. We had planed to stay some three to four days there but ended up staying over two weeks as Martina had so see several doctors several times. Apart from that, we were happy to see Sjef, Pati, Jan and Carmen again, whom we had known in Ecuador and which whom we spent last Christmas in Cuenca. Here once again, thank you so much for your hospitality and kindness, for welcoming us in your home and letting us stay for so long, enjoy so many things we haven't had for such a long time (a family, good food, a confortable bed, a cosy sofa etc. etc.). You've been incredible, thank you and hope to see you in Switzerland some day!

From Querétaro we cycled via San Miguel de Allende, Aguascalientes, Zacatecas and Durango to Mazatlán. The high plateau was usually flat with some hills every now and then. Until Zacatecas we often camped at Pemex gas stations, after that we had to find hotels because of a cold air front. Our camping equipment for tropical areas has been upgraded a little but still sucks when it gets seriously cold. After hundreds of mostly flat kilometers it was very hilly after Durango, getting even more hilly on the fourth day. That was hard as we had expected a downhill ride, which came only on day five. But the scenery was absolutely awesome, looking down on mountain ridges and valleys and knowing that, at some moment, we would be speeding down. And we finally did, meeting five cyclists travelling South. On the sixth day we arrived in Mazatlán and met two more ciclistas. We are now waiting for a letter from Switzerland and will then take the ferry to La Paz on the Baja California.

Sonntag, 11. September 2011

Coban - Chetumal: Via Tikal und Belize nach Mexiko

Dass wir nach Coban noch einige Hübel zu überwinden haben würden, war uns ja klar gewesen (kein Profil mehr für diese Strecke). Dass diese Colinas aber so fies und so steil ausfielen, war nicht so nett. Dazu kam, dass wir beide eben doch noch nicht so fit waren, wie wir es gerne gehabt hätten und mit ungeplanter Müdigkeit, ab und zu Kopfschmerzen und Bauchproblemen kämpften. Abgesehen davon passierte nicht viel, wir pedalten langsam und bedächtig die Subidas hinauf und flitzten vergnügt und schnell die Bajadas runter. Die Landschaft war grün in diversen Tönen, hell, wo Gras wuchs, dunkel wo noch Wald stand. Zwischendrin lagen kleinere Ortschaften, wo wir auch mal stoppten für ein wieder sehr in Mode kommendes Gatorade. Da unser momentanes Ziel die tiefliegende Region El Petén war, kam auch irgendwann die langersehnte Abfahrt hinab in die "Ebene". Ebene deshalb in Anführungszeichen, weil es dort unten selbstverständlich auch Hügelketten und sonstige heftige Wellen gab, die den Schweiss wieder in Sturzbächen fliessen liessen. Nach etwa 74 km und fast 5.5 Stunden im Sattel erreichten wir Chisec, wo wir ein günstiges Hotel fanden und wo wir u.a. auch die von Coban mitgereisten Kakerlaken rauswerfen konnten.

Platt aber eben doch hügelig.

Früh am nächsten Morgen schwangen wir uns wieder auf unsere Sättel, immer in der Hoffnung, nun keine blinden Passagiere mehr mitzuschleppen. Es war neblig, was der Landschaft einen mysthischen Touch verlieh. Die Strasse war zwar relativ flach, wand sich aber zwischen dicht bewaldeten Felsen hindurch. Der nächtliche Regen hatte die Luft abgekühlt und die morgendliche Verschleierung tat ihr Übriges dazu, dass sich die Temperaturen in erträglichen Grenzen hielten. Eine Zeit lang folgte die Strasse einer Ölpipline, dann bogen wir scharf rechts ab, hatten kein Öl mehr und auch etwas weniger Verkehr. Einige Kilometer lang ging es noch durch Hügel, dann beginnt ein Abschnitt, der auf der Karte vermutlich mit dem Lineal gezeichnet wurde. In der Realität gab es aber eine oder zwei ganz leichte Biegungen und auch ebenso leichte Wellen.

Zwischen bewaldten Felsen ist es hübsch...
...hier nicht mehr wirklich spannend.

Wir befanden uns nun im Petén, einer Region, die ich mir zwar flach aber bewaldet vorgestellt hatte. Vor Jahren hätte das wohl auch noch gestimmt, leider haben aber nur wenige Bäume die Ankunft der Siedler überlebt. Jetzt sahen wir da gerade mal noch Gras, teilweise Büsche und quadratkilometerweise Palmenplantagen. Grosse Flächen sind nicht einmal mehr grün, sondern braun, es hat vereinzelt verdorrts Gestrüp und ein paar Grashalme. Keine Ahnung, wieso man den Wald roden sollte, wenn man danach nichts auf dem "gewonnenen" Land anbaut. Oder es war einmal etwas angebaut worden und nun ist der Boden ausgelaugt und gibt nichts mehr her. Ich weiss es nicht, es ist aber zum heulen.

Nach unendlich erscheinenden Stunden bogen wir um eine Rechtskurve und befanden uns im Dorf Las Pozas. 86 km und wieder über 5.5 Stunden hatten für den Tag gereicht und die nächste grössere Ortschaft hätten wir eh nicht mehr erreicht. Das Problem nun war, dass Las Pozas selber eben auch nicht gross war und es kein Hotel o.ä. gab. Auch keine Bomberos. Das war ja aber nicht das erste Mal, dass es keine offizielle Unterkunft gab, und so galt es eben, die nicht offizielle Version zu finden. Die tausenden Kirchen im Land sollen auch einmal zu etwas gut sein und so fragten wir beim Pastor an. Der sprach so gut wie kein Spanisch, zum Glück war aber sein Sohn da, der übersetzen konnte. Bei der Kirche campen wäre grundsätzlich möglich gewesen, der Pastor hatte aber auch eine Art Zimmer mit einer Art Betten für Besucher und wir durften es uns dort netterweise bequem machen.

Praktischerweise lag das Dorf Las Pozas gleich neben der gleichnamigen Lagune und so setzten wir uns am späteren Nachmittag mitsamt den Kleidern auf einige Steine im Wasser und kühlten unsere Körpertemeratur auf ein gesundes Mass runter. Wobei das auch nur mit Stillsitzen klappte, in dem lauwarmen Wasser zu schwimmen hätte zu erneuten Hitzewallungen geführt. Dieser erste so richtig heisse Tag seit langem hatte auch in unseren Gesichtern seine Spuren hinterlassen. Wie damals in Kolumbien war alles voller schmerzhaften Pickeln, einzig meine Stirn, dort wo das Schweissband durchgeht, hatte es keine. Zurück im Haus des Pfarrers waren wir nicht überrascht, in einer Spalte krabbelnde Mitbewohner zu finden. Die hat es einfach überall, selbst in gar nicht so schlechten Hotels und hier auf dem Land natürlich umso mehr. Und diese hier war mit ihren 4 cm Länge nichteinmal ein besonders grosses Exemplar.

La Cucaracha, la Cucaracha...

Der dritte Tag seit Coban hatte La Libertad als Ziel und wurde somit kürzer. Erst mussten wir aber natürlich kilometerweise durch traurig öde Graslandschaft strampeln. Was in dieser Gegend vermehrt wieder auffiel, waren die Kinder am Strassenrand, die "Gringo, Gringo" riefen. Komischerweise riefen die auch weiter, wenn man gewunken und "hola" gesagt hat, einige, die ganz nahe waren, streckten auch in unmissverständlicher Geste die Hände aus. Ist doch interessant, wie man als Gringo in einigen Regionen als wandelnder Bankomat angesehen wird, anderswo jedoch nicht. Immerhin, der manchmal etwas fiese Tonfall, der auf der Strecke Huehuetenango-Coban ab und zu angeschlagen wurde, kam hier eigentlich nicht vor. Trotzdem, besonders hilfsbereit waren die meisten Leute da nicht. Martina war, als sie um eine dieser unzähligen lästigen Schwellen herumgekurvt war, an der neusten Asphaltschicht hängengeblieben und umgekippt. Und obwohl das mitten in einem Dorf passiert war, gafften die Rumstehenden nur, auf die Idee, ihr zu helfen, ist keiner gekommen. In Ländern wie Kolumbien oder Panamá wäre das undenkbar gewesen.

Als wir plötzlich wieder durch dichten Wald fuhren, war klar, dass es damit etwas Spezielles auf sich haben musste. Wir befanden uns im Nationalpark Rosario und da wir uns nicht unter Zeitdruck fühlten, machten wir einen kurzen Abstecher zur Lagune Rosario. Gerade umwerfend war das nicht, aber ein hübscher Ort zum Pause machen, Tische und Bänke und idyllische Aussicht auf den Weiher. Daneben stand ein Schild, das den Gebrauch von Seife im See verbot und vor Krokodilen warnte. Also ehrlich, wo Krokis wohnen, gehe ich sowieso nicht baden.

Bald fuhren wir weiter und kamen schon kurz darauf in Sayaxche an, wo die Strasse im Río de la Pasión endete. Die Fähre war aber schon unterwegs und legte wenige Minuten später auf unserer Seite an. Damit, dass das für Ciclistas gratis sein würde, hatten wir nicht gerechnet. Aber gut, nehmen wir gerne an. Da es weiterhin oberplatt bis nur leicht wellig war, erreichten wir kurz nach Mittag La Libertad. Ein Strassenschild meinte, bis zum nächsten Ort seien es noch über 50 km, und so entschieden wir uns zum bleiben. Umso besser für mich, mein Bauch war nämlich gerade wieder beleidigt und so freute ich mich mehr über eine Siesta als über ein paar weitere Stunden im Sattel in der brütenden Hitze.

Dass jenes Strassenschild gelogen hatte, stellten wir natürlich erst am folgenden Tag in Flores fest, bis wohin es nur wenig mehr als 40 km waren. Zusammen mit den 68 km vom Vortag und den ortsüblichen Temperaturen würden wir sowas in einem Tag nur machen, wenn es nicht anders geht. Bis Flores, einem kleinen Städtchen auf der Isla de Flores im Lago Petén Itza passierte nicht viel, ausser, dass wir nach einer Stunde anhielten um nochmals zu frühstücken. Nicht, weil's unbedingt nötig war, mehr, weil gerade dieses hübsche Restaurant am Strassenrand stand. Dass Flores touristisch sein würde, hatten wir ja gewusst, WIE touristisch der Ort aber war, wäre kaum vorstellbar gewesen. In einigen Strassen war jedes zweite Haus ein Hotel, die andere Hälfte waren Restaurants. Autsch! Wir hatten wieder einmal das Guidebook konsultiert, wo das Hostal Los Amigos, das als günstigste Unterkunft aufgelistet war. Das grosse Gringo-Hostal, kostete aber weit mehr als wir zu zahlen bereit waren ohne dabei einen besonders hohen Standard aufweisen zu können. Im El Mirador bezahlten wir für ein Zweierzimmer mit eigenem Bad pro Person schliesslich weniger, als im anderen ein Dorm-Bett gekostet hätte (Q. 80). Das war natürlich auch den Israelis bekannt und so teilten wir das Hotel mit einer riesigen Horde rauchenden und äusserst lärmigen Horde Brüllaffen.

Zum Los Amigos gingen wir am selben Tag aber doch noch einmal zurück, nämlich um umsere Tour nach Tikal, Guatemalas grössten und bedeutendsten Maya-Ruinen, zu buchen. Am Morgen darauf um 4.30 Uhr ging es denn auch schon los. Die Fahrt im Minibus verschlief ich wie wohl alle anderen auch. Kurz vor 6 Uhr standen wir beim Eingang zum Nationalpark, bezahlten die Q. 150 (oder US$ 20) und kurz darauf parkierten wir vor dem Jaguar Inn, einem Hotel/Restaurant im Park, wo man zu brutal überteuerten Preisen frühstücken und Sandwiches kaufen konnten. Wir hatten aber schon in Flores unseren üblichen Granola-Zmorge "genossen" um hier nicht unser Budget räubern zu müssen.

Nach etwa einer halben Stunde rumhängen, ging die Tour endlich los. Blöderweise hatten sich selbst unsere sonst extrem preisbewussten Freunde vom Hotel auch eine Führung geleistet und so waren wir eine recht grosse Gruppe. Caesar, unser Führer machte seine Sache aber sehr gut, wir bekamen auch interessante Informationen zu Pflanzen. Da wuchs z.B. ein Arbol de la Vida, ein Baum des Lebens, der den Maya heilig gewesen war und der die neun Stadien des Lebens repräsentiert hat (wie genau das im Detail funktioniert hat, habe ich vergessen). Jener Baum war über und über mit anderen Pflanzen, v.a. Orchideen bewachsen, von denen Caesar aber betonte, sie seien keine Parasiten und schadeten dem Baum nicht. Die parasitären Pflanzen, die den Baum umbringen, langsam aber sicher, zeigte er uns später.

Der Baum wird langsam erdrosselt.

Wir spazierten dann einige Zeit durch dichten Jungel bis wir auf einmal ein ziemliches Getöse hörten. Da turnte eine grosse Familie Coatis rum und die scherten sich keinen Deut um Touris, die sie umringten und knipsten wie wild. Zwei davon schienen eine ernste Meinungsverschiedenheit auszutragen, sprangen sich an, fauchten, fletschten mit den Zähnen und machten einen Riesenradau. Entschieden wurde die Sache erst, als einer der beiden von einem Kollegen Hilfe erhielt.

Coati-Fight.

Nun erreichten wir bald die ersten Gebäude und erhielten eine Einführung in die Maya-Kultur, die Conquista durch die Spanier, deren mitgebrachten Schweine hier anscheinend die erste Schweinegrippe-Epedemie auslösten und deren religiös übereifrigen Mönche kurzerhand eine Bibliothek mit rund 20'000 von den Maya geschriebenen Büchern verbrennen liessen. Jaja, hoch lebe das Christentum!!!  Anschliessend gingen wir jede Menge Ruinen anschauen. Eine erstaunliche Menge ist ausgegraben, geputzt und teilweise wieder aufgebaut, während noch eine ebenfalls riesige Anzahl an Bauwerken noch von Gras und/oder Bäumen überwachsen sind. Diese Tempel haben alle quasi eine Schale aus Steinen, das Innere ist mit Kies/Erde/Sand gefüllt und wenn das Gewächs die Steinschicht mal aufgebrochen und zur Seite geräumt hat, leistet das weiche Innern der Gebäude keiner Pflanze mehr Widerstand. Bei den vielen steilen Hügel in Tikal muss man wohl annehmen, dass darunter Ruinen versteckt liegen, von denen aber von aussen meist kein Stein mehr zu sehen ist.

Ausgebuddelt und geputzt...
...oder eben auch nicht.

Natürlich gibt es in Tikal auch Gebäude, die so hoch sind, dass sie über die Baumkronen herausragen (so hat man die Stadt überhaupt erst gefunden), dort hinaufzusteigen ist aber wegen der Hitze äusserst anstrengend und lange kann man die Aussicht dort oben auch nicht geniessen, da man sonst ganz einfach gegrillt wird. Um die Ruinen nicht zu beschädigen und weil die Originaltreppen meist so steil sind, dass man kaum raufkommt, wurden bei den hohen Tempeln Holztreppen oder -leitern gebaut, die jedoch teilweise auch schon wieder am einstürzen und darum gesperrt sind. Der Tempel Nr. 1, sozusagen das Wahrzeichen Tikals ist momentan mit hässlichem Gestänge versehen (vermutlich wird da restauriert), einige Gegenstände wie verzierte Steine oder ein riesiges Gesicht wurden mit einem Strohdach geschützt.

Tempel Nr. 2.
Verewigter Maya-Herrscher.
Tempel Nr. 5.

Etwa um 10 Uhr war die geführte Tour beendet und wir hatten noch zwei Stunden Zeit, auf eigene Faust durch den Park zu wandern. Es hätte auch die Möglichkeit gegeben, erst um 14 Uhr zurück nach Flores zu fahren, was wir eigentlich geplant hatten, aber die ganze Anschauerei hatte uns ziemlich geplättet. Die ehemalige Stadt ist denn auch riesig, mit fünf grossen (ausgegrabenen) Tempeln, unzähligen anderen Gebäuden wie z.B. Wohnhäusern und was weiss ich allem. Auf den supersteilen Treppen mit ihren rech hohen Tritten kam die Frage auf, wieso Leute, die selber kaum 1.50 m gross wurden, so hohe Treppenstufen bauten. Wer Höhenangst hat, hat in Tikal jedenfalls Probleme bei der näheren Besichtigung der Anlagen.

Unser Guía hatte eine Tarantel gefunden.

Zurück in Flores spazierten wir noch etwas durch die Stadt, schautem einem Tanzfestival zu, das uns jedoch nicht sonderlich beeindruckte, bewunderten den Sonnenuntergang und später eines der krassesten Gewitter mit brutalstem Regen, das wir je gesehen hatten. Zum Glück hatte unser Hotel ein eigenes Restaurant, da hinauszugehen wäre vermutlich lebensgefährlich gewesen.

Der nächste Tag war unser letzte in Guatemala. Die Karte behauptete, es seien 100 km bis zur Grenze zu Belize, dass wir schon nach 93 km in der Grenzstadt Ciudad Melchor de Mencos ankamen, störte uns aber nicht weiter. Die Strecke war erst platt, danach etwas hügelig aber im Grossen und Ganzen langweilig gewesen. Die Ausreise aus Guatemala am Morgen kostete Q. 20, war sonst aber nicht weiter kompliziert. Mein Geldwechsel-Typ wirkte etwas improvisiert und hatte nicht einmal einen Taschenrechner und ich vermute, der Quetzales- Belize Dollar-Tausch hat nicht wirklich gestimmt. Relevanter war aber der Wechsel von US Dólares zu Belize Dólares, was bei einem Kurs von 1:2 nicht wirklich schwierig ist und mit Hilfe eines anderen Wechslers hatte das dann tatsächlich korrekt geklappt.

Der Empfang in Belize war nicht sonderlich freundlich, immerhin hatte die Information des Schweizer Honorarkonsuls gestimmt, dass Schweizer für Belize kein Visum mehr brauchen. Wir kriegten beim Zoll einen handschriftlichen Eintrag in den Pass, dass wir ein Reisevelo im Wert von USD 2'000 mitführten. Das würden wir bei der Ausreise stempeln lassen müssen damit wir die Bicis in Belize nicht illegal verscherbeln konnten. Dann ging es auch schon los, immer noch heiss, immer noch flach, nun aber für ein paar Tage auf Englisch. Das kam mir extrem komisch vor, mit anderen Gringos Englisch zu reden waren wir uns ja gewohnt, aber mit Einheimischen?!? Und wie grüsst man auf der Strasse, mit "Good Morning" oder einfach "Hi"? Mal so, mal so, zwischendrinn, wenn ich vergass,wo ich gerade war, auch mal wieder auf Spanisch.

Im Grenzgebäude von Belize hatte es, im Gegensatz zu so vielen anderen Ländern, kein Warnschild gegeben, dass z.B. Kinderprostitution strafbar ist und ich habe mich schon gefragt, ob das hier evtl. kein Thema sei. nach der Grenze stand da jedoch ein fetts Schild am Strassenrand, das auf das Problem des Menschenhandels aufmerksam machte. Belize mag vielleicht nicht wirklich zu Lateinamerika gehören, soooo viel anders scheint die Situation im Land aber nicht zu sein.

Yep, Menschenhandel ist eine Sauerei.

Wir hatten uns vorgenommen, ca. 80 km bis zum Örtli La Democracia zu fahren und uns dort ein Bett zu suchen. Dummerweise bestand La Democracia aber nur aus einer Abzweigung und einigen wenigen verstreuten Häuslein. Blieb nichts anderes übrig als in das 24 km weiter entfernte Hattievill zu strampeln und zu hoffen, dass unser Wasservorrat reicht. Das war noch langweiliger als die ersten 80 km in Belize weil noch flacher, links und rechts war nichts als Sumpf, braunes Gras und Büsche. Hattievill hatte dann sogar einen Supermarket, wo es kühle Getränke gab, ein Hotel oder etwas ähnliches glänzte aber durch Abwesenheit. Ein Burrito-Verkäufer schien aber jemanden zu kennen, der evtl. Zimmer vermietete und brachte uns freundlicherweise gleich dorthin. Leider war aber niemand zu Hause und beim zweiten Haus, wo er es versuchte, gab es nichts zu vermieten. Weiss allerdings nicht, ob ich dort hätte übernachten wollen, wir wurden nämlich gerade Zeugen, wie ein Mann seine etwa fünf oder sechs Jahre alte Tochter anschrie und aufs Übelste beschimpfte, was gar nicht zu dem "Keep cool man, take it easy"-Bild passte, das oft von Belize vermittelt wird.

Nachdem unserem Freund nun auch die Ideen ausgegangen waren, meinte er schliesslich, er hätte auch ein Haus, und wenn wir wollten, könnten wir bei ihm schlafen. Wir gingen also sein Haus anschauen, einigten uns auf einen Preis und darauf, dass wir in einem leeren Zimmer unsere Matten ausbreiten würden. Das Angebot, dass er für uns kochen könnte, wir müssten nur die Zutaten bezahlen, lehnten wir natürlich nicht ab. Seine Burritos waren nämlich echt fein. So waren dann auch unsere Eier, Reis und Bohnen:-)

Gecko staunt in die Kamera.

Besonders geruhsam wurde die Nacht allerdings nicht. Das lag nicht an unserem Gastgeber Stanley, sondern u.a. an seinem Cousin, der auch dort wohnte und die halbe Nacht vor dem Fernseher sass. Dazu war es auch schlicht viel zu heiss zum schlafen und die Mücken hielten uns trotzt Ganzkörperbehandlung mit Repellente wach. Zum Glück hatten wir uns für den folgenden Tag keine Monsteretappe mehr vorgenommen, bis zum Crooked Tree Wildlife Sanctuary waren es keine 60 km mehr. Das einzige Erwähnenswerte, das wir unterwegsd sahen, war das Central Prison of Belize, vor dem ein Schild stand, das auf den Prison Gift Shop hinwies und wo einige orange angezogene Gestalten johlten und piffen als sie uns sahen. Sehr sicher da die Anlage eh nicht aus und wir hofften, dass die Typen, die dort rumspazierten nicht die so richtig bösen Jungs waren. Nach der Abzweigung von der Hauptstrasse kämpften wir noch etwa 6 km mit einer nassen Stein- und Sandstrasse, wo unsere Räder ganz fies kleben blieben. Im Visitor Center wurden wir von Steve, dem langjährigen Angestellten des Sanctuarys sehr freundlich begrüsst und bekamen Information, was man dort alles tun und wo man schlafen kann.

Die Suche nach einer solchen Unterkunft war dann aber gar nicht so einfach bzw. die Leute nicht sonderlich nett. Erst bei der Crooked Tree Lodge wurden wir fündig. Eine Lodge ist zwar nicht unser üblicher Übernachtungsort, da viel zu teuer, wir konnten aber für USD 5 campen und hatten das ganze grosse Grundstück für uns allein. D.h. wir mussten es mit Princess, einem waisen Kalb und einem Krokodil im Weiher teilen. Mick, ein Engländer, und Angie, seine Frau, die aus Crooked Tree stammt, waren nett, wir bekamen ein megafeines, megagrosses Abendessen für gerade mal USD 4 pro Person, der Zeltplatz war perfekt und wir wurden von keinen lauten Fernsehern, Autos oder bellenden Hunden gestört. Das einzige Problem war die Hitze. Natürlich hatten wir das Zelt erst am späteren Nachmittag aufgestellt und unter den Bäumen war es zu keinem Zeitpunkt direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt, trotzdem heizte es sich auf wie eine Sauna.

Mhm, wir haben wieder einmal gecampt.

Früh am nächsten Morgen standen wir auf und unternahmen eine kleine Wanderung durch die Insel in der Hoffnung, irgend etwas Interessantes zu finden. Klar, Vögel schwirrten wie immer herum, dabei blieb es aber auch schon. Neben einem schmalen Pfad lagen einige rostige Kühlschränke herum und später am Seeufer sahen wir in der Ferne noch einige weitere Flatterviecher, aber vermutlich ist so ein Sanctuary einer jener Orte, wo man einen Führer braucht, der sich auskennt und der die Tiere dann auch wirklich sieht. Das Unterhaltsamste für uns war eine Hundefamilie, die mitten auf dem Weg lag, deren erwachsenen Mitglieder unbedingt gestreichelt werden wollten und der Welpe zu scheu war um sich anfassen zu lassen. Nun, "Wild" waren die zwar nicht, immerhin hatten wir etwas "Life" gesehen.

Crooked Tree Wildlife Sanctuary.
Hundefamilie auf der Strasse.

Nach unserer "Entdeckungstour" packten wir unsere Sachen zusammen, genossen noch ein gutes Frühstück bei Mick und verabschiedeten uns dann von ihm und Angie. (Hier noch eine kurze Bemerkung zur Crooked Tree Lodge. Wir hatten hier Camping und Essen zu einem absolut super Preis-Leistungs-Verhältnis bekommen, wobei das aber klar Off-Season-Preise waren, in der Hochsaison bezahlt man mehr, wie an so vielen Orten auch.) Der Abschied von Steve zog sich auch noch etwas in die Länge und schliesslich war es schon fast Mittag als wir über die nun bedeutend trockenere Sandpiste zur asphaltierten Strasse zurückfuhren. Das Ziel des Tages war das etwa 45 km entfernte Orange Walk, wo es gemäss Mick eine sehr gute Bäckerei geben sollte. Die Fahrt war ereignislos, es war platt und heiss.  In Orange Walk stellte sich die Frage, ob wir uns ein Hotel suchen (Belize ist extrem teuer) oder die Firestation versuchen sollten. Feuerwehrmänner sind auch wenn sie Englisch sprechen nett und zuvorkommend und dass es in Orange Walk keine Zimmer sondern nur eine Garage gab, das war schlicht Pech. Wir durften uns in einer Ecke installieren (wir hätten auch campen können *hitzschwitz*), wo wir einigermassen eine Privatsphäre hatten. Nackt schlafen ging natürlich nicht, wir hatten aber einen Ventilator gekriegt und die offene Garage war wenigstens gut durchlüftet. Die von Mick empfohlene Bäckerei La Popular fanden wir auch und was dort gebacken wird, ist wirklich extraklasse.

Orange Wald war sogar ein richtiges Dorf. Sämtliche Ortschaften in Belize waren bis jetzt in unseren Augen nichts anderes als eine Ansammlung weit verstreuter Häuser gewesen ohne richties Zentrum, Plazas schien es keine zu geben. Da sah man z.B. ein Schild mit "Welcom to Sand Hill" in der Landschaft stehen, irgendwo taucht vielleicht mal ein Haus auf, ein paar hundert Meter weiter das nächste, oder ein paar Sandwäglis, die vermutlich zu Häusern führen, aber ein Dorf, wie man es erwarten würde, taucht nie auf, im besten Fall verdichten sich die Wohnhäuser etwas, vielleicht gibt es ein paar Läden, that's it.

Die letzten gut 60 km in Belize sahen etwa so aus wie all das, was wir bisher gesehen hatten. Ein paar kleine Mädels riefen mir "Gringa!" nach, was wir in ganz Belize nie gehört hatten. Einerseits danke für's Bemerken, dass ich eine Frau bin, andererseits, du sprichst auch Englisch, und da soll ich eine Gringa sein!?! An jenem Tag war nun Martina dran mit Bauchproblemen und irgendwo schien sie sich noch erkältet zu haben, was wieder einmal die Frage aufwarf, wie man sich denn eigentlich er"kältet", wenn es dauernd brutal heiss ist. Immerhin, wenn es flach ist, kommt man wenigstens rasch vorwärts und es gab nichts, dass sich uns in den Weg stellte. Bis auf die Grenze zu Mexiko natürlich. Da gibt es auf der Belize-Seite eine riesige Free-Zone, die jedoch ganz unfrei mit Stacheldraht hoch eingezäunt ist. Die Grenzbeamten hier waren viel freundlicher als bei der Einreise und dass wir Bz$ 37.50 bezahlen mussten, das hatten wir ja schon lange gewusst. Auch der Velo-Eintrag wurde problemlos gestempelt und wir konnten an einigen fetten Casinos vorbei nach Mexiko radeln.

Jupiiee, endlich in Mexiko.

Juhuuu, wir waren in Mexiko! Bevor das offiziell war, mussten wir aber einen jener Einreisefötzel ausfüllen, erhielten dann aber anstandslos 180 Tage Aufenthalt, zusammen mit einer Art Rechnung, d.h. bei der Ausreise werde ich 262 Pesos bezahlen müssen. Dann waren wir drin, sogar ohne von den sonst immer anwesenden Geldwechslern belästig zu werden. Komische Grenze. Zum Glück fanden wir aber ein unscheinbares Fensterli, wo wir unsere letzten Belize Dollars in Pesos tauschen konnten und dann steuerten wir unser erstes Ziel, die Stadt Chetumal, an. Das einige Dinge hier anders waren, sah man bald. Z. B. gibt es hier Motorrasenmäher. Zwar alt und rostig, aber das Gras wird nicht mit der Machete kurzgehackt. Der Knast, an dem wir vorbeipedalten, sah um einiges moderner und sicherer aus als das Central Prison of Belize und Chetumal selber wirkt (wie im Footprint beschrieben) recht amerikanisch. Es war denn auch nicht einfach, ein einigermassen bezahlbares Hotel zu finden. Wir bezahlen nun, weil wir drei Nächte bleiben, nur MXN 275, was gut USD 21 entspricht. Geht noch. Interessant ist, dasses in dem für unsere Verhältnisse noble Hotel keinen Toilettensitz gibt, in der Vorrichtung zum Handtuch aufhängen die Stange fehlt, ebenso in dem Klopapier-Aufhängteil. Die Tatsache, dass die Lampe eingekerkert ist, erklärt vermutlich, warum das so ist. Scheint, also ob hier alles, was nicht niet- und nagel-, bzw. schraubfest ist, geklaut wird.

Sogar das Licht muss eingekerkert werden.

Insgesamt hat Chetumal unsere Erwartungen allerdings nicht erfüllt. Wir hatten gehofft, in der Stadt schnelles und relativ günstiges Internet zu finden, nun sind Internet-Cafés rar, teuer und, zumindest da, wo ich gerade sitze, Schlaftabletten-langsam. Es fühlt sich irgendwie peruanisch an, die Tastatur ebenso. In Mittelamerika war der Standard diesbezüglich meistens höher gewesen. Dazu gibt es in der Nähe keinen Super- sondern nur ein paar Minimercados, die teuer sind und natürlich nur ein beschränktes Angebot haben.

Aber gut, der Plan ist nun, bald weiterzufahren, durch Yucatan zu kurven, ein paar weitere Ruinen anzuschauen und dann quer durch Mexico ins Amiland hochzustrampeln. Falls die uns einlassen, und falls wir nach zwei Jahren Lateinamerika das überhaupt über uns bringen.

Dienstag, 30. August 2011

Antigua - Cobán: Hügeliger und steiler geht's nicht

Dass Antigua in den Bergen liegt, war ja seit der Ankunft offensichtlich gewesen und dass wir die Costa nun definitiv verlassen hatten, wurde in den folgenden Tagen endgültig klar. Nach nur wenigen Kilometern begann eine steile Steigung dahin, was in Guatemala als "Altiplano" bezeichnet wird. Dort trafen wir auf die Panam, die uns erst mal mit jeder Menge stinkendem Verkehr begrüsste, und wo es denn auch tatsächlich nur noch wellig war, steile Subidas blieben uns vorerst erspart. Da es aber bewölkt war, wurde der Tag dort oben ganz schön kühl. Aufregendes passierte nichts aber schon am Nachmittag taten meine Knie wieder ziemlich weh, was schon seit Ewigkeiten nicht mehr vorgekommen war.

In der fast ausschliesslich von Indígena bewohnten Stadt Tecpán Guatemala machten wir Station und waren froh, ein Dach über dem Kopf zu haben, als es wieder einmal so richtig zu regnen begann. Interessant dabei ist, dass es zwar auch in den Bergen stark regnen kann, dieser Zustand hier aber meist nicht länger anhält. Trotzdem, in jener Nacht regnete es sehr ausdauernd und als wir am Morgen kurz vor sechs aus dem Fenster schauten, hatte sich dies nicht verändert (oder es hatte schon wieder begonnen). Kurzerhand krochen wir wieder unter die Decken und stellten den Wecker auf 7 Uhr. Bis wir losfuhren, war es 7.45 Uhr, so spät wie wohl noch nie auf der ganzen Reise.

Und das Flohnerleben ging weiter. Nach gerade mal 45 Minuten in (schon wieder) Nieselregen und Nebel hatten wir Lust auf einen Kaffee und siehe da, links am Strassenrand tauchte das Restaurant Rincon Suizo (Schweizer Ecke) auf. Als wir uns dort setzten, bekamen wir gleich eine Speisekarte in die Hand gedrückt und die Crêpes sahen nun mal obermegafein aus. Und Hunger hatten wir inzwischen auch. Also leisteten wir uns, natürlich nur ganz ausnahmsweise, einen etwas (sehr) teuren Znüni, und das, obwohl wir keinen Schweizer-Rabatt kriegten.

Rincón Suizo, natürlich mussten wir da rein.
Yep, und Cola-Flaschen müssen schwer bewacht werden.

Irgendwann mussten wir zurück ins schlechte Wetter, netterweise hatte der Regen aber aufgehört. Die unendlich lange Steigung, die schon tags zuvor begonnen hatte, hatten wir aber noch lange nicht gebodigt. Auf jener Hoch"ebene" wurden alle möglichen Gemüsesorten und Mais angebaut und trotzdem haben die Leute noch viel Wald stehen gelassen, was teilweise Erinnerungen an die Schweiz weckte. Einige Male meinten wir, nun aber wirklich oben angekommen zu sein, dann kam eine Kurve oder zwei, es ging etwas abwärts und stieg dann auch gleich wieder an.

"Los Encuentros" war sozusagen der magische Namen. Von dort an ging es abwärts, kurz darauf kam die Abzweigung nach Sololá und Panajachel. Ziel des Tages war der Lago Atitlan. Die ultrasteile Bajada weckte unangenehme Erinnerungen, die Bremsen hielten aber alle. Auf jener Strecke sahen wir zum ersten Mal auch Männer, die traditionelle Trachten trugen, was genauso eine Farbexplosion war wie bei den meisten Frauen. Nach Sololá ging es unvermindert steil weiter, so dass uns vom bremsen schon die Hände schmerzten. Es gab ein paar Miradores, wo wir stoppten und den See bewunderten. D.h. vom Bewundern waren wir noch etwas entfernt. Angeblich hatte Alexander von Humboldt den Atitlan See als "schönsten See der Welt" bezeichnet, eine Einschätzung, die wir nicht teilten. Klar, die umliegenden Vulkane verleihen dem Ganzen viel Stil, den Lago General Carrera in Chile fanden wir beide aber beeindruckender. Vermutlich hatte Humboldt den nicht gesehen.

Wir kamen lebend und ohne irgendwelchen halsbrecherischen Manöver in Panajachel an und fanden ein Hotel, wo wir den Preis auf für uns akzeptable Q 100 herunterhandeln konnten. Bei der Touriinfo erhielten wir die nötigen Informationen und konnten am nächsten Morgen unsere halbe Seeumrundung starten. So ein Velotürli mit kaum Gepäck und ohne Druck, an einen bestimmten Ort anzukommen, war ganz gemütlich. Wobei, der Ausdruck gemütlich traf nicht auf alle Abschnitte so richtig zu, erst ging es nämlich wie üblich bergauf und das eine ganze Weile. Von dem hohen Seeufer eröffneten sich nun aber geniale Aussichten und auch das Wetter spielte mit und wir hatten einen super blauen Himmel und einen ebenso super blauen See vor uns.

Lago Atitlan.

Ja, so mit Sonnenschein und blauem Himmel sah das ganze schon sehr viel besser aus als bei unser Ankunt. So hielten wir auch überall, wo wir gerade Lust hatten und machten jede Menge Fotos und blödelten nur so in der Welt herum.

Mit einem Riesensprung ab in den See.

Da es in Guatemala aber ein wirkliches "Plano" nicht gibt, hatten wir immer wieder kürzere und längere Steigungen zu bekämpfen. Einige davon waren eindeutig nicht mehr witzig. Eine Stelle des Sees scheint quasi offiziell das lokale Nebelloch zu sein, nach nur wenigen hundert Metern war es aber wieder sonnig. Nach dem Dorf San Lucas Tolimán, gleich neben dem Vulkan Tolimán, machten die Steigungen nochmals oberernst. Das war gemein, speziell da wir von jener Strecke angenommen hatten, dass es relativ flach sein müsste, da die Strasse ja dem Ufer entlang führe. Also, 1. führte die Strasse eben genau nicht dem Ufer entlang und 2. gab es darum kurze Steigungen, wo wir mit vollem Gepäck garantiert geschoben hätten.

In Santiago Atitlán hatten wir vor, eine Lancha zurück nach Panajachel zu nehmen. Die Infos, die wir dazu erhielten, waren etwas verwirrend und die Tatsache, dass pro Velo ein voller Passagierpreis gefordert wurde, fanden wir eine Frechheit. Sowas war noch nie vorgekommen. Da wir aber keine Lust hatten, die Strecke zurückzufahren oder unsere Velos auf's Dach eines Buses werfen zu lassen, bezahlten wir eben. Mein Velo wurde immerhin festgebunden, das von Martina holperte fröhlich im Boot herum, obwohl ihr versichert worden war, dass es angebunden würde.

Früh am folgenden Morgen sollte es weitergehen. Die Aussicht, den Tag mit jener krassen Steigung zurück nach Sololá zu beginnen, war nicht so motivierend, vermieden werden konnte die Strecke aber nicht (ausser mit einer gesamten Seeumrundung). Wir hatten mal grob drei Stunden eingerechnet und waren einigermassen überrascht, nach zwei Stunden schon in der Stadt angekommen zu sein. Es hatte eben nur eine Stelle gehabt, die so steil gewesen war, dass uns fast Rücken und Arme gebrochen wären. In Sololá setzten wir uns auf die Plaza, tranken Kaffee und knipsten aus dem Hinterhalt Leute. D.h. ehrlicherweise knipsten wir die Plaza und da der Señor gerade vorbeispazierte, drückten wir halt nochmals ab.

Traditionelle Männer-Tracht,
wahlweise mit oder ohne Hosen.

Für die weitere Strecke hatten wir eine Nebenstrasse ausgesucht, von der uns diesmal niemand sagte, sie sei nicht zu empfehlen, weil gefährlich. Schon nach Antigua hätten wir die Panam nämlich gerne vermieden, uns war aber verschiedentlich gesagt worden, dass man das dort nicht machen sollte. Diesmal schien das kein Problem zu sein, also kurvten wir frohen Mutes durch die Stadt bis wir die gesuchte Aufahrt fanden. Jupiiee, schon ging es wieder runter, die ganze Höhe, um die wir so hart gekämpft hatten, war innert Minuten wieder zur Sau. Ok, nicht die ganze, aber verdammt viel. Schluck, und wir mussten nun wieder rauf und zwar höher rauf als Sololá gewesen war. Die Strasse führte fröhlich in steilen Kurven durch Felder, mehrheitlich Zwiebeln, aber auch Mais, Bananen und anderes Gemüse. Überhaupt war die gesamte Gegend ein riesiger Acker und da das Tal so steile Hänge hatte, waren viele Felder terrassiert. Innert kürzester Zeit waren wir vom äusserst touristischen Panajachel ins guatemaltekische Hinterland "geschmissen worden" und wir konnten vermutlich froh sein, dass die Leute ausser Quiché auch noch Spanisch sprachen.

Zwiebel--Felder.

Dass es für Gringas in jener Region nicht gefährlich war, könnte mit der überraschend hohen Polizeipräsenz zusammenhängen. Eine Motorrad-Streife begegnete uns einige Male und auch die üblichen Polizei-Camionetas fuhren immer mal wieder vorbei. Schon in Antigua war mir aufgefallen, dass da z.T. Polizisten oder Militärs mit Maschinengewehren hintendrauf sitzen. Hier nicht, aber schwer bewaffnet waren diejenigen im Auto drin ganz bestimmt. Bis zum Dorf San José Chacayá war die Strasse geplättelt, danach begann Tierra. Herzig. Wir kamen gerade mal ein paar Meter weit, dann blieben wir im Kies und Sand der nicht mal so steilen Steigung stecken. Also schoben wir. Und schoben. In einer Kurve machten wir Pause und assen die Schokolade, die wir in Antigua gekauft hatten und die eigentlich zur Herstellung von heisser Schokolade gedacht ist. Wir fanden sie aber auch zum essen sehr geeignet.

Die uns schon bekannte Töff-Streife kam nochmals vorbei und bog in eine so ultrasteile Seitenstrasse ab, dass auf dem Rückweg einer absteigen musste, sonst wären sie nicht raufgekommen (und das war Kopfsteinplaster, kein Kies!). Wir sprachen die beiden auf die Sicherheitslage an und sie meinten, das sei hier kein Problem, wenn wir uns aber unsicher fühlten, würden sie uns begleiten. Danke für das Angebot, aber wir fühlen uns ja gerade eben nicht unsicher, selbst wenn uns wiederholt gesagt wird, es sei gefährlich. Als wir weiterfuhren kamen wir ein paar dutzend Meter weit, dann wurden wir vom losen Untergrund schon wieder ausgebremst. Und schoben halt wieder. Bald konnten wir uns aber wieder auf die Sättel setzen und es ging ab durch den Wald. Nach einigen Wegbiegungen und Höhenmeter hatten die "Los Llanos" erreicht und da war es für einige Kilometer tatsächlich flach und die Strasse führte fadengerade zwischen hohen Maisfeldern hindurch. Die Menschen dort waren auffallend offen, lachten uns an und grüssten. Skeptische Blicke gab es keinen einzigen. Selbst die Hunde, die in einigen Regionen wieder etwas zickig waren, zuckten nicht mal mit der Wimper.

So schlecht kann ein Hundeleben hier nicht sein.

Im Dörfli Santa Lucía Ututlán fragen wir wieder nach dem Weg und waren positiv überrascht, als wir feststellten, dass der Asphalt hier schon weiterreichte als die Karte vermuten liess. Selbstverständlich standen uns aber wieder Unmengen von kleinen steilen Hügelis im Wege. Trotzdem bogen wir schon bald auf jene Strasse ein, die den See von der anderen Seite her umrundete und nur wenige Minuten später hatten wir die Panam erreicht. Die sah hier ganz neu aus, hatt aber leider keinen Seitenstreifen. Dafür war sie in beide Richtungen zweispurig und somit breit genug. Als wir über die beiden Brücken "Stan I" und "Stand II" fuhren, kam der Verdacht auf, dass der Hurrican Stan hier so einiges an Zerstörung angerichtet hatte und der Strassenabschnitt hinterher, wohl mit internationaler Hilfe, neu gebaut worden war.

Gegen zwei Uhr zwang uns ein kräftiger Wolkenbruch dazu, die Regenjacken anzuziehen. Weiter hinten im Tal sah es noch viel grauer aus, und da wir den bevorstehenden Pass am selben Tag ohnehin nicht mehr überqueren können hätten, zwiegen wir ab nach Nahualá. Gleich nach dem Dorfeingang entdeckten wir das Cuartel der Bomberos und klopften an. "Estamos aqui para servirles", war die Antwort. Wir sind da um euch zu dienen. Und schon hatten wir ein Zimmer bezogen, das wir ganz für uns alleine hatten. Theoretisch hätte es sogar warmes Wasser gegeben, was bei mir leider nicht geklappt hatte. Aber egal, wir hatten ein Bett und die Señores waren wie immer nett.

Bei den Bomberos in Nahualá.

Am Morgen darauf packten wir uns erst mal ein, da vor dem Pass eine Abfahrt auf uns wartete. Nach zwei Kilometern war damit aber Schluss und für die nächsten etwa 12 km ging es langsamer voran. Die Sonne schien zwar, hatte am frühen Morgen noch kaum Kraft und somit war es recht kühl. Wir befanden uns immer noch auf der Panam und die Steigung war nicht problematisch. Ungemütlich wurde es, als wir zuoberst Pause machten, dabei aber trotzt Sonne nie so richtig warm bekamen. Dass wir für die Abfahrt schweres Geschütz auffahren mussten, verstand sich von selbst. Meine Kniewärmer hatte ich blöderweise immer noch nicht ausgepackt, die Regenjacke und NorthFace-Windstopper-Handschuhe waren aber griffbereit. Kurz nach der höchsten Stelle fanden wir sogar ein Schild mit Höhenangabe und Namen. Treffenderweise heisst der Pass Cumbre Alaska.

Nicht nur wir schleppen schwer.
Wow, wieder einmal auf 3'000 müM.
Hübsche Aussicht.

Anschliessend ging's rassant den Berg runter, kriminell wurde es teilweise nur wegen sehr böigem Wind, der einem bevorzugt nach Kurven packte und aus der Bahn werfen wollte. Kaffeepausen hatten sich bewährt, also unterbrachen wir den Spass kurz für ein heisses Getränk, diesmal aber in einem ganz kleinen lokalen Örtli, nicht einem fetten, teuren Schweizer Restaurant. Bis zur Abzweigung nach Quetzaltenango, meistens kurz Xela ("Schela" ausgesprochen) genannt, war es dann nicht mehr weit. Die Hotelsuche war kurz und schon hatten wir eine gemütliche Bleibe gefunden. Am Nachmittag suchten wir die Stadt nach einer Bicicletería ab, fanden auch zwei, aber die gewünschte Art von Ersatz für meine zerbrochene Achse fand ich nicht, nun habe ich halt einen Schnellspanner und dazu eine ganze Menge neuer Schläuche.

In Xela war ein Ruhetag eingeplant zwecks Besuch der Fuentes Georginas, heissen Quellen etwa 20 km ausserhalb der Stadt. Per Bus ging's nach Zunil, dort überbezahlten wir einen Pick-up-Fahrer, um uns zu den Quellen zu bringen. Zu Fuss wären das gute zwei Stunden Marsch gewesen und das wäre mit einem Ruhetag schliesslich nicht mehr vereinbar gewesen. Die Fahrt ging mitten durch ein Gemüseanbaugebiet. Da wurden Karotten, Zwiebeln, Randen, Kohl und was weiss ich noch alles geerntet und die Felde waren z.T. so steil, dass da vermutlich nur bei gutem Wetter gearbeitet werden kann, sonst rutscht man ab. Zum Glück waren wir recht früh dran, da waren noch nicht so viele Leute bei den Fuentes. Später wurde es recht busy. Von den drei Becken war das grösste aber immer leer, da das Wasser dort viel zu heiss zum baden war und kochen lassen wollte sich niemand.

Am nächsten Tag galt es wieder ernst. Wir hatten wieder einmal eine Nebenstrasse gewählt und so pedalten wir so quasi zum Frühstück erst mal fast zwei Stunden den Berg hoch. Es war nicht übermässig steil, da alles vernebelt war, gab es aber auch keine Aussicht zum geniessen. Zumindest nicht, bis wir über den Wolken waren. Danach folgte eine kürzere Abfahrt, dann kam das übliche guatemaltekische Auf und Ab. Bis zum Dorf San Carlos Sija war die Strasse asphaltiert, anschliessend kam"pura terrasería". Das hiess nun erst mal Erdstrasse und die war gar nicht so schlecht. An einigen Stellen schien sie mit Abfall gepflastert. In dieser Region haben sie offensichtlich noch nicht einmal die Entsorgungsstrategie der Deponien im Wald erfunden. Zwischendrin keuchten wir steile, holprige Steigungen hoch, wo sich die Einheimischen vermutlich ziemlich über unser Tun gewundert hatten. Sie schleppten da riesige Mengen Gras und Holz herum, selbst die Kinder mussten helfen, und die Gringas hatten nichts besseres zu tun, als in der Welt herumzukurven.

Nur die Dächer gucken aus dem Mais hervor.

Kurz vor dem Mittagessen bogen wir wieder auf die Panam ein. Der Vorteil davon: keine steile Steigungen, der Nachteil: viel Verkehr. Am Nachmittag begegneten wir Jens, einem Deutschen PanamRider auf dem Weg nach Ushuaia. Viel Glück Jens, Dein Weg ist noch lang und hart aber schön. Und Du hast den Wind im Rücken (i. d. R.). Der natürlich längere Schwatz hatte unsere Tagesplanung etwas durcheinander gebracht und so wurden wir von dem obligaten Regen eingeholt bevor wir ein Dach über dem Kopf gefunden hatten. Unserem neuen Freund dürfte es ähnlich gegangen sein, wir hatten den ganzen Tag über keine Hotels gesehen.

Als wir am Morgen wieder aufbrachen, waren wir wieder trocken. All die komischen Stiche oder Bisse, die wir seit einigen Tagen jeden Morgen fanden, hatten sich auch in jener Nacht wieder vermehrt. Seltsam. Da es Morgens um 5 Uhr noch geregnet hatte, hatten wir ausnahmsweise eine Stunde länger geschlafen, was sich als schlau herausstellte, denn so fanden wir Huehuetenango schon wach und voll im Schuss. Zumindest galt das für den Mercado und den einen Supermercado, da war am Sonntagmorgen um 7 Uhr alles in vollem Gange. Wir deckten uns mit Food ein, fragten uns durch die Stadt und schwitzten schon bald wieder an den Steigungen. Nach längerem Auf und Ab folgte eine ebenso lange Bajada bis Aguacatán und weiter nach Sacapulas, wo wir etwa um 15 Uhr eintrafen. Wir klopften wieder bei den Bomberos an und wurden umstandslos eingelassen. Wie offenbar überall war auch hier Sonntag Markttag gewesen, der auf der Plaza Central einen Haufen Abfall hinterlassen hatte und jetzt war ein einsamer Putzer damit beschäftigt den Platz wieder blank zu kriegen.

Es gibt auch Befürworter von Müllkippen.

Nochmals ein Tag mit vielen Höhenmetern, insgesamt bestimmt 1'500 (wir haben wieder ein Profil). Die erste Steigung begann gleich nach dem Dorf, war 12 km lang und anstrengend. Sacapulas liegt auf etwa 1'200 müM, so war es auch schon am frühen Morgen recht warm, d.h. wir schwitzten wieder einmal wie blöd. Immerhin, der Sonnenaufgang liess im leicht vernebelten Tal eine idyllisch-mystische Stimmung aufkommen.

Morgenstimmung kurz nach Sacapulas.

Praktischerweise gab es zuoberst ein kleines Restaurant, wo wir nach etwa 2.5 Stunden Aufstieg gleich nochmals frühstückten. Naturgemäss folgte eine Bajada, dann kam ebenso naturgemäss wieder eine Steigung, diesmal kürzer, dafür steiler. Danach folgte ein lästiges Auf und Ab mit Abwärtstendenz bis Uspantán. Das mühsamste daran waren all die Schwellen, mit denen die Strasse gespickt war und die so brutal waren, dass wir jedesmal fast bis zum Stand abbremsen mussten. Wenn es nun von einem Hügeli runter geht und sogleich auf's Nächste rauf, dann würde man gerne den Schwung ausnutzen und nicht zuunterst halten, über eine Schwelle steigen und dann wieder von Null auf zu pedalen beginnen.

Ebenfalls nervig waren auf jener Strecke die Leute, speziell im Dorf La Hazienda. Wir fuhren da kurz nach Mittag durch und offenbar waren die Schüler gerade eben für den Tag entlassen worden. Wir fühlten uns wie im Zoo und auch wenn wir die dummen Sprüche der Jungs nicht verstanden, so war der Tonfall und das fiese Lachen danach eindeutig. In einem Lädeli kauften wir Gatorade und zum Glück kontrollierte Martina das Rückgeld, der Typ hatte uns doch tatsächlich einen Quetzal zu wenig herausgegeben. Auf unsere Nachfrage kam der dann aber schnell. War also mit voller Absicht passiert. Nicht nett.

Eigentlich hatten wir vorgehabt, an jenem Tag bis ganz ins Tal runter zu fahren um früh am nächsten Morgen die folgende lange Steigung in Angriff zu nehmen. Inzwischen hatten wir uns umentschieden und suchten in Uspantán, dem Herkunftsort der Friedensnobelpreisträgerin und Präsidentschaftskandidatin Rigoberta Menchu, eine Unterkuft. Bei den Feuerwehrleuten war der Chef gerade nicht da, also mussten wir uns ein Hotel suchen. Wir waren immer noch am rätseln, was es mit den komischen Stichen auf sich haben könnte, inzwischen war aber der Verdacht aufgekeimt, dass wir uns in Nahualá bei den Bomberos, deren Wolldecken wir benutzt hatten, mit Flöhen infiziert hatten und die nun fröhlich mit uns mit reisten. Da würden wir uns etwas einfallen lassen müssen.

Vamos por una vida mejor. ¡Viel Glück!

Der Rest der am Vortag begonnenen Abfahrt beschäftigte uns dann weit über eine Stunde, da es zwischendrin immer wieder aufwärts ging. Zusätzlich verzögert wurde unser Vorankommen durch meinen Platten Nr. 14. Ausser dem Draht, der vermutlich der Schuldige war, pflückte ich ein weiteres Drähtli und vier kleinste Glassplitter aus dem Mantel. Martina ist langsam genervt, ich werde mich in Cobán also nach einem Ersatz umsehen müssen. Bis wir die etwa 20 km lange Steigung des Tages anpacken konnten, war es schon fast halb zehn. Wir überquerten eine Gitterbrücke, danach war der Asphalt fertig. D.h. es kamen immer mal wieder ein paar Meter Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten, irgendwann war dann Schluss. Die Kombination von Hitze (die Brücke lag auf etwa 650 müM), miese Strasse mit vielen losen Steinen, Kies und Sand und steile Strasse war äusserst fies. Unsere Hinterräder spulten des öftern durch, wir mussten abstehen und konnten dann nicht wieder losfahren, mussten also schieben. Einmal spickte ein Stein unter meinem Voderrad hervor, irgendwie stellte sich darum der Lenker quer und ich schaffte es gerade noch knapp aus den Clips bevor das Velo am Boden lag. Passiert war nichts und die paar Beulen sollte ich erst später entdecken.

Nach fünf schweissnassen Kilometern stoppten wir in der Aldea Santa Elena und genehmigten uns ein wieder sehr in Mode kommendes Gatorade. Danach kamen einige Kilometer flach und sogar abwärts und was folgte, war nicht mehr so tragisch wie der Beginn. Schon in den letzten Tagen waren die Hunde öfter mal agressiv gewesen, auch hier wurden wir immer wieder verbellt und gejagt. Als wir kurz nach dem Mittagessen an einem Haus vorbeifuhren, begann das Theater schon wieder. Ein Junge konnte einen der Hunde noch zurückhalten, ein anderer hatte sich Martinas Fuss ins Visier genommen  und tatsächlich zugebissen! Oder geschnappt. Wie auch immer, geblutet hat es zwar nicht, wohl aber auch nur, weil zwischen Zahn und Hund noch ein dicker Socken im Wege gewesen war. Sauhund!

Bald darauf schien die Strasse aufzuhören, es gab eine enge Kurve nach rechts und ultrasteil den Berg runter. "¿No hay paso? ¿Tamboco para bicicleta?" Kommt man da wirklich nicht durch, auch nicht mit dem Velo? Nein, war die Antwort, wir müssten da runter fahren, weiter unten den Bergsturz queren und auf der anderen Seite wieder rauf. Nicht gut, gar nicht gut. Wir hatten jene "Strasse" auf der anderen Seite gesehen, das sah nicht so aus, als könnte man dort rauffahren. Aber erst mal mussten wir runter, langsam und mit strapazierten Bremsen. Nun erst erkannten das Ausmass der Derrumbes. Da ist der Berg auf mehreren hundert Metern Breite abgestürzt, mit Strasse und einer Riesenmenge Erde und Gestein (wie wir später erfahren sollten, hatte es damals auch etliche Tote gegeben). Schon auf dem provisorischen Weg über die Abbruchstelle mussten wir schieben und zerren, dann einige Lastwagen und Camionetas durchlassen, die im Schritttempo vorbeikrochen.

Da oben hat es mal 'ne Strasse gegeben...

Wir setzten uns für wenige dutzend Meter in die Sättel, dann war wieder Schieben angesagt. Etwa in der Hälfte bis zur ersten Kurve stellte ich mein Bici ab und ging Martina schieben helfen. Bis zur Kurve, dann holten wir zusammen meins. Interessante Feststellung: Wenn wir miteinander schoben, waren wir gleich schnell wie die voll mit Steinen beladenen Laster. Und selbst die Passagiere der Pick-ups mussten absteigen und gehen, sonst wären sie stecken geblieben. Wir waren also nicht die einzigen, die ihre liebe Mühe hatten. Weiter ging's, nun wieder jede einzeln. Ein Arbeiter, der neben der Strasse einen Wasserkanal grub, stützte sich auf seine Schaufel und schaute uns grinsend zu. Danke, Amigo, ein Panameño würde in dieser Situation helfen! Yep, bemerkenswert war tatsächlich die Tatsache, dass während der gesamten Schieberei kein einziges Hilfsangebot kam, nicht einmal von den Bullen die mit leerer Ladefläche vorbeifuhren. In anderen Ländern wäre sowas undenkbar gewesen.

Aber auch ohne Hilfe, wir kommen immer an. Vielleicht dauert es lange, vielleicht fliesst viel Schweiss, vielleicht fluchen oder lachen wir, aber wir schaffen es. So auch hier, nach mehr als eineinhalb Stunden für die gesamte Umfahrung hatten wir die "Hauptstrasse" wieder erreicht. Es ging nun immer noch etwas aufwärts, aber schön flach und harmlos. Zum Glück, keine zehn Minuten danach startete der Himmel wieder einmal einen Die-Erde-Ertränken-Versuch, zusammen mit einem fetten Gewitter genau über unseren Köpfen. Der Regen war etwas lästig, die Blitze besorgten uns aber und so liessen wir die Velos im Regen stehen und suchten Schutz unter einem Dach vor einer kleinen Tienda.

An alle ihr schlauen Leute da draussen: Wie gefährlich ist eigentlich Velo fahren bei Gewitter??? Ich meine, da waren jede Menge hohe Dinge rundherum wie Bäume und Häuser, wir reiten aber auf Stahlrössern, die vermutlich mehr Anziehungskraft auf Blitze ausüben als Bäume. Wie gefährdet sind wir da und wie sicher, wenn die Velos ein paar Meter neben uns ohne Obdach rumstehen?

Da uns langsam kühl wurde, sponserte uns der Besitzer des Lädelis netterweise einen Kaffee. Bald darauf fuhren wir weiter und kamen wenige Minuten später in San Cristóbal Verapaz an. Bomberos klappte nicht, da kein Platz vorhanden (das Dach wurde mit Pfählen abgestütz und schien extrem einsturztgefährdet). Also wieder Hotel. Diese Nacht wurde länger als üblich. Bis Cobán blieben gerade mal um die 23 km, so schliefen wir bis 8 Uhr aus. Das war clever, so war es schon richtig warm als wir um halb zehn auf der Strasse waren. Trotzdem, es war eine kurze und ereignislose Strecke, auch die Suche nach einer Unterkuft in Cobán war kein Marathon, das Hotel La Paz ist überraschend günstig und auch sonst ok. Hier werden wir wieder einige Tage Station machen, u.a. den Flöhen den Kampf ansagen *juckkratzbeiss*, die Velos so richtig warten lassen (bei Cycling werden sie umsonst behandelt, vielen Dank!) und das System rebooten.

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Inzwischen sind drei Tage vergangen und die Velos sind aus dem Taller zurück. Ich hätte meines kaum wieder erkannt, sah aus wie neu, so sauber war's. Auch ein paar neue Kabel, eine neue Pedalachse und einen neuen Reifen hat es gekriegt, dazu 'nen Aufkleber der Werkstatt.

Wir haben unsere sämtlichen Kleider und Schlafsäcke mit Insektizid eingesprüht und danach in eine Lavandería gebracht. Nun hoffen wir, dass nicht etwa Eier oder Larven den Ausrottungsversuch überlebt haben und demnächst für den Tod ihrer Eltern Rache nehmen werden.

Auch ich fühle mich wieder besser nachdem ich vor drei Tagen am Abend mit Fieber, Schüttelfrost und Kopf- und Gliederschmerzen in den Spital gegangen in um eine Blutprobe nehmen zu lassen. So mies war es mir glaub' in meinem ganzen Leben noch nie gegangen und dass dies u.a. die Symptome von Malaria und Denge sind, hat die Sache nicht besser gemacht. Das Spital hatte aber kein eigenes Labor also hatte der Arzt kurzerhand jemanden, der in so einem Laboratorio arbeitet, aufgeboten (ich kam natürlich ausserhalb der offiziellen Öffnungszeiten) und so vergingen zwischen eintreffen im Spital und erleichternder negativer Diagnose gerade mal drei Stunden. Gar nicht schlecht. Ok, keine fiese Tropenkrankeit, aber was dann??? Der Arzt vermutete einen Virus, verschrieb mir Paracetamol und Ruhe. Wenn es ein Virus sei, werde mein Körper den schon rauswerfen. Von dem ganzen Theater sind bis jetzt noch Magendarmprobleme mit Durchfall übriggeblieben, gegen die wir unser altbewährtes Antibiotikum aufgefahren haben, Müdigkeit und leichte Kopfschmerzen. Auch das werden wir überstehen (ja, WIR, Martina hat das jetzt nämlich auch).

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Nun sind wir wieder recht fit und da wir wegen der Verzögerung die Route ändern bzw. direkt nach Tikal fahren werden, haben wir gestern wieder einmal ein richtiges Touri-Türli gemacht. Ziel waren Semuc Champey und die Cueva de Lanquín. Semuc Champey ist eine Art Kalkbrücke über dem Rïo Cahabón, auf der sich hübsche türkisfarbene Pools gebildet haben. Im Preis inbegriffen waren Frühstück und Mittagessen, wobei das Frühstück aus drei trockenen, hartgetosteten Scheiben Brot und einigen Früchten bestand und uns nicht gerade überzeugte. Um acht Uhr ging es dann los, wir hatten etwa zweieinhalb Stunden Busfahrt vor uns mit einem Stopp bei einem Mirador, von wo aus man ins Tal von Lanquín sah, welches etwa 900 m tiefer lag und von etwa einer Million Hügelis und Hügelzügen gespickt war. Bald danach war Schluss mit Asphalt, weiter führte ein schmaler, holpriger Kiesweg, wo zwei Autos nur an bestimmten Stellen kreuzen konnten. Das hätte mit den Velos bestimmt äusserst Spass gemacht.

Nach einem weiteren kurzen Klo- und möglichen Wasserkauf-Stopp kamen wir bei Semuc Champey an. Dort tobten natürlich schon ganze Horden Touris lautstark herum. Israelis, wie wir bald feststellten. Keine Überraschung, die sind immer die lautesten. Da unser Guía (der aussah wie en 15-Jähriger) sagte, wir müssten noch auf vier weitere Chicas warten, plantschten wir schon mal im grünen Wasser herum, was aber recht bald kühl wurde und wir darum irgendwann unserer Ungeduld Ausdruck verliehen. So warteten wir eben nicht mehr, sondern starteten unsere Von-Pool-zu-Pool-Wanderung. Klingt trivial, war aber gar nicht immer so einfach. Wo man gehen musste, war es meist extrem rutschig, wo es einige Höhendifferenz zu überwinden galt, hatte man manchmal die Wahl zwischen steinernen Rutschbahn und springen. Oder man konnte wieder hochklettern und so beides machen.

Hübsche terrassierte Pools.

Vor der untersten Terrasse sah man zum Río Cahabón hinunter, der gerade Hochwasser führte und mit viel Lärm unter den Pools hervortoste. Früher sind da die Leute anscheinend hinuntergesprungen (bei normalem Wasserstand), was jetzt aus Erosionsgründen verboten ist. Wir sind dann wieder zurück geschwommen/geklettert und haben unsere erstautlich feinen Sandwiches gegessen als dann endlich jene vier Ladies ankamen und der Guía eine zweite Tour mit denen unternahm. Während wir warteten, gingen wir den Sumidor bestaunen, so heisst die Stelle, wo der Fluss unter den Terrassen verschwindet. Auch das war ein Spektakel, da mit runtergeschwemmt zu werden, wäre vermutlich weniger lustig.

Sumidor in Semuc Champey.

Die vier Chicks hatten nur die halbe Tour geschafft und kamen auf dem Erdweg zurück, es war ihnen zu kalt gewesen. Dafür liessen sie sich nun noch jenes Zeit, hier und da und dort zu posieren, bis wir etwas ungeduldig "vamos" riefen. Ok, sie hatten nicht gewusst, dass wir auf sie warteten, jetzt waren sie darüber informiert. Der doch recht steile Weg zum Mirador hinauf schien sie dann aber gleich nochmals zu überfordern. Irgendwann hatten wir es geschafft, sie alle zu überholen und konnten so gerade noch verhindern, im gehen einzuschlafen. Der Schweiss floss in Strömen als wir bei der Aussichtsplattform ankamen, die noch in fester Hand der Brüllaffen war. Die brachen aber bald auf und so konnten auch wir einen Blick ins Tal erhaschen.

Tief unten in der Schlucht: Semuc Champey.

Gemäss Theorie sind hier einmal einen Haufen Felsen in die Schlucht gestürzt, die dann langsam erodiert sind und überwachsen wurden bis sich diese Terrassen gebildet hatten. Die Pools werden von kleinen Bächen im Wald gespiesen Der Ort ist/war auch eine heilige Stätte der Maya.

Unsere vier Señoritas hatten den "brutalen Aufstieg" tatsächlich auch geschafft und nun begann wieder dieselbe Posiererei und Haare Positioniererei dass man Krämpfe kriegen könnte. Da wir schon etwas spät dran waren, hiess es bald "vamos, bajamos", was unsere Freundinnen erst einmal mit "nein" quittierten. Um nicht allzusehr die Augen verdrehen zu müssen, gingen wir voraus und amüsierten uns auf dem supersteilen, rutschigen Abstieg. Beim Bus warteten schon die drei Amis, die nur den Transport, aber keinen Guía gebucht hatten und noch weitere Leute, die mit uns zurückfahren würden. Sobald sich die Zicken dazu bequemen würden, ebenfalls mitzuspielen. 

Als alle beisammen waren, fuhren wir nach Lanquín, wo einige ausstiegen. Nach noch einem Stopp mit weitere Ab- und Zugängen ging's endlich zu der Höhle. Wegen all den Verzögerungen blieb aber nicht mehr viel Zeit und unsere Führung wurde im Express-Tempo abgespult. Die Batterien meiner Taschenlampe waren schon so müde, dass ich fast nichts sah und so war nun eben ich die hinterste. Bis der Guía, der schnell vorwärtskommen wollte, die Lampe mit mir tauschte. Nun hatte ich einen stärkeren Strahl, mit dem ich die Dimensionen der Höhle viel besser erfassen konnte und nicht unbedingt schneller rumrutschte.

Cueva de Lanquín.

Nun ging's im selben Expresstempo zurück nach Coban. War ein cooles Tripli gewesen, wobei ich Semuc Champey weit einzigartiger und spezieller fand. Die Höhle hätte man bestimmt besser in Szene setzen können, aber sehr viel Neuheitswert hat so ein Loch im Berg halt nicht mehr.